Schwälmer Weißstickerei – Ein Tanzeckenmuster

Die prächtigen Tanzecken, der Sinn für Ästhetik und die besondere Kreativität, solch schöne Muster zu entwerfen, beflügelte mich, Designs dieser Art für die Weißstickerei verwendbar zu machen. Ich sandte Bilder meiner kompletten Sammlung von Tanzecken und Tanzeckenschablonen an meine Designerin und erhielt wunderschöne Entwürfe quadratischer Muster zurück.

Eine Schablone – für mich besonders interessant wegen des kleinen integrierten Vogelmotivs – diente als Vorlage für eine solche Design-Idee.
Die entstandene Konturenzeichnung verwendete ich, um einen Kissenbezug in der Größe von 40 cm x 40 cm zu besticken.
Verwendet wurde handgewebtes Leinen. Auf dem naturgrauen Farbton kommt die weiße Stickerei besonders gut zur Geltung.
Die Flächen wurden mit einer Kombination aus überlieferten und neuen Füllmustern bestickt.
Alles in allem eine gelungene Übertragung von traditionellen Mustern Schwälmer Trachtenbestandteile in Designs für die Weißstickerei der heutigen Zeit.

Schwälmer Bortenmuster mit Vögeln

Alte Schwälmer Konturenmuster enthalten oftmals Vogelmotive; üblicherweise werden Spatzen und Tauben abgebildet. Der Spatz symbolisiert Fruchtbarkeit, die Taube gilt als Symbol des Friedens. In den Schwälmer Konturenmustern spielt die Taube allerdings eine untergeordnete Rolle.

Ich habe eine große Anzahl überlieferter Stickereien in Bezug auf die Vogelmotive genau betrachtet und fand dabei viele Vogelmotive, die weder den Sperling noch die Taube darstellen. Ich fand den Storch, den Wiedehopf, Schwalben, Hähne, Spechte, den Zaunkönig, Enten und den Pfau; und dann waren da noch viele weitere Vogelfiguren, die nicht so leicht zu identifizieren waren.

Ab und zu zeige ich solche Vogelmotive auf meiner Website. Meine Leser haben eine Vogeldarstellung von 1826 in dem vorhergehenden Beitrag gesehen; andere Vögel kann man hier and hier, oder im Schwälmer Vogelbaum betrachten. Weitere Vogelmotive sind in meinem Blog versteckt, begeben Sie sich doch einfach mal auf die Suche.

Ich bat die Künstlerin Gudrun Hartwig um Bortendesigns mit traditionellen Schwälmer Vogelgestalten. Sie kombinierte die Vogelmotive mit besonderen Tulpenformen, die wir in überlieferten Schwälmer Stickereien fanden. Am Ende entwarf sie zwei wunderschöne Bortenmuster – ein Muster ist horizontal, das andere vertikal. Beide sind aus einzelnen Musterteilen zusammengesetzt. So ist es kein Problem, die Borten zu kürzen oder zu verlängern.

Das vertikale Muster habe ich für die Stickerei eines Flächenvorhanges verwendet. (Links und rechts des bestickten Teiles habe ich je eine Bahn unbestickten Leinens angeordnet, die ich neben die bestickte Fläche schieben kann, wenn ich das Fenster blickdicht haben möchte.)
Jeweils ein Vogelmotiv und eine Tulpenform – kombiniert mit Blättern und anderen kleinen Elementen der Schwälmer Weißstickerei – bilden ein Musterteil.
Die Borte hat eine Breite von 10 cm.
Wenn man alle vier Musterteile aneinander setzt, bekommt die Borte eine Länge von insgesamt 75 cm.
Natürlich kann man das Muster auch etwas vergrößern oder verkleinern. Aber die vorgeschlagene Größe eignet sich gut, um sowohl verschiedene Flächenfüllmuster in die Motive arbeiten als auch die Blätter sehr ordentlich sticken zu können.
Das horizontale Design nutze ich, um einen Wandfries herzustellen. Leider ist diese Stickerei noch nicht fertig gestellt, aber man kann die Schönheit auch schon beim Betrachten der Bilder des unvollendeten Projektes erkennen.
Die Borte hat eine Höhe von 10 cm.
Sie besteht aus fünf Einzelteilen, die man in beliebiger Reihenfolge kombinieren kann. So kann die Länge der Borte den persönlichen Vorlieben oder Gegebenheiten mühelos angepasst werden.
Wenn alle fünf Teile verwendet werden, bekommt die Borte eine Länge von 1,12 m. Meine Stickerei – gespiegelt an der Mitte des fünften Teiles – hat eine Länge von insgesamt 2.14 m.

Eine passionierte Stickerin wollte diese Konturenvorlage für ein langes, schmales Tischband. Sie verkleinerte das Muster etwas und war sehr zufrieden mit dem gestickten Ergebnis.

Beides sind ganz besondere und außergewöhnliche Schwälmer Konturenmuster, gestaltet mit alten, traditionellen Formen, die den Borten ihr unverwechselbares Aussehen verleihen.

Meine Grafikdesignerin setzte die Handzeichnungen in Computergrafiken um; diese sind nun erhältlich.

Vogelborte senkrecht
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6 Seiten
679 KB Dateigröße
15 €
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Natürlich können Sie diese Publikationen auch als Printversionen erhalten – zum Kaufpreis von je 15,00 € (inklusive 7 % Mehrwertsteuer) zuzüglich Versandkosten. Diese Option ist nicht in meinem Shop enthalten. Bitte senden Sie mir bei Bedarf eine E-Mail mit Ihrer diesbezüglichen Anfrage.

Schwälmer Konturenmuster – Messerspitzen (3)

Wie werden Messerspitzen gestickt? Wie schon in dem Artikel „Schwälmer Konturenmuster – Messerspitzen (1)“ erwähnt, kann die Umrandung mit Zacken auf unterschiedliche Arten ausgeführt werden.

Zunächst einmal wird das Motiv auf den Stoff übertragen – hier mittels Bügelmusterstift DEKA.
M3_1Knötchenstiche werden entlang der Kreislinie gestickt.
Messerspitzen“ werden mit Plattstichen gearbeitet. Dies ist einfachste Möglichkeit.
Die Mittelachse jeder Spitze wird markiert.
M3_2Bei Kreisen gelingt das gut, indem man eine Linie vom Mittelpunkt des Kreises durch die Spitze des Zackens bildet. Diese Hilfslinie dient zur besseren Ermittlung der Lage der Stiche.
M3_3Alle Stiche eines Zackens sollen parallel zu dieser Linie liegen. Sie werden dicht nebeneinander gesetzt und in der Länge exakt der Kontur angepasst.
M3_4Der längste Stich sollte deutlich länger sein als die danebenliegenden Stiche. So erhält man eine exakte Messerspitze.
M3_5Der erste und der letzte Stich werden möglichst kurz ausgeführt. Auf diese Weise kann man Messerspitze exakt neben Messerspitze positionieren. So erhält man eine ansprechende Messerspitzenverzierung.
M3_6Will man geschnürte Messerspitzen“ – also solche mit Schlingstichen gestickte – arbeiten, geht man sehr ähnlich vor.
M3_7Allerdings ist es schwieriger, die Stiche genauso dicht zu platzieren wie bei den Plattstichen, da die Schlingen der Schlingstiche mehr Platz beanspruchen.
M3_8Um Schnürlochspitzen“ zu sticken, benötigt man keine Hilfslinie. Bei Schnürlochspitzen werden Schlingstiche von einem Punkt ausgehend gearbeitet.
M3_9Man sticht in der Mitte des Zackenbodens aus,
M3_10arbeitet den ersten Schlingstich nach links, zieht den Faden fest an und
M3_11und weitet des Zentrumsloch mit Hilfe der Nadel noch zusätzlich ein wenig, damit später alle Stiche eines Zackens darin Platz finden können.
M3_12Der längste Stich soll wieder deutlich länger sein als die anderen, um eine exakte Spitze zu erhalten.
M3_13Der auf den längsten Stich folgende Stich sollte möglichst dicht neben diesen gestickt werden. Dazu muss man manchmal den Mittelstich ein wenig zur Seite schieben.
M3-14Auch Schnürlochspitzenverzierungen sehen hübsch aus, wenn sie gewaschen sind und die Reste der blauen Farbe verschwunden sind. Die Endergebnisse aller drei Messerspitzenverzierungen werden Sie in späteren Beiträgen zu Gesicht bekommen.

Schwälmer Konturenmuster – Messerspitzen (2)

Wie schon in dem Artikel „Schwälmer Konturenmuster – Messerspitzen (1)“ erwähnt, ist eine mögliche Art der Verzierung einfacher Motive die Umrandung mit Zacken, den sogenannten „Messerspitzen“. Diese werden dicht nebeneinandergesetzt.

Wie aber erhält man gleichmäßig große und gleichmäßig verteilte Zacken um die Flächen, wenn man kein Computerprogramm für Zeichnungen zur Verfügung hat?
Es wird hier exemplarisch an einer Herzkontur erklärt.

