800 Jahre Röllshausen

Schon wieder kann ich auf zwei kleine Ausstellungen von Schwälmer Weißstickereien hinweisen.

Der Schwälmer Ort Röllshausen – zur Gemeinde Schrecksbach gehörend – feiert 800jähriges Jubiläum. Aus diesem Grund findet am Sonntag, den 21. Juli 2024 ein stehender Festzug mit 112 abwechslungsreichen Stationen statt, wie das Ausstellerverzeichnis zeigt.

Wie mir berichtet wurde, werden traditionelle und zeitgenössische Stickereien in einem Wintergarten (Aussteller 81) und in einem weiteren Raum (Aussteller 46) zu sehen sein.

Wer an Schwälmer Traditionen und an Weißstickerei interessiert ist und keine allzu weite Entfernung überbrücken muss, kann den Termin vormerken und den Sonntag für einen Ausflug nach Röllshausen nutzen.

Ausstellung in Homberg (Ohm)

Der Eintrag in das Bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes zeigt erste Erfolge im Kampf gegen das Vergessenwerden.
Vielerorts entstehen kleine, aber sehr feine Ausstellungen. Dadurch rückt die Schwälmer Weißstickerei wieder mehr ins Bewusstsein der Bürger. Das Interesse der Bevölkerung wird geweckt. Vorführungen motivieren, selbst einmal die Sticknadel in die Hand zu nehmen.

Kleine Ausstellungen haben den Vorteil, dass sie leichter aufzubauen sind. Kurze Wege zu den Orten der Präsentationen erleichtern die Anreise. Das lockt Besucher aus der jeweiligen Region.

So auch in Homberg an der Ohm.
Dort hat die langjährige Stickerin Inge Christ ihre Exponate zur Verfügung gestellt, um sie in einer Sonderausstellung in Museum „Altes Brauhaus“ , Brauhausgasse 10, zu präsentieren.

Meist wird Frau Christ während der Öffnungszeiten anwesend sein, um die Technik der Schwälmer Weißstickerei vorzuführen und zu erläutern.

Geöffnet ist bis einschließlich 28. Juli immer sonntags von 15 -17 Uhr. Weitere Termine kann man unter Tel.: 06633 5372 oder per E-Mail: stadt@homberg.de vereinbaren.

Wenn Sie also nicht zu weit entfernt wohnen und herausragende Exponate im Original bewundern wollen, empfiehlt sich der Weg nach Homberg. Der Eintritt ist frei.

Mohn

Mohnmotive als Kranzentwurf

In unserer Region hat gerade die Vollblüte des Mohns eingesetzt. Die prächtig leuchtenden und weithin sichtbaren Felder locken jedes Jahr tausende Besucher. Mohnblüten haben etwas Magisches. Vielleicht ist es das beeindruckende Farbspiel, wahrscheinlich aber die gesamte interessante Pflanze, die Insekten in Hülle und Fülle Nahrung bietet.

Auch mich fasziniert die Mohnblüte. Die orangerot erscheinenden Klatschmohnfelder,

die scharlachroten Blüten des türkischen Mohns, die pinkfarbenen des Schlafmohns oder die Töne der neuen Züchtungen – alle haben etwas Besonders.

Mohn gehört zu den ältesten Kulturpflanzen Europas. In der Schwälmer Weißstickerei hat er als Motiv bisher aber keine Rolle gespielt.

Um das zu ändern, habe ich die Designerin Christa Waldmann beauftragt, eine Kranzmotiv mit Mohn zu entwerfen. Das ist ihr ausnehmend gut gelungen: Sei es das wuchtige Herausquellen der eng zusammen „geknitterten“ Kronblätter, wenn die Knopse aufspringt.

Seien es die zarten und so leicht vergänglichen Kronblätter der geöffneten Blüte,

die zahlreichen feinen Staubblättchen mit ihren -fäden und -beuteln, die sich um den Stempel herum gruppieren

oder die majestätisch erscheinenden Samenkapseln.

Alles hat sie gekonnt mit schwungvollen Linien zu Papier gebracht und als Konturenzeichnung festgehalten. Auch die filigranen Blättchen sind vorhanden.

Der Kranz hat einen Durchmesser von ca. 54 Zentimetern. Er soll mein nächstes größeres Stickprojekt werden. Mit den eher verspielt wirkenden Motiven ist es ein ganz anders gearteter Entwurf als das Muster des Schwälmer Bandes.
Wie bei allen Designs, für die man noch keine Vorlage hat, wird das Sticken eine schöne, kleine Herausforderung. Irgendwann später werde ich Sie am Ergebnis teilhaben lassen.

Zarter Mohn und edles Leinen
Tischdecke für alle Jahreszeiten – Juni: Mohn

Schwälmer Band (8)

Füllungen von Abschnitt 4 b I

Der zweite Vogelbauch wird 3:1 ausgezogen,

und mit dem Limetrosenmuster „Gefieder“ (Limetrosen I, Seite 15) unter Verwendung von Vierfachstickgarn Nr. 25 verziert).

Der Flügel wird mit schrägen Schlingstichen (Vierfachstickgarn Nr. 16) gefüllt, die mit etwas Abstand gestickt werden.

Die Seiten der Glockenblumen erhalten schräg gesetzte Margeritenstiche, die Mittelteile je einen Margeritenstich, der mit drei Spannstichen befestigt wird (Vierfachstickgarn Nr. 20). Dadurch sehen diese Glockenblumen ganz anders aus als die im vorherigen Abschnitt gezeigten.

Die Fläche der Ovale ist relativ klein. Damit ein Flächenfüllmuster dennoch gut wirkt, wird Fadenauszug 2:1 vorgenommen.

Die Fläche wird mit Marburger Grundstich (Vierfachstickgarn Nr. 20) gefüllt.

Damit hat auch der nächste kurze Abschnitt Flächenfüllmuster erhalten.

Schwälmer Band – Konturenmuster
Schwälmer Band (1) Musterübertragung
Schwälmer Band (2) Vorbereitende Arbeiten von Abschnitt 5
Schwälmer Band (3) Vorbereitende Arbeiten von Abschnitt 4
Schwälmer Band (4) Vorbereitende Arbeiten von den Abschnitten 3 – 1
Schwälmer Band (5) – Füllungen von Abschnitt 5 II
Schwälmer Band (6) – Füllungen von Abschnitt 5 I
Schwälmer Band (7 – Füllungen von Abschnitt 4 b II

Verleihung der Ehrenurkunde

Mit großer Freude und auch ein wenig Stolz teile ich mit, dass mir der Hessische Minister für Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur – Herr Staatsminister Timon Gremmels – die Ehrenurkunde für Kunst und Kultur verliehen hat.

Damit werden meine Verdienste rund um die kulturelle Tradition der Schwälmer Weißstickerei gewürdigt. Solche Urkunden werden seit 1993 für die Festigung und Weiterentwicklung der Kultur in Hessen überreicht. Mit ihr wird meinem unermüdlichen Engagement, die wertvolle Tradition der Handarbeit zu praktizieren und an künftige Generationen weiterzugeben, gedankt.

In einer feierlichen Zeremonie auf dem diesjährigen Hessentag in Fritzlar bekam ich eine große Bühne geboten.
Eine Moderatorin führte gekonnt durch das anfängliche Gespräch, bevor Minister Gremmels seine Laudatio hielt und die Ehrenurkunde an eine dankbare Ausgezeichnete überreichte.
Auch mehrere Landtagsabgeordnete nahmen an der Veranstaltung teil.

Der Fotograf Nicolas Wefers hat das Geschehen in Bildern festgehalten: