Schwälmer Randabschluss – Die Bogenborte (4)

Nach den Vorarbeiten kann man nun mit dem Sticken der Flächenfüllmuster beginnen.
Bogen mit Muster 447 | arch border with pattern 447
Hier habe ich Muster „447“ gewählt.
Hat man einige Bögen mit Mustern gefüllt, kann man beginnen, den Erbslochhohlsaum zu Ende zu führen.
Rückseite bestickter Boegen | back of embroidered arch es
Dazu entfernt man die farbigen Heftfäden, legt die ausgezogenen Fadenenden nach rechts zwischen die beiden vorhandenen Fadenrinnen und überdeckt sie mit Kästchenstichen. Diese Kästchenstiche sollten natürlich die gleichen vertikalen Gewebefäden bündeln wie die in der ersten Kästchenstichreihe.
Fadenenden | thread tails
Diese Arbeit ist etwas mühsam und ab und zu muss man von der Vorderseite aus überprüfen, ob man die richtigen Ein- und Ausstichstellen getroffen hat. Am Ende fallen diese überdeckten Fadenenden nicht mehr auf.
Kästchenstiche | Four-Sided stitches
Von der Vorderseite bietet sich folgendes Bild:
Vorderansicht | front side
Hat man die Kästchenstichreihe ein Stück weit gestickt,
durchgehende Kaestchenstichreihe | continued row
kann man den Fadenauszug für die Erbslöcher vornehmen
Fadenauszug | thread withdrawing
und die Erbslöcher sticken. Eine genaue und sehr detaillierte Schritt-für-Schritt Arbeitsanweisung mit vielen Bildern dazu finden Sie in meinen Büchern „Grundlagen der Schwälmer Weißstickerei“ und „Mustertücher Lichte Muster“.
Erbsloecher Rueckseite | back of the Peahole hem
Vorderseite Zischenraummarkierung | front leaf design
Von der Vorderseite aus werden per Hand oder mittels einer kleinen Schablone spitze Blätter zwischen die Bögen gezeichnet und anschließend mit dichten Plattstichen ausgestickt.
fertiger Bogenrandabschnitt | finished part of the arch border
Hat man die gewünschte Anzahl von Bögen gestickt, arbeitet man die gegenüberliegende Längsseite gegengleich. Die Anleitung dazu kommt in einem späteren Artikel.

Wie kreiert man ein typisches Schwälmer Konturenmuster? (1)

Typische Schwälmer Konturenmuster enthalten viele unterschiedliche, große Motive einfacher Formen wie Herz, Tulpe, Körbchen, Kreis und andere, die mit Ranken, kleinen Blättern und Blütchen umgeben werden.

Zunächst benötigt man die Umrisse der einfachen Motive.
Alle Motive, die an der Längsachse gespiegelt sind, wie zum Beispiel Herz und Tulpe, erarbeitet man als Faltschnitt.

Dazu nimmt man einen Bogen festes Papier oder Karton. Diesen faltet man einmal.
gefalteter Karton | folded paper board
Von der geschlossenen Seite aus zeichnet man sich Hälften der gewünschten Motive auf und schneidet diese möglichst exakt aus.

aufgezeichnete Motivhälften | drawn motif halfs
ausgeschnittene Motive | cut motifs

Auf diese Weise erhält man Schablonen von Motiven in unterschiedlichsten Formen und Größen.
Vielfalt an Formen und Größen | variety of shapesUm Kreise oder Kreisabschnitte zu erhalten, verwendet man Zirkel, spezielle Zeichengeräte oder einfach runde Gegenstände.
Hilfsmittel zum Zeichnen | utilities for drawing
Kreise und Kreisabschnitte | cirles and segments of circlesDie Schablonen legt man auf Entwurfspapier, drückt sie mit einer Hand fest auf den Untergrund, so dass sie nicht verrutschen können und zieht mit einem Bleistift am Rand entlang eine Linie.
Zeichnen entlang der Schablone | tracing around the stencil
Auf diese Weise kommt die Kontur eines Motivs auf den Entwurf.
Konturenlinie | outline design
Versuchen Sie es einmal! Es macht sehr viel Spaß, durch die Faltschnitt-Technik zum Beispiel die unterschiedlichsten Tulpenformen zu erlangen. Sie werden erstaunt und überrascht sein von der Vielfalt der Formen, die Sie erhalten.

Schwälmer Randabschluss – Die Bogenborte (3)

Knötchenstiche und Kettenstiche | Coral Knot stitches and Chain stitchesDie Bogenlinie überdeckt man mit Knötchenstichen und setzt dicht nach innen daneben eine Reihe Kettenstiche. Dann wird von der Rückseite aus der Fadenauszug vorgenommen. Hier handelt es sich um einen Limet-Fadenauszug, d.h., es bleiben abwechselnd drei Fäden stehen, einer wird ausgezogen.
Laengsfaden-Auszug | withdrawing vertical threadsDie Längsfäden werden an der Bogenkante durchtrennt und bis zur Fadenrinne zurückgezogen. Bei der Wahl der auszuziehenden Fäden habe ich mich an den Kästchenstichen orientiert. Ein Kästchen bündelt immer 4 Fäden. Einer davon wird für den Limetfadenauszug weggenommen. Damit das Muster möglichst mittig platziert werden kann, kann man von Bogen zu Bogen entscheiden, ob man den linken oder den rechten Faden dieses Bündels dazu wählt.
Laengsfaden-Auszug 2 | withdrawing vertical threads 2Hier habe ich den rechten Faden des Fadenbündels gewählt, siehe roter Pfeil.
Laengsfaden-Auszug 3 | withdrawing vertical threads 3Hier habe ich den linken Faden des Fadenbündels gewählt, siehe blauer Pfeil. So konnte das Muster ziemlich genau mittig platziert werden.
festgeheftete Fadenenden | thread ends basted in placeDamit die Fadenenden nicht stören, werden sie zurückgebogen und vorläufig mit kurzen Vorstichen mit farbigem Nähgarn festgeheftet. Die Fadenenden werden auf ungefähr gleiche Länge zurückgeschnitten.
Querfaden-Auszug | withdrawing horizontal threadsAusgehend von der unteren Fadenrinne lässt man nun abwechselnd immer 3 horizontale Fäden stehen und zieht – von der Rückseite der Arbeit aus – einen Faden aus. Die ausgezogenen Fäden werden am Rand abgeschnitten.
So erhält man ein Limet-Fadengitter, in das man ein Limetmuster einsticken kann. Die Längsmitte bildet eine Fadenrinne. Ich suche mir also ein entsprechendes Muster aus. (Es kann auch vorkommen, dass in der Mitte eine Dreier-Fadengruppe zu liegen kommt. Dann sollte man ein Muster mit Kästchenmitte wählen.)
Wie es weitergeht, erfahren Sie im nächsten Artikel.

Schwälmer Randabschluss – Die Bogenborte (2)

Wollen Sie vielleicht einen Tischläufer oder ein Band mit solch einem Bogenborten-Rand, wie er in dem Artikel vom 01. Februar 2014 vorgestellt wurde, arbeiten? Ein solches Band könnte so aussehen, wie auf dem Ausschnitt unten zu sehen:
fertiges Band | finished band

