Mohn

Mohnmotive als Kranzentwurf

In unserer Region hat gerade die Vollblüte des Mohns eingesetzt. Die prächtig leuchtenden und weithin sichtbaren Felder locken jedes Jahr tausende Besucher. Mohnblüten haben etwas Magisches. Vielleicht ist es das beeindruckende Farbspiel, wahrscheinlich aber die gesamte interessante Pflanze, die Insekten in Hülle und Fülle Nahrung bietet.

Auch mich fasziniert die Mohnblüte. Die orangerot erscheinenden Klatschmohnfelder,

die scharlachroten Blüten des türkischen Mohns, die pinkfarbenen des Schlafmohns oder die Töne der neuen Züchtungen – alle haben etwas Besonders.

Mohn gehört zu den ältesten Kulturpflanzen Europas. In der Schwälmer Weißstickerei hat er als Motiv bisher aber keine Rolle gespielt.

Um das zu ändern, habe ich die Designerin Christa Waldmann beauftragt, eine Kranzmotiv mit Mohn zu entwerfen. Das ist ihr ausnehmend gut gelungen: Sei es das wuchtige Herausquellen der eng zusammen „geknitterten“ Kronblätter, wenn die Knopse aufspringt.

Seien es die zarten und so leicht vergänglichen Kronblätter der geöffneten Blüte,

die zahlreichen feinen Staubblättchen mit ihren -fäden und -beuteln, die sich um den Stempel herum gruppieren

oder die majestätisch erscheinenden Samenkapseln.

Alles hat sie gekonnt mit schwungvollen Linien zu Papier gebracht und als Konturenzeichnung festgehalten. Auch die filigranen Blättchen sind vorhanden.

Der Kranz hat einen Durchmesser von ca. 54 Zentimetern. Er soll mein nächstes größeres Stickprojekt werden. Mit den eher verspielt wirkenden Motiven ist es ein ganz anders gearteter Entwurf als das Muster des Schwälmer Bandes.
Wie bei allen Designs, für die man noch keine Vorlage hat, wird das Sticken eine schöne, kleine Herausforderung. Irgendwann später werde ich Sie am Ergebnis teilhaben lassen.

Zarter Mohn und edles Leinen
Tischdecke für alle Jahreszeiten – Juni: Mohn

Schwälmer Band (8)

Füllungen von Abschnitt 4 b I

Der zweite Vogelbauch wird 3:1 ausgezogen,

und mit dem Limetrosenmuster „Gefieder“ (Limetrosen I, Seite 15) unter Verwendung von Vierfachstickgarn Nr. 25 verziert).

Der Flügel wird mit schrägen Schlingstichen (Vierfachstickgarn Nr. 16) gefüllt, die mit etwas Abstand gestickt werden.

Die Seiten der Glockenblumen erhalten schräg gesetzte Margeritenstiche, die Mittelteile je einen Margeritenstich, der mit drei Spannstichen befestigt wird (Vierfachstickgarn Nr. 20). Dadurch sehen diese Glockenblumen ganz anders aus als die im vorherigen Abschnitt gezeigten.

Die Fläche der Ovale ist relativ klein. Damit ein Flächenfüllmuster dennoch gut wirkt, wird Fadenauszug 2:1 vorgenommen.

Die Fläche wird mit Marburger Grundstich (Vierfachstickgarn Nr. 20) gefüllt.

Damit hat auch der nächste kurze Abschnitt Flächenfüllmuster erhalten.

Schwälmer Band – Konturenmuster
Schwälmer Band (1) Musterübertragung
Schwälmer Band (2) Vorbereitende Arbeiten von Abschnitt 5
Schwälmer Band (3) Vorbereitende Arbeiten von Abschnitt 4
Schwälmer Band (4) Vorbereitende Arbeiten von den Abschnitten 3 – 1
Schwälmer Band (5) – Füllungen von Abschnitt 5 II
Schwälmer Band (6) – Füllungen von Abschnitt 5 I
Schwälmer Band (7 – Füllungen von Abschnitt 4 b II

Verleihung der Ehrenurkunde

Mit großer Freude und auch ein wenig Stolz teile ich mit, dass mir der Hessische Minister für Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur – Herr Staatsminister Timon Gremmels – die Ehrenurkunde für Kunst und Kultur verliehen hat.

Damit werden meine Verdienste rund um die kulturelle Tradition der Schwälmer Weißstickerei gewürdigt. Solche Urkunden werden seit 1993 für die Festigung und Weiterentwicklung der Kultur in Hessen überreicht. Mit ihr wird meinem unermüdlichen Engagement, die wertvolle Tradition der Handarbeit zu praktizieren und an künftige Generationen weiterzugeben, gedankt.

In einer feierlichen Zeremonie auf dem diesjährigen Hessentag in Fritzlar bekam ich eine große Bühne geboten.
Eine Moderatorin führte gekonnt durch das anfängliche Gespräch, bevor Minister Gremmels seine Laudatio hielt und die Ehrenurkunde an eine dankbare Ausgezeichnete überreichte.
Auch mehrere Landtagsabgeordnete nahmen an der Veranstaltung teil.

Der Fotograf Nicolas Wefers hat das Geschehen in Bildern festgehalten:

Schwälmer Band (7)

Füllungen von Abschnitt 4 b II

Der Kreis bietet sich für ein Nadelspitzemuster an. Da es viel einfacher ist, Nadelspitze über intaktem Gewebe zu arbeiten, wird der Stoff in der Mitte des Kreises vorerst nicht weggeschnitten. Zunächst werden Markierungen angebracht – ca. 4mm von der äußeren Kontur eine Kreislinie. Der Innenkreis wird in Achtel eingeteilt, wobei jede zweite Linie dem Fadenlauf folgt und die anderen diagonal dazwischen liegen. In gleichem Abstand vom Mittelpunkt aus werden alle acht Linien markiert.

