Neue Bildübersicht für Flächenfüllmuster

Ein herausragendes Merkmal der Schwälmer Weißstickerei ist die riesige Auswahl unterschiedlicher Flächenfüllmuster. Viele habe ich bereits in meinen Büchern publiziert, aber es gibt so viele weitere und schöne Muster zum Füllen von Flächen jeder Größe und jeder Form. Hin und wieder habe ich Flächenfüllmuster in meinem Blog präsentiert – im Laufe der Zeit sollen noch viele weitere folgen.

Bereits Anfang 2015 hatte mir mein Webmaster ein Blogarchiv mit einer Bildübersicht installiert, das bei vielen meiner Leser Begeisterung ausgelöst hat. In dieser Übersicht findet man unter anderem auch die Flächenfüllmuster. Aber man muss sie heraussuchen.

Um dies zu verbessern, kam mir die Idee, eine neue, zusätzliche Übersicht zu installieren, die ausschließlich Flächenfüllmuster herausgreift. Mein Webmaster hat die technischen Voraussetzungen geschaffen und das neue Archiv zunächst mit den vorhandenen Übersichtsbildern bestückt. Vielleicht ist Ihnen dieses Musterarchiv in den letzten Wochen schon aufgefallen.

Die Bildübersicht soll aber so gestaltet sein, dass man auf den ersten Blick einen direkten Vergleich der Wirkung unterschiedlicher Muster erhält. Dazu müssen alle Muster in ungefähr gleicher Größe und aus dem gleichen Winkel heraus fotografiert abgebildet sein.

Um dieses Ziel zu erreichen, habe ich in den letzten Wochen viel gestickt. Vier große Mustertücher sind bereits in Arbeit, ein fünftes wird folgen. Wenn alle Tücher gefüllt sind, werde ich wohl 210 bisher von mir nicht gezeigte Flächenfüllmuster präsentieren können, darunter sicherlich auch einige völlig neue.

Für die Mustertücher habe ich 13,5-fädiges Weddigen Leinen (Artikel 160) in einer Größe von je 50 cm x 185 cm gewählt. Am Ende werde ich sie als Flächenvorhänge verwenden. Mit einem Gewichtsstab am unteren Ende versehen hängen sie schön glatt und die Muster kommen im Gegenlicht besonders gut zur Geltung.

Die Musterflächen haben eine Größe von ca. 7,5 cm x 7,5 cm. Damit alle Quadrate eines Tuches die exakt gleiche Größe bekommen, habe ich die Muster in Gruppen eingeteilt. (Wertvolle Ratschläge für Einteilung und Gestaltung von Mustertüchern finden sich in meinem Buch „Mustertücher `Lichte Muster´“.)

So gibt es ein Tuch nur mit Limetmustern, die ein Kästchen im Mittelpunkt haben,

und eines ausschließlich mit Limetmustern mit einer Kreuzung zweier Fadenrinnen im Zentrum.

Ein Tuch zeigt lichte Muster mit einem Fadenkreuz im Mittelpunkt, eines mit einem Kästchen im Zentrum wird folgen.

Das fünfte Tuch ist für Muster gedacht, die einen speziellen Fadenauszug benötigen.

Nur die Bilder der figürlichen Flächenfüllmuster sollen nicht abgeändert werden.

Mit diesen vorbereitenden Arbeiten bin ich meinem Ziel ein großes Stück näher gekommen: quadratisch, praktisch, gut – so präsentiert sich meine neue Thumbnailübersicht. Zunächst gut überschaubar, wird sie wachsen und wachsen. Die vielen schönen, in meinen Büchern veröffentlichten Muster werden natürlich nicht dazu gehören, um meine zahlenden Kunden nicht zu benachteiligen.

Die neue Bildübersicht des Musterarchivs kann von großem Nutzen sein, wenn man ein passendes Muster für eine spezielle Fläche sucht. So hoffe ich, dass auch Sie Ihre Freude daran finden werden.

Die neue Übersicht findet man durch Klicken auf blog in der Kopfzeile meiner Website. Auf der Blogseite findet man am rechten Rand drei Laufbänder – Blogbeiträge, kostenlose Konturenmuster und Flächenfüllmuster. Klickt man auf eines dieser Laufbänder, öffnet sich die entsprechende Übersichtsseite.

Schablonen für Kappenböden und deren unterschiedliche Ausgestaltung (2)

In Teil 1 konnte ich schon eine große Anzahl verschiedener Muster zeigen. Der zweite Teil hält vorwiegend Muster mit Sternen und Vögeln bereit.

Viele hübsche Schablonen haben einen Stern im Zentrum.


Stern mit Blütenblättern


gestickt mit Wolle in grün und lila,


und in grün mit rot.


Stern mit einem Kreuz im Zentrum, umgeben von Tulpen und Blütenblättern – ohne


und mit Umrandung


gestickt mit Wolle und Seide in grün und lila,


und ebenfalls gestickt mit Wolle und Seide in zwei Schattierungen grün und lila,


in grün mit rot,


in schwarz mit lila,


in schwarz mit rot.
Ich habe auch einige Schablonen ohne passende Käppchen:

Stern mit Tulpen, Herzen und Nelken,


in zwei Ausführungen


und Stern mit Tulpen und Nelken,

und zwei weitere ohne Sterne.

Auch habe ich einige Käppchen ohne passende Schablonen:

Ein attraktives Design existiert nur als Zeichnung.

Die wenigen Muster, die Vogelmotive enthalten, sind für mich besonders interessant. Es heißt, der Kappenbodenstecher Johannes Knapp (geboren 1868) aus Loshausen habe sie entworfen.

Hier konnte ich weitere 23 Muster – als Schablonen oder als Stickereien – zeigen. In den Museen in Schwalmstadt-Ziegenhain und Schrecksbach-Holzburg kann man sicher viele weitere Beispiele der traditionellen Schwälmer Käppchen und ihrer Schablonen finden.
Zufällig hat Jessica Grimm das Museum kürzlich besucht. Sie postete einen netten, sehenswerten Beitrag auf ihrem blog.

Schablonen für Kappenböden und deren unterschiedliche Ausgestaltung (1)

Die Schwälmer Stickerei verwendet nur eine sehr begrenzte Anzahl von Motiven. Die immer wieder wechselnden Kombinationen oder Anordnungen in Verbindung mit der unterschiedlichen Farbgebung lassen auch für die relativ kleinen Flächen der Kappenböden eine ungeahnte Fülle an reizvollen Musterungen entstehen. Davon will ich hier einen kleinen Einblick geben.

Die mir vorliegenden Schablonen sind nicht alle die ganz exakt gearbeitet und die Käppchen dem Alter geschuldet schon manchmal etwas verschlissen – aber man kann die Pracht dieser kleinen Trachtenaccessoires durchaus erkennen.

Soweit vorhanden, zeige ich zunächst die zugrunde liegende Schablone und danach verschiedene bestickte Exemplare.


Ein Herz mit vier Tulpen und drei Rosetten


in grün mit rot


und in schwarz mit grün.


Ein Herz mit vier Tulpen und drei Stern-Blüten


in grün mit rot und pink,


und ähnlich in rot mit grün und gold,


in schwarz mit grün


und schwarz mit grün und lila.


Ein Herz mit vier Tulpen und drei Nelken


mit einer leichten Abwandlung des gleichen Musters


bestickt mit Wolle in grün und rot,


in grün mit lila


und noch einmal mit grün und lila,


in schwarz mit grün und lila,


in schwarz mit lila,


in schwarz mit weiß


und nochmal in schwarz mit weiß. An den beiden schwarz-weißen Beispielen ist deutlich zu sehen, wie man durch die Verteilung der Farben unterschiedliche Akzente setzen kann.


Ein Herz mit elf Tulpen


etwas abgewandelt in grün mit lila.


Vier Herzen von der Mitte ausgehend und Tulpen


etwas abgewandelt in grün mit lila.


Fünf Herzen, zwei Tulpen und zwei Nelken


in grün mit lila,


grün mit rot,


nochmal grün mit rot,


grün mit schwarz,


schwarz mit lila/pink und grün,


rot mit grün,


rot mit grün und gold,


rot mit grün,


schwarz mit lila,


nochmals schwarz mit lila,


schwarz mit pink und grün


und schwarz mit weiß.


Gefäß mit Tulpe, vier Herzen und zwei Nelken


in grün (etwas verblasst) mit lila,


grün mit lila,


zwei Schattierungen grün mit lila


und noch einmal in grün mit lila,


in grün mit rot,


in grün mit rot, lila und gelb,


in grün mit rot und lila,


in grün mit schwarz,


in rot mit grün und gold,


in rot mit grün,


in rot mit grün und silber


und in pink/in lila mit schwarz.


Gefäß mit Tulpe und sechs Herzen


in grün mit lila, teilweise mit Wolle bestickt,


in grün mit lila


und in schwarz mit grün.

Besonders die letzten beiden Beispiele zeigen anschaulich, wie individuelle Interpretation trotz Verwendung gleicher Schablonen erheblich variieren kann.

Auch wenn die Käppchen der Schwälmer Tracht mit Rotkäppchen in Verbindung gebracht werden, zeigt dieser Überblick, dass rote Käppchen nicht dominieren, wobei mir bewusst ist, dass dieser Überblick nur auf meiner privaten Sammlung beruht. Dennoch meine ich, dass die Wiedergabe im Verhältnis der Farben stimmt – rote Käppchen wurden nur bis zur Heirat getragen, all die anderen Farbkombinationen von der Heirat bis zum Lebensende, also über einen in der Regel viel längeren Zeitraum.

In diesem ersten Teil wurde bereits eine breite Palette unterschiedlicher Muster gezeigt. Ein zweiter Teil soll folgen, der noch mehr und andere Muster bereithält.

Motive und ihre Symbolik in der Schwälmer Stickerei

Die Region der Schwalm war bäuerlich und protestantisch geprägt. Dieser historische Hintergrund hat die Symbolik der verwendeten Motive beeinflusst. Aber auch wenn die Motive bestimmte Werte versinnbildlichten, war der Symbolismus nebensächlich. Motive wurden und werden auch heute hauptsächlich aus ästhetischen und gestalterischen Gründen gewählt.

Das Hauptmotiv in der Schwälmer Stickerei ist das Herz – der Sitz des Lebens und das Symbol für Liebe –, ursprünglich wohl als Vase/Behältnis gestickt, aus dem der Lebensbaum mit Lebenswasser gespeist wurde. (Der Dreispross stand für die Dreifaltigkeit (Trinität), der Lebensbaum für langes Leben und die Ewigkeit.)

Manchmal wurde das Herz als Ausgangspunkt für Dreispross oder Lebensbaum durch Körbe

oder durch Blumentöpfe ersetzt.

Das Herz ist dicht gefolgt vom Motiv der Tulpe – dem Symbol für Reichtum und Wohlstand. Man sah die Tulpe auch als Abwandlung des Lebensbaumes und die drei Zacken aufweisende Tulpe als Symbol der Dreieinigkeit Gottes.

Wichtig waren auch die Sonnen (Kreise; ohne Anfang und Ende Symbol für Vollkommenheit und Unendlichkeit)) – Quelle des Lichts und lebensspendendes Symbol, Symbol für Christus;

als Sonnenblumen Symbol für ein langes Leben.

Die Vogeldarstellungen zeigen – so ist überliefert – die Sperlinge als Symbol für Fruchtbarkeit.

Spiralen sind Sinnbilder für den Zyklus eines Menschenlebens, für Wandel und Veränderung.

Blätter stehen als Symbol für Wachstum und Leben.

Der Granatapfel – Symbol für Fruchtbarkeit und lebensspendende Kraft/göttlichen Segen – war als Motiv in der frühen Schwälmer Weißstickerei sehr beliebt. In der späteren Schwälmer Weißstickerei nutzte man sehr einfache/abstrakte/schnörkellose Motivflächen, um die dann modern gewordenen Flächenfüllmuster gut integrieren zu können. Dazu war das Grantapfelmotiv eher ungeeignet. Es gibt aber auch in dieser Sticktechnik vereinzelt Granatapfeldarstellungen.

Auch der Stern – Symbol für Boten Gottes – ist wegen seiner für das Füllen mit Mustern ungeeigneten Form nur selten als Musterfläche zu finden. Sterne werden aber gern als figürliche Flächenfüllmuster gestickt.

Ebenso die Nelke – ursprünglich die Gewürznelke als Kreuznagel symbolisiert Christusbezug. Sie war in der frühen Schwälmer Weißstickerei beliebt, wurde später aber wegen ihrer schwierigeren Darstellbarkeit fast ausschließlich als figürliches Flächenfüllmuster verwendet.

Die Krone war als Hoheitssymbol für die private Stickerei tabu und durfte nicht verwendet werden. Die Schwälmerinnen schufen sich aber ihre ganz eigenen Kronen, die sie als Familienzeichen verstanden, in beeindruckender Formenvielfalt, höchster Kreativität und einem ausgeprägten Gespür für Ästhetik.

Osterei 2019

Vor einiger Zeit hatte ich Gelegenheit, viele alte, traditionelle Schablonen – unter anderem auch für Kappenböden – vom letzten Schwälmer Schablonenstecher, Ludwig Schmerer, zu erwerben.

Ich machte mich auf die Suche nach einer zeitgemäßen Nutzung dieser Muster. Die ovale Form der Kappenbodenmuster brachte mich auf die Idee, diese für Ostereier zu verwenden. Meine Grafikdesignerin wandelte die Ovale in Eiformen um. Es entstanden zehn abwechslungsreiche Zeichnungen. Die erste präsentiere ich in diesem Jahr.

Leider habe ich kein Käppchen mit genau diesem Muster in meiner Sammlung, aber eine ganze Reihe mit gleichen Musterteilen.

Sie sind mit Seidengarnen in unterschiedlichen Farben

und manchmal auch mit Gold- oder Silber-Buillon bestickt.

Um die klare Abgrenzung der Mustersegmente zu erzielen, wurde eine Pappschablone untergelegt. Für mein Osterei hatte ich nun keine Pappschablone und auch keine Werkzeuge, um mir eine herzustellen. Also suchte ich nach Alternativen.

Eine Schablone aus Moosgummi ist leicht herzustellen und angenehm zu verarbeiten,

aber ungeeignet, da das weiche Material beim Anziehen der Stiche nachgibt und die Ränder ausgefranst erscheinen lässt.

Für meinen zweiten Versuch fertigte ich mit Hilfe eines Cuttermessers eine Schablone aus sehr dickem Papier (hier:Rückseite),

die nach dem Ausschneiden zunächst grob auf dem Leinen befestigt wurde.

Anschließend wurden alle Teile, die überstickt werden sollten, durch Stiche mit dem Untergrund verbunden und anschließend mit dichten Plattstichen überdeckt.

Da ich kein Seidengarn zur Hand hatte, wählte ich grünen Grundstoff

und Sticktwist in den Anchor-Farben 875,876, 1022, 1023 und 1024.

Mit 2 Fädchen des 6-fädigen Twists wurden die Schablonenteile an den Schnittkanten entlang überstickt – von oben nach unten und zurück von unten nach oben. Das empfand ich als sehr mühsam.

Im Verlauf meiner Bemühungen fand ich heraus, dass es wesentlich einfacher geht, wenn man die Papierteile, die später entfallen sollen, gleich entfernt. So kann man die verbleibenden Teile viel einfacher übersticken.

Mit dem Gesamtergebnis war ich leidlich zufrieden.

Die einzelnen Mustersegmente haben eine klare Abgrenzung, allerdings hätten die Stiche an manchen Stellen dichter gesetzt werden sollen.

Ausgeschnitten und auf hellem Untergrund dekoriert fand ich meine Arbeit schon viel besser.

Ein nächster Versuch wurde gestartet. Das Muster wurde auf hellem Leinen aufgebügelt und – mit den gleichen Farben, aber in anderer Verteilung – im Stil der Schwälmer Kronen bestickt.

Auf dem feinen, dicht gewebten Leinen konnten die Stiche dicht und exakt ausgeführt werden.

Die Stickerei ließ sich wesentlich schneller ausführen, aber im direkten Vergleich schneidet das über die Schablone gestickte Exemplar in Bezug auf exakte Abgrenzung der Stiche besser ab.

Daher werde ich bei Gelegenheit einen weiteren Versuch unternehmen und mir dazu eine Pappschablone fertigen, wie sie in der Schwälmer Buntstickerei verwendet wurden. Auch werde ich es mal mit Seidengarnen probieren.

Die Farben Sienas der Werkstatt für historische Stickmuster oder auch die Farben Venedigs würden mir ganz gut gefallen.

Überhaupt lassen sich mit anderen Farbzusammenstellungen natürlich ganz andere Wirkungen erzielen, wie die folgenden Zeichnungen zeigen.

Probieren Sie es doch mal mit Ihren Lieblingsfarben aus. Ich bin gespannt auf Ihre Ergebnisse.

Frohe Ostern!