Man benötigt eine Schablone für das Motiv, etwas einfaches Butterbrotpapier, einen spitzen Bleistift – möglichst Druckbleistift – ein Geodreieck und ein Radiergummi.
M2_1Mittels Schablone zeichnet man die Herzkontur auf das Papier. Die Messerspitzen sollen 0,8 cm breit und 1 cm hoch werden. Um eine Hilfslinie für die Höhe der Messerspitzen zu erhalten, markiere ich mir in geringen Abständen Punkte, die 1 cm außerhalb der Konturlinie liegen.
M2_2Diese Punkte werden später zu einer Linie verbunden.
M2_3Auf der inneren Linie markiert man – von der unteren Spitze ausgehend – Abstände von 0,4 cm.
Jede zweite Markierung wird nach außen hin im rechten Winkel zur Grundlinie verlängert.
M2_4Nun verbindet man die übrigen Markierungen mit dem Schnittpunkt von den eben gebildeten Markierunglinien und der Außenlinie – einmal nach rechts und einmal nach links – und bildet so die gewünschten Zacken.
M2_5An der oberen Herzspitze lässt man entweder den Raum zwischen dem letzten Zacken und der Herzspitze frei – siehe Bild oben, rechte Seite – oder man verbreitert den Zacken – siehe Bild oben, linke Seite.

Eine andere Möglichkeit die untere Herzspitze mit Messerspitzen zu gestalten, ist entweder, den Zacken schmaler zu wählen
M2_6oder den Zacken zu verbreitern, ohne jedoch den Abstand auf der inneren Linie zu verändern.
M2_7Wahrend bei den Schnürloch-Bogenverzierungen die Bogen ungefähr doppelt so breit wie hoch waren, sollten sie bei den Messerspitzenverzierungen entweder genauso hoch sein wie breit oder geringfügig höher als breit sein.

Etwas höhere – und somit auch spitzere – Zacken lassen sich leichter sticken. Dagegen sieht die Eckbildung der Zacken, gleichmäßig in Höhe und Breite, meiner Meinung nach etwas gefälliger aus.
M2_8Schwieriger ist das Verzieren von Kreisen mit Messerspitzen. Man könnte dies zwar mathematisch/geometrisch berechnen, aber das finde ich für eine Stickerin zu umständlich.
Es geschieht ähnlich wie bei den Bogenverzierungen auch und so können Sie es der dortigen Beschreibung entnehmen.
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M2_10

Schwälmer Konturenmuster – Messerspitzen (1)

Die einfachen Motive werden in der Schwälmer Weißstickerei oft durch weitere Verzierungen aufgelockert.
Die beliebteste und gebräuchlichste Art der Verzierung ist die Umrandung mit halbkreisförmigen Bögen – sie sehen gut aus und sind einfach zu sticken. Es gibt aber auch zackenförmige Verzierungen, „Messerspitzen“ genannt. Messerspitzenverzierungen sind nicht so häufig zu sehen wie die Bogenverzierungen, denn sie sind schwieriger zu sticken.
M_1
Kreise umgibt man mit gleichgroßen Spitzen, die man gleichmäßig um den Rand des Kreises herum verteilt.

Kreis, umgeben von Messerspitzen und Herzen, umgeben von geschnürten Messerspitzen auf einem Paradekissen von 1821.

Kreis, umgeben von Messerspitzen und Herzen, umgeben von geschnürten Messerspitzen auf einem Paradekissen von 1821.

Es gibt 3 Arten von Messerspitzen. Man unterscheidet zwischen „Messerspitzen“, „geschnürten Messerspitzen“ und „Schnürlochspitzen“. Die Messerspitzen werden mit Plattstichen gestickt, die geschnürten Messerspitzen und die Schnürlochspitzen arbeitet man mit Schlingstichen – wobei die Schlingstiche bei den geschnürten Messerspitzen parallel liegen, während sie bei den Schürlochspitzen von einem Punkt ausgehen. Schürlochspitzen findet man äußerst selten. Sie müssen äußerst exakt gearbeitet sein, um nicht wie Schürlochbögen zu wirken.

Herz – mit Ausnahme von Spitze und oberere Mitte -, umgeben von gleichgroßen und gleichmäßig verteilten Messerspitzen. Die Fadenstärke ist korrekt und die Stiche sind in der richtigen Dichte gearbeitet.

Herz – mit Ausnahme von Spitze und oberere Mitte -, umgeben von gleichgroßen und gleichmäßig verteilten Messerspitzen. Die Fadenstärke ist korrekt und die Stiche sind in der richtigen Dichte gearbeitet.

