Stickereien von Rosemarie Landsiedel-Eicken (7)

Von Rosemarie Landsiedel-Eicken´s letztem Stickprojekt werden auch Sie begeistert sein!

Kurz nach Fertigstellung ihres imposanten Wandbehanges hat sie sich an eine weiteres einzigartiges und aufwändiges Projekt gewagt.

Angelehnt an Illustrationen von Ruth Koser-Michaëls, hat sie Szenen aus diversen Märchen der Brüder Grimm kunstvoll zu einer Bordüre zusammengetragen und damit eine Decke mit einem breiten, umlaufenden Rand bestickt.

Zu sehen sind Darstellungen aus den Märchen

Die Bremer Stadtmusikanten

Die sechs Diener

Hänsel und Gretel

Der Froschkönig

Der Hase und der Igel

Schneewittchen und die sieben Zwerge

Die weiße Schlange

Rumpelstielzchen

Die Sterntaler

Der Wolf und die sieben jungen Geißlein

Von dem Fischer un syner Frau
Die kluge Else

Rotkäppchen

Aschenputtel
Der Geist im Glas

Der Affe und die Schildkröte? Schlaraffenland?

Das blaue Licht

Doktor Allwissend
Der singende Knochen

Der Wolf und der Fuchs

Der Einblick in das Schaffen einer Künstlerin und Betrachtung der Entwicklung einer talentierten Stickerin war sicherlich sehr aufschlussreich. Ich danke dem Ehepaar Landsiedel- Eicken ganz herzlich für die zur Verfügungstellung der vielen Fotos und die Erlaubnis, diese mit Ihnen zu teilen.

Musterübertragung – Test 5

Die Methode mit der Blaupapier-Übertragung hat mir nicht schlecht gefallen, nur fand ich die etwas unruhigen und verwackelten Linien nicht optimal. So habe ich eine ähnliche Methode mittels Pricknadel ausprobiert.

Meine Pricknadel hat nur eine kurze, aber sich am Ende sehr stark verjüngende Spitze. Auf relativ festen Untergrund gelegt und dann durchgestochen,

erschienen die damit erzielten Markierungen sehr schwach. Aber auch auf weicherem Untergrund wurden die Markierungspunkte mit dieser Nadel nicht deutlicher.

Also habe ich einen weiteren Versuch unternommen, den ich jetzt ausführlicher erkläre.

Das an horizontaler und vertikaler Mittelachse markierte Leinen wurde auf einen rutschfesten Untergrund – Tischdeckenunterlage – gelegt und so positioniert, dass die Markierungslinien auch wirklich rechtwinklig lagen.

Für das gewünschte Muster ausreichend großes Blaupapier wurde darübergelegt und mit wieder ablösbarem Klebeband befestigt.

Das Musterblatt wurde, mit den Markierungen des Leinens übereinstimmend, darüber gelegt und ebenfalls befestigt.

Mit einer etwas dickeren Sticknadel ohne Spitze wurde das Papier an den Linien entlang perforiert.

Das Leinen wies danach ein klar erkennbares Konturenmuster auf,

das meiner Meinung nach etwas exakter ausfiel als das mit einem Stift durchgepauste gleiche Muster (hier auf unterschiedlichen Leinen-Qualitäten).

Allerdings ist der Aufwand größer – es dauert länger, all die vielen Punkte zu stechen. Für die Hand ist die Lochen entspannter, da man nicht gleichzeitig fest aufdrücken und ziehen muss. Für die Augen allerdings ist das Arbeiten mit der Pricknadel anstrengender.

Naturfarbenes Leinen der Fa. Übelhör

Leider produziert die Weberei Weddigen schon lange kein naturfarbenes Leinen mehr. Für spezielle Projekte habe ich mich daher nach anderen Quellen umgeschaut und bin bei der Weberei Übelhör in Österreich fündig geworden.

Diese stellt ein naturfarbenes, pflegeleicht ausgerüstetes Reinleinen in zwei Qualitäten – 14-fädig und 16-fädig – her. Das Leinen ist nahezu gleichmäßig gewebt. Das Leinen liegt 1,80 breit. Ich verkaufe es für 45,70 €/m. Melden Sie sich bei Interesse einfach per E-Mail.

Es ist viel leichter als das Leinen, das ich normalerweise verwende. Der Stoff fühlt sich weich an. Inzwischen habe ich mehrere Projekte auf dem 16-fädigen Leinen verwirklicht. Auch habe ich Rückmeldungen von anderen Stickerinnen erhalten.
Das Leinen zu besticken ist angenehm. Der Fadenauszug ist einfach, aber man muss aufpassen, dass nur der gewünschte Faden und kein weiterer Fadenteil herausrutscht oder dass das Gewebe des restlichen Stoffes beschädigt wird.

Ein Vorteil dieses Leinens ist seine pflegeleichte Ausrüstung. Dadurch ist es knitter-unempfindlicher als anderes Industrieleinen. Es sollte nicht heißer als 60° C gewaschen werden. Allerdings habe ich nach der ersten Wäsche einen leichten Schrecken bekommen: Obwohl nur lauwarm von Hand gewaschen, sanft ausgedrückt und sofort zum liegend Trocknen ausgebreitet, entstanden viele Krumpelfalten. Mit etwas „Bügelhilfe“ besprüht ist das Leinen dann aber beim Bügeln einwandfrei glatt geworden.

Demnächst werde ich ein auf diesem Leinen gearbeitetes Projekt detaillierter vorstellen.

Musterübertragung – Test 4

Bei meinem 4. Test habe ich auf eine überlieferte Methode zurückgegriffen, wie sie auch heute noch in einigen Kursen gehandhabt wird: die Musterübertragung mittels Blaupapier.

Dazu verwendete ich blaues Handdurchschreibepapier der Fa. Kores. Schwarzes Papier ist nicht geeignet, da die Linien nicht auswaschbar sind.

Da ich diese Methode sehr lange nicht angewendet hatte und mir nicht sicher war, ob die blauen Linien des heutigen Papiers auswaschbar sind, habe ich zuerst einen Versuch ohne Stickerei unternommen. Auf einen Leinenrest wurden Linien verschiedener Intensität durchgepaust.

In der kurzen Wäsche mit handwarmem Wasser verschwanden die schwächeren Linien sofort. Von den stärkeren Linien blieb ein ganz leichter Schimmer, der auf dem naturfarbenen Leinen kaum wahrnehmbar ist.

Dadurch ermutigt, unternahm ich weitere Versuche. Auf dem mit Vorstichlinien markierten Leinen wurde das Blaupapier – ausreichend groß für die Musterfläche – positioniert und mit ablösbarem Klebeband befestigt.

Das Blatt mit dem Muster – hier 90 g Transparentpapier – wurde, die Markierungslinien treffend, darüber gelegt und ebenfalls mit ablösbarem Klebeband befestigt.

Für meinen ersten Versuch – siehe unten – wählte ich einen mittelfesten Untergrund. Auch habe ich beim Nachzeichnen der Linien nicht sehr stark aufgedrückt. Dadurch erschienen die Konturen eher schwach. Dennoch konnte ich sie bis zum Schluss erkennen und danach sticken. Der Stift hat sich nicht durch das Musterpapier gebohrt. Wenn man dünneres Papier mit dem Muster darauf verwendet, kann man das Durchbrechen verhindern, indem man einen Teil einer dünnen Klarsichthülle darüber legt.

An einigen Stellen verliefen die Konturenlinien deutlich neben der Stickerei.

Nach kurzer handwarmer Wäsche mit Feinwaschmittel und etwas Rubbeln waren die Linien nur noch schemenhaft zu sehen.

Nach dem Trocknen waren sie ganz verschwunden.

Bei meinem zweiten Versuch habe ich auf einer harten Unterlage gearbeitet und sehr fest aufgedrückt. Dadurch spürte ich beim Aufzeichnen wieder die vielen kleinen Sprünge, die durch das ständige Auf und Ab der Stiftspitze beim Überqueren der Gewebefäden entstanden.
Das hat sich störend auf die Linienführung ausgewirkt, die an manchen Stellen doch recht wackelig wirkt.

Insgesamt aber war ich mit dem Ergebnis sehr zufrieden – die Linien sind fein und dennoch klar zu erkennen.

Um zu sehen, ob die Linien mit der Zeit verwischen oder verblassen, habe ich gegen alle Gepflogenheiten die Stickerei fast vollständig fertig gestellt, bevor dann auch der letzte Zweig bearbeitet wurde.

Die Konturenlinien hatten nichts von ihrer Klarheit eingebüßt.

Vor der Wäsche sah man an einigen Stellen die nicht von Stickerei überdeckten Linien deutlich.

Nach kurzer handwarmer Wäsche mit Feinwaschmittel sind die Linien spurlos verschwunden.

Die Übertragung eines Musters mittels blauem Handdurchschreibepapier ist also gut möglich. Allerdings habe ich diese Methode hier nur auf naturfarbenem, pflegeleicht ausgerüstetem Leinen getestet. Ein Test auf weißem Leinen steht noch aus.

Bewerbung eingereicht

In Deutschland üben nur noch relativ wenige Stickerinnen die Schwälmer Weißstickerei aus. Viele von ihnen sind im Rentenalter bzw. im fortgeschrittenen Rentenalter. Nachwuchs ist schwer zu finden. Daher sehe nicht nur ich den Fortbestand dieses regionaltypischen Kunsthandwerkes gefährdet. Auch andere Stickerinnen aus ganz Deutschlands sind mit mir der Meinung, dass die Schwälmer Weißstickerei dringend einen neuen Impuls braucht. Sie haben mich darin bestärkt, etwas in dieser Richtung zu unternehmen.

Um dem Interesse daran neuen Schub zu verleihen und den Blick einer breiteren Öffentlichkeit auf diese vielschichtige und dadurch einmalige Technik zu lenken, habe ich eine Bewerbung zur Eintragung der Schwälmer Weißstickerei in das Bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes beim Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst eingereicht.

Meine jahrzehntelange intensive Beschäftigung mit der in der Schwalm entwickelten Kombination verschiedener Sticktechniken und meine daraus gewonnene Überzeugung von deren Einmaligkeit sowie meine Sorge vor dem Niedergang dieses Kulturgutes haben mich dazu bewogen, diesen Schritt zu gehen.

Denn seit nunmehr fast 40 Jahren beschäftige ich mich sehr eingehend mit dieser Handarbeitstechnik. Hunderte Stickereien wurden von mir gefertigt. Überlieferte Projekte aus allen Zeiten seit dem Ende des 18. Jahrhunderts durfte ich analysieren. Meine vielfältigen Kontakte zu Stickerinnen aus aller Welt haben mir ermöglicht, den Blick von außen auf die Schwälmer Weißstickerei wahrzunehmen. Die gründliche Beschäftigung mit der Geschichte der Weißstickerei und Vergleiche mit den Stickereien anderer Länder haben zu meiner festen Meinung beigetragen, dass die Schwälmer Weißstickerei speziell und einzigartig ist.

Zwei renommierte Expertinnen haben meinen Antrag unterstützt.

Im April nächsten Jahres wird sich zeigen, ob diese Bewerbung einer der (bis zu vier) Vorschläge sein wird, die das Land Hessen dem Sekretariat der Kultusministerkonferenz übermittelt.

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Diese erstellt dann aus den Bewerbungen aller 16 Bundesländer eine Vorschlagsliste, die an das Expertenkomitee Immaterielles Kulturerbe bei der Deutschen UNESCO-Kommission weitergeleitet wird.

Das Expertenkomitee prüft und bewertet die Bewerbungen und unterbreitet Vorschläge, welche davon in das Bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes aufgenommen werden sollten oder welche Bewerbungen sogar für eine UNESCO-Nominierung des Immateriellen Kulturerbes aus Deutschland geeignet sind.

Die endgültige Entscheidung darüber trifft dann die Kultusministerkonferenz der Länder gemeinsam mit einer Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.

Wenn Sie wissen wollen, wie ein solches Bewerbungsformular aussieht, können Sie hier die pdf-Datei herunterladen: