Schwälmer Weißstickerei und Blau (3)

In Anlehnung zu Stickereien, die auf blau gestreiftem Leinen gearbeitet wurden, gab es auch Arbeiten auf weißem Streifenleinen, die mit blauem Garn ausgeführt wurden.

In dem hier gezeigten Beispiel wurden drei abgestufte Blautöne verwendet –

dunkles Blau für die Knötchenstiche und die kleinen Blätter,

mittleres Blau für die Schnürlochbögen und die großen Blätter

und helles Blau hauptsächlich für die Flächenfüllmuster.

Die Flächenfüllmuster farbig zu sticken ist sehr ungewöhnlich. Dazu muss man schon über große Erfahrung verfügen, denn jede kleine, nicht ganz sauber gearbeitete Stelle würde sofort ins Auge springen.

Die hier gezeigte Decke ist aus handgewebtem Streifenleinen hergestellt. Dieses Leinen wurde meist nur in Breiten um ca. 80 cm gewebt. So wurden hier zwei Bahnen aneinandergesetzt.

Schwälmer Weißstickerei und Blau (2)

Passend zu Stickereien, die auf blau gestreiftem Leinen gearbeitet wurden, wurden auch weitere Stücke gestickt, dann aber oftmals auf weißem Leinen.
Ein Besonders schönes Beispiel ist das Pendant zu dem Tischläufