Globales Schwälmer Mustertuch – Update (38)

Globales Schwälmer Mustertuch – Update (38)

Nun fehlt nur noch der Abschluss der Randbefestigung.

Der dritte und abschließende Teil der Randbefestigung soll wieder aus einem 3 cm breiten farbigen Streifen bestehen. Da die gesamte Randbefestigung mit diesem Streifen auf der Rückseite abgefüttert werden soll, schneide ich die Teile in 20,5 cm (Nahtzugabe 0,75 cm, farbiger Streifen 3 cm, + für die Rückseite farbiger Streifen 3 cm, Leinenstreifen 10 cm, farbiger Streifen 3 cm und Nahtzugabe 0,75 cm = 20,5 cm) Breite und entsprechender Länge zu. Bei den Streifen für die Ober- und Unterkante werden zusätzlich noch ca. 20 cm zugegeben. Denn dort soll ein Tunnelsaum gearbeitet werden, um die Haltestange aufzunehmen. Zur Versäuberung der Tunnelenden ist auf jeder Seite ein breiter Einschlag vorgesehen.

Die Bügeleinlage wird mit dem Baumwollstoff verbunden. Die Nahtzugabe für die Rückseite wird markiert und mit einer Bügelfalte versehen, damit die spätere Handnaht leichter vonstatten geht.

Zuerst werden wieder die seitlichen Streifen angenäht.

Da der eigentlich große Tisch viel zu klein ist und das Tuch nicht auf die Erde hängen soll, türmen sich die Stoffmengen neben der Nähmaschine auf.

Die Nähte werden ausgebügelt, der Streifen zur Rückseite umgeschlagen und an der Innenkante des Mustertuches festgesteckt.

Nach jedem Arbeitsgang wird das Tuch so gut wie möglich ausgebreitet, um besser beurteilen zu können, ob die Arbeit gelungen ist.

Die untere rechte Ecke sieht von der Vorderseite aus jetzt so aus:

Es könnte sein, dass der Einschlag der Nahtzugabe durch das Leinen durchscheint; außerdem würde diese Stelle unnötig auftragend.

Also wird die Nahtzugabe in diesem Bereich bis zur mit der Stecknadel markierten Stelle abgeschnitten.

Dann wird der Streifen an den Ecken ein Stück weit wieder aufgefaltet, um ihn in voller Breite mit dem angrenzenden Streifen verbinden zu können.

Dann wird zuerst wieder der seitliche Streifen eingeschlagen

und anschließend der obere bzw. untere Streifen.

Das sieht auf der Rückseite so aus:

Auf diese Weise erhält man „saubere“ Tunneleingänge.

Abschließend werden die Streifen mit Handstichen auf der Rückseite befestigt.

Von der Rückseite aus betrachtet, sieht das Mustertuch jetzt so aus:

Da die Fachgeschäfte wegen des Lockdowns zur Zeit geschlossen sind, habe ich im Internet nach einer passenden Stange zum Aufhängen gesucht. Nun warte ich auf den bestellten Artikel.

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Globales Schwälmer Mustertuch – Update (37)

Globales Schwälmer Mustertuch – Update (37)

Schon bald ist meine Bestellung der gewebten Baumwoll-Bügeleinlage G700 für die Randbefestigung des Mustertuches eingetroffen – 5,60 m des 0,90 m breiten Stoffes werden ausreichen.

Der erste Teil der Randbefestigung soll 3 cm breit werden, also schneide ich (inklusive der Nahtzugaben) 4,5 cm breite und mehrere Meter lange Streifen zu

und bügele sie zusammen.

Dann werden Sie an das Innenteil des Mustertuches genäht – zuerst die seitlichen Streifen, anschließend oberer und unterer.

Das Nähen wird immer schwieriger. Sobald die Nadel der Nähmaschine nach oben geht, zieht das Gewicht den Stoff weg. Es entstehen ungewollte Versprünge in der Naht. Ich habe versucht, so gut es ging nachzubessern. Aber alle Stellen konnte ich nicht auftrennen. So hoffe ich, dass 1 Millimeterchen hier und 1 Millimeterchen da am Schluss nicht ins Gewicht fallen.