Sie wollen die Längsseiten damit verzieren und die Länge noch nicht von vorn herein festlegen, sondern Ihrem Arbeitseifer anpassen? Dann wählen Sie ein Stück Leinen in gewünschter Breite und irgendeiner Länge. Ungefähr 10 cm von der rechten Schmalseite aus beginnt man mit dem Fadenauszug. Die Fäden werden entlang der Längsseite des Stoffes ausgezogen.
Fadenauszug |withdrawing threads
An der Stelle, wo später der Saum befestigt werden soll (in meinem Beispiel möchte ich einen 3 cm breiten Saum mit einem 1 cm breiten Einschlag. – also beginne ich 7 cm vom Rand entfernt), zieht man einen Faden (Grundlinie) aus. Nach innen hin lässt man 4 Fäden stehen, zieht einen aus, lässt weitere 6 stehen, zieht einen aus, lässt nochmals 4 Fäden stehen und zieht einen aus. Die Fadenenden verbleiben auf der Rückseite und werden später in den Saum eingearbeitet.
Fadenauszug vergrößert | withdrwan threads enlarged
Zwischen die Grundlinie und die nächstgelegene Fadenrinne arbeitet man von der Rückseite aus eine Reihe Kästchenstiche über jeweils 4 Fäden. Wenn Sie die endgültige Länge Ihres Projektes nicht von vorn herein festlegen wollen, beachten Sie bitte, dass der Fadenauszug nicht über die gesamte Länge, sondern nur Stück für Stück vorgenommen wird.

Schablone | stencil

Am besten fertigt man sich eine Pappschablone mit einem geraden unteren Abschluss, einem Bogen in der gewünschten Größe, einem Abstand für das schmale Blatt und einem Bogenabschnitt, mit dem man den Abstand der Bögen ermitteln kann. Mein Bogen ist 3 cm hoch und misst an der breitesten Stelle 4,3 cm. Der Abstand der Bögen beträgt 0,7 cm. Kleiner sollte ein solchen Bogen kaum sein, damit sich die Muster darin entfalten können – sehr viel größer aber auch nicht.

Man legt die Schablone so auf den gebügelten Stoff auf, dass die untere Kante der Bogenform – rote Linie – mit der oberen Fadenrinne übereinstimmt, hält die Schablone in dieser Position fest aufgedrückt und zeichnet mit Bleistift einmal an der Kante entlang. Dann schiebt man die Schablone so weit nach links, dass der Bogenabschnitt direkt mit der eben aufgezeichneten Linie übereinstimmt und zeichnet den zweiten Bogen auf. Man kann gleich die gewünschte Anzahl von Bögen aufzeichnen. Wenn man sich nicht sicher ist, wie lang man die Bogenreihe fortführen möchte, kann man aber auch zuerst nur einige Bögen aufzeichnen. Will man die Bogenreihe später verlängern, ist es wichtig, dass man den Stoff erneut glatt bügelt und möglichst fadengerade hinlegt und dass der letzte Bogen, an dem man sich orientiert, möglichst noch nicht bestickt ist.

Wie es weitergeht, erfahren Sie im nächsten Artikel.

Schwälmer Randabschluss – Die Bogenborte (1)

In der Schwälmer Weißstickerei werden Ränder nicht nur mit Kästchenhohlsäumen, Erbslochhohlsäumen und Stopfhohlsäumen verziert. Auch kleine Borten werden gern am Saum entlang gearbeitet.

Eine ganz spezielle Art ist die Bogenborte. Bogenborten gibt es in verschiedenen Ausführungen.
Hier möchte ich eine ganz schlichte Variante vorstellen – Bogen aneinandergereiht und nur durch jeweils ein kleines Blättchen getrennt.

fertige Bogenborte | finished Arch Border

Diese Bögen kann man mit den unterschiedlichsten Flächenfüllmustern verzieren und kann auch auf diese Weise eine Art „Mustertuch“ sticken, bei dem man viele verschiedene Muster immer vor Augen hat.

Ganz einfach wäre es, eine Halbovalform mit Knötchenstichen und – nach innen hin – Kettenstichen zu umgeben und die Innenfläche dann mit einem Füllmuster zu besticken. Ich jedoch wollte die Bögen direkt an den Erbslochhohlsaum anschließen.

Bogenanschluss am Erbslochhohlsaum | arch connection to Peahole hem (1)

Dabei werden die ausgezogenen Längsfäden nicht abgeschnitten, sondern unter die Kästchenstiche des Erbslochhohlsaumes gelegt.

Bogenanschluss am Erbslochhohlsaum | arch connection to Peahole hem (2)

Wie das vonstatten geht, wird in einem späteren Artikel ausführlich beschrieben.