Anfänglich wurde Schwälmer Weißstickerei nur auf handgewebtem Leinen ausgeführt, denn das war der Stoff, der in der Region hergestellt wurde. Die dafür verwendeten handgesponnenen Fäden sind oft ungleichmäßiger in Dicke und Drehung als maschinengesponnene Fäden. Das lässt das daraus gefertigte Gewebe strukturierter und interessanter erscheinen.

Solches Leinen hat den Vorteil, dass es nicht so leicht knittert wie maschinengewebtes Leinen. Meist ist es sehr dicht gewebt und wird dadurch auch schwerer. Daraus gefertigte Projekte lassen sich leicht bügeln, Decken und Läufer liegen gut auf Tischen auf.

Aber wie bei allen handgefertigten Produkten gibt es große Unterschiede. So gibt es auch viele handgewebte Leinen, die sich nicht zum Besticken eignen. Die Fäden sind allzu ungleichmäßig in Kette und Schuss, was keine gefällige Musterung zulässt. Oder sie sind nur sehr leicht versponnen, sodass die Fäden beim Ausziehen auseinanderfallen. Oder sie haben zu starke Verdickungen, die einen Fadenauszug fast unmöglich machen. Manche der inzwischen mehr als hundert Jahre alten Gewebe wurden zwischenzeitlich falsch gelagert, sodass der Stoff zerfällt. Oft sind die Leinenballen über die Jahre auch fleckig geworden. Nicht alle Flecken lassen sich auswaschen.

Die meisten Leinen wurden in einer Breite zwischen 60 cm und 75 cm gewebt. Breiteres Leinen ist schwer zu finden und daher auch wesentlich hochpreisiger. Oft ist auch der erste und der letzte Meter des Ballens durch das Spannen so verzogen,

dass man diese Abschnitte zum Sticken nicht mehr gebrauchen kann.

(Zur Herstellung des handgewebten Leinens habe ich einen interessanten Artikel in „Mein Heimatland“ gefunden.)

Ich habe einen Ballen Leinens mit einer Breite von 92 cm eingekauft und darauf auch schon einige Stickereien verwirklicht, wie diesen großen Wandbehang.

In meinem nächsten Blogbeitrag werde ich einen Kissenbezug vorstellen, der aus diesem Leinen entstanden ist.

Man muss sich erst daran gewöhnen, auf handgewebtem Leinen zu sticken. Meist empfindet man es anfangs als schwieriger. Ich hatte auch schon mal Leinen, bei dem man fast eine Zange gebraucht hätte, um die Nadel durch den Stoff zu bekommen. Das ist zu anstrengend und macht keinen Spaß. Das hier vorgestellte Leinen lässt sich ganz passabel besticken. Die Fäden lassen sich gut ausziehen und die eingestickten Muster entfalten eine eindrucksvolle Wirkung.

Die Fadenanzahl ist unterschiedlich 13/16

oder in anderen Bereichen auch 15/17, wie man in den Vergrößerungen im 1cm² leicht abzählen kann.

Das Gewebe hat Unregelmäßigkeiten

und leichte Flecken, die bei der Wäsche aber ohne Schwierigkeiten verschwunden sind.

Auch der Liegeschmutz der Falte war nach der Wäsche verschwunden.

In Deutschland und den umliegenden Ländern kann jeder selbst auf die Suche nach handgewebtem Leinen gehen. In vielen anderen Ländern oder Erdteilen ist das nicht möglich. So erreichten mich Anfragen, ob ich nicht altes, handgewebtes Leinen anbieten könne. Lange Zeit habe ich damit gezögert. Aber nun habe ich mich dazu entschlossen, altes, handgewebtes Leinen durch Besticken zu testen und dann zum Kauf anzubieten.

Dieses besonders breite Leinen eignet sich vorzüglich für Sofakissenbezüge in Größen von 40 cm x 40 cm bis 45 cm x 45 cm, denn das Leinen läuft nur minimal ein.

Gutes Leinen hat seinen Preis, der Meter kostet 41,65 € (inklusive 19 % Mehrwertsteuer). Dafür bekommt man ein Material, das wohl sehr bald überhaupt nicht mehr zu bekommen sein wird und für einen Kissenbezug benötigt man ja nicht mal einen halben Meter.

7 Kommentare
  1. The wall hanging is beautiful. I like the variety of stitches and there different textures.

  2. Altes, handgewebtes Leinen hat seinen eigenen Charme!
    Wenn dann noch eine so schöne Stickerei das Leinen zu etwas ganz besonderem macht, hat sich die sicher etwas mühevollere Arbeit gelohnt.
    Ein wunderschöner Wandbehang!

    Noch ein kleiner Tipp, wenn mal die Sticknadel nicht so gut durch das alte Leinen beim Sticken durchgehen will:
    ich stecke meine Sticknadeln in ein Nadelkissen, welches ich mit Schafwolle gefüllt habe. Die Wolle hat noch einen Rest an natürlichem Fett – die Nadeln „laufen wie geschmiert“.

    • Danke für den Kommentar und für den Tipp, ich werde es ausprobieren.
      Übrigens: Nadelkissen gefüllt mit Reis sollen helfen, die Nadeln spitz und blank zu halten.

  3. Hi Luzine, I think this is such a good thing you are doing. I have been collecting handwoven linen for years, I love it and have seen over time how much the price has increased. My collection has differences in threads but all is high quality, and has been wonderful to make things from. I have often used it to make appliqué quilt blocks as it is strong and supports well, especially if one is appliquéing with wool. All of my rolls are in the width range of 66cm to approx. 70 cm, although I have seen some narrower ones.

    • Thank you, Heather,
      Yes, over time and esecially in the last two years the price of linen has much increased, not only this of handwoven linen, but also this of machine-made linen.
      Handwoven linen is wonderful for making different things. And yes, rolls with a width range of less than approx. 70 cm are still easy to find. This is very difficult with wider linen.

  4. Liebe Frau Happel, was ist das für ein Instrument zum Abzählen der Fäden? Wo kann man es beziehen?
    Herzliche Grüße
    Sabine Schomburg

    • Das Instrument heißt „Fadenzähler“ – gibt es in unterschiedlichen Ausführungen, wie ich gerade bei Google sah.
      Fadenzähler sind sehr nützlich – meinen brauche ich oft.

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