In Zeiten der Corona-Krise

In Zeiten der Corona-Krise müssen weltweit viele Menschen unfreiwillig ihre Zeit zu Hause verbringen. Zwar verfolgt man ständig die Nachrichtenlage, aber irgendwann sehnt man sich nach etwas mehr innerer Ruhe. Willkommene Ablenkung kann die Beschäftigung mit Stickerei bringen. Um den vielen (zu Hause verharren müssenden) Stickerinnen ein wenig zu helfen und die Zeit des Abwartens zu überbrücken, habe ich beschlossen, vermehrt zu posten.

Viele Facebook-Gruppen besuchen derzeit meinen Blog. Wie wäre es, wenn jedes Mitglied eine kleine Stickerei fertigt und man später diese Teile zu einem großen Tuch zusammenfügt?

Darin das „Leben“ darzustellen, wäre eine Idee: Tiere, Blumen und andere Pflanzen, Sterne und viele andere lebensbejahende Motive sind denkbar. (Einige geeignete Motive finden sich in meinem Blogarchiv).

Was halten Sie von diesem Vorschlag?

Beispielhaft ist das imposante, fabelhafte Mustertuch von Rosemarie Landsiedel-Eicken aus 34497 Korbach, das ich vor vielen Jahren auf einer Ausstellung von Schwälmer Weißstickerei in Bad Arolsen-Schmillinghausen bewundern konnte.

Mustertuch der Bärbel Kophamel

Bärbel Kophamel stickte in 2013 ein ganz besonderes Mustertuch.

Sie verwendete sehr feines, handgewebtes Leinen und arbeitete die Stiche sehr dicht. Dadurch erscheinen Umrandungen und Blätter besonders plastisch.


Durch Zufall fand die Stickerin dieses Stück Leinen auf einem Antikmarkt. Sie mochte die Griffigkeit des alten Stoffes und hatte Freude bei jedem Stich auf diesem schönen Gewebe. Anfangs hatte sie keinen festen Plan vom späteren Aussehen ihres Mustertuches. Sie begann in der Mitte und fügte später alle Elemente hinzu, die interessant für sie waren.


Schritt für Schritt arbeitete sie Ornamente,


Borten und Hohlsäume,


fügte Stopfhohlsäume und lichte Musterbänder hinzu, bis das gesamte Tuch gefüllt war.


Sie zeigte bewundernswerte Kreativität bei der Auswahl der Flächenfüllmuster.


Sie finalisierte ihr Mustertuch mit einer Krone, ihren Initialen und der Jahreszahl. Weil Sie farbige Kronen in der Weißstickerei nicht mag, stickte sie auch die Krone in weiß.


Bärbel Kophamel gestaltete eine Stickerei in individueller Vollendung, die wohltuend aus dem üblichen Rahmen fällt. Danke, dass sie erlaubte, ihr Unikat hier zu zeigen.


Jeden Tag betrachtet sie mit Freude ihre Mustertücher. Insgesamt hat sie vier verschiedene solcher Projekte verwirklicht. Vielleicht können wir später einmal ein weiteres ihrer einzigartigen Mustertücher ansehen.

Oster-Dekoration 2018

Beim Einkaufsbummel sah ich österlich dekorierte Hänger – einfach nachzuarbeiten und als Clou mit einem Hauch von Stickerei zu versehen.

Hölzerne Scheiben und Perlen waren abwechselnd auf einen rustikalen Faden gefädelt,

dazwischen ab und zu auch ein Ei aus Metall.


Schnell war ein dicker Ast aus meinem Garten geholt und mit Hilfe einer kleinen Säge und eines dünnen Bohrers in in die erforderliche Scheibenanzahl zerteilt. Einige Holzperlen habe ich im Vorrat.


Die Eier aus Metall wurden duch kleine, gestickte Eier ersetzt. Dazu verwendete ich die hier zu findende Kontur und stickte das Muster Nr. 540.


sowie das Muster “Kronjuwel” aus meinem Buch Limetrosen II zur Füllung der Flächen.
Nach dem Kochen wurde die Stickerei gut gestärkt, damit das ausgeschnittene Teil seine Form behält.


Auf einen dicken, weißen Faden


wurden abwechselnd Perlen, Holzscheiben und gestickte Eier gereiht.


Speziell im Gegenlicht an einem Fenster platziert, entfaltet die Stickerei eine besonders schöne Wirkung.


