Die Schwälmer Schnallenschuhe wurden mit Schnallen geschlossen. Für unterschiedliche Anlässe gab es auch verschiedene Schnallen.
Zur täglichen Arbeit wurden von Frauen die Perlschnallen (auch Eckenschnallen genannt) getragen.
Sie hatte auf der Oberseite perlenartige Verzierungen, die durch die Gussform entstanden.
An Sonn- und Feiertagen und zu besonderen Festen wurden die „stolzen“ oder auch „bunten“ Eckenschnallen getragen. Die Form war für Frauen und Männer die gleiche; sie unterschieden sich lediglich in der Größe. Bei den „bunten“ Schnallen wurden vom Schnallenmacher Kupferblättchen (auch in Herz- oder Tulpenform) aufgelötet oder Kupfernieten eingesetzt und die freien Messingflächen wurden mit feinen Meißeln ziseliert.
Zur Trauer oder bei ernsten Anlässen hingegen trug man ovale Schnallen, auch „Trauerschnallen“, „runde“ oder „glatte“ Schnallen genannt.
Diese Schnallen haben auf jeder Schnallenseite Löcher – bei Frauen sind es 12 runde Löcher auf jeder Seite, bei den Männern sind es 8 Löcher, die auch nicht immer rund sind.
Das äußere Ohr des Schuhes wurde soweit wie möglich durch das Herz der Schnalle gezogen
und dann über der Lasche des Schuhes soweit eingeschlagen, dass die Ohrspitze mit der gegenüberliegenden Seite der Lasche abschloss. Die Herzspitze krallte sich dabei in das Ohr.
Das innere Ohr wurde durch die Schnalle gesteckt. Die Zunge bohrte sich durch das Ohr und hielt es in der gewünschten Position fest,
sodass das Ohr an der Außenseite des Schuhes voll zur Entfaltung kam.
Warum hat der Schuh zwei Ohren, wenn doch nur eins gezeigt wird? Die Schwälmer Frauenschuhe wurden abwechselnd am rechten und am linken Fuß getragen.
Die beiden Ohren ermöglichten es, dass – egal ob der Schuh links oder rechts getragen wurde – immer ein Ohr an der Außenseite des Schuhes drapiert werden konnte.
Bei Trauer wurde das innere Ohr nur durch die erste Hälfte der Schnalle gesteckt und dann unter die Schnalle gesteckt.
Zur stolzen Schwälmer Tracht wurden von den Frauen stets Schnallenschule getragen. Männer hatten daneben noch Stiefel oder Riemenschuhe (Schnürschuhe).
Die Schnallenschuhe hatten eine abgerundete Spitze. Die Absätze waren klein und und schmaler als der Schuh, sodass es aussah, als würden Klötzchen unter dem Schuh liegen. Daher wurden die Absätze auch „Kletz“ genannt und die Schuhe „Kletzschuhe“.
Für besseren Halt und größere Langlebigkeit wurden manche Absätze auch noch mit Eisen beschlagen.
Für Frauenschuhe hatte der Schuster nur einen Leisten, das heißt, es gab keine linken oder rechten Schuhe. Beide waren gleich und wurden abwechselnd einmal rechts und einmal links getragen.
Dadurch wurden sie gleichmäßig abgenutzt.
Die Schuhe wurden meist aus Kalbsleder gefertigt. Die stanzverzierten Laschen (Zungen / Riegen) waren bei Frauenschuhen am oberen Rand ausgezackt und mit weißem Schafleder unterlegt.
Die Laschen der Männerschuhe waren rot – nur in Trauerzeiten weiß – paspeliert.
Die Seitenteile der Schuhe hatten nach vorne hin große, herzförmige Verlängerungen – die „Ohren“.
Sie waren mit Lochornamenten verziert. Bei Brautschuhen wurde auch das Herstellungsjahr eingelocht.
Die „Ohren“ wurden durch Schnallen geführt und drapiert. Sie gaben den Schwälmer Schnallenschuhen das außergewöhnliche Gepräge.
Neben den Schnallenschuhen hatte die Schwälmerinnen auch noch bequemere Schuhe, die sogenannten „Kommod“-Schuhe (kommod = bequem). Flach und sehr einfach gehalten wurden sie im Alltag oder von älteren Frauen getragen.
