In Deutschland üben nur noch relativ wenige Stickerinnen die Schwälmer Weißstickerei aus. Viele von ihnen sind im Rentenalter bzw. im fortgeschrittenen Rentenalter. Nachwuchs ist schwer zu finden. Daher sehe nicht nur ich den Fortbestand dieses regionaltypischen Kunsthandwerkes gefährdet. Auch andere Stickerinnen aus ganz Deutschlands sind mit mir der Meinung, dass die Schwälmer Weißstickerei dringend einen neuen Impuls braucht. Sie haben mich darin bestärkt, etwas in dieser Richtung zu unternehmen.

Um dem Interesse daran neuen Schub zu verleihen und den Blick einer breiteren Öffentlichkeit auf diese vielschichtige und dadurch einmalige Technik zu lenken, habe ich eine Bewerbung zur Eintragung der Schwälmer Weißstickerei in das Bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes beim Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst eingereicht.

Meine jahrzehntelange intensive Beschäftigung mit der in der Schwalm entwickelten Kombination verschiedener Sticktechniken und meine daraus gewonnene Überzeugung von deren Einmaligkeit sowie meine Sorge vor dem Niedergang dieses Kulturgutes haben mich dazu bewogen, diesen Schritt zu gehen.

Denn seit nunmehr fast 40 Jahren beschäftige ich mich sehr eingehend mit dieser Handarbeitstechnik. Hunderte Stickereien wurden von mir gefertigt. Überlieferte Projekte aus allen Zeiten seit dem Ende des 18. Jahrhunderts durfte ich analysieren. Meine vielfältigen Kontakte zu Stickerinnen aus aller Welt haben mir ermöglicht, den Blick von außen auf die Schwälmer Weißstickerei wahrzunehmen. Die gründliche Beschäftigung mit der Geschichte der Weißstickerei und Vergleiche mit den Stickereien anderer Länder haben zu meiner festen Meinung beigetragen, dass die Schwälmer Weißstickerei speziell und einzigartig ist.

Zwei renommierte Expertinnen haben meinen Antrag unterstützt.

Im April nächsten Jahres wird sich zeigen, ob diese Bewerbung einer der (bis zu vier) Vorschläge sein wird, die das Land Hessen dem Sekretariat der Kultusministerkonferenz übermittelt.

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Diese erstellt dann aus den Bewerbungen aller 16 Bundesländer eine Vorschlagsliste, die an das Expertenkomitee Immaterielles Kulturerbe bei der Deutschen UNESCO-Kommission weitergeleitet wird.

Das Expertenkomitee prüft und bewertet die Bewerbungen und unterbreitet Vorschläge, welche davon in das Bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes aufgenommen werden sollten oder welche Bewerbungen sogar für eine UNESCO-Nominierung des Immateriellen Kulturerbes aus Deutschland geeignet sind.

Die endgültige Entscheidung darüber trifft dann die Kultusministerkonferenz der Länder gemeinsam mit einer Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.

Wenn Sie wissen wollen, wie ein solches Bewerbungsformular aussieht, können Sie hier die pdf-Datei herunterladen:

6 Kommentare
  1. This is a marvelous initiative. For years, France Boutis petitioned to get the Boutis technique recognized as a intangible cultural heritage in France. It was approved this year. The purpose is to have people understand that cheap imported bedspreads sold in markets have nothing in common with real boutis.
    How can we support this effort Luzine ? Can we write explaining that there is worldwide interest in this and that we wish to see formal recognition for this regional heritage ?

    Dies ist eine wunderbare Initiative. Seit Jahren hat France Boutis eine Petition eingereicht, um die Boutis-Technik als immaterielles Kulturerbe in Frankreich anerkennen zu lassen. Es wurde in diesem Jahr genehmigt. Der Zweck ist, dass die Menschen verstehen, dass billige importierte Tagesdecken, die auf Märkten verkauft werden, nichts mit echten Boutis gemeinsam haben.
    Wie können wir diese Bemühungen unterstützen Luzine ? Können wir erklären, daß es ein weltweites Interesse daran gibt und daß wir eine formelle Anerkennung dieses regionalen Erbes wünschen?

    C’est une merveilleuse initiative. Pendant des années, France Boutis a demandé que la technique du Boutis soit reconnue comme patrimoine culturel immatériel en France. Il a été approuvé cette année. Le but est de faire comprendre aux gens que les couvre-lits importés bon marché vendus sur les marchés n’ont rien en commun avec les vrais boutis.
    Comment soutenir cet effort Luzine ? Pouvons-nous écrire en expliquant qu’il y a un intérêt mondial pour cela et que nous souhaitons voir une reconnaissance formelle de ce patrimoine régional ?

    • Danke, Heather,
      es gibt meiner Meinung nach keine offizielle Möglichkeit der Unterstützung. Aber vielleicht findet ja eine der entscheidenen Personen die Kommentare hier. Daher sehe ich die Kommentare als gute Gelegenheit, kund zu tun, dass ich mit meiner Ansicht nicht allein stehe!

      There is, in my opinion, no official possibility of support. But maybe one of the decisive people will find the comments here. Therefore, I see the comments as a good opportunity to make it known that I am not alone in my view!

      il n’y a, à mon avis, aucune possibilité officielle de soutien. Mais peut-être que l’une des personnes décisives trouvera les commentaires ici. Par conséquent, je vois les commentaires comme une bonne occasion de faire savoir que je ne suis pas seul à mon avis!

  2. J’espère pour vous …Bonne chance…Merci pour votre travail car même en France j’ai rencontré des passionnées de broderie de Schwalm tout comme moi..
    Cordialement Evelyne

    I hope for you … Good luck… Thank you for your work because even in France I met Schwalm embroidery enthusiasts just like me.

    Ich hoffe für Sie … Viel Glück… Vielen Dank für Ihre Arbeit, denn auch in Frankreich habe ich Schwälmer Stickereibegeisterte wie mich getroffen.

  3. That is a great initiative and I wish you success.
    Your work and high standards are so well respected and appreciated.
    The research, dedicated work and incredible books you have produced are testimony of so much knowledge and skill you have in this field.
    Wish you all the best.

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