Vorweg will ich bemerken, dass ich weder in meiner breiten Palette an Fachliteratur noch durch Recherchen im Internet eine deutsche Bezeichnung für diesen Stich gefunden habe. Die hier gewählte Bezeichnung ist eine Eigenschöpfung von mir. Vielleicht kann ein Blogleser weiterhelfen?

Nie zuvor habe ich diesen Stich gestickt. Ich sah mich nach Anleitungen im Internet um, fand aber nur einige grafische Darstellungen mit kurzen Erläuterungen und einige Bilder, die den fertigen Stich zeigen – keine Arbeitsschritte an einer reellen Handarbeit. So probierte ich – hier ist das Ergebnis.

Ein fester Stoff als Stabilisator wird unterlegt. Die beiden Webkanten werden im gewünschten Abstand aufgelegt und festgeheftet. Es ist darauf zu achten, dass die Heftstiche nicht zu dicht an den Kanten verlaufen.


Abwechselnd und versetzt werden Markierungen in Dreiergruppen entlang beider Webkanten gesetzt.

In meinem ersten Versuch habe ich einen Abstand der Webkanten von 1 cm gewählt. Die Markierungen hatten einen Abstand von 0,5 cm (der Abstand von der rechten Markierung zur gegenüberliegenden linken Markierung betrug ebenfalls 0,5 cm).


Ich habe dabei gelernt: Alle Abstände waren zu groß. Wenn man den Stich so weit versetzt arbeitet, liegt der Faden in einem zu großen Winkel. Das führt dazu, dass die Flechtung zu dicht zusammen rutscht.

Mein zweiter Versuch – ohne Markierung jedes einzelnen Einstichpunktes Während schnellen Ausprobierens – gelang viel besser. Mit Vierfachstickgarn Nr. 12, dichter gestickten und weniger stark versetzten Stichen wurde ein wesentlich besseres Erscheinungsbild erzielt. Aber meine Nadel war zu fein für das dicke Garn und das erschwerte den Durchstich durch die Webkante.


Mein dritter Versuch – nun mit einer dickeren Nadel – gelang gut. Ich konnte eine gleichmäßigere Spannung erzielen.


Ich war zufrieden, wollte aber das Erscheinungsbild noch weiter perfektionieren. Die Webkante des verwendeten Leinen war sehr fest. Das erschwerte das gleichmäßige Einstechen mit einer dicken Nadel.

Für meinen vierten Versuch wählte ich Leinen mit einer weicheren Webkante, verringerte den Abstand der beiden Webkanten zueinander und arbeitete mit Vierfachstickgarn Nr. 16. Sehen Sie selbst das Ergebnis (unter Berücksichtigung, dass das Foto eine starke Vergrößerung zeigt).

Nun bin ich bereit, zu erklären, wie der verflochtene Kreuznahtstich gearbeitet wird.

Ich wählte 18-fädiges handgewebtes Leinen mit nicht zu festen Webkanten, die in einem Abstand von 0,6 cm auf einem festen Stoff festgeheftet wurden.

Beide Webkanten erhielten Markierungen mit einem Abstand von 0,3 cm . Die Position der Markierungen beider Webkanten sollten überein stimmen.


Zwischen jedes zweite Markierungspaar wurde eine dritte Markierung gesetzt – auf der gegenüberliegenden Seite versetzt. Zur Verdeutlichung habe ich rote Linien auf dem Bild unten eingefügt.


Verwendet wurde Vierfachstickgarn Nr. 16 und eine Nadel mit Spitze Nr. 24.
Die Arbeit wurde in einen Stickrahmen gespannt.

Man sticht immer auf der Vorderseite ein und auf der Rückseite der Webkante aus. Man muss darauf achten, dass der untergelegte Stoffstreifen nicht mit aufgefasst wird.
Beim Ausstich liegt die Nadel immer links des Arbeitsfadens.

Die ersten vier Stiche sind vorbereitende Stiche – ab dem fünften Stich wird das Gesamtmuster gearbeitet.

Man sticht an der mittleren Markierung der unteren Webkante ein und zieht den Faden durch.


Man führt die Nadel nach rechts oben und sticht in der rechten der drei Markierungen ein.


Man überkreuzt den Arbeitsfaden nach rechts und sticht in der rechten Markierung der nächsten Dreier-Gruppe ein.


Man zieht den Faden durch, führt die Nadel nach links und unterquert den Faden.


Man sticht in der oberen Mittelmarkierung ein.


Man führt die Nadel nach rechts unten, überkreuzt den Faden und sticht in der unteren Mittelmarkierung ein.


Immer von den mittleren Markierungen ausgehend, führt man die Nadel zur rechten Markierung der nächsten Dreier-Gruppe.

Nun beginnen die Arbeitsschritte, die immer wiederholt werden.
*Nach dem Einstich in die untere Mittelmarkierung zieht man den Faden durch und stopft über, unter und über die vorhandenen Arbeitsfäden.


Man sticht in der rechten Markierung der nächsten Dreier-Gruppe ein.


Man zieht den Faden durch, führt ihn nach links zurück und stopft umgekehrt – unter, über, unter die vorhandenen Arbeitsfäden.


Man sticht in der linken Markierung ein.


Man zieht den Faden durch und stopft über, unter, über, um die mittlere Markierung der gegenüberliegende Seite zu erreichen.


Dort sticht man ein.


Man zieht den Faden durch und stopft – nach rechts führend – über, unter, über.


Man sticht in der rechten Markierung der nächsten Dreier-Gruppe ein.


Man stopft unter, über unter.


Man sticht in der linken oberen Markierung ein.


Man stopft über, unter, über.


Man sticht in die mittlere Markierung der gegenüberliegenden Seite ein.* Von hier an werden die Schritte (*) wiederholt.


Außer bei den ersten paar Stichen, als ich jeweils Unterbrechungen zum Fotografieren vornehmen musste, ist die Fadenspannung richtig.


Und selbst mit dem untergelegten Stoffstreifen sieht der Stich gelungen aus.


Am Anfang empfindet man das Erlernen des Stiches ein wenig umständlich, aber nach ca. 10 Dreier-Gruppen wird die Handhabung immer leichter. Am Ende, wenn man den Wechsel von Stopfen und die Reihenfolge des Einstechens verinnerlicht hat, ist es ein angenehm zu stickender Stich.

4 Kommentare
  1. Wie schön! Vielen Dank für das sehr gelungene Tutorial.

    • Danke!
      Der Stich würde als Randverzierung sicherlich auch sehr schön aussehen, bin mir aber bei der Eckbildung noch nit sicher. Was meinen Sie?
      Lange Reihen auf einem Läufer oder Band wären sicher wirkungsvoll.

  2. Thank you so much for this tutorial! I am always so curious about how it has been made.

    • Yes, when I saw this stitch the first time, I found it absolutely interesting and I wanted to figure it out. So it was no problem to share my attempts with my readers.

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