In meiner Sammlung befand sich ein typischer Schwälmer Posamentenknopf. Wegen seiner leichten Beschädigung war er mir nicht zu schade, ihn aufzutrennen. Denn ich wollte genau sehen, wie er angefertigt wurde und welche Materialien zu seiner Herstellung verwendet wurden.
Die einzelnen Schritte des Rückwärts-Arbeitens wurden in Bildern festgehalten. Sie sind hier nun in umgekehrter Reihenfolge zu sehen.

Für die Herstellung dieses Knopfes brauchte man:

  • eine runde, hölzerne Scheibe mit einem Loch in der Mitte
  • Seidenfäden in rot und (ehemals) grün
  • 4 Metallfäden in einer Länge von je 35 cm
  • 1 Metallfaden in einer Länge von 90 cm
  • schwarzen Leinenzwirn

Die beigefügte Zentimeter-Maßskala erlaubt eine Vorstellung von der Feinheit der Fäden.
Die Scheibe hat einen Durchmesser von 1,8 cm. Sie ist aus Buchenholz gefertigt. Im linken Bild mit der Vorderseite der Scheibe kann man deutlich Einkerbungen am Rand erkennen. Sie entstanden durch das sehr feste Umwickeln mit den Metallfäden. Weder auf der Vorder- noch auch der Rückseite kann ich Markierungen zur Einteilung des Musters finden. Die Einteilung erfolgte also nach Augenmaß.
Mit bloßem Auge war ein Unterschied in der Dicke der Metallfäden nicht wahrnehmbar. Aber beim Befühlen war eine deutliche Differenz zu spüren. Der Faden, der zum Umwickeln der Scheibe verwendet wurde, war deutlich steifer.
Beim Aufdrehen der Fäden fand ich den Unterschied. Beide Metallfäden hatten einen Kern aus gezwirnten Fäden. Das Metallband, das um den Faden (weißer Kern) zur Umwicklung der Scheibe gewickelt wurde, war viel dichter um den Kern gewickelt als das Metallband um den Faden (gelber Kern), der für die Flechtstiche verwendet wurde.

So wurden die Fäden zum Umwickeln viel stabiler (der obere Faden im Bild unten).
Knopfmacher war früher ein eigenständiger Beruf. Es wird berichtet, dass ein Konrad Plannet, Knopfmacher-Meister in Schwalmstadt-Treysa, in der Mitte des 19. Jahrhunderts 12 bis 14 Stunden benötigte, um etwa 20 Knöpfe zu fertigen. Das ist kaum verwunderlich, bedenkt man doch, dass er zuerst vorsichtig und sorgfältig all die benötigten Fäden zusammen drehen musste.

