Die Röcke der Schwälmerinnen wurden am unteren Ende mit Bändern eingefasst. Für die Feiertagsröcke der „stolzen“ Schwälmer Tracht gab es ganz verschiedene Variationen. Und es gab eine klare Festlegung in der Reihenfolge der verschiedenen Bandarten. Die Bänder wurden in der Schwalm „Schnur“ genannt.

Da ist zuerst ein Band aus einem gechintzten Stoff zu nennen, der aus England bzw. Indien bezogen wurde. In der Schwalm trug er den Namen „Tamis“, „Dames“ oder auch „Damest“. (Ab ca. 1900 wurden diese Bänder nicht mehr gehandelt, so dass man später auf Samtbänder auswich.) Hierbei handelte es sich um ein einfarbiges, leinenbindiges Baumwollgewebe mit starkem Glanz. Diesen verwendete man in rot, grün, blau (violett) und schwarz – passend zur jeweiligen Trachtengarnitur.

Zur roten Tracht gehöriger, mit Damest eingebördelter 1. Rock

Zur roten Tracht gehöriger, mit Damest eingebördelter 1. Rock

Zur grünen Tracht gehöriger, mit Damest eingebördelter 1. Rock

Zur grünen Tracht gehöriger, mit Damest eingebördelter 1. Rock

Zur blauen Tracht gehöriger, mit Damest eingebördelter 1. Rock

Zur blauen Tracht gehöriger, mit Damest eingebördelter 1. Rock

Zur schwarzen Tracht gehöriger, mit Damest eingebördelter 1. Rock

Zur schwarzen Tracht gehöriger, mit Damest eingebördelter 1. Rock

Der unterste Rock war mit diesem Damest ca. 2 cm breit eingefasst. Je nachdem, wieviele Röcke übereinander getragen wurden – junge Frauen mussten durch die Anzahl der Röcke ihr Vermögen offenbaren, ältere Frauen trugen weniger Röcke – waren noch zwei bis drei weitere Röcke auf diese Weise „eingebördelt“.

Darüber wurden ein bis zwei Röcke mit „prahlerischer“ – also bunter – Schnur getragen. Sie waren nur schmal mit dem einfarbigen Damest eingefasst und daran anschließend mit einer bunten Seidenschnur verziert.

Zur roten Tracht gehöriger, mit rotem Damest eingefasster und mit einer 8 cm hohen Seidenschnur verzierter Rock

Zur roten Tracht gehöriger, mit rotem Damest eingefasster und mit einer 8 cm hohen Seidenschnur verzierter Rock

Zur roten Tracht gehöriger, mit rotem Damest eingefasster und mit einer 8 cm hohen Seidenschnur verzierter Rock

Zur roten Tracht gehöriger, mit rotem Damest eingefasster und mit einer 8 cm hohen Seidenschnur verzierter Rock

Zur roten Tracht gehöriger, mit rotem Damest eingefasster und mit einer 4 cm hohen Seidenschnur verzierter Rock

Zur roten Tracht gehöriger, mit rotem Damest eingefasster und mit einer 4 cm hohen Seidenschnur verzierter Rock

Zur grünen Tracht gehöriger, mit grünem Damest eingefasster und mit einer 6 cm hohen Seidenschnur verzierter Rock

Zur grünen Tracht gehöriger, mit grünem Damest eingefasster und mit einer 6 cm hohen Seidenschnur verzierter Rock

Zur blauen Tracht gehöriger, mit blauem Damest eingefasster und mit einer 6 cm hohen Seidenschnur verzierter Rock

Zur blauen Tracht gehöriger, mit blauem Damest eingefasster und mit einer 6 cm hohen Seidenschnur verzierter Rock

Die beiden oberen Bilder zeigen – auch wenn es geringe Farbabweichungen gibt – dass z. B. eine blau-güne Borte sowohl zur einen als auch zur anderen Tracht verwendet wurde. Entscheidend war die Farbe der Damest-Einfassung.
Zur blauen Tracht gehöriger, mit blauem Damest eingefasster und mit einer 6 cm hohen Seidenschnur verzierter Rock

Zur blauen Tracht gehöriger, mit blauem Damest eingefasster und mit einer 6 cm hohen Seidenschnur verzierter Rock

Die bunt gewebten Seidenbänder erscheinen in einer breiten Palette verschiedener Musterungen.
Hier kann ich nur ein paar Beispiele zeigen. In einem weiteren Beitrag werde ich später einmal ausführlicher speziell auf diese gewebten Bänder eingehen.

Über den Röcken mit den bunt gewebten Seidenbändern wurden ein bis zwei „einzeln geschlangte“ Röcke getragen. Dazu wurde ein schmales Seidenband zickzackförmig auf eine Streifen Damest oder breites Seidenband genäht.

Zur roten Tracht gehöriger, einfach geschlangter und 6 cm hoher Rockbesatz auf rotem Damest

Zur roten Tracht gehöriger, einfach geschlangter und 6 cm hoher Rockbesatz auf rotem Damest

Zur roten Tracht gehöriger, einfach geschlangter und 6 cm hoher Rockbesatz auf grünem Seidenband. Der Rock ist mit rotem Damest eingefasst.

Zur roten Tracht gehöriger, einfach geschlangter und 6 cm hoher Rockbesatz auf grünem Seidenband. Der Rock ist mit rotem Damest eingefasst.

Über den „einfach geschlangten“ Röcken wurde ein weiterer Rock, der mit einem besonders wertvollen Band – einer goldplattischen Schnur – verziert war, getragen. In diese speziellen Bänder waren gold- oder/und silberfarbene Metallfäden eingewebt.
Zur roten Tracht gehöriger, mit rotem Damest eingefasster und mit einer 6 cm hohen Seidenschnur mit eingewirkten Gold- und Silberfäden verzierter Rock

Zur roten Tracht gehöriger, mit rotem Damest eingefasster und mit einer 6 cm hohen Seidenschnur mit eingewirkten Gold- und Silberfäden verzierter Rock

Über dem Rock mit goldplattischer Schnur wurde ein Rock mit „doppelt geschlangter“ Schnur getragen. Dazu wurden zwei schmale Seidenbänder – meist in verschiedenen Farben – zickzackförmig gelegt und versetzt auf Damest und Seidenschnur aufgenäht.
Zur roten Tracht gehöriger, doppelt geschlangter und 8 cm hoher Rockbesatz auf rotem Damest

Zur roten Tracht gehöriger, doppelt geschlangter und 8 cm hoher Rockbesatz auf rotem Damest

Zur blauen Tracht gehöriger, doppelt geschlangter und 8 cm hoher Rockbesatz auf blauem Seidenband. Der Rock ist mit blauem Damest eingefasst.

Zur blauen Tracht gehöriger, doppelt geschlangter und 8 cm hoher Rockbesatz auf blauem Seidenband. Der Rock ist mit blauem Damest eingefasst.

Zur roten Tracht gehöriger, doppelt geschlangter und 8 cm hoher Rockbesatz auf rotem Seidenband. Der Rock ist mit rotem Damest eingefasst.

Zur roten Tracht gehöriger, doppelt geschlangter und 8 cm hoher Rockbesatz auf rotem Seidenband. Der Rock ist mit rotem Damest eingefasst.

Reiche Frauen hatten noch einen ganz „stolzen“ Rock – den „dreifach geschlangten“ -, der mit drei schmalen Seidenbändern verziert war. Diese wurden zickzackförmig auf Damest oder Seide aufgenäht.
Zur roten Tracht gehöriger, dreifach geschlangter und 8 cm hoher Rockbesatz auf rotem Seidenband. Der Rock ist mit rotem Damest eingefasst.

Zur roten Tracht gehöriger, dreifach geschlangter und 8 cm hoher Rockbesatz auf rotem Seidenband. Der Rock ist mit rotem Damest eingefasst.

Über diesem Rock wurde dann nochmals ein doppelt geschlangter Rock getragen, bevor es zum obersten Rock kam. Dieser oberste Rock war am prahlerischsten – er hatte ein geschlangtes Band und eine bunte Schnur.
Zur roten Tracht gehöriger, doppelt geschlangter und mit einem zusätzlichen Seidenband ausgestatteter Rockbesatz auf rotem Damest.

Zur roten Tracht gehöriger, doppelt geschlangter und mit einem zusätzlichen Seidenband ausgestatteter Rockbesatz auf rotem Damest.

Zur roten Tracht gehöriger, fünffach geschlangter und 14 cm hoher Rockbesatz auf rotem Seidenband. Der Rock ist mit rotem Damest eingefasst.

Zur roten Tracht gehöriger, fünffach geschlangter und 14 cm hoher Rockbesatz auf rotem Seidenband. Der Rock ist mit rotem Damest eingefasst.

Der Schlussrock zeigte nur wenige Millimeter Farbe. Es war mit Damest in der zur jeweiligen Tracht gehörigen Farbe bestossen. Das entsprechende Band war am Innensaum des Rockes ca. handbreit/10 cm zu sehen.
Zur roten Tracht gehöriger Schlussrock

Zur roten Tracht gehöriger Schlussrock

Zur grünen Tracht gehöriger Schlussrock

Zur grünen Tracht gehöriger Schlussrock

Zur blauen Tracht gehöriger Schlussrock

Zur blauen Tracht gehöriger Schlussrock

All diese Farben und all diese Pracht inspirierten viele Maler, die Tracht in ihren Bildern festzuhalten. Hier zu sehen ist Carl Bantzer´s (1857 – 1941) „Schwälmer Tanz“, entstanden in 1898.
Das Gemälde ist im Besitz der Philipps Universität, Marburg (Museum für Kunst und Kulturgeschichte Marburg, Biegenstraße 11, D-35032 Marburg) und kann virtuell betrachtet werden.
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2 Kommentare
  1. Liebe Luzine,
    vielen Dank für diesen interessanten Beitrag!
    Herzlichen Grüßen, Jessica Grimm

    • Liebe Jessica,
      vom Schwälmer Kulturgut ist für mich die Weißstickerei natürlich am interessantesten, weil sie so abwechslungsreich und außergewöhnlich ist. Doch die Schwalm hat viel mehr zu bieten. So versuche ich, hin und wieder auch darüber zu berichten, so dass sich für die Leser am Ende ein Gesamtbild ergibt.
      Vielen Dank, dass Sie meine Beiträge verfolgen und auch kommentieren.
      Beste Grüsse
      Luzine

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