Verschlüsse von Kissenbezügen (4)

Das handgewebte Leinen für den Sofakissenbezug 2 lag nur 76 cm breit. Ich wollte das Kissen aber nicht aus der Länge des Leinens schneiden, um Stoff zu sparen. Daher stand für den Verschluss des Kissens aber nur ein minimaler Randstreifen zur Verfügung. Ein Saum wäre nicht möglich gewesen.

Da der Zuschnitt aber auf beiden Schmalseiten über feste Webkanten verfügt, wurde der Stoff nach dem Schließen der Seitennähte nur in Breite der Webkante eingeschlagen. Der Verschluss erfolgte ähnlich dem unter Verschlüsse von Kissenbezügen (3) gezeigten.

Im Bereich der Seitennähte halten Knopflochstiche die umgeschlagene Webkante in Position, am übrigen Verschluss tun es die Einstiche der Knopflochstich-Nadelspitzenbögen.

Sofakissenbezug 2

Zum Thema „Granatäpfel und Vögel“ habe ich inzwischen verschiedenste Entwürfe vorliegen. Besucherinnen meiner Ausstellung konnten bereits einige gestickte Exemplare direkt in Augenschein nehmen.

Passend zum Muster des Sofakissenbezugs 1 hat mir Frau Waldmann wunschgemäß ein zweites Muster entworfen.

Gekonnt hat sie dabei die Zweige mit den Granatapfelblütenknospen so verschlungen arrangiert, dass das Gebilde ein Nest formt, auf dem der Vogel hockt. Die reifen Granatäpfel mit den verlockenden Früchten hängen zum Anpicken nah.

Diesmal habe ich 17-fädiges handgewebtes Leinen verwendet. Auf dem sehr dichten Gewebe lassen sich die vielen Plattstiche besonders gut sticken. Das Muster wurde mittels Bügelmusterstift übertragen.

Die dickeren Stiele wurden mit Plattstichen, die zunächst in breite und dann in einfache Stielstiche übergingen, gestickt. Die Motive wurden mit Stielstichen umgeben.

Nur die Motivflächen des Vogels wurden mit umwickelten Kettenstichen nachgezeichnet.

Das Federkleid wurde mit Schlingstichen nachempfunden.

Das Auge wurde mit umwickelten Steppstichen umrandet

und die Pupille mit Plattstichen gefüllt. Auch der Schnabel wurde durch Plattstiche dargestellt.

Die etwas größeren Blättchen wurden als geteilte Blätter gestaltet.

Die Granatapfelblütenknospen erhielten zunächst eine Schnürlochmitte und dann – von außen nach innen arbeitend – eine Plattstichfüllung mittels 2-fädigem Sticktwist.

Im Anschluss daran wurde das Geflecht der Zweige mit Knötchenstichen ausgearbeitet.

Die großen Blätter erhielten unterschiedliche Füllmuster.

Die Granatapfelflächen wurden mit Marburger Grundstichen gefüllt. Die großen Granatäpfel erhielten zusätzlich einen Rand mit Schlängchenmuster.

Der Vogelkopf wurde mit Bouillonstichen und Bouillonknoten, der Vogelrücken wurde mit dem Limetrosenmuster Netzpatent verziert.

Der Vogelbauch erhielt eine Füllung aus Mückenstichen und die Schwanzfeder das Limetrosenmuster Federkleid. Die übrigen Federn wurden mit Flügelstichen bestickt.

Durch den Wechsel zwischen markanten und wenig auffälligen Füllmustern konnte der Entwurf sticktechnisch gut dargestellt werden.

Man kann aber nach Belieben auch ganz andere Füllmuster verwenden, die die Wirkung leicht verändern.

Beide Kissenmuster können Sie als pdf Dateien (Ausdruck: DIN A 3) zum Preis von je 8,00 € bei mir erwerben.

Verschlüsse von Kissenbezügen (3)

Die Stickerei von Sofakissenbezug 1 wird gewaschen, um die Konturenlinien zu entfernen und um das Gewebe durch Schrumpfen auf die endgültige Ausdehnung zu bringen. Dann wird das Leinen gebügelt, um es exakt messen zu können. Anschließend wird es auf die benötigte Größe zugeschnitten. Hier kann man an den schmalen Seiten gegebenenfalls unterschiedlich viel überschüssigen Stoff so wegschneiden, dass die Stickerei am Ende mittig auf dem Vorderteil platziert ist.

Die nächsten Schritte zum Verschluss dieses Kissens wurden bereits in Verschlüsse von Kissenbezügen (1) – Bilder 3 bis 8 – erläutert.

Diesmal aber soll das Kissen nicht zugenäht, sondern mit Nadelspitzenbögen versehen werden.

Dazu werden die Saumkanten in gewünschten gleichmäßigen Abständen (hier 1,4 cm – weniger sollte es nicht sein) und auch übereinstimmend auf Vorder- und Rückseite markiert. Dazu beginnt man in der Mitte und endet jeweils 2 – 3 cm vor Erreichen der Seitennähte.

Unter Verwendung von Vierfachstickgarn Nr. 16 wird die Kante entlang der Markierungen mit einfachen Knopflochstich-Nadelspitzenbögen versehen.

Der Bezug wird nochmal gebügelt und über ein Kissen gezogen.

Am Schluss wird eine Kordel oder ein flaches Band (mindestens dreimal so lang wie die Breite des Kissens) durch die Bögen geführt und zusammen gezogen. Dazu faltet man das Band am Besten einmal in der Längsmitte und beginnt an einer Seite des Kissens mit abwechselndem Durchziehen der beiden Enden.

Je nachdem, in welcher Größe man die Nadelspitzenbögen arbeitet,

welches Band man verwendet

und wie stark man die Flechtung zusammenzieht, entstehen unterschiedliche optische Wirkungen.

Zweifellos ist diese Verschlussart dekorativ.

Der Verschluss kann jederzeit durch Herausziehen des Bandes einfach wieder geöffnet werden. So ist es kein Wunder, dass diese Verschlussart in der Schwalm sehr oft zum Einsatz kam.

Sofakissenbezug 1 (B)

Nachdem das Leinen zugeschnitten und die Konturenlinien auf den Stoff übertragen wurden, kann die Stickarbeit beginnen. Bei meinem ersten Versuch des Designtransfers mittels Blaupapier war ich zu zaghaft. Die Linien sind nicht sehr markant. Daher werden die in der exakten Ausführung besonders wichtigen Partien wie die Vogelköpfe und -beine sicherheitshalber sehr früh gestickt, wenn die Konturenlinien noch klar und deutlich zu sehen sind und die Stickerei ganz exakt ausgeführt werden kann.

Die Linien der Vogelköpfe werden mit umwickelten Kettenstichen (Vierfachstickgarn Nr. 20) nachgezeichnet. Diese Stiche haben einen ähnlichen Effekt wie die Knötchenstiche, sind aber etwas auftragender. Hier ist es wichtig, dass man zuerst die Kettenstiche stickt – die Umwicklungen können auch später erfolgen.

Schnabel, Vogelbeine und -augen, kleine Blättchen und die Blütenansätze der Granatäpfel werden mit Plattstichen bestickt. Wahlweise kann man dazu Vierfachstickgarn Nr. 25 oder zwei Fädchen Sticktwist verwenden. Twist hat den Vorteil, dass sich die zwei Fädchen nebeneinander legen und so die Fläche besser abdecken als ein zusammen gedrehter Faden, aber den Nachteil, dass sie sich gegeneinander verschieben und dadurch nicht immer die gleiche Fadenspannung entsteht. Um dies zu vermeiden, muss man ab und zu während des Stickens die Nadel bis zum Stoff gleiten lassen, beide Einzelfädchen vom Stoff weg in die gleiche Spannung bringen und dann die Nadel wieder in ihre Stickposition zurückschieben.

Um die dicken Stiele zum Ende hin zu verjüngen, beginnt man mit umwickelten Kettenstichen, führt die Linie dann zuerst mit breiten Stielstichen und zum Schluss mit einfachen Stielstichen weiter (Vierfachstickgarn Nr. 16).

Die dünnen Stiele können wahlweise mit Knötchenstichen oder mit einfachen Stielstichen ausgeführt werden.
Alle Flächen – bis auf die innerhalb des Gefieders – in denen Fadenauszug erfolgt, werden zunächst mit Knötchenstichen umgeben (Vierfachstickgarn Nr. 16)

Das Gefieder der Vögel wird mit unterschiedlichen Stichen dargestellt: Stielstichrhomben mit Plattstichpunkten oder Kettenstichen in der Mitte,

Plattstichbögen und Schlingstichreihen deuten die Flügel an. Die Schwanzfeder wird mit Flügelstichen ausgearbeitet.

Ein Vogelbauch wird mit Mückenstichen (einfacher Fadenauszug 3:1 und Vierfachstickgarn Nr. 25),

der andere mit Waffelstichen ausgearbeitet.

Die Mittelteile der Vogelköpfe werden mit kleinen Mückenstichen über 2 Fäden (einfacher Fadenauszug 2:1 und Vierfachstickgarn Nr. 25) bestickt.

Oberkopf und Hals werden mit Schlängchen (Vierfachstickgarn Nr. 16) verziert.

Die Mittelteile der großen Granatäpfel (Limet-Fadenauszug 3:1 und Vierfachstickgarn Nr. 25) werden mit Marburger Grundstichen bestickt, die Seitenteile mit Kettenstichen (Vierfachstickgarn Nr. 16) gefüllt. (Kettenstiche neben Knötchenstichen lassen diese immer harmonischer erscheinen.)

Die kleinen Granatäpfel und die kleinen Blattmotive erhalten einen Fadenauszug 2:1.

Sie werden mit Grundstichen oder Grundstich-verkehrt (Vierfachstickgarn Nr. 30) gefüllt.

Die großen Blattmotive erhalten einen lichten Fadenauszug 2:2 und werden mit Grundstichen (Vierfachstickgarn Nr. 30) ausgearbeitet. Mit umwickelten Kettenstichen (Vierfachstickgarn Nr. 16) kann man die Blattadern andeuten.

Die Stickerei ist fertiggestellt – die Arbeit kann gewaschen werden.

Es ist nicht zu übersehen, dass viele meiner Stiche etwas wackelig wirken. Nach der Wäsche und sorgfältigem Bügeln sehen sie viel besser aus.

Der zweite Schritt ist geschafft, das Muster ist gestickt.
Wie es weitergeht, erfahren Sie im kommenden Beitrag.

Sofakissenbezug 1 (A)

Für ein Füllkissen der Größe 40 cm x 40 cm soll ein passender Bezug entstehen. Er soll aus einem Stück (fertig 40 cm x 80 cm) gearbeitet werden. Dazu wähle ich 16-fädiges naturfarbenes und pflegeleicht ausgerüstetes Leinen der Fa. Übelhör. Nach Herstellerangaben beträgt der Einlauf bei diesem Gewebe 2,9 % im Schuss und 4,9 % in der Kette. Das wären für die gewünschte Größe ca. 2,4 cm in der Breite und ca. 2 cm in der Länge.
Für die Seitennähte beträgt die Nahtzugabe je 1 cm.
Das Kissen soll den Verschluss an der Unterkante mit einem 2 cm breiten Saum und 1 cm Saumeinschlag erhalten.
Das wären:
in der Breite 40 cm + 2,4 cm + 2 x 1 cm = 44,4 cm
in der Länge: 80 cm + 2 cm + 2 x 3 cm = 88 cm
Sicherheitshalber gebe ich noch wenige Zentimeter zu und schneide das Leinen in die Größe von 46 cm x 93 cm.

Da ich sowohl Granatapfel- als auch Vogelmotive in der Schwälmer Weißstickerei interessant finde, habe ich verschiedene Designerinnen gebeten, mir entsprechende Entwürfe zu fertigen. Der hier zum Einsatz kommende Entwurf stammt von Frau Christa Waldmann und hat eine Größe von ca. 26,5 cm (B) x 20 cm (H). Bei einem 40 cm hohen Kissen bleiben bei mittiger Musterpositionierung oben und unten je ca. 10 cm frei. Dazugerechnet werden muss der Einlauf des Gewebes (je ca. 1 cm).

Der Leinenzuschnitt wird in der Mitte der langen Seite gefaltet.
Von der Falte nach unten misst man 11 cm ab und markiert dort die obere Linie des Musters mit kurzen Vorstichen.
Auch die vertikale Mittelachse der vorderen Stoffhälfte wird mit kurzen Vorstichen markiert.

Das entfaltete Leinen wird auf einer ebenen, rutschfesten Unterlage ausgebreitet und ausgestrichen. Die markierten Linien sollen im rechten Winkel liegen. Dies kann man mit einem entsprechenden Werkzeug überprüfen.

Zur Musterübertragung will ich blaues Handdurchschreibepapier verwenden.

Die Musterfläche wird mit Blaupier abgedeckt, so dass das Muster vollständig auf das Papier passt und dass die Markierungslinien auf allen Seiten zu sehen sind.

Das Muster wird aufgelegt, an oberer Kante und Mittellinie ausgerichtet und mittels wieder ablösbarem Klebeband oder Stecknadeln gut befestigt.

Mit einem feinen Kuli oder einem speziellen Prägestift werden die Konturlinien nachgezeichnet.

Der erste Schritt ist geschafft, das Muster wurde auf das Leinen übertragen.

Wie es weitergeht, erfahren Sie im kommenden Beitrag.