Die Enden von vier Silberfäden wurden mit einem schwarzen Zwirnsfaden zusammengeknotet.
Der Knoten wurde auf der Rückseite der Scheibe, etwa in der Mitte zwischen Mittelpunkt und Rand, positioniert. Die Metallfäden wurden so um die Scheibe herumgelegt, dass alle vier Fäden parallel dicht nebeneinander liegend direkt neben dem Mittelpunktsloch platziert waren.
Der schwarze Faden wurde zur gegenüberliegenden Seite der Scheibe und dort – in kurzem Abstand vom Rand – über die Metallfäden gelegt.
Diese wurden zurückgebogen und wiederum um die Vorderseite der Scheibe gewickelt, parallel zur ersten Wicklung, aber diesmal auf der anderen Seite der Mitte.
Auf der Rückseite hielt der schwarze Zwirnsfaden die Metallfäden und zog sie straff (auf diese Weise konnte der Knopfmacher auch am wertvollen Metallfaden sparen). Diese Schritte wurden zweimal wiederholt – einmal vier parallele Metallfäden auswärts der ersten Wicklung legend und dann vier parallele Metallfäden auswärts der zweiten Wicklung legend. (Dieses Bild lässt erkennen, dass es sich bei den Fäden wohl um Silberfäden handelt.)
Die Scheibe wurde um 60° im Uhrzeigersinn gedreht und die Schritte wurden einmal
und, nach einer weiteren Drehung um 60° im Uhrzeigersinn, ein zweites Mal wiederholt.
Auf der Rückseite wurden alle Metallfadenbündel mit dem schwarzen Zwirnsfaden an ihrem Platz gehalten und straff gezogen.
Es ist deutlich sichtbar, dass die Biegungen der ersten Bündel dichter am Rand verlaufen als die der zweiten Bündel. Und dass das Fadenbündel, das von einem Abschnitt zum nächsten führt, in eine Kurve gelegt wurde, die fast bis zur Mitte reicht. Dadurch wurden voluminöse Stellen auf der Rückseite des Knopfes verhindert.
Die Fadenenden wurden vielfach umwickelt und dann abgeschnitten. Der flexiblere Metallfaden – im Bild sieht er wie Goldfaden aus (es macht Sinn, dass der gelbe Fadenkern mit Gold umwickelt war und der weiße Fadenekrn mit Silber) – bekam an einem Ende einen Knoten und wurde auf der Rückseite unter einem Fadenbündel durchgezogen.
Direkt neben dem Fadenbündel liegend wurde er zur Vorderseite geführt (der Pfeil im unteren Bild zeigt den Knoten).
Auf der Vorderseite wurde der Faden über das erste Bündel der gewickelten Fäden, unter den zwei kreuzenden Fadenbündeln und über das vierte Fadenbündel geflochten.
Nun liegt der Arbeitsfaden – im Uhrzeigersinn gesehen – vor einem 16-fädigen Bündel. Auf der Rückseite wird er drei 16-fädige Bündel im Uhrzeigersinn weitergeführt und liegt nun – wiederum im Uhrzeigersinn gesehen – hinter dem dritten 16-fädigen Bündel. Leider ist der spröde Faden beim Fotografieren von seinem Platz gesprungen. Daher habe ich seine Position mit Pfeilen markiert. Der blaue Pfeil markiert das Ende der Flechtsequenz, die grüne Linie zeigt den Verlauf des Fadens auf der Rückseite und der rote Pfeil markiert den Beginn der nächsten Flechtsequenz, die parallel außen neben dem zuvor eingeflochtenen Faden verläuft.
Immer in gleicher Weise wird der Faden auf der Vorderseite geflochten und auf der Rückseite gewickelt bis ein Stern mit einem 4-fädigen Rand entstanden ist.
Auf der Rückseite sieht dies so aus:
Nun wurde ein roter Seidenfaden mit einem Knoten versehen und auf der Rückseite unter einem Fadenbündel durchgezogen,
um neben dem Fadenbündel (blauer Pfeil) nach vorn zu kommen und dort unter den gewickelten Fäden durchgezogen zu werden. Einen Faden nach dem Mittelfaden wird er ausgestochen.
Mit Vorstichen über die Spitzen des Sternes und unter den beiden Mittelfäden der zuerst gewickelten Fadenbündel hindurch führend, wird – dicht am Boden der Sternspitzen – ein Sechseckmuster angelegt.
Nach Außen hin werden zwei weitere Runden von Vorstichen gearbeitet. Diese werden, wenn sie die Sternspitzen kreuzen, um einen Faden auf jeder Seite und in jeder Runde kürzer.
Hier ist deutlich sichtbar, dass der Seidenfaden aus zwei Fäden gezwirnt wurde. (es wird berichtet, dass der oben genannte Knopfmachermeister 6 – 8 ultrafeine Seidenfäden zur Herstellung der Vorstiche verzwirnt hat und 10 – 15 ultrafeine Seidenfäden, um damit die Knopflochstiche am Rand des Knopfes auszuführen.
Nach drei Runden von Vorstichen wird der Faden zur Rückseite geführt und befestigt.
Nun wurde ein (ehemals grüner) Seidenfaden verwendet. Damit wurden zunächst sechs Vorstiche in einer Runde nahe des Knopfrandes gearbeitet, immer vierzehn der sechzehn Fäden eines Bündels überkreuzend.
Über diese Vorstiche wurden Knopflochstiche gearbeitet. Ich zähle sieben Knopflochstiche pro Abschnitt.
Eine zweite Runde von Knopflochstichen folgte (leider ist diese nicht vollständig erhalten),
um die Stiche um die Kante herum legen zu können.
Auf der Rückseite wurden die Knopflochstiche durch Wicklungen um vorhandene Fäden befestigt.
Auch wenn dies ein eher schlichtes Exemplar eines Schwälmer Posamentenknopfes ist, zeigt ein ähnlicher, aber unbeschädigter Knopf, der vom gleichen Kleidungsstück stammt, doch die einstige Schönheit dieses Knopfes.
Wie viel Zeit, wie viel Geduld und wie viel Kunstfertigkeit waren notwendig, um einen einzelnen kleinen Knopf entstehen zu lassen! Und die Kleidung der Schwälmer Frauen brauchte viele solcher Knöpfe.

2 Kommentare
  1. che meraviglia…grazie Jeanine <3

  2. I collect old buttons and am particularly fond of fabric buttons. I really enjoyed your explaining how passementerie buttons were made. Thank you!

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