Auch die Herzen umgibt man mit solchen Messerspitzen, wobei der Zacken an der Herzspitze etwas länger gezogen wird und meist auch schmaler ist. Am besten beginnt man mit dem Zeichnen der Zacken an der Spitze des Herzens und arbeitet dann gleichmäßig auf der rechten und auf der linken Seite nach oben. Die Zacken am oberen Zusammenschluss müssen entweder einen kleinen Abstand voreinander erhalten oder etwas abgeschrägt werden.

Herz, umgeben von geschnürten Messerspitzen. Die Fadenstärke ist korrekt. Die Stiche sind gleichmäßig dicht gearbeitet. An diesem Beispiel kann man sehen, dass die Stickerin Schwierigkeiten hatte, die Messerspitzen gleichmäßig zu verteilen.

Herz, umgeben von geschnürten Messerspitzen. Die Fadenstärke ist korrekt. Die Stiche sind gleichmäßig dicht gearbeitet. An diesem Beispiel kann man sehen, dass die Stickerin Schwierigkeiten hatte, die Messerspitzen gleichmäßig zu verteilen.

Herzspitzen mit zwei aufeinander treffenden Zacken sehen nicht ganz gelungen aus.

Herz, umgeben von geschnürten Messerspitzen in ungleichmäßigem Abstand. Die Fadenstärke ist korrekt und die Stiche sind in der richtigen Dichte gearbeitet. Die Form würde harmonischer aussehen, wenn die Verzierung ringsum gebildet worden wäre.

Herz, umgeben von geschnürten Messerspitzen in ungleichmäßigem Abstand. Die Fadenstärke ist korrekt und die Stiche sind in der richtigen Dichte gearbeitet. Die Form würde harmonischer aussehen, wenn die Verzierung ringsum gebildet worden wäre.

Auch zur Herzspitze hin auslaufende Zacken bieten kein harmonisches Bild.

Herz, umgeben von geschnürten Messerspitzen in unterschiedlicher Länge und unterschiedlicher Breite. Die Fadenstärke ist korrekt und die Stiche sind in der richtigen Dichte gearbeitet. Die zur Herzspitze hin auslaufenden Messerspitzen lassen die Verzierung nicht ganz gelungen aussehen.

Herz, umgeben von geschnürten Messerspitzen in unterschiedlicher Länge und unterschiedlicher Breite. Die Fadenstärke ist korrekt und die Stiche sind in der richtigen Dichte gearbeitet. Die zur Herzspitze hin auslaufenden Messerspitzen lassen die Verzierung nicht ganz gelungen aussehen.

Es ist nicht ganz einfach, geschnürte Messerspitzen wirklich spitz zulaufend zu sticken, wie die Bilder zeigen. Einfacher ist es, Messerspitzen mit Plattstichen zu sticken.

Herzverzierung mit Messerspitzen. Sowohl Fadenstärke als auch Stichdichte sind passend.

Herzverzierung mit Messerspitzen. Sowohl Fadenstärke als auch Stichdichte sind passend.

Herz und Blumentopf mit umlaufender, sehr exakt gearbeiteter Messerspitzenverzierung.

Herz und Blumentopf mit umlaufender, sehr exakt gearbeiteter Messerspitzenverzierung.

Exakt gearbeitete Messerspitzenverzierung umlaufend um ein Motiv herum gearbeitet.

Exakt gearbeitete Messerspitzenverzierung umlaufend um ein Motiv herum gearbeitet.

Herzverzierung mit Messerspitzen in gleicher Größe. Die Stiche sind gleichmäßig dicht und mit der richtigen Garnstärke gearbeitet.

Herzverzierung mit Messerspitzen in gleicher Größe. Die Stiche sind gleichmäßig dicht und mit der richtigen Garnstärke gearbeitet.

Herzverzierung mit Messerspitzen in gleicher Größe. Die Stiche sind gleichmäßig dicht und mit der richtigen Garnstärke gearbeitet.

Herzverzierung mit Messerspitzen in gleicher Größe. Die Stiche sind gleichmäßig dicht und mit der richtigen Garnstärke gearbeitet.

Anders als bei den Bogenverzierungen, die manchmal nur partiell die Formen schmückten, habe ich Messerspitzenverzierungen bisher nur umlaufend um die gesamte Form gefunden.

Geschnürte Messerspitzen in annähernd gleicher Größe, aber nicht immer spitz, um ein Dreiblattmotiv gestickt. Die Stiche sind gleichmäßig dicht und mit der passenden Garnstärke gearbeitet.

Geschnürte Messerspitzen in annähernd gleicher Größe, aber nicht immer spitz, um ein Dreiblattmotiv gestickt. Die Stiche sind gleichmäßig dicht und mit der passenden Garnstärke gearbeitet.

Man sollte nicht zu dünnes Garn verwenden. Die Stiche sollten dicht nebeneinander liegen.