Kleines Schwälmer Motiv (1)

In dem Beitrag Handgewebtes Leinen (F I) im Test habe ich ein kleines Schwälmer Motiv gestickt.

Das Herz wurde mit Flächenfüllmuster Nr. 554 gefüllt.

Die Tulpe hat Waffelstiche als Verzierung erhalten.

Der Flügel des Vogels wurde mit umwickelten Kettenstichen und Spannstichen bestickt, der Vogelbauch mit Hexenstich-Schlängchen.

Das Konturenmuster stelle ich Ihnen als Handzeichnung zum Herunterladen zur Verfügung.

Handgewebtes Leinen (F I) im Test

Zur Zeit teste ich mal wieder altes, handgewebtes Leinen auf seine Tauglichkeit für die Schwälmer Weißstickerei.

Handgewebtes Leinen ist der ideale Grundstoff für die Schwälmer Weißstickerei. Auf diesen überlieferten Geweben entfaltet die Stickerei eine plastischere Wirkung als auf industriell gewebtem Leinen, wie der Vergleich der Stickerei des gleichen Musters auf den beiden Untergründen zeigt.

Auch wenn die Fotos nicht sehr gut und klar sind, erkannt man doch den Unterschied der Entfaltung der Stickerei zwischen dem industriell

und dem handwerklich gefertigten Gewebe.

Aber es gibt riesengroße Unterschiede in der Qualität der handgewebten Leinen. Viele der heute noch zu findenden Stoffe sind völlig ungeeignet.
Daher empfiehlt es sich, vor dem Beginn eines größeren Projektes das Leinen zu testen. Wenn die anfänglichen Proben positiv verlaufen sind, sollte man die weiteren Eigenschaften durch eine kleine Probestickerei unter die Lupe nehmen.

Achten kann man dabei zum Beispiel auf folgende Punkte:
1. Erscheinungsbild allgemein – Breite; Originalzustand oder schon gewaschen?; Häufigkeit von Verdickungen und Gewebefehlern
2. Erscheinungsbild der Gewebefäden
3. Flecken
4. Fühlprobe
5. Gleichmäßigkeit des Gewebes
4. Fadenauszug
6. Gleiten der Nadel

Das Leinen befindet sich im Originalzustand des Ballens, zu dem es nach der Fertigung vernäht wurde. Es hat glatte Webkanten und zeigt an zwei Stellen die Stiche, die zum Vernähen des Ballens gesetzt wurden. Dort bleiben nach Auftrennen der Stiche ca. 2,5 cm tief zur Gewebemitte hin größere Löcher sichtbar – das sind aber nur kleine Stellen auf dem insgesamt großen Stoffstück.

Am Anfang und Ende des Ballens müssen ca. je 100 cm abgeschnitten werden, da das Leinen dort zu sehr verzogen ist.
Das Leinen ist 70 cm breit – eine für handgewebtes Leinen gewöhnliche Breite.
Es fühlt sich fest, aber nicht zu steif an. Ich würde den Griff mittel-fest nennen.

Das Leinen zeigt starken Liegeschmutz an der Falte und (meist leichtere) Flecken über die gesamte Fläche. Auch das ist üblich für Leinen, das viele Jahrzehnte gelagert wurde.

Bei einer kurzen Waschprobe verschwanden all diese Verschmutzungen.

Die folgenden Aufnahmen zeigen starke Vergrößerungen und dadurch erscheinen auch die genannten Beeinträchtigungen schlimmer, als sie in Wirklichkeit sind.

Das Gewebe ist sehr dicht, die verwendeten Fäden unterschiedlich dick. So zähle ich 15 bis 18 Kettfäden und 17 bis 20 Schussfäden pro Zentimeter.

Meist sind die Fäden klar voneinander abgegrenzt – ein Zeichen, dass sie sich gut ausziehen lassen.

Es gibt aber auch Stellen mit Verfilzungen.

Hin und Wider (vielleicht einmal pro Meter) findet man Fadenverdickungen

und auch Webfehler.

Der Kettfaden hat sich relativ gut und ohne zu reißen, ausziehen lassen. Beim Ausziehen der Schussfäden rissen diese meist nach ca. 3 bis 5 Zentimetern.

Um das Leinen beim Sticken zu testen, wird ein kleines Motiv (18 cm x 11,5 cm) aufgebügelt und bestickt.

