Stickereien von Rosemarie Landsiedel-Eicken (5)

Nach dem Erlernen von allen Basisstichen, dem Erarbeiten von einfachen, lichten und Limet-Durchbruchmustern, Erbsloch- und Stopfhohlsäumen sowie randverzierender Nadelspitze stand das Sticken von Nadelspitzenfüllungen an.

Anders als beispielsweise in der dänischen Hedebo-Stickerei werden in der Schwälmer Weißstickerei ausschließlich Kreismotive mit Nadelspitzenfüllungen ausgearbeiet. In dem ehrgeizigen Projekt einer achteckigen Decke mit Nadelspitzenrand verewigte Frau Landsiedel-Eicken gleich sechzehn unterschiedliche Nadelspitzen-Formationen. Damit arbeitete sie das Hauptrepertoire aller in der Schwälmer Weißstickerei gebräuchlichen Muster ab.

Die Nadelspitzenfüllungen wurden um einen Kreis geschnürter Bögen angeordnet. Der Rand erhielt eine Nadelspitzenverzierung ähnlich der des kleinen Deckchens.

Stickereien von Rosemarie Landsiedel-Eicken (4)

Stickereien von Rosemarie Landsiedel-Eicken (4)

Nach Erbsloch- und Stopfhohlsäumen stand im vierten Projekt das Erlernen einer randverzierenden Nadelspitze an. Während viele Stickerinnen zuerst nur einfache Nadelspitzenbögen sticken, hat Frau Landsiedel-Eicken gleich drei Schwierigkeitsgrade in ihrem Rand abgearbeitet: Nadelspitzenbögen mit Pyramidenzäckchen und Pikots.

Im Vergleich mit den Stickereien von Decke 1 und Decke 2, fällt auf, dass die Motive dieser Decke üppiger und markanter gestaltet wurden.

Stickereien von Rosemarie Landsiedel-Eicken (3)

Stickereien von Rosemarie Landsiedel-Eicken (3)

Während Teil 1 und Teil 2 der Stickereien von Rosemarie Landsiedel-Eicken den Kursprogrammen der damaligen Zeit folgten, lehnt sich Teil 3 nur noch teilweise an deren Fortschreibung an: An einer kleinen quadratischen Decke wurde das Sticken eines Stopfhohlsaumes mit Spinnenecken erlernt.

Frau Landsiedel-Eicken hat gleich vier unterschiedliche Stopfhohlsaummuster an ihrem Projekt verwirklicht.

Frei gestaltete und sehr unterschiedlich ausgearbeitete Schmetterlingsmotive – kranzförmig angeordnet – zieren die Innenfläche des Deckchens.

Stickereien von Rosemarie Landsiedel-Eicken (2)

Stickereien von Rosemarie Landsiedel-Eicken (2)

In Teil 1 der Stickereien von Rosemarie Landsiedel-Eicken habe ich ihr Erstlingswerk vorgestellt. Hier folgt nun eine ihrer weiteren Arbeiten. Auch diese ist noch dicht an das Kursprogramm der damaligen Zeit angelehnt.

Eine Mitteldecke mit einem üppigen Kranzmotiv entstand. Neben Herzen und unterschiedlichen Tulpen/Blüten sind auch Vogelmotive zu sehen.

Am Rand wurde eine Kombination aus Erbslochhohlsäumen und Kästchenstichen gearbeitet. Solche Kombinationen waren als weiterführende Lehrinhalte in Kursen gängig und beliebt. Denn wegen der durch die Kästchenstichreihen stehenbleibenden Gewebefäden in der Ecke war die Ausarbeitung der Ecke einfacher als beispiesweise bei einem Stopfhohlsaum, bei dem alle Eckfäden ausgezogen sind und durch Stickfäden ersetzt werden müssen.

Neben den Basisstichen kamen weitere Muster und neue Musterkombinationen zum Einsatz: Bäumchenstiche zur Zierde einiger Vogelmotive und lichte Stopfstichmuster,
Plattstichgestaltungen, herzförmige Blätter, 2 kurz-2 lang Stiche und Schnürlöcher.

Schauen Sie selbst!

Stickereien von Rosemarie Landsiedel-Eicken (1)

In einem meiner vorherigen Beiträge habe ich einen aufwändig gearbeiteten und sehr individuell gestalteten Wandbehang von Rosemarie Landsiedel-Eicken vorgestellt, der bei meinen Bloglesern auf großes Interesse gestoßen ist. Nun habe ich Bilder ihrer weiteren gestickten Werke zur Verfügung gestellt bekommen, die ich nun nach und nach zeigen werde.

Um in den 1970er Jahren die Schwälmer Weißstickerei in Kursen zu erlernen, war es üblich, zuerst eine Mitteldecke mit einem Eckmuster zu besticken. Ein solches Muster enthielt stets Herz und Tulpe, oft „Sonnen“, manchmal weitere Blumenmotive, mitunter auch Vögel, immer aber kleine Blätter und einige Spiralen. Am Rand wurde ein Erbslochhohlsaum gearbeitet.

Einerseits waren Eckmotive leichter aufzubügeln als größere Designs, andererseits boten sie die Möglichkeit, die Arbeit nach Fertigstellung einer Ecke zu beenden.
Frau Landsiedel-Eicken hat sich ein besonders ausladendes Eckmotivs gewählt. Sie hat als Anfängerin dabei nicht unbedingt auf den Fadenlauf der Motive geachtet, sehr wohl aber auf die Ausgewogenheit des Designs.

Begonnen wurde zur damaligen Zeit mit dem Eck-Herzen. Das erhielt einen Rand aus Schnürlochbögen und eine Füllung aus einem lichten Grundstich-Stopf-Muster; „Viererfensterchen“ oder wie hier zu sehen „Neunerfensterchen“ waren beliebt. Einfache Durchbruchmuster wie Mückenstich, Waffelstich und Wickelstichstangen folgten. Bei den Limetmustern begann man mit Wickelstichmustern sowie den leicht und schnell zu arbeitenden Marburger Grundstichen. Rosenstiche im Grundstichgitter folgten.

Oft wurden gegenüberliegende Ecken mit den gleichen Mustern bestickt. Besonders lernbegierige Stickerinnen versuchten aber, so viele verschiedene Muster wie möglich in ihre Arbeit zu bringen. So auch Rosemarie Landsiedel-Eicken.
Das Wickelstich-„Einer-Muster“, eine Kombination aus Limetrosen und Rosenstichen sowie eine Kombination aus Wickelstichtreppen und Rosenstichreihen kamen hinzu.

Die dritte Ecke enthält weitere lichte Rosenstichmusterungen, das Wickelstich- „Zweier-Muster“ und eine Kombination aus Rosenstichen und Wickelstichen.

Auch die vierte Ecke enthält weitere Musterkombinationen, wie z. B. Wickelstiche mit Mückenstichen.

An einem solchen Projekt konnten also neben einigen Kombinationen alle grundlegenden Stiche erlernt werden:
• einfache Durchbruchmuster: Wickelstich, Mückenstich und Waffelstich,
• lichte Durchbruchmuster: Grundstich und Grundstich „verkehrt“, Grundstich mit Stopfstichmustern und Grundstich mit Rosenstichmustern
• Limet-Durchbruchmuster: Marburger Grundstich, Wickelstiche, Limetrosen, Rosenstiche. Es fehlt in diesem Beispiel als grundlegender Stich nur der Kästchenstich als Füllmuster, der aber in dem Erbslochhohlsaum erscheint.
Mit Kenntnis all dieser Basisstiche steht die Welt der Stickerin nun offen für die schönsten Musterkombinationen.