Unter Verwendung von Vierfachstickgarn Nr. 16 werden zunächst Kopflochstiche (keine einfachen Schlingstiche) zwischen äußere Kontur und Kreislinie gestickt.

Dann werden Fäden dreifach über die geraden Linien gespannt und auf dem Rückweg dicht umwickelt, ohne das Gewebe dabei aufzufassen. Auch bei weiteren Stichen darf das Gewebe nicht aus Versehen aufgefasst werden. Der entstandene Mittelpunkt wird zweimal mit Stopfstichen umrundet.
Auf Höhe der Markierungen werden die geraden Stege durch Fadenspannen in zwei Runden kreisförmig verbunden. Diese Verbindungsstücke bilden die Basis für die Pyramidenzäckchen. Begonnen wird mit fünf Schlingstichen. Gearbeitet wird in Hin- und Herreihen, wobei jeweils um einen Schlingstich reduziert wird. Die Spitze wird an den Knopflochstichen des Randes befestigt, der Arbeitsfaden am Rand des Pyramidenzäckchen zur Basis zurückgeführt. Im nächsten Abschnitt wird das nächste Pyramidenzäckchen in gleicher Weise gearbeitet. Sind alle acht Pyramidenzäckchen fertig, kann man das Gewebe vorsichtig von der Rückseite des Arbeit aus wegschneiden. Der Doppelknoten des Knopflochstiches würde die Schnittkante verdecken.
Ich habe mich dazu entschlossen, das Grundgewebe stehen zu lassen.

Wie man die Pyramidenzäckchen arbeiten kann, findet man auch in meiner Publikation Randverzierende Schwälmer Nadelspitze – leicht gestickt.

Wenn man noch nicht viel Übung mit Pyramidenzäckchen hat, ist es gut, mit dickem Garn zu arbeiten. Dann kann man die einzelnen Stiche besser auseinanderhalten. Vierfachstickgarn Nr. 12 wäre also auch möglich – sofern vorhanden.

Die Spitze über dem Kreis erhält ein Muster ohne Fadenauszug: schräge, gegengleiche Schlingstiche mit etwas Abstand und mit den Schlingen entlang der Mittellinie (Vierfachstickgarn Nr. 20)

Auch die Glockenblumen erhalten ein Muster ohne Fadenauszug. Ich habe geschlossenen Fischgrätenstich (auch geschlossener Federstich genannt) gewählt (Vierfachstickgarn Nr. 25). Diesen Stich verwende ich auch gern, um breite Stiele darzustellen.

Das erste große Herz soll ein lichtes Stopfstichmuster erhalten. Der Fadenauszug wird 2:2 vorgenommen, das Fadengitter mit Grundstichen gesichert (Vierfachstickgarn Nr. 30).

Eigentlich wollte ich ein Muster mit einer diagonalen Struktur (Muster 128 oder 132 aus Lichte Muster `Stopfstiche´) sticken, habe mich dann aber für Muster 72 entschieden, weil sich die Schrägen des Musters besser der Kontur des Herzens anpassen.

So hat auch schon Abschnitt 4 b II Flächenfüllmuster erhalten.

Schwälmer Band – Konturenmuster
Schwälmer Band (1) Musterübertragung
Schwälmer Band (2) Vorbereitende Arbeiten von Abschnitt 5
Schwälmer Band (3) Vorbereitende Arbeiten von Abschnitt 4
Schwälmer Band (4) Vorbereitende Arbeiten von den Abschnitten 3 – 1
Schwälmer Band (5) – Füllungen von Abschnitt 5 II
Schwälmer Band (5) – Füllungen von Abschnitt 5 I

Eine kleine Ausstellung

Elisabeth Erdmann leitet in Karlstadt einen offenen Weißstickerei- und Klöppelkreis, zu dem sich einmal monatlich am jeweils ersten Samstag Damen zum gemeinsamen Handarbeiten treffen. Bis zu 20 Aktive kommen dann zusammen, um ihrem Hobby zu frönen. Immer mal wieder stoßen Neulinge hinzu, um einmal in die Materie hineinzuschnuppern und etwas zu lernen, um eines Tages selbst ihr Wissen weitergeben zu können.

Auch Sie sind herzlich willkommen!

Zum Internationalen Museumstag am 19. Mai 2024 bestand die Gelegenheit, im Museum Prassek-Scheune in Kreuzwertheim eine kleine, aber feine Ausstellung von Weißstickereien bereit zu stellen.

Frau Erdmann nutzte die Gelegenheit, schöne,

meist aufwändig bestickte Exponate

im besonderen Ambiente des Museums gekonnt zu präsentieren.

So erhielten viele Besucher des Museums in Bayern an diesem Tag Gelegenheit, die edle Schwälmer Weißstickerei kennenzulernen. Sie waren begeistert von der Wirkung der vielfältigen Formen und Muster. Nicht nur im besonderen Ambiente eines Museums, sondern auch in einer hochmodernen häuslichen Einrichtung kommen solch individuell gefertigte Handarbeiten imponierend zur Geltung.


Anmeldung zum offenen Sticktreff:

Elisabeth Erdmann
Edelweißstr. 9, 97753 Karlstadt
Tel. 093 53 / 8330