Da das Leinen sehr dicht gewebt ist, kann die Nadel nicht ganz mühelos durch den Stoff gleiten. Doch nach wenigen Stichen hat man sich daran gewöhnt. Das Sticken auf handgewebtem Leinen ist meist etwas anstrengender als das auf industriell gefertigtem.

Der Fadenauszug in den Motivflächen gelang gut. Allerdings musste ich hierbei eine Lupe benutzen.

Das Limet-Fadengitter erscheint trotz der unterschiedlichen Gewebefadendicke relativ gleichmäßig.

Man kann in die vergleichsweise kleine Herzfläche von 4 cm Breite doch viele schöne Füllmuster sticken.

Die Dichte des Leinens erlaubt präzise Oberflächenstickerei.

Die kleine Stickerei kommt auf dem Leinen gut zur Geltung.

Alle Flecken sind restlos verschwunden. Der Webfehler fällt nicht ins Auge und die Fadenverdickungen stören das Gesamtbild nicht. Eine etwas unregelmäßige Struktur ist typisch für handgewebtes Leinen und macht den Reiz des Gewebes aus.

Siehe auch:
Verkaufe handgewebtes Leinen (1)
Eignungstest von Gewebe für Schwälmer Weißstickerei
Leinen: Gewebe aus Flachs-Fasern
Fehler im Leinen – was tun?

Eine besondere Stoffverbindung

Kürzlich hielt ich ein besonderes Stück in Händen. Bei dem mit 1843 datierten Teil handelt es sich wohl um ein Hochzeitsbettlaken, worauf die Buchstabenkombinationen links – C C H L – und rechts – A C H L – der Krone hindeuten. C und A stehen als Anfangsbuchstaben der Vornamen und C H L ist ein Kürzel des Nachnamens.

Zwar habe ich das Tuch aus der Schwalm, Schriftart und Krone sind aber nicht schwalmtypisch. Ein paar besondere Stickereien veranlassen mich, die Einzelheiten hier dennoch vorzustellen.

Für den für Betrachter sichtbaren Teil des Tuches, der über die vordere Bettkante hing und mit Krone, Namenskürzeln und Jahreszahl versehen ist, wurde feinstes 21-fädiges Leinen verwendet.
Die Unterkante ist mit einem zwei Zentimeter breiten Stopfhohlsaum mit einem Blockmuster verziert.

An den Seitenteilen findet man einen eineinhalb Zentimeter breiten Würfelhohlsaum.

Da die Bahnen handgewebten Leinens meist weniger als einen Meter breit waren, mussten mehrere Bahnen aneinander gesetzt werden.
Für den für Betrachter nicht sichtbaren Teil wurde wesentlich gröberes, nämlich 15/16-fädiges Leinen gewählt.

Eine Besonderheit, die ich bis dahin noch nicht gesehen hatte, sind die Verbindungsstiche in der Art eines Stopfhohlsaumes.

Der Abstand beider Stoffbahnen beträgt ca. 8 mm. Von einer Stoffbahn zur gegenüberliegenden wurden dicht nebeneinander 3 Fäden gespannt und dann bis zur Hälfte mit Stopfstichen versehen. Dann wurde der Faden – und dies ist das besondere – zum nächstgelegenen fertigen Stopfsteg und dort in der Mitte um den ersten Spannfaden geführt. Auf dem Rückweg zum begonnenen Stopfsteg wurde der Arbeitsfaden umwickelt. Dann wurde der Steg fertig gestopft. Er hat eine Breite von ca. 3 mm. Im Abstand von ca. 4 mm wurde der nächste Stopfsteg begonnen.

Ungewöhnlich sind auch die waagerechten Verbindungen zwischen den mehrstufigen Stopfstegen des Hohlsaums mit Blockmuster an der Unterkante.

Siehe auch:
Möglichkeiten des Zusammensetzens schmaler Leinenbahnen (1)
Möglichkeiten des Zusammensetzens schmaler Leinenbahnen (2)
Wie stickt man den verflochtenen Kreuznahtstich?

Flächenfüllmuster Nr. 582

Flächenfüllmuster Nr. 582

Kategorie: Lichtes Muster mit Grundstichgitter
verwendetes Leinen: 13,5-fädig
verwendetes Garn: Vierfachstickgarn Nr. 30 für die Grundstiche und Nr. 20 für die Rosenstiche
angewandte Stiche: Grund- und Rosenstiche
Mitte: Kreuzung zweier Fadenrinnen (in anderen Konturformen: mittlere Längsachse = Fadenrinne)
Breite eines Mustersegmentes = 48 Gewebefäden

Das hier zuerst gezeigte Muster ist nur eine Arbeitsprobe. Eingebettet in eine Motivfläche findet man es am Ende dieses Beitrages.

Zuerst erstellt man ein lichtes Fadengitter mit einer Kreuzung zweier Fadenrinnen im Zentrum, indem man sowohl horizontal als auch vertikal jeweils abwechselnd 2 Fäden auszieht und zwei Fäden stehen lässt.

Das entstandene Fadengitter wird mit Grundstichen stabilisiert.

Man beginnt im vierten Kästchen unterhalb des Zentrums aus. Das Ende des Arbeitsfadens bleibt vorerst auf der Vorderseite.

Man arbeitet einen Rosenstich in dieses Kästchen. Es ist dabei gut, den ersten Teil des Rosenstiches in die Richtung zu setzen, in der man später weiter sticken will – also den ersten Teilstich nach oben, wenn weitere Rosenstiche oberhalb gearbeitet werden sollen; den ersten Teilstich nach links, wenn weitere Rosenstiche nach links gearbeitet werden sollen usw. Dadurch wird die Fläche des Kästchens gut abgedeckt.

Nach Beendigung des ersten Rosenstiches führt man die Nadel ein Kästchen diagonal nach rechts oben und arbeitet von dort aus drei Rosenstiche nach links.

In das Kästchen über dem mittleren Rosenstich stickt man einen weiteren Rosenstich, sticht dann ein Kästchen diagonal nach rechts oben aus

und arbeitet von dort drei Rosenstiche nach links. Nach Fertigstellung des dritten Rosenstiches sticht man ein Kästchen oberhalb aus,

stickt von da aus vier Rosenstiche nach links und

führt die Nadel dann schräg ein Kästchen nach rechts und eins nach unten.
Dort arbeitet man einen Rosenstich und führt die Nadel dann zwei Kästchen nach oben. Dort arbeitet man wieder einen Rosenstich,

lässt nach rechts 1 Kästchen frei (damit das dazwischenliegende Kästchen auf alle Fälle frei und offen bleibt, führt man den Arbeitsfaden auf der Rückseite durch einen Grundstich)

und arbeitet von dort aus drei Rosenstiche nach rechts. Über dem mittleren der drei Stiche wird ein Kreuz aus einem, drei und einem Rosenstich gearbeitet. Der Arbeitsfaden wird auf der Rückseite zum Kästchen rechts der Mitte zurückgeführt.

Von dort werden vier Rosenstiche nach rechts gearbeitet und dann die Nadel schräg ein Kästchen nach links und eins nach unten geführt.

Dort arbeitet man einen Rosenstich und führt die Nadel dann zwei Kästchen nach oben. Dort arbeitet man wieder einen Rosenstich,

Das erste Element des Musters ist fertig.

Im Abstand von drei freibleibenden Kästchen wird ein gleiches Element gestickt.

Vom mittleren der drei freibleibende Kästech lässt man je ein weiteres Kästchen frei und stickt anschließend weitere Elemente nach links und rechts.

Auf diese Weise füllt man die gesamte Fläche.

Es entsteht ein außergewöhnliches Muster,

das in großen Flächen besonders wirkungsvoll erscheint, wie hier auf einer Tafeldecke von 1927.

Tulpenmotive

In vorhergehenden Beiträgen habe ich die Entwicklung von Tulpenmotiven durch die Jahrhunderte aufgezeichnet.
Nun will es der Zufall, dass in meinem Garten hunderte verschiedener Tulpen aufgeblüht sind.

In der Knopse spitz zulaufende,

sternförmig aufblühende,

große und kleine,

gefüllte


eher abgerundete oder

in den Blütenblättern spitz zulaufende

Die Pracht brachte mir die Idee, ein Tulpenmustertuch zu gestalten. Leider habe ich für Entwürfe kein Geschickt. Aber vielleicht haben Sie ja Spaß an einer solchen Aufgabe. Damit es leichter gehen kann, habe ich verschiedene Tulpenkonturen zusammengestellt. Aus der Auswahl kann man sich die passenden herauspicken und mit etwas Beiwerk wie kleinen Blättchen, Spiralen usw. ein Muster entwerfen.
Ich freue mich darauf, irgendwann einmal solche Entwürfe zu Gesicht zu bekommen.