Eintrag im Bundesweiten Kulturerbe-Verzeichnis

Freudig kann ich Ihnen verkünden, dass die Schwälmer Weißstickerei gestern in das Bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes aufgenommen wurde.

Die Kulturform „Schwälmer Weißstickerei („Hessenstickerei“)“ trägt mit dieser Auszeichnung den Titel “Immaterielles Kulturerbe“ – nicht zu verwechseln mit „Welt(kultur)erbe“.

All meinen Unterstützerinnen und Mitträgern danke ich ganz herzlich.
In loser Reihenfolge werde ich die Bemühungen von Gruppen, Einzelpersonen und des Schwälmer Heimatbundes e.V. vorstellen und ihre Aktionen zu den Erhaltungsmaßnahmen aufzeigen.

Die Eintragung ist ein großartiger Erfolg und leistet einen wertvollen Beitrag dazu, neues Interesse zu wecken und die Weitergabe und Erhaltung des Kulturgutes zu unterstützen.

Bereits kurz nach Bekanntgabe wurde ich vom Hessischen Rundfunk zu dem Thema befragt. Das Interview wurde noch am gleichen Tag über den Hörfunksender HR1 ausgestrahlt. Die Hessenschau des HR Fernsehens brachte einen kurzen Bericht aus dem Museum der Schwalm und und auch auf der Website der Hessenschau kann man eine Veröffentlichung finden.

Die Hessische Allgemeine hat in mehreren Regionalteilen heute morgen informative Artikel publiziert. Weitere werden folgen.

Nun beginnt ein neues Kapitel an Arbeit, denn mit dem Erhalt des Titels soll man sich nicht auf seinen Lorbeeren ausruhen – er verpflichtet zu geeigneten Maßnahmen der Weitergabe und Erhaltung. Meine Mitstreiter und ich stellen sich dieser Herausforderung voller Elan und Begeisterung.

Hasen zwischen Gänseblümchen

Bald ist Ostern – Zeit, mal wieder an eine neue Osterdecke zu denken.

Dazu habe ich eine Schablone herausgesucht, um Aufdrucke zu fertigen. Meine Wahl ist auf „Hasen zwischen Gänseblümchen“ gefallen.

Die Motive sind relativ einfach zu sticken

und die Flächen der Hasen kann man vielfältig füllen.

Solche Decken biete ich nun zum Kauf an.
Verwendet wird dazu 16-fädiges Leinen (Weddigen #925) in gebrochenem Weiß, zugeschnitten zur Größe von 70 cm x 70 cm. Das Musterquadrat hat eine Größe von 48 cm x 48 cm.

Zuerst müssen die Webkanten abgeschnitten, dann die Decken auf Maß gebracht werden.
Damit die Aufdrucke mittig gesetzt werden können und fadengerade erscheinen, müssen insgesamt 6 Hilfsfäden eingezogen werden.

Daran orientiert werden die vier Aufdrucke sorgfältig ausgeführt.

Decken mit diesem aufgedruckten Muster können für 34,55 € (inklusive 19 % Mehrwertsteuer, zuzüglich Versandkosten) erworben werden.

Da dieser Artikel nicht in meinem Shop gelistet ist, können Sie über meine E-Mail-Adresse info@luzine-happel.de bestellen.

Wollen Sie lieber selbst ein Muster auf Leinen übertragen, kann ich den „Hasenreigen“ empfehlen. – ein ganz schlichtes und doch sehr wirkungsvolles österliches Konturenmuster.

Stickerei-Ausstellung

Stickerei-Ausstellung

Margarete Grandjot betreibt ihr Stick-Atelier seit nunmehr 30 Jahren.

Herzlichen Glückwunsch!

Aus diesem bewundernswerten Anlass hat sie eine Ausstellung unter dem Titel „Streifzug durch 30 Jahre“ vorbereitet.

Diese wird am

Samstag, den 02. März 2024 von 11 – 18 Uhr und am
Sonntag, den 03. März von 10 – 17 Uhr

in der

Karl-Bissinger-Gemeindehalle
Raiffeisenstraße 40
71083 Herrenberg-Kuppingen

zu betrachten sein.

Auch Kaffee und Kuchen kann man genießen.

Schwälmer Weißstickerei und Klöppelspitze (1)

In der letzten Zeit habe ich viele Gestaltungsmöglichkeiten mit Stopfhohlsäumen gezeigt.

Eine interessanten Alternative hat jetzt Sylvia Sellmaier auf einem Kissenbezug entstehen lassen.

Typische Schwälmer Weißstickereiborten und eine Schwälmer Krone hat sie mit einem Klöppelspitzeneinsatz kombiniert.

Klöppelspitze hat in der Schwalm eine lange Tradition (siehe auch: Klöppelspitze in der Schwalm (1) und Klöppelspitze in der Schwalm (2) ).
Neukirchen war lange Zeit ein Zentrum der Schwälmer Klöppelspitzenfertigung. Allerdings wurde Klöppelspitze meist als Randabschluss verwendet.

Mir sind aber auch historische Stücke mit Klöppelspitzeneinsätzen bekannt.

So findet man Klöppelspitze sowohl als Randverzierung als auch als Einsatz kombiniert mit einer Filetsickereiborte auf einem Schwälmer Bettüberwurf aus dem ausgehenden 18. Jahrhundert.

Ein Bettüberwurf aus dem Beginn des 19.Jahrhunderts zeigt einen breiten Klöppelspitzeneinsatz zwischen Stopfhohlsäumen. Am Rand wurde das Tuch mit der damals gerade aufkommenden Maschinenspitze/Posamenten verziert.

In meiner großen Sammlung habe ich noch fünf weitere Stücke mit unterschiedlichsten Klöppelspitzeneinsätzen:
• einen Bettüberwurf mit aufwändiger früher Schwälmer Weißstickerei und einer sehr feinen Klöppelspitze,
• ein Paradekissen mit Stopfhohlsäumen und Gimpen-Klöppelspitze
• ein Paradekissen mit einer sehr breiten Schwälmer Weißstickereiborte, Stopfhohlsäumen und einem breiten Klöppelspitzeneinsatz,
• einen Bettüberwurf mit verschiedenen Klöppelspitzen und Krone und
• einen weiteren Bettüberwurf von 1844 mit Krone, üppigen lichten Musterborten, einem breiten Klöppelspitzeneinsatz sowie einer maschinengefertigten Glockenborte.

Diese Stücke werde ich in späteren Blogbeiträgen vorstellen.

Nun aber zu dem Kissenbezug von Sylvia Sellmaier.

Sie hat den zunächst durchgängigen Stoff für ihr Kissen mit zwei gleichen Weißstickereiborten – begrenzt durch je eine Reihe Kästchenstiche – bestickt.

Dazu wählte sie die klassischen Motive Herz, Tulpe, Blatt und

Kreis sowie

Oval. Die Zwischenräume füllte sie mit Ranken, Blättchen, Schnürlöchern und Plattstichpunkten. Als Umrandungsstiche verwendete sie geschnürte Bögen, 2kurz – 2lang und die selten zu sehende Variante mit Bögen aus Knötchenstichen , gefüllt mit 3-er Gruppen von Margeritenstichen.

Zur Füllung der Motivflächen griff sie auf traditionelle lichte Muster, meist ausgeführt mit Rosenstichen, zurück.

Eine beliebte Schwälmer Kronenform mit Korb, Palmettenzweigen, Blumen und Spiralen – gestickt mit Sticktwist in Farbe 888 – „krönte“ ihre Stickerei.

Beigefügt wurden der Krone ihre Initialen und die Jahreszahl, getrennt durch kleine Kreuzstichkronenornamente.

Die Borten hatten den Abstand der Breite der später eingesetzten Klöppelspitze. Nach Beendigung der Stickerei wurde der Stoff auseinander geschnitten und im Abstand von 10 Gewebefäden zu den Kästchenstichen zur Rückseite gefaltet.

Jede Kante wurde mit zwei Reihen von Stichen versäubert. Die erste Reihe ist ein „halber Kästchen-Stich“. Sylvia Sellmaier fand ihn in einem Klöppelbuch. Der zweite Stich ist ein herkömmlicher Kästchenstich. Beide Stiche wurden durch zwei Lagen Stoff gearbeitet. Nach Fertigstellung des Kästchenrandes wurde der überstehende Stoff abgeschnitten

und die Spitze angenäht.

Für den Einsatz hat Sylvia Sellmaier

nach einem Klöppelbrief des Buches

24_KS_2

Freihandspitzen in Schwälmer Textilien
Ingrid Hick, Christa Röhr, Marianne Stang
Zu beziehen bei:
Forum Alte Spitze GbR
Am Tomberg 18
52531 Übach-Palenberg

gearbeitet. Allerdings hat sie die Spitze in Torchon-Technik geklöppelt.

Sylvia Sellmaier hofft, dass sich durch den Blogbeitrag Stickerinnen/Klöpplerinnen finden, die ähnliche Stücke haben und bereit sind, diese zu zeigen oder gewonnene Erkenntnisse mit ihr zu teilen.

Flächenfüllmuster Nr. 576

Kategorie: Limetmuster
verwendetes Leinen: 13.5-fädig
verwendetes Garn: Vierfachstickgarn Nr. 30
angewandte Stiche: gekreuzte Spannstiche und Rosenstiche
Mitte: Kreuzung zweier Fadenrinnen (in anderen Konturformen: mittlere Längsachse = Fadenrinne)
Breite eines Mustersegmentes = 6 Gewebefäden

Nachdem ich mit Nr. 576 ein Flächenfüllmuster für große Motive vorgestellt habe, zeige ich hier nun ein Muster für kleine Flächen. Hatte ein Mustersegment von Nr. 576 eine Breite von 40 Gewebefäden, so hat dieses Muster nur ein Segment von 6 Gewebefäden.
Da mehr Fäden stehen bleiben als ausgezogen werden, bezeichne ich es als Limetmuster, obwohl es kein typisches Limetmuster ist.

Das hier gezeigte Muster ist nur eine Arbeitsprobe.

Zuerst erstellt man ein Fadengitter mit einer Kreuzung zweier Fadenrinnen im Zentrum,

indem man sowohl horizontal als auch vertikal jeweils abwechselnd 2 Fäden auszieht und 4 Fäden stehen lässt.

Das Muster wird gebildet aus diagonalen Reihen von abwechselnd Spannstichen, die vertikal und horizontal über die 4er-Gewebefadenquadrate verlaufen,

und Rosenstichen, deren Mittelpunkte in den freien Quadraten liegen und die auf jeder Seite 2 Gewebefäden auffassen.

Dadurch wird die Position der Gewebefäden verändert. Es entstehen kleine ovale Hohlräume, die das Muster am Ende ausmachen.

Man sticht in der Mitte der oberen Kante eines 4er-Gewebefadenquadrates aus,

*führt die Nadel senkrecht nach unten, sticht ein und zwei Gewebefäden diagonal nach links ober wieder aus.

Man führt die Nadel horizontal nach rechts, sticht ein und im freien Kästchen links oberhalb des 4er-Gewebefadenquadrates aus.

Dies ist der Mittelpunkt des ersten Rosenstiches, der mit einem Stich nach links begonnen

und gegen den Uhrzeigersinn weitergeführt wird.

Mit dem vierten Stich – hier im Bild leider nicht zu erkennen – muss man auch den Spannfaden auf der Rückseite mit auffassen, damit die neu entstehenden Löcher frei und klar abgegrenzt bleiben.

Vom Ende des Rosenstiches führt man die Nadel schräg nach links zur Mitte der oberen Kante des nächsten 4er-Gewebefadenquadrates.*

Man wiederholt die Arbeitsschritte (*) ständig

und stickt Reihe neben Reihe,

bis die gesamte Fläche gefüllt ist.

Erst nach der Wäsche entfaltet das Muster seine volle Wirkung.