Wie alles in der Welt war auch die Schwälmer Tracht stetigem Wandel unterlegen.
Die Bilder, die man heute mit der Tracht der Schwalm verbindet, sind bunt und extravagant.
Einige kennen diese Tracht noch aus ihren Kindertagen, andere von Trachtenfesten, wo die Schwälmer Variante der Volkskleidung immer als Hingucker fungiert. Tausende bunter Postkarten mit idyllischen Motiven haben die Bilder der Tracht in alle Welt getragen. Auftritte von Trachtengruppen in fernen Ländern haben die Menschen dort in Staunen und Verwunderung versetzt.
Die Schwälmer Festtagstracht – auch „stolze“ Tracht genannt – bestand aus sehr vielen verschiedenen Teilen, die je nach Anlass getragen wurden. Die Festtagstracht war Kleidung, Schmuck und Visitenkarte in einem – an ihr konnte man Wohlstand, Familienstand und ungefähres Alter ablesen.
Die Grundfarben der Tracht waren schwarz und weiß; mit sehr vielen farbigen Accessoires wurde die Tracht strahlend bunt. So gab es die „rote“, die „grüne“, die „blaue“ und die „schwarze“ Tracht.
Natürlich war die Frauentracht wesentlich ausgeprägter als die Männertracht, aber auch sie hatte viele Facetten.
Junge Mädchen und Burschen trugen bis zur Heirat die „rote“ Tracht, d. h. all diese Zubehörteile waren hauptsächlich rot mit etwas grün.
Mit der Heirat wechselte man zur „grünen“ Tracht, deren Accessoires hauptsächlich grün waren, anfangs mit etwas rot, mit steigendem Alter mit etwas lila.
Mit ca. 40 Jahren wurde die „grüne“ dann von der „blauen“ Tracht abgelöst, d.h. die farbigen Teile waren vornehmlich lila, anfangs mit etwas grün, später mit schwarz.
Ab ca. 50 Jahren oder bei Trauer trug man dann die „schwarze“ Tracht, die keine leuchtend bunten Bestandteile mehr hatte. Verlor eine Frau in jungen Jahren Mann oder Kind, musste sie zeitlebens Trauer tragen.
Bis zu 12 Röcke – der absolute Rekord steht meines Wissens bei 16 – wurden übereinander getragen. Wenn man bedenkt, dass ein Rock allein ca. 800 g wiegt, und die Röcke nicht die einzigen Kleidungsstücke waren, wird schnell klar, dass das Tragen der Festtagstracht keine „leichte“ Aufgabe war.
Die Anzahl der Röcke war ebenso ein Indiz für den Wohlstand einer Frau wie auch die Ausführung der Kappenbänder mit mehr oder weniger prachtvoller Buntstickerei und mit kurzer oder langer Nadelspitze sowie die Aufwändigkeit der Weißstickerei. Reichere Frauen konnten sich von allem etwas mehr leisten, und das wurde auch zur Schau getragen.
Später werde ich die Einzelteile der Tracht genau vorstellen. Wenn Sie schon jetzt einen Überblick gewinnen möchten, schauen Sie doch einfach mal bei Ebay nach dem Suchbegriff „Schwälmer“.
http://www.ebay.de/sch/i.html?_trksid=p3984.m570.l1313.TR3.TRC0.A0.Xschw%C3%A4lmer&_nkw=schw%C3%A4lmer&_sacat=0&_from=R40
Dort findet man viele Postkarten mit den unterschiedlichsten Trachtenmotiven. Ab und zu kann man sich hier auch Original-Trachtenteile anschauen.
Oder Sie betrachten sich virtuell einen Teil der Trachtenpuppenausstellung des Dorfmuseums Holzburg.
http://www.dorfmuseum-holzburg.de/index.php?option=com_expose&Itemid=4
Die Trachtenschneiderin Erika Decker hat 52 verschiedene Schwälmer Trachtenensembles originalgetreu nachgearbeitet und im Puppenformat dargestellt.
Auch bei einem virtuellen Rundgang durch das Museum kann man einige sehr schöne Originaltrachten bewundern.
http://www.dorfmuseum-holzburg.de/index.php?option=com_expose&Itemid=4
Dass das Thema Tracht ist nicht verstaubt, sondern heute als Ideengeber von neuer Aktualität ist, zeigt folgendes Beispiel:
Die Schüler des Fachbereichs Textiltechnik und Bekleidung der Elisabeth-Knipping-Schule in Kassel bekamen zur Aufgabe, moderne Bekleidung – inspiriert von nordhessischen Trachten, speziell der Schwälmer Tracht – zu entwerfen. Unter dem Motto „Neu beTRACHTet“ veranstalteten sie im Jahr 2012 eine Modenschau
http://www.elisabeth-knipping-schule.de/einblick/2012/modenschau2012/index.php
bei der die Kollektion der SchülerInnen zu diesem Thema vorgestellt wurde. Die entstandenen Modelle kann man hier betrachten:
http://www.hna.de/lokales/kassel/knipping-schule-modenschau-koenigs-alm-fs-2254313.html
I would like to know how the brustlatz is worn. How is it connected to the weste?
Thank you for your detailed writing.
The „Brustlappen“, also called „Bruststecker“ (=breast stomacher) is tucked into the waistband of the skirt https://www.luzine-happel.de/?p=5377&lang=en with the bottom point and under the waistcoat with the sides. At the top points it was pinned to the waistcoat and additionally decorated with silk bands.
Please follow the link to „blog“ in the end of the article to see a picture of a bride. https://www.luzine-happel.de/?cat=1&paged=2&lang=en