Zur weiblichen Festtagstracht der Schwalm gehörten neben den dunklen auch weiße Schürzen. Diese waren allerdings den Mädchen bis zur Heirat vorbehalten und wurden an hellen, warmen Tagen zum weißen Mieder und der roten Tracht getragen.
1942 veröffentlichte Heinrich Metz (1897 – 1973) einen Artikel über die textile Aussteuer einer Schwälmer Braut. Darin hieß es bezüglich der Schürzen:
Die weißen Schürzen waren vom Zuschnitt her den dunklen Schürzen sehr ähnlich. Allerdings waren sie viel aufwändiger gearbeitet. So wurden die beiden Leinenbahnen, die man für die Weite der Schürze benötigte, wenn kein Leinen ist der benötigten Breite zur Verfügung stand, meist mit einer Ziernaht zusammengehalten.
Die Schürzenbunde waren mit feinster Weißstickerei und Nadelspitze am oberen Rand verziert.
Der Verschluss durch Haken und Öse wurde mit vergoldeten Schließen überdeckt.
Oft waren im oberen, glatten Mittelbereich zwischen den Faltenpartien die Initialen der Trägerin und kleine Ornamente in farbigem Kreuzstich eingestickt.
Manchmal war auch die Jahreszahl der Herstellung vermerkt.
Ganz besonders aufwändige Exemplare hatten noch zusätzliche Weißstickerei im oberen Bereich der
glatten Partien, wie hier an der Seite unterhalb des Schürzenbundes
oder in der Mitte unterhalb des Schürzenbundes
Die Partien zwischen den glatten Bereichen waren fein gefältelt.
Es gab Schürzen mit durchbrochenen Mustern
und solche mit auf dem Stoff aufliegenden Mustern, wie hier in Herz-
und Kreismotiv zu sehen.
Am häufigsten waren allerdings die mit Plattstichen ausgeführten schmalen Börtchen
in sehr unterschiedlichen Ausführungen,
und die in Knötchenstichen und Plattstichen ausgeführten Musterungen.
Konturenvorlagen für solch kleine Börtchen kann man in meiner Publikation Schlängchen & Co in großer Anzahl finden.
Auch die Nadelspitzen waren unterschiedlich aufwändig gearbeitet.
Neben sehr schlichten Ausführungen
arbeitete man oft auch mehrreihige Nadelspitzen mit Pyramidenzäckchen und unterschiedlichen Pikots.
Eine ausführliche Beschreibung der Arbeitsweise von Nadelspitze, Pyramidenzäckchen und Pikots kann man in meiner Publikation Schwälmer Nadelspitzen – leicht gestickt finden.
Nicht zuletzt die adrette weiße Schürze – natürlich in Verbindung mit schwarzen Röcken und schwarzer Weste, weißem Mieder, den roten Rocksäumen und dem roten Käppchen – machte die Tracht populär und als Rotkäppchen-Tracht weithin bekannt.

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