Die Bündchen der Schwälmer Miederärmel waren unterschiedlich und vielfältig gestaltet. Den unteren Abschluss (in der Sicht auf den nicht aufgefalteten Ärmel) bildete immer eine mehr
oder weniger ausgeprägte Nadelspitze.
Am oberen Abschluss des Bündchens wurde entweder ein Erbslochhohlsaum,
ein Stopfhohlsaum
oder ein Stopfhohlsaum in Verbindung mit Erbslochhohlsaum gearbeitet.
Dazwischen lag eine mehr oder weniger breite Fläche, die ganz
oder auch nur teilweise mit Weißstickerei ausgefüllt wurde.
Die ausladenste, mir zur Verfügung stehende Miederärmelverzierung ist 22 cm weit, wobei die Weißstickereiborte allein eine Weite von 14 cm aufweist. Die Weite der Verzierungen der anderen Miederärmel bewegt sich zwischen 10 cm und 20 cm. Nur die Verzierungen der Kindermieder waren schmaler.
Die Weißstickereiborten der Schwälmer Mieder waren immer unterfüttert. Das konnte auf zwei verschiedene Arten geschehen:
1. Der Ärmel wurde gleich so lang zugeschnitten, dass ein breiter Saum und eine Nahtzugabe bereits enthalten waren.
Dabei hatte man das Problem, dass sich der Schnitt nach unten hin verjüngte und daher beim Zurückschlagen nicht die gesamte Breite der Stickerei abdecken konnte.
2. Der Ärmel wurde nur mit 2 – 3 cm Nahtzugabe an der unteren Kante zugeschnitten. Ein zusätzlicher Stoffstreifen in der Breite des Ärmels wurde dann an der Nahtzugabe angesetzt, um damit sie Fläche zwischen Nadelspitze und Hohlsaumrand abzufüttern.
Man begann mit einem Fadenauszug am oberen und am unteren Rand der Stickereiborte. Zwischen diesen Linien wurde das gewünschte Muster gestickt. Manchmal – wie im unteren Beispiel zu sehen – wurden auch noch weitere Fadenauszüge vorgenommen, um Schlängchen zwischen die Fadenrinnen zu sticken. (Weitere Schwalmtypische Börtchen und Zierstiche kann man in meiner Publikation Schlängchen & Co finden.) Die Fadenrinnen wurden mit Steppstichen überdeckt.
Dann wurde der Hohlsaum gearbeitet. Meist erstreckte sich der Hohlsaum über die gesamte Breite des Ärmels,
nur in wenigen Fällen wurde er schon kurz vor Erreichen des Randes beendet.
Am unteren Ende des Ärmels wurde die Nahtzugabe dicht entlang der Stickerei nach hinten umgeschlagen und mit einer Reihe von Steppstichen entlang der anfangs gebildeten Fadenrinne am Platz gehalten.
An die kurze Nahtzugabe wurde der Streifen angesetzt. Das obere Ende des Streifens oder das obere Ende der langen Nahtzugabe wurden knapp nach innen eingeschlagen und dann mit Hohlsaumstichen an der unteren Kante des Hohlsaumes befestigt.
An der unteren Kante des Ärmels wurde nun Nadelspitze gearbeitet. Meist verlief sie nicht über die gesamte Breite des Ärmels, sondern begann und endete ca. 1 cm vor Erreichen der Seiten.
Breitere Nadelspitzen verjüngten sich nach unten hin.
Die Ärmelnaht wurde geschlossen. Wenn das Futter nicht bis zur Naht reichte, wurde es kanpp eingeschlagen und mit feinen, überwendlichen Stichen befestigt.
Der Ärmel wurde so gewendet, dass die Stickerei nach innen zeigte
und dann am Armausschnitt eingesetzt.
Hochgeschlagen bis fast zur Schulter entfaltete sich die feine Zierde in ihrer ganzen Pracht.
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