Tanzecken sind sehr spezielle Bestandteile der Schwälmer Tracht. Sie sind nicht nur außergewöhnlich prachtvoll in ihrer Erscheinung, sondern auch sehr aufwändig herzustellen.

Zuerst muss man eine Schablone haben. Diese besteht aus Pappe.
Mit feinem Nähgarn wird die Schablone auf ein Stück Stoff in der Farbe der Tracht, zu der die Tanzecke getragen werden soll, genäht.
Beide Schichten werden anschließend auf Leinen oder Baumwollstoff befestigt.
Die auf diese Weise vorbereitete Arbeit wird in einen Rahmen gespannt, so dass beide Hände frei sind, um arbeiten zu können – eine von oben und die andere von unten. Die Stickerin stickt feine Seidenfäden präzise und dicht nebeneinander über die Pappschablone. Nicht alle Schwälmerinnen waren in der Lage, solch feine Arbeiten auszuführen. Meist wurden Frauen damit beauftragt, die diese Stickerei berufsmäßig erledigten – die Buntstickerinnen waren erfahren und geübt im Umgang mit den Materialien und hatten die notwendige Ausstattung.
Von der Vorderseite aus betrachtet sind die Musterteile klar voneinander abgegrenzt und dennoch dicht beisammen. Auf der Rückseite erscheint das Muster nicht so klar ausgeprägt – das zugrunde liegende Leinen scheint an manchen Stellen durch.
Dann werden Pailletten, Bouillon und Metalldraht hinzugefügt.
Dadurch entsteht auf der Rückseite ein Gewirr von feinen Fädchen, mit denen diese Teile gehalten werden.
Danach werden die Kanten eingekürzt und das Teil mit Glanzpapier abgefüttert, um die Schürze, auf die die Tanzecke aufgesteckt wird, vor Beschädigungen und Abrieb zu schützen.
Die Kanten werden mit Seidenbändern umgeben
und die Seidenbänder werden zusätzlich mit Pailletten und Bouillon verziert. Oft wurden auch die Initialen der Besitzerin hinzugefügt.
Es ist verblüffend zu sehen, welch schöne Tanzecke aus der oben zu sehenden Schablone hervorgegangen ist!

Und es ist verständlich, dass die Schwälmerinnen ihre schönen und mühevoll hergestellten Trachtenbestandteile schützen wollten, wenn sie verstaut werden mussten. (Die Tanzecken wurden ja nur zu Tanzveranstaltungen genutzt, und diese fanden gewöhnlicherweise nur 3 mal im Jahr statt.) So nähten sie sich oft passende Taschen. Diese enthielten meist zwei separate Abteile – eines für jede Tanzecke – wurden aus Glanzpapier passgenau zugeschnitten und mit Vorstichen zusammengenäht.

1 Kommentar
  1. Hello Luzine,
    Thank you for so many tutorials about ancient Schwalm work you are an unstoppable embroiderer! A gem, a jewel person always willing to share so much wisdom. Thank you

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