Flächenfüllmuster Nr. 559

Kategorie: Lichtes Muster ohne Grundstichgitter
verwendetes Leinen: 13.5-fädig
verwendetes Garn: Vierfachstickgarn Nr. 20
angewandte Stiche: Rosen- und Kreuznahtstiche
Mitte: Kreuzung von 4 Gewebefäden
Breite eines Mustersegmentes = 8 Gewebefäden

In dem Beitrag # 85 von Vivian Kwok zum Globalen Schwälmer Mustertuch habe ich ein Füllmuster entdeckt, dass ich wegen der beim Zusammenziehen der Rosenstiche entstehenden schlitzartigen Löcher interessant fand.

Dieses Muster ist nicht unbedingt typisch für die Schwälmer Weißstickerei. Es scheint eher der Hardanger Stickerei zu entstammen. Da aber in früheren Zeit in der Schwälmer Weißstickerei auch oft von der heute üblichen Fadenauszugsfolge abgewichen wurde, zeige ich dieses Muster auch für Schwälmer Bordürenmotive.

Das hier zuerst gezeigte Muster ist nur eine Arbeitsprobe. Eingebettet in eine Motivfläche findet man es am Ende dieses Beitrages.

Es werden 4 Fäden ausgezogen, 4 Fäden bleiben stehen. In die entstandenen Löcher werden Rosenstiche gearbeitet. Die einzelnen „Beinchen“ greifen dabei je zwei Gewebefäden auf. Gearbeitet wird in diagonalen Reihen von unten rechts nach oben links.

*Man sticht aus in einem Loch aus (Ausstichpunkt = Mittelpunkt des Stiches), legt eine Schlaufe nach oben und links, sticht 2 Gewebefäden links des Ausstichpunktes ein und kommt im Mittelpunkt wieder hervor.
Man zieht den Faden an, aber nicht zu fest.

Man legt eine Schlaufe nach rechts und oben, sticht 2 Gewebefäden oberhalb des Mittelpunktes ein und im Mittelpunkt wieder aus, mit dem Arbeitsfaden unter der Nadelspitze.
Man zieht den Faden nicht zu fest an.

Man legt eine Schlaufe nach unten und rechts, sticht 2 Gewebefäden rechts des Mittelpunktes ein und im Mittelpunkt wieder aus, mit dem Arbeitsfaden unter der Nadelspitze.
Man zieht den Faden nicht zu fest an.

Man legt eine Schlaufe nach links und unten, sticht 2 Gewebefäden unterhalb des Mittelpunktes ein. Wieder sticht man im Mittelpunkt aus, diesmal fasst man aber den Arbeitsfaden, der auf der Rückseite vom vorhergehenden Stich kommt, mit auf. Der Arbeitsfaden liegt unter der Nadelspitze.
Man zieht den Faden nicht zu fest an.

Der Arbeitsfaden kommt also rechts des letzten Stiches hervor. Man überquert diesen letzten Stich nach links und sticht direkt dahinter und unterhalb des ersten „Beinchens“ ein.
Von dort aus führt man den Arbeitsfaden unterhalb des Stoffes zum Mittelpunkt des nächsten Rosenstiches – 1 Kästchen diagonal links oberhalb des ersten Mittelpunktes.*

Auf diese Weise ist der Spannfaden von Rosenstich zu Rosenstich von der Vorderseite aus nicht sichtbar.
Mit Hilfe der Nadel können die einzelnen „Beinchen“ der Rosenstiche etwas verschoben werden, so dass sie in der Mitte der Seiten der Quadrate liegen.

Man wiederholt die Arbeitsschritte fortlaufend (*), bis alle freien Kästchen mit je einem Rosenstich gefüllt sind.

Mit meinem ersten Versuch war ich nicht so richtig zufrieden.
Um dem Muster mehr Stabilität zu geben, werden nun noch Kreuznahtstiche gearbeitet – von der Rückseite aus und über die Fadenkreuze (die einzelnen Schritte dazu sind weiter unten zu finden).

Ein Vergleich von der Fläche mit zusätzlich gearbeiteten Kreuznahtstichen (Bild unten rechts) und der Fläche ohne diese zusätzlichen Stiche zeigt, das die Kreuznahtstiche geeignet sind das Erscheinungsbild des Musters zu verbessern.

Dennoch war ich nicht zufrieden und startete einen neuen Versuch.

Wieder werden sowohl horizontal als auch vertikal abwechseln 4 Fäden ausgezogen und 4 Fäden stehen gelassen.

Weil es viel einfacher ist, werden die Kreuznahtstiche nun zuerst gearbeitet. Sie werden auf der Rückseite der Arbeit in 8 Schritten ausgeführt.

1. Von unten kommend, fasst man das linke Fadenpaar oberhalb des Fadenquadrates von rechts nach links auf und zieht den Arbeitsfaden durch.

2. Man fasst das gleiche Fadenpaar unterhalb des Fadenquadrates von rechts nach links auf. Man muss darauf achten, dass man den von unten kommenden Arbeitsfaden mit auffasst. Der Faden wird durch- und angezogen.

3. Man fasst man das rechte Fadenpaar oberhalb des Fadenquadrates von rechts nach links auf und zieht den Arbeitsfaden durch.

4. Man fasst das gleiche Fadenpaar unterhalb des Fadenquadrates von rechts nach links auf. Der Faden wird durch- und angezogen.

5. Man dreht die Arbeit um 90° im Uhrzwigersinn.

Man fasst das nun linke Fadenpaar unterhalb des Fadenquadrates von rechts nach links auf und zieht den Arbeitsfaden durch und an.

6. Man fasst das gleiche Fadenpaar oberhalb des Fadenquadrates von rechts nach links auf. Der Faden wird durch- und angezogen.

7. Man fasst das rechte Fadenpaar unterhalb des Fadenquadrates von rechts nach links auf und zieht den Arbeitsfaden durch und an.

8. Man fasst das gleiche Fadenpaar oberhalb des Fadenquadrates von rechts nach links auf. Der Faden wird durch- und angezogen.

Die Arbeit wird 90° gegen den Uhrzeigersinn zurückgedreht. Der Arbeitsfaden wird dann unter der linken Seite des entstandenen Kreuzes durchgezogen

um den nächsten Kreuznahtstich durch Auffassen des linken Fadenpaares oberhalb des nächsthöheren Fadenquadrates zu beginnen.

Man fährt fort, Kreuznahtstiche in der beschriebenen Weise zu arbeiten, bis die gesamte Fläche gefüllt ist.
Von der Vorderseite aus betrachtet ist ein hübsches Muster zu sehen.

Solche Muster fand ich auch in traditionellen Schwälmer Stickereien, wie hier in einer Bordüre eines Paradekissens von 1832.

Dieses Muster – jedoch mit weniger ausgezogenen Fäden – zeige ich als Flächenfüllmuster 560 in einem der nächsten Blogbeiträge.

In dem Kreismotiv wurden nun zusätzlich Rosenstiche – wie anfangs dieses Beitrages beschrieben – von der Vorderseite der Arbeit aus gestickt.

Dieses Muster in der eben gezeigten Reihenfolge zu sticken ist nicht nur einfacher, es führt auch zu einem gleichmäßigeren Erscheinungsbild.

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