Wie stickt man kleine, spitze Blätter?

Kleine Blätter, an beiden Enden spitz zulaufend und ungefähr ellipsenförmig, sind beliebte und oft gebrauchte Elemente der Schwälmer Weißstickerei. Solche Blättchen werden mit Plattstichen gestickt. Manche Stickerinnen berichteten mir von Schwierigkeiten in der ordentlichen Ausführung der Stiche in diesen kleinen Formen. Daher kommt nun eine detaillierte Arbeitsanleitung.
Die hier gezeigten Beispiele sind mit 25er Garn auf 16-fädigem Leinen gestickt. Die Vorlage zum Üben umfasst 2 Größen. Bevor Sie die kleine Blättchen-Vorlage (ca. 4,5 cm x 3 cm) nutzen, sollten Sie zuerst die etwas größeren Blättchen-Vorlage (ca. 5,9 cm x 3,9 cm) ausprobieren. Damit Sie die richtigen Designgrößen erhalten, können Sie meinen neuen Service nutzen und ein pdf-Dokument mit den Mustervorlagen kostenlos herunterladen.
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Das Design wird auf das Leinen übertragen – wenn man es aufbügelt, erscheint das Muster spiegelbildlich.
blaetter1_3Die Arbeit sollte fest in einen Rahmen gespannt sein.
blaetter1_4Zuerst zeichnet man mit HB-Bleistift eine dünne Mittellinie in jedes Blatt, die in etwa im gleichen Abstand zur Spitze endet, wie der Abstand zu den Seiten ist.
blaetter1_5Man vernäht den Faden (am besten unter den Knötchenstichen), kommt auf der Konturenlinie dicht neben den Knötchenstichen heraus und legt einen ersten Plattstich ein Stückchen auf der Konturenlinie entlang.
blaetter1_6Die weiteren Stiche erstrecken sich dann zwischen der Konturenlinie und der Mittellinie. Die Mittellinie sollte dabei frei bleiben.
blaetter1_7Man legt die Stiche dicht nebeneinander
blaetter1_8und folgt der Form der Kontur, d.h. die Stiche liegen nicht ganz parallel, sondern in der Mitte geringfügig dichter zusammen als an der Außenkante. Dabei dreht man die Arbeit immer so, dass die Nadel horizontal von rechts nach links geführt werden kann.
blaetter1_9Der Spitzenstich sollte gerade von der Mittellinie zur Spitze verlaufen. Damit das Blatt am Ende auch wirklich spitz aussieht, wird dieser Stich ca. 1 – 2 mm über die Konturenlinie hinaus gestochen.
blaetter1_10Die zweite Seite stickt man dann von der Spitze zurück zum Blattansatz zwischen Konturenlinie (Einstich) und Mittellinie (Ausstich).
blaetter1_11Auch hier sollte die Arbeit so gedreht werden, dass die Stiche horizontal von rechts nach links ausgeführt werden.
blaetter1_13Das gegenüberliegende Blatt wird in der selben Art gestickt. Der erste Stich liegt vom Blattansatz kommend ein Stück weit auf der Konturenlinie.
blaetter1_14Der Stich zur Spitze wird wieder etwas über die Kontur hinaus gezogen, bevor die Stiche der zweiten Blatthälfte wieder zwischen Konturenlinie und Mittellinie verlaufen.
blaetter1_15Auch hier werden die Stiche der Form des Blattes angepasst und liegen innen etwas dichter als außen.
blaetter1_16Bitte bedenken sie, dass die hier gezeigten Blätter nicht in einem Zug gestickt werden konnten, weil immer Unterbrechungen zum Fotografieren erfolgen mussten. Und bedenken sie, dass die Bilder starke Vergrößerungen zeigen, bei denen kleine Unebenheiten wie grobe Fehler aussehen. Bei den Blättchen in der realen Größe fallen sie dagegen nicht auf. Nachdem die blauen Linien verschwunden sind und nach dem Schrumpfen in der Kochwäsche, gestärkt und gebügelt sehen diese Blättchen perfekt aus.
blaetter1_17Probieren sie es doch mal aus.

Wenn Sie Freude am Sticken solch kleiner Blättchen gefunden haben und nach aufwändigeren Vorlagen suchen, kann ich weiterhelfen. Frau Irmgard Mengel druckt die hier zu sehenden Motive auf 16-fädigem Weddigen Leinen auf.
blaetter1_18Der Blätterherzen-Kranz misst 60 cm im Durchmesser und wird auf einen Leinenzuschnitt von 90 cm x 90 cm aufgedruckt. Er kostet 29,00 € zuzüglich Versandkosten.
blaetter1_19Das Sternen-Quadrat wird auf einen Leinenzuschnitt von 65 cm x 65 cm aufgedruckt. Es kostet 22,00 € zuzüglich Versandkosten.

Rufen Sie bei Interesse doch einfach mal bei Frau Mengel an: 05651 40684.

Wie arbeitet man Abzweige von Stielen und Spiralen?

Einen Abzweig in einem rechten Winkel oder in einem nahezu rechten Winkel zum Stamm zu arbeiten, ist kein Problem, wie die Spiralen-Übung (1) zeigt. Je spitzer der Winkel zwischen Stamm und Abzweig erscheint, desto schwieriger ist es, diese Stelle gelungen aussehen zu lassen.
abzweige1_1Spiralen, die neben einem Stamm angebracht sind, sehen nicht wirklich schön aus,
abzweige1_2wie die ersten drei Bilder zeigen.
abzweige1_3Wogegen Spiralen oder Abzweige, die aus eine Stamm herauswachsen, gelungen und hübsch wirken.
abzweige1_4Es gibt eine Möglichkeit, Abzweige gekonnt zu sticken.
abzweige1_5Der letzte Knötchenstich vor Erreichen einer Abzweigung wird etwas breiter gestickt als die übrigen. Will man den Abzweig nach rechts, wird der letzte Stich etwas nach rechts verbreitert.
abzweige1_6Nach einem breiteren Stich stickt man in gewohnter Weise weiter.
abzweige1_7Will man den Abzweig nach links, wird der letzte Stich vor dem Abzweig etwas nach links verbreitert
abzweige1_8um dann in gewohnter Weise weiter zu sticken.
abzweige1_9Die breiteren Stiche sehen zunächst etwas unsauber gearbeitet aus. Aber sie helfen, etwas Platz für die Stiche des Abzweiges zu schaffen, der direkt aus dem Stamm hervorwächst..
abzweige1_10Als Resultat erhält man perfekt gearbeitete Abzweige von Ästen
abzweige1_11und Spiralen.
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Wie stickt man Spiralen?

Die Spirale ist ein beliebtes Musterelement der Schwälmer Weißstickerei. Oft und gern werden sehr ausgeprägte Exemplare verwendet.
Spir_0Damit man Spiralen ordentlich sticken kann, benötigt man zuallererst eine gute Vorlage. Das unten abgebildete Muster hat eine Originalgröße von ca. 2 cm x 2 cm.
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Möglichst exakt wird das Muster auf das Leinen übertragen.
Spir_2Spiralen werden immer von außen nach innen gestickt – man beginnt am geraden Ende und schreitet bis zum Zentrum Knoten-für-Knoten der Biegung der Linie folgend fort. Spiralen sollten niemals mit zu dünnem Garn gestickt werden. Abhängig von der Beschaffenheit des Leinens ist Vierfachstickgarn Nr. 16 oder Nr. 20 richtig.
Spir_3Während des Stickens sollte man die Arbeit ständig Stich-für-Stich weiterdrehen,
Spir_4so dass die Nadel immer im rechten Winkel zur Spirallinie geführt werden kann. Auf diese Weise kann man den Verlauf der Kurve exakt nachvollziehen.
Spir_5Wird der Faden zu kurz – was bei großen Spiralen durchaus passieren kann -, sticht man knapp
hinter dem letzten Knötchenstich zur Rückseite,
Spir_6vernäht den Faden unter den rückwärtigen Stichen und befestigt auch den neuen Faden dort.
Spir_7Man sticht – ein winziges Stückchen zurückgehend – direkt neben dem oder besser noch durch den soeben vernähten Faden aus. So bleibt der Übergang fast unsichtbar.
Spir_8Den letzten Stich sollte man – abweichend von der Linienführung – etwas weiter nach innen hin setzen.
Spir_9So kann man die Spirale wunderbar „einkringeln“.
Spir_10Auch ungewaschen und ungebügelt sieht die Spirale doch schon ganz gut aus!

