Sofakissenbezug 1 (B)

Nachdem das Leinen zugeschnitten und die Konturenlinien auf den Stoff übertragen wurden, kann die Stickarbeit beginnen. Bei meinem ersten Versuch des Designtransfers mittels Blaupapier war ich zu zaghaft. Die Linien sind nicht sehr markant. Daher werden die in der exakten Ausführung besonders wichtigen Partien wie die Vogelköpfe und -beine sicherheitshalber sehr früh gestickt, wenn die Konturenlinien noch klar und deutlich zu sehen sind und die Stickerei ganz exakt ausgeführt werden kann.

Die Linien der Vogelköpfe werden mit umwickelten Kettenstichen (Vierfachstickgarn Nr. 20) nachgezeichnet. Diese Stiche haben einen ähnlichen Effekt wie die Knötchenstiche, sind aber etwas auftragender. Hier ist es wichtig, dass man zuerst die Kettenstiche stickt – die Umwicklungen können auch später erfolgen.

Schnabel, Vogelbeine und -augen, kleine Blättchen und die Blütenansätze der Granatäpfel werden mit Plattstichen bestickt. Wahlweise kann man dazu Vierfachstickgarn Nr. 25 oder zwei Fädchen Sticktwist verwenden. Twist hat den Vorteil, dass sich die zwei Fädchen nebeneinander legen und so die Fläche besser abdecken als ein zusammen gedrehter Faden, aber den Nachteil, dass sie sich gegeneinander verschieben und dadurch nicht immer die gleiche Fadenspannung entsteht. Um dies zu vermeiden, muss man ab und zu während des Stickens die Nadel bis zum Stoff gleiten lassen, beide Einzelfädchen vom Stoff weg in die gleiche Spannung bringen und dann die Nadel wieder in ihre Stickposition zurückschieben.

Um die dicken Stiele zum Ende hin zu verjüngen, beginnt man mit umwickelten Kettenstichen, führt die Linie dann zuerst mit breiten Stielstichen und zum Schluss mit einfachen Stielstichen weiter (Vierfachstickgarn Nr. 16).

Die dünnen Stiele können wahlweise mit Knötchenstichen oder mit einfachen Stielstichen ausgeführt werden.
Alle Flächen – bis auf die innerhalb des Gefieders – in denen Fadenauszug erfolgt, werden zunächst mit Knötchenstichen umgeben (Vierfachstickgarn Nr. 16)

Das Gefieder der Vögel wird mit unterschiedlichen Stichen dargestellt: Stielstichrhomben mit Plattstichpunkten oder Kettenstichen in der Mitte,

Plattstichbögen und Schlingstichreihen deuten die Flügel an. Die Schwanzfeder wird mit Flügelstichen ausgearbeitet.

Ein Vogelbauch wird mit Mückenstichen (einfacher Fadenauszug 3:1 und Vierfachstickgarn Nr. 25),

der andere mit Waffelstichen ausgearbeitet.

Die Mittelteile der Vogelköpfe werden mit kleinen Mückenstichen über 2 Fäden (einfacher Fadenauszug 2:1 und Vierfachstickgarn Nr. 25) bestickt.

Oberkopf und Hals werden mit Schlängchen (Vierfachstickgarn Nr. 16) verziert.

Die Mittelteile der großen Granatäpfel (Limet-Fadenauszug 3:1 und Vierfachstickgarn Nr. 25) werden mit Marburger Grundstichen bestickt, die Seitenteile mit Kettenstichen (Vierfachstickgarn Nr. 16) gefüllt. (Kettenstiche neben Knötchenstichen lassen diese immer harmonischer erscheinen.)

Die kleinen Granatäpfel und die kleinen Blattmotive erhalten einen Fadenauszug 2:1.

Sie werden mit Grundstichen oder Grundstich-verkehrt (Vierfachstickgarn Nr. 30) gefüllt.

Die großen Blattmotive erhalten einen lichten Fadenauszug 2:2 und werden mit Grundstichen (Vierfachstickgarn Nr. 30) ausgearbeitet. Mit umwickelten Kettenstichen (Vierfachstickgarn Nr. 16) kann man die Blattadern andeuten.

Die Stickerei ist fertiggestellt – die Arbeit kann gewaschen werden.

Es ist nicht zu übersehen, dass viele meiner Stiche etwas wackelig wirken. Nach der Wäsche und sorgfältigem Bügeln sehen sie viel besser aus.

Der zweite Schritt ist geschafft, das Muster ist gestickt.
Wie es weitergeht, erfahren Sie im kommenden Beitrag.

Sofakissenbezug 1 (A)

Für ein Füllkissen der Größe 40 cm x 40 cm soll ein passender Bezug entstehen. Er soll aus einem Stück (fertig 40 cm x 80 cm) gearbeitet werden. Dazu wähle ich 16-fädiges naturfarbenes und pflegeleicht ausgerüstetes Leinen der Fa. Übelhör. Nach Herstellerangaben beträgt der Einlauf bei diesem Gewebe 2,9 % im Schuss und 4,9 % in der Kette. Das wären für die gewünschte Größe ca. 2,4 cm in der Breite und ca. 2 cm in der Länge.
Für die Seitennähte beträgt die Nahtzugabe je 1 cm.
Das Kissen soll den Verschluss an der Unterkante mit einem 2 cm breiten Saum und 1 cm Saumeinschlag erhalten.
Das wären:
in der Breite 40 cm + 2,4 cm + 2 x 1 cm = 44,4 cm
in der Länge: 80 cm + 2 cm + 2 x 3 cm = 88 cm
Sicherheitshalber gebe ich noch wenige Zentimeter zu und schneide das Leinen in die Größe von 46 cm x 93 cm.

Da ich sowohl Granatapfel- als auch Vogelmotive in der Schwälmer Weißstickerei interessant finde, habe ich verschiedene Designerinnen gebeten, mir entsprechende Entwürfe zu fertigen. Der hier zum Einsatz kommende Entwurf stammt von Frau Christa Waldmann und hat eine Größe von ca. 26,5 cm (B) x 20 cm (H). Bei einem 40 cm hohen Kissen bleiben bei mittiger Musterpositionierung oben und unten je ca. 10 cm frei. Dazugerechnet werden muss der Einlauf des Gewebes (je ca. 1 cm).

Der Leinenzuschnitt wird in der Mitte der langen Seite gefaltet.
Von der Falte nach unten misst man 11 cm ab und markiert dort die obere Linie des Musters mit kurzen Vorstichen.
Auch die vertikale Mittelachse der vorderen Stoffhälfte wird mit kurzen Vorstichen markiert.

Das entfaltete Leinen wird auf einer ebenen, rutschfesten Unterlage ausgebreitet und ausgestrichen. Die markierten Linien sollen im rechten Winkel liegen. Dies kann man mit einem entsprechenden Werkzeug überprüfen.

Zur Musterübertragung will ich blaues Handdurchschreibepapier verwenden.

Die Musterfläche wird mit Blaupier abgedeckt, so dass das Muster vollständig auf das Papier passt und dass die Markierungslinien auf allen Seiten zu sehen sind.

Das Muster wird aufgelegt, an oberer Kante und Mittellinie ausgerichtet und mittels wieder ablösbarem Klebeband oder Stecknadeln gut befestigt.

Mit einem feinen Kuli oder einem speziellen Prägestift werden die Konturlinien nachgezeichnet.

Der erste Schritt ist geschafft, das Muster wurde auf das Leinen übertragen.

Wie es weitergeht, erfahren Sie im kommenden Beitrag.

Musterübertragung – Test 6

Wie bereits berichtet, bietet Joanna Jakuszewska sowohl Bügelmusterbögen als auch bereits auf Leinen aufgebügelte Muster an. Diese sind bei ihr zwar für die Richelieustickerei, aber die Technik könnte man ja auch bei der Schwälmer Weißstickerei anwenden.

Dankenswerterweise sandte mir Joanna umgehend sowohl einige Bügelmusterbögen als auch einige aufgebügelte Muster. So konnte ich mit dem Testen beginnen.

Die Muster sind auf DIN A1 Bögen aus stabilem, glatten Papier mit dünnen, dunkel grau-blauen Linien aufgedruckt.

Nach dem Aufbügeln erscheinen sie in grau.

Ziel war es, herauszufinden, ob die Linien während der Arbeit verblassen oder lange sichtbar bleiben und ob sie nach Beendigung der Stickerei gut auszuwaschen sind.

Zuerst versuchte ich, ein kleines Muster auf Leinen zu bügeln. Mit sehr heißem Eisen – aber vorerst ohne Dampf – versuchte ich es eine geraume Weile, ohne dass Linien auf dem Leinen sichtbar wurden. Dann setzte ich, wie in der Anleitung beschrieben, Dampf ein. Meine Befürchtung, dass sich das Übertragungspapier wellen würde, wurde nicht bestätigt. Das Papier blieb glatt und nach einer ganzen Weile löste sich auch die Farbe vom Papier und ging auf das Leinen über.

Für den Test stickte ich nur das Schmetterlingsmotiv – in leicht abgewandelter Form.

Die Linien blieben bis zum Abschluss der Stickarbeit sichtbar.

Die Linien dann auszuwaschen – in handwarmer Waschbrühe – hat eine ganze Weile gedauert, aber schließlich sind alle Farbspuren restlos verschwunden.

Solche Bügelmusterbögen wären also auch für die Schwälmer Weißstickerei eine Option, denn man könnte ja auch typische Schwälmer Motive auf das Papier drucken lassen. Allerdings geht das nicht mit einem handelsüblichen Drucker. Man muss die Dienste einer Spezialdruckerei in Anspruch nehmen. Leider gibt es Schwierigkeiten beim Besorgen der Druckerfarbe – sie wird in Indien hergestellt. Auch wird nur auf Großbögen und in großer Stückzahl gedruckt. Das macht bei der derzeit geringen Nachfrage einzelne Muster zu teuer. Damit ist diese Art der Musterübertragung unrealistisch.

Flächenfüllmuster Nr. 562

Kategorie: einfaches Durchbruchmuster
verwendetes Leinen: 13.5-fädig
verwendetes Garn: Vierfachstickgarn Nr. 20
angewandte Stiche: Wickelstiche
horizontale Mitte: vierfache Fadenrinne

Das Blütenmotiv mit den durchbrochenen Blättern entstammt der Schwälmer Paradekissenborte (B).

Wie man der Detailaufnahme der Originalstickerei entnehmen kann, handelt es sich um eine Art versetzter Erbslöcher, die aber keine Kästchenstiche als Grundlage haben, sondern ausschließlich aus Wickelstichen bestehen.

Ich habe unterschiedliche Möglichkeiten ausprobiert und empfehle, das Muster zu sticken wie im Folgenden beschrieben.

Man zieht in einer Richtung abwechseln jeweils 4 Gewebefäden aus und lässt 2 dazwischen stehen. Das Muster baut sich von rechts unten nach links oben auf.

Dazu umwickelt man 6 Gewebefäden der untersten breiten Fadenrinne 3-4 mal.

*Dann führt man die Nadel diagonal nach links oben unter dem horizontalen Gewebefadenpaar zur nächsten Fadenrinne und sticht zwischen dem dritten und vierten Faden des Bündels aus.

Man wiederholt den Stich einmal,

kehrt zum Ausgangspunkt zurück und führt die Nadel unter dem umwickelten Fadenbündel durch zur gegenüberliegenden Seite.

Von dort aus führt man die Nadel über das horizontale Fadenpaar diagonal nach rechts oben, sticht erneut zwischen dem dritten und vierten Faden des Bündels ein und am Ausgangspunkt wieder aus.

Erneut führt man die Nadel über das horizontale Fadenpaar diagonal nach rechts oben, sticht wiederum zwischen dem dritten und vierten Faden des Bündels ein und sticht diesmal 6 Gewebefäden nach links wieder aus.

Die auf der Nadel liegenden 6 Gewebefäden bilden das nächste Bündel. Bevor man es aber umwickeln kann, muss man die Anbindung der linken 3 Fäden an das darunter liegende Fadenpaar vornehmen.
Dazu führt man die Nadel über das Fadenpaar diagonal nach rechts unten, sticht neben dem gewickelten Bündel ein und am Ausgangspunkt wieder aus.

Auch diesen Stich wiederholt man einmal,

um dann die beider 3er Fadenbündel zusammenzuwickeln.*

Man wiederholt die Arbeitsschritte (*).

Am oberen Rand angekommen, dreht an die Arbeit um 180° und stickt die nächste Reihe neben die erste.

An den Stellen, an denen die Fadenpaare bereits umwickelt sind, kann man diese Schritte weglassen.
Manche Reihen – nicht alle – rücken dicht an die vorhergehende. Man kann die Bündel mit der Nadelspitze etwas verschieben, um gleichmäßige Abstände zu erzielen.

Auf diese Weise entsteht ein luftiges Muster, dass sich für die Füllung nicht allzu großer Flächen eignet.

Flächenfüllmuster Nr. 561

Kategorie: einfaches Durchbruchmuster
verwendetes Leinen: 13.5-fädig
verwendetes Garn: Vierfachstickgarn Nr. 20 für die Kästchenstiche und Nr. 16 für die Variante des gewickeltesn Erbslochs
angewandte Stiche: Kästchenstiche und Variante des gewickeltesn Erbslochs
horizontale Mitte: doppelte Fadenrinne

Die Granatapfelmotive entstammen der Schwälmer Paradekissenborte (B)

Wie man den beiden Bildern mit den Originalstickereien entnehmen kann, ist das Muster leicht unterschiedlich gearbeitet worden.

Im Grunde genommen handelt es sich um eine Variation des gewickelten Erbsloches,
das hier von Vorder-

und Rückseite zu sehen ist.

Erbslochkante_7

Der Unterschied besteht im Wesentlichen in der Verwendung von dickerem Garn und im zusätzlichen Zusammenwickeln der Enden benachbarter Fadenbündel.
Daraus habe ich eine Variation abgeleitet, die dem Original nicht vollständig entspricht, aber doch sehr nahe kommt.

Das im Folgenden gezeigte Muster ist nur eine Arbeitsprobe.

Es ist sinnvoll, mit dem Fadenauszug in der Mitte zu beginnen. Hier habe ich zunächst das mittlere Fadenpaar ausgezogen und dann auf beiden Seiten jeweils 5 weitere Gewebefäden entfernt, insgesamt also 12 Fäden.

Auf beiden Seiten der entstandenen Fadenrinne werden nun abwechselnd jeweils vier Fäden stehen gelassen und ein weiterer ausgezogen.

Über je vier verbliebenen Fäden werden von der Rückseite aus Kästchenstiche (Vierfachstickgarn Nr. 20) gestickt, die jeweils 4 Gewebefäden bündeln.

Mit Vierfachstickgarn Nr. 16 werden die entstandenen Fadenbündel umwickelt und zu Erbslöchern zusammengefasst.

Man beginnt mit dem rechten Fadenbündel und umwickelt es von unten nach oben 12-14 mal. Die Wicklungen sollten gleichmäßig nebeneinander liegen und sollten von der Anzahl her über alle Fadenbündel gleich sein.

*Man führt den Faden unter den Kreuzen der Kästchenstiche zum nächsten Fadenbündel.

Nun wickelt man von oben nach unten. Zuerst zieht man durch zwei Wicklungen das unbearbeitete und das rechts davon gelegene zusammen.

Dann fährt man mit dem Umwickeln des unbearbeiteten Fadenbündels bis zum Erreichen der Unterkante fort.

Dort zieht man die beiden Fadenbündel erneut durch zwei Wicklungen zusammen

und führt den Faden unter den Kreuzen der Kästchenstiche zum nächsten Fadenbündel.

Erneut wird von unten nach oben umwickelt, aber diesmal vorerst nur bis zur Mitte. Dort werden mit zwei Wicklungen das teilweise unbearbeitete und das rechts davon gelegene Fadenbündel fest zusammengezogen.

Danach wird das linke Fadenbündel bis zum Erreichen der Oberkante umwickelt.*

Man wiederholt die Arbeitsschritte (*), auf dem Weg nach unten die Fadenbündel an den Kanten

und auf dem Weg nach oben in der Mitte zusammenfassend.

Von der Vorderseite aus ergibt sich folgendes Bild:

Danach wird die restliche Fläche mit Kästchenstichen gefüllt.

Ein hübsches Muster – besonders geeignet für lange, schmale Motive – ist entstanden.

Ich habe festgestellt, dass die Variante der auch an den Kanten zusammenfassend umwickelten Erbslöcher das Arbeiten der gefalteten Erbslochkante wesentlich erleichtert.