Der zweite Teil der Randbefestigung besteht aus dem Schriftstreifen.

Schon im Sommer, als ich noch auf Zusendungen gewartet habe, habe ich mit dem Sticken der seitlichen Schriftbänder begonnen, da für mich die Höhe des Mustertuches feststand. Als ich dann später die Höhe des Mustertuches verkürzte, war ich heilfroh, dass die Länge des Schriftzuges nicht zu groß war. Da ich aber nicht genau wusste, wie die Randgestaltung insgesamt aussehen würde, habe ich breite Stoffzugaben auf allen Seiten gelassen.

Die größte Schrift ist 6 cm hoch. Ich möchte freies Leinen von 2 cm oberhalb und unterhalb der Schrift. Also müssen die Streifen (inklusive Nahtzugabe) 11,5 cm breit zugeschnitten werden – eine nicht ganz leichte Aufgabe bei mehreren Meter langem und bereits gekochtem Leinen. Die Leinenstreifen sollen alle gleich breit sein und die Schrift soll in der Mitte verlaufen.

Nach dem Zuschneiden werden die Leinenstreifen sorgfältig gebügelt und dann mit der Bügeleinlage verbunden.

In der Seitenmitte beginnend, damit die Schrift zentriert erscheint, wird der Streifen an das Mustertuch gesetzt.

Auch das Ausbügeln der langen Nähte ist nicht einfach – mein großer Tisch ist einfach zu klein, und das Tuch soll ja möglichst nicht auf die Erde hängen. Aber Not macht erfinderisch!

Einen Eindruck von den Ausmaßen des Tuches kann man durch die Gesamtaufnahme erhalten.

Wieder werden die seitlichen Streifen zuerst angenäht, der obere und untere nachfolgend.

Erst nach der Fertigstellung der Naht wird der jeweilige Streifen auf die endgültige Länge zurückgeschnitten.

Nun fehlt nur noch der Abschluss der Randbefestigung.

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Globales Schwälmer Mustertuch – Update (36)

Globales Schwälmer Mustertuch – Update (36)

Nun sind auch die Schriftstreifen fertig – gestickt, gekocht und grob gebügelt warten sie auf ihre weitere Verarbeitung.

Um dem Rand des großen Mustertuches mehr Stand zu verleihen und ihn stabiler werden zu lassen, will ich die dort verwendeten Stoffe mit dünner, bügelbarer Vlieseline unterlegen.

Grit Kovacs hat mir dankenswerterweise vier verschiedene Qualitäten zum Testen zur Verfügung gestellt. Mir war gar nicht bewusst, dass es so sehr unterschiedliche Vliese für diesen Zweck gibt. Nun konnte ich sie ausführlich ausprobieren.

Alle Qualitäten sind von Vlieseline, einer Marke der Gruppe Freudenberg Performance Materials.

Bügeleinlage H250.
Die Bügeleinlage H250 ist von allen vier Produkten die stabilste und hat den festesten Griff. Die Vliesfasern sind in alle Richtungen verfilzt. Die Fixierschicht ist eben und leicht unterbrochen. Das Vlies ist bis zu 60 Grad waschbar.

Bügeleinlage H200.
Die Bügeleinlage H200 ist wesentlich dünner als H250. Die Fasern sind eher in einer Richtung angeordnet. Dadurch ist der Griff unterschiedlich – quer zur Faser fühlt sie sich weich, in Faserrichtung wesentlich widerspenstiger an. Die kaum sichtbare Fixierschicht ist noppenartig aufgetragen.

Bügeleinlage G405
Ähnlich dünn wie H200 ist das Bügelvlies G405. Es hat einen sehr weichen Griff. Die Fasern verlaufen ähnlich wie bei H200 eher in einer Richtung. Die Fixierschicht ist noppenartig aufgetragen. Es ist bis zu 40 Grad waschbar.

Vlieseline G700
Bei Vlieseline G700 handelt es sich um eine schwere, fixierbare, gewebte Einlage aus reiner Baumwolle.
Der Griff ist zwar nicht ganz so weich wie der von G405, aber doch als weich zu bezeichnen. Die kaum sichtbare Fixierschicht ist flächig aufgetragen.

Für meine Testreihe habe ich je vier vorgewaschene Teile der im Mustertuch verwendeten Materialien, Baumwollstoff und Leinen, zugeschnitten und die unterschiedlichen Vliese aufgebügelt. Das ging bei dem Baumwollvlies G700 auch mit etwas höherer Bügeleisentemperatur problemlos. Bei G405 gab es Schwierigkeiten. Die Temperatur musste abgesenkt werden.

Die Verbindungen aller Vliese mit dem Stoff sind stabil.

Zuerst habe ich jeden Stoff einmal gefaltet und die Falten mit den Fingern ausgestrichen. Bei H250 sind die Falten sofort wieder aufgesprungen. Ähnlich, aber nicht ganz so massiv, verhielt es sich bei H200. Am besten liegen geblieben ist G405. Auch G700 blieb einigermaßen liegen.

Anschließend habe ich einen Knittertest unternommen, indem ich die Teile ungefähr gleich lange und gleichmäßig fest zusammengeknautscht habe.

Der mit G700 unterlegte Stoff zeigte die geringsten, der mit G405 unterlegte die schwersten Knitterfalten. Die beiden mit H250 und H200 unterlegten Stoffe bewegten sich im Mittelfeld, wobei H250 etwas stärker krumpelte als H200.

Beim anschließenden Bügeln verschwanden die Knitterfalten in allen Baumwollstoffen unproblematischer als im Leinen. G700 schnitt hier vor H250 am besten ab – weil schon vorab weniger Knitterfalten vorhanden waren.

Ein Dehntest zeigte, dass G700, G405 und H200 – mit abnehmender Intensität in der Reihenfolge der aufgeführten Artikel – sowohl diagonal zum Fadenlauf

als auch im Fadenlauf leicht dehnbar sind. Nur H250 verhielt sich formstabil.

Ein abschließender Waschtest soll letzte Klarheit bringen, obwohl später eine Wäsche ja nur von sehr untergeordneter Bedeutung sein wird.

Dazu habe ich die Teststreifen in zwei Teile getrennt und jeweils nur ein Teil gewaschen, um Veränderungen besser feststellen zu können.

Nach der etwas mehr als handwarmen Wäsche und dem liegend Trocknen haben sich alle Qualitäten bis auf G405 gewellt, vor allem in Verbindung mit dem Leinen.

Die Vliese H200

und H250 wiesen besonders im Bereich des Leinens Beulen auf.

Die Bügeleinlage G405 blieb relativ glatt,

und die Bügeleinlage G700 blieb vollständig glatt.

Nach Bügeln bei mittlerer Hitze lagen die Oberflächen von H250 und G405 wieder glatt, während sie bei H200 und G700 im Bereich des Leinens leicht gewellt blieben.

Die Qualitäten H200 und H250 zeigten keinen Einlauf, während G700 einen minimalen und G405 (Bild unten) einen deutlich sichtbaren Einlauf erlitten. Die Oberstoffe waren ja bereits vorher gekocht und dadurch zum Schrumpfen gebracht worden. Der jetzige Einlauf ist also auf das Vlies zurückzuführen.

G405 zeigte nach der Wäsche eine deutliche Tendenz zum Ablösen,

die man in abgeschwächter Form auch bei H200 und H250 beobachten konnte. Einzig G700 blieb in der Verbindung fest.

All diese Testergebnisse berücksichtigend habe ich mich entschlossen, die gewebte Baumwoll-Bügeleinlage G700 für die Randbefestigung des Mustertuches zu verwenden.

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Globales Schwälmer Mustertuch – Update (35)

Globales Schwälmer Mustertuch – Update (35)

Dank präziser Vorbereitung und Assistenz beim Halten der großen Stoffmenge während des Maschinennähens ist das Innenteil des Mustertuches nun komplett zusammengefügt. Es misst 1.90 m x 3.08 m.

Doch bevor es aufgehangen werden kann, muss noch eine Randbefestigung angebracht werden.

In dieser Randgestaltung soll eine erläuternde Inschrift integriert werden. Für folgenden Text habe ich mich entschieden:

Globales Schwälmer Mustertuch
erdacht und angefertigt aus Anlass und während der Coronavirus Pandemie in 2020
unter Beteiligung von Stickerinnen aus 14 Nationen.
Das Projekt wurde entwickelt, betreut und final verwirklicht durch Luzine Happel aus Eschwege, Deutschland

Da nach meinen Vorstellungen das Mustertuch um die Welt reisen soll, ist es sinnvoller, diesen Text in englischer Sprache zu halten.

GLOBAL SCHWALM SAMPLER

CREATED DURING THE CORONAVIRUS PANDEMIC OF 2020

COLLECTED FROM EMBROIDERERS FROM 14 NATIONS

THE PROJECT WAS CONCEIVED, IMPLEMENTED, AND BROUGHT TO FRUITION BY LUZINE HAPPEL OF ESCHWEGE, GERMANY

Die Schrift soll in drei verschiedenen Größen gehalten werden: die größte für die Überschrift, die mittlere für die beiden Zeilen, die links und rechts der Stickereien angeordnet werden sollen und die kleinste für den langen Text der Erläuterung am unteren Ende des Mustertuches.

Zur Ausführung der Schrift habe ich Kreuzstiche gewählt – die in der Schwalm gebräuchlichste Art der Buchstabengestaltung. Allerdings sind die üblichen Schwälmer Schriftzeichen sehr stark verziert. Das macht sie schwer leserlich. Daher habe ich mich für an diese Schrift angelehnte, aber weniger verzierte Buchstaben entschieden.

Wie in der Schwalm üblich, werden die Kreuze über 3 x 3 Gewebefäden gestickt.

Die kleinste Schrift wird mit einem Kreuz pro Grafik-Kästchen dargestellt, die mittlere mit je 2 x 2 Kreuzen und die größte mit je 4 x 4 Kreuzen.

Gestickt wird mit 2-fädigem Sticktwist. Als Farbe habe ich 888 von Anchor gewählt – die am weitesten verbreitete Farbe zum Arbeiten von Schwälmer Kronen und eine Nuance dunkler als die Farbe der Verbindungsstreifen. Als Grundstoff habe ich 13,5-fädiges Leinen ausgesucht.

Für den gesamten Schriftzug sind 12074 Kreuze und somit 24148 Stiche auszuführen – und das auf dem dicht gewebten, für gezählte Stickerei doch sehr feinen Leinen. Nach Versuchen mit den mir zur Verfügung stehenden Hilfsmitteln wie Brillenvorsatz und kleiner Lupenlampe habe ich mir eine andere, flexiblere Lupenleuchte zugelegt.

Nun kann die Arbeit zügig von der Hand gehen. Aber die vielen Stiche wollen dennoch alle erst gestickt sein!

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Ein „Blick durch´s Schlüsselloch“

Zum Ende des Jahres möchte ich Ihnen einen „Blick durch´s Schlüsselloch“ gewähren. So können Sie erahnen, was in den nächsten Wochen an Blogbeiträgen wartet.

Jetzt wünsche ich Ihnen das Beste für das kommende Jahr – möge die COVID-19 Pandemie bald unter Kontrolle gebracht werden! Bleiben Sie gesund, haben Sie Spaß an Schwälmer Weißstickerei und genießen Sie jeden einzelnen Stich!

Gutes Neues Jahr!