Dienten die Strumpfbänder ursprünglich dem Halt der Strümpfe, so wurden sie mit dem Kürzerwerden der Röcke immer mehr zum Schmuckelement. So erklärt sich auch die Unterschiedlichkeit der einzelnen Varianten.
Strumpfbänder sind ca. 85 cm lange und 3 – 4 cm breite Bänder in der Grundfarbe der der Tracht mit etwas breiteren, verzierten Platten an den Enden.
Die Strumpfbänder wurden oberhalb des Knies um das Bein gebunden und so drapiert, dass die Platten seitlich der Beine unter dem Rocksaum hervorschauten.
Die Verzierung der Strumpfbandenden war sehr unterschiedlich. Sehr einfach gehaltene Strumpfbänder hatten Platten aus bunt gewebten Seidenbändern.
Etwas aufwändigere Exemplare hatten zusätzliche Nadelspitzen-Verzierungen am unteren Abschluss oder auch Pailetten- und Bouillondraht-Besatz.
Ältere Modelle waren oft mit sogenannten „Tritzern“ besetzt, das sind aus Seidenbändern gefertigte Rosetten, die in Verbindung mit Perlen, Metallblümchen oder Pailletten auf den Platten befestigt wurden.
Aufwändigere Exemplare hatten mehr oder weniger reiche Verzierungen aus Pailletten und Bouillondrahtmotiven in Gold und Silber. Zur roten Tracht gehörte Gold, die grüne wurde mit Silber geschmückt.
Die imposanteste Variante waren die Strumpfbänder, die in feinster Buntstickerei mit Seidengarnen ausgeführt wurden.
Nur die reichsten Frauen konnten sich Strumpfbänder leisten, die in feinster Buntstickerei mit Seidengarnen gearbeitet und dann noch zusätzlich mit Pailletten und Bouillondraht in Gold oder Silber verziert wurden. Von dieser Variante existieren nur sehr wenige Exemplare. So war es mir leider nicht möglich, eines davon zu erlangen, um es Ihnen zeigen zu können.
Die Schwälmer und Schwälmerinnen trugen handgestrickte Strümpfe, die bis weit über die Knie reichten. Befestigt wurden diese Strümpfe mit Strumpfbändern, die um das Bein gebunden wurden.
1930 zählten zur Aussteuer einer armen Braut 6 -8 Paar Strümpfe, zur Aussteuer einer reichen Braut 40 Paar Strümpfe.
Die Sommerstrümpfe wurden zunächst aus Leinengarn, später aus feinem Baumwollgarn gestrickt.
Baumwollgarn kam erst etwa 1830 in die Schwalm. Für die Winterstrümpfe verwendete man fein gesponnene Schafwolle. Die Frauenstrümpfe waren weiß, die Männerstrümpfe auch manchmal blau eingefärbt. Damit die schafwollenen Winterstrümpfe auch weiß wurden, wurde die Wolle geschwefelt.
Zu unterschiedlichen Anlässen wurden unterschiedlich gemusterte Strümpfe getragen. Die „Linkten“, das sind Strümpfe, die aus linken Maschen gebildete Muster hatten, wurden bei Trauer und von älteren Frauen getragen. Die „Zwickelstrümpfe“ mit schmalen Musterstreifen wurden als Alltagsstrümpfe getragen. Sie waren meist aus dickerem Garn gearbeitet. Sonntags trug man „Zwickelstrümpfe“ mit breiten Musterstreifen. Sie waren aus feinem Garn gestrickt. Für besondere Fest- und Feiertage hatte man die „stolzen Zwickelstrümpfe“. (Als „stolz“ bezeichnete man in der Schwalm die besonders prächtig und sehr reichhaltig verzierten Dinge.) Die „stolzen Zwickelstrümpfe“ wurden aus sehr feinem Garn gestrickt und hatten besonders schöne und aufwändige Muster mit besonders breiten Musterstreifen. Eine Besonderheit bildeten die „eingelegten Strümpfe“. Diese Zwickelstrümpfe hatten aufwändige Strickmuster, bei denen ein zusätzlicher Faden mitgeführt wurde und im Musterverlauf abwechselnd vor und hinter die Strickmaschen gelegt wurde. (Man könnte den Eindruck gewinnen, dass solche Strümpfe nach dem Stricken bestickt wurden. Das ist aber nicht der Fall. Es handelt sich um ein reines Strickmuster.)