Kordeln – leicht und schnell gedreht

Zum Abschluss der Arbeiten des letztjährigen Workshops wurden Kordeln benötigt. Sally fand meine althergebrachte Art, diese mit Hilfe eines Stiftes zu drehen, sehr antiquiert
Kordel_1und fragte nach einem Twister. Da ich dieses Werkzeug nicht kannte, brachte sie mir in diesem Jahr eines mit.

Ein Twister ist ein kleines, leichtes und handliches Gerät von ca. 13 cm Länge.
Kordel_2Er besteht aus Haltegriff, Haken zum Einhängen des Garnes und präzise ineinandergreifende Zahnrädern, die beim Betätigen der kleinen Handkurbel den Haken in eine Drehbewegung versetzen,
Kordel_3und das eingehängte Garn drehen.
Kordel_4Wie viel schneller, einfacher und gleichmäßiger als nach der althergebrachten Methode lässt sich eine Kordel doch mit diesem kleinen Gerät herstellen. Es macht riesigen Spaß.
Kordel_5Hat man die gewünschte Drehfestigkeit erreicht, hält man das Ende mit der Hand fest, nimmt den Haken heraus und hängt ihn als Gewicht auf das gedrehte Garn
Kordel_6um die Kordel zusammen drehen zu lassen.
Kordel_7Es macht auch Spaß, Kordeln mit 2, 3 oder noch mehr Farben herzustellen.
Kordel_8Danke, Sally!

In Deutschland kann man den Kordeldreher bei der Fa. CREATIV Horst erwerben.

Einfädeln – leicht gemacht

Geht es Ihnen auch so? Mit wachsendem Alter schwindet die Fähigkeit, Nadeln leicht und einfach einzufädeln. Nicht immer hat man einen Einfädler zur Hand. Hier nun ein kleiner Trick, wie man auch ohne Hilfsmittel erfolgreich sein kann.
Einfaedeln_1Man legt den Faden locker über die Zeigefingerkuppe der linken Hand.
Einfaedeln_2Man legt die Nadel mit dem Öhr über den Faden und drückt sie leicht gegen den Finger.
Einfaedeln_3Man hält die Nadel in dieser Position und bewegt den Finger in Richtung des Fadens hin und her.
Einfaedeln_4Bereits nach den ersten Bewegungen hebt sich der Faden durch das Öhr.
Einfaedeln_5Man bewegt den Finger einige weitere Male, bis die entstehende Schlaufe groß genug ist,
Einfaedeln_6den Faden durch das Öhr zu ziehen.

Man sollte zuerst mit einer Nadel mit großem Öhr und einem dünnen Faden beginnen, um den Ablauf nachvollziehen zu können. Zugegeben – ich benötigte einige Übungen, um zum Erfolg zu gelangen. Jetzt klappt es sogar mit feinen Nadeln und dickerem Garn.

Den Trick verriet mir Brenda während des letzten Workshops, als sie meine Schwierigkeiten beobachtete, eine Nadel ohne Hilfsmittel einzufädeln.
Danke fürs Zeigen, Brenda!