Man kann auch Hänger mit nur einem Ei kreieren oder längere Hänger mit einer ganzen Reihe von Eiern fädeln.

Ein pittoresker Träger für Süßigkeiten

In den 60er Jahren war es modern, Einlagen für Brötchenkörbe zu nähen. In diesen mehrlagigen „Deckchen“, die versetzt zusammengenäht wurden, hatte jedes Brötchen ein eigenes Fach. Auf der Suche nach einem hübschen, kleinen Projekt mit Nadelspitze, erinnerte ich mich an diese speziellen Textilien. Ich will solch ein Teil als extravagante Bonbonniere arbeiten. Natürlich müssen die Süßigkeiten, die in dem Behältnis aus Leinen präsentiert werden, in Papier gewickelt sein. Da ich keinen deutschen Namen dafür finden konnte, nenne ich das Teil wie im Englischen – „Cozy“.

Die äußere Lage sollte etwas größer sein. Mit Hilfe eines Werkzeuges (wie z. B. kleine Teller) wird ein Kreis mit einem Durchmesser von 18 cm – mit etwas Stoffüberstand auf allen Seiten – auf 20-fädiges Leinen gezeichnet. Zwei weitere Kreise mit je 16 cm Durchmesser folgen. Es ist wichtig, dass das Leinen dazu gut gebügelt wird und komplett faltenfrei ist.
cozy_1Damit das Gewebe nicht ausfransen kann, werden die Ränder gesichert. Dazu werden an den Innenseiten der Kreislinien entlang Kettenstiche mit Vierfachstickgarn Nr. 30 gestickt. Diese Kettenstiche werden dicht mit Schlingstichen überdeckt. Dazu wird Vierfachstickgarn Nr. 20 verwendet. Die Schlingen der Stiche sollten direkt auf den Kreislinien liegen.
cozy_2Danach wird das Leinen gekocht und gebügelt. Sodann werden die Kreise ausgeschnitten.
Es ist ratsam, mit der Nadelspitzenverzierung (einfachen Knopflochstich-Nadelspitzenbögen; Vierfachstickgarn Nr. 20) an einem der kleinere Kreise zu beginnen. Dieser wird dann als Innenlage verwendet, wo kleine Unebenheiten kaum sichtbar sind.
Wenn man sich für die Breite der Bögen entschieden hat, wird die gesamte Kante vermessen und markiert. Mein Cozy soll Nadelspitzenbögen in der Breite von 1,4 cm erhalten. Um die Markierungen dafür einzuzeichnen, verwende ich einen Bügelmusterstift. Denn dessen Farbe lässt sich leicht auswaschen. Einfache Knopflochstich-Nadelspitzenbögen werden auch um den zweiten Kreis herum gestickt. Der Rand der äußeren Lage soll eine etwas markantere Verzierung erhalten.
So wähle ich doppelte Knopflochstich-Nadelspitzenbögen für den großen Kreis und entscheide mich für eine Breite von 2 cm/Doppelbogen.
cozy_3Nähere Informationen dazu – weitere Muster und detaillierte Arbeitsschritt-Beschreibungen – findet man in meiner Publikation Randverzierende Schwälmer Nadelspitze.
Bitte beachten Sie, dass die Nadelspitzenbögen an den Schlingen der Schlingstiche befestigt sind.
cozy_4Dadurch sieht auch die Rückseite ordentlich aus.
cozy_5Wenn alle drei Deckchen fertiggestellt sind, müssen sie erneut gebügelt werden.
cozy_6Mittels des Bügelmusterstiftes teile ich das Deckchen für die mittlere Lage in 12 gleiche Teile. Die Markierung erfolgt auf der Vorderseite.
cozy_7Das Deckchen für die innere (oberste) Lage wird in 6 gleiche Teile unterteilt. Die Markierung erfolgt auf der Rückseite.
cozy_8Die Vorderseiten nach oben, wird der Mittelkreis zentriert auf den großen Kreis gelegt. Beide Teile werden entlang jeder zweiten Linie von Kante zu Kante zusammengenäht.
cozy_9Die innere (obere) Lage wird – mit der Vorderseite nach unten – auf die beiden verbundenen Kreise gelegt. Sie wird so platziert, dass die unbearbeiteten Linien der mittleren Lage und die Markierungslinien der inneren Lage übereinstimmen.
cozy_10Der mittlere und der obere Kreis werden nun entlang der Markierung zusammengenäht. Man beginnt am Rand und näht einwärts. Es ist nicht möglich, beide Lagen bis hin zum Zentrum zusammenzunähen. Man führt die Naht, soweit es geht.
cozy_11Das Teil wird nochmals kurz und schonend gewaschen, um alle Markierungen zu entfernen.
cozy_12Danach wird es gut gestärkt und gebügelt.

Mittels eines Twisters wird eine dünne Kordel gedreht.
Diese wird durch den mittleren Nadelspitzenbogen jeden Teils der oberen Lage gezogen.
cozy_13Die Kordel wird zusammengezogen und zu einer Schleife gebunden. (Wenn man es unauffälliger mag, kann man zum Zusammenziehen auch einen Stickgarnfaden oder ein hübsches, schmales Bändchen verwenden. Oder man hält das Cozy mit einigen kleinen Stichen zusammen.
cozy_14Auch ungefüllt ist das Projekt ein Hingucker.
cozy_15Gefüllt mit verpackten Süßigkeiten wird es der Star jeder Festtafel. So ein Cozy ist auch ein hübsches Geschenk.
cozy_16Um größere Süßigkeiten, wie z.B. Ferrero Rocher Kugeln, aufzunehmen, sollten die Kreise ca. 2 – 3 cm größer sein. Das Bild unten zeigt, wie die größeren Bonbons ein wenig eingezwängt wirken in dem oben beschriebenen Cozy.
cozy_17Nadelspitze zu sticken ist wirklich einfach, und wenn man sie an einem solch hübschen Projekt verwirklichen kann, macht Üben Spaß. Mit Nadelspitze kann man einer Stickerei das gewisse Extra geben. Also scheuen Sie sich nicht, probieren Sie aus!

Spiralen – Übung (3)

Zum Sticken von Spiralen eignen sich nicht nur abstrakte Muster, sondern auch gegenständliche Motive. Die Künstlerin Gudrun Hartwig hat speziell für diese Übung zwei unterschiedliche Schmetterlinge entworfen.

Eine Mustergröße von 7,5 cm x 7,5 cm wird gewählt, um ein weiteres kleines Kissen damit zu verzieren.
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Um die Doppelspiralen zu sticken, wird am Wendepunkt jeder Spirale begonnen, den ersten Teil zu arbeiten.
spir3_2Danach wird die Arbeit gedreht und ausgehend von den bereits fertigen Teilen werden die restlichen Spiralen gestickt.
spir3_3Dann wird das Teil wird gewaschen – bitte vorsichtig, damit die Ränder nicht ausfransen – gestärkt und gebügelt. Nach dem Bügeln – dazu lege ich ein trockenes Frottee-Handtuch auf das Bügelbrett und die Stickerei mit der rechten Seite nach unten darauf – erscheinen die Linien besonders erhaben.
spir3_4Nun wird das Kissen genäht, gefüllt und geschlossen.

Ein weiteres hübsches, kleines Projekt ist fertiggestellt. Aber was soll man mit all den kleinen Kissen anfangen? Hier habe ich sie auf einem Tablett ausgestellt. Vielleicht kann man saisonale Dekorationen oder Dinge, die zum Motiv des Kissens passen, beifügen. Beispielsweise habe ich das kleine Kissen der Spiralenübung 2 mit einigen blauen Accessoires kombiniert, da ich bei diesem Muster an Wasser und Wellen erinnert werde.
spir3_5Das Schmetterlings-Kissen ins Blickfeld rückend, habe ich mich für Blumenschmuck als zusätzliche Dekoration entschieden.
spir3_6Den Ideen sind keine Grenzen gesetzt. Lassen Sie Ihre Kreativität spielen! Auf alle Fälle ist das Tablett mit den kleinen Kissen ein Hingucker und wird Besucher dazu führen, die Stickereien näher zu betrachten und darüber zu reden.

Und für Stickerinnen, die Spaß daran haben, figürliche Doppelspiralen zu arbeiten, ist hier noch ein weiteres Muster von Gudrun Hartwig.
spir3_7Sowohl die handgefertigten Zeichnungen der Künstlerin als auch die gleichmäßigeren Computergrafiken werden hier gezeigt. Es ist Geschmackssache, welche Linien man bevorzugt – ich habe nach dem Original gestickt.
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