Diese stolzeste Art der Zwickelstrümpfe konnten sich nur die geschicktesten oder die reichsten Frauen der Schwalm leisten, da die Technik des „Einlegens“ besonders schwierig ist und nur von wenigen Strickerinnen beherrscht wurde. In Strümpfe, die als besonders wertvoll erachtet wurden, wurden auch Initialen oder eine Jahreszahl eingestrickt – hier „A K E“ Anna Katharina Ermel.
Die Strümpfe wurden mit einem feinen Nadelspiel (5 Stricknadeln) von oben nach unten rund gestrickt. Sie bestanden aus mehreren Abschnitten. Den Rand bildete ein 5 – 10 cm hohes „Börtchen“, je nach Trageanlass des Strumpfes aus unterschiedlichen Mustern (2-rechts, 2-links; Lochmustern und Zopfmustern) gestrickt.
Vom Ende des Börtchens bis zur Ferse verlief auf der Rückseite des Strumpfs ein schmaler, gerader Mustersteifen, „Nähtche“ (= Nähtchen) genannt. Andere, örtlich unterschiedliche Bezeichnungen dafür sind lt. Friederike von Strenge/Schwälmer Jahrbuch 1997: Bibberich“, „Bitzelich“, „Bispelich“, „Öchelich“, „Quetschestein“. Der übrige Strumpf vom Börtchen bis unterhalb des Knies wurde mit glatt rechten Maschen gearbeitet.
Auf beiden Seiten der Wade verlief ein mehr oder weniger breiter Musterstreifen, der mit der „Platte“ begann.
Die Platte hatte eine Fünfeck-Form – ein Rechteck mit einer nach unten führenden Spitze. Die Platte war etwas breiter als der darunterliegende Musterstreifen. Für die Platte gab es zwei verschiedene Gestaltungsweisen: entweder wurde sie in den gleichen Mustern gestrickt wie der darunterliegende Streifen, oder sie bekam in der Mitte ein großes, auf beiden Seiten von einem „Zwickelmuster“ begrenztes Herz. Dieses „Zwickelmuster“ setzte sich dann nach unten bis zur Ferse fort.
Bei Frauenstrümpfen lief das Musterband auf dem Fußrücken weiter bis zur Spitze, da die Frauen neben den hochgeschlossenen Schnallenschuhen auch die ausgeschnittenen „Kommod“-Schuhe trugen. Bei Männerstrümpfen endete das Muster in Fersenhöhe, denn sie trugen nur die hochgeschlossenen Schnallen- bzw. Riemenschuhe (Alltagsschuhe) oder Stiefel.
Bei vielen Frauenstrümpfen verlief links und rechts neben den Musterstreifen eine schmale Musterborte – das „Schlängchen“.
Zwischen den Musterstreifen verliefen glatt rechts gestrickte, zwickelförmige Partien, bei denen durch Abnahme von Maschen der Strumpf an die Beinform angepasst wurde. In der Schwalm allerdings bezeichnete man nicht diese zwickelförmigen Partien als Zwickel, sondern die beiden seitlichen Musterstreifen.
Ferse, Fußsohle und Spitze wurden glatt rechts gestrickt. Die Spitze wurde meist sternförmig abgenommen.
Es gibt viele verschiedene Strickmuster, die in der Schwälmer Strickerei eine Rolle gespielt haben. Einige davon werde ich in kommenden Artikeln vorstellen.
Wie bereits in „Schwälmer Tracht – ein Überblick“ erwähnt, besteht die Schwälmer Festtagstracht aus vielen unterschiedlichen Teilen. Womit beginnen? Ganz einfach, wo wir alle normalerweise mit dem Bekleiden anfangen – mit der Unterwäsche.
Die Frauen der Schwalm trugen Unterhemden. Von Unterhosen in der damaligen Zeit ist mir nichts bekannt. Später, wenn die Schwälmerin vollständig angezogen sein wird, werden Sie verstehen können, warum.
Das Unterhemd wurde aus reinem Leinen gefertigt. Es war ein wenig mehr als knielang und einfach in der Form – nach unten hin ein bisschen ausgestellt.
Das Sommer-Unterhemd war ärmellos und ohne Verschluss. Das Winterunterhemd war langärmelig und konnte ein Bindebändchen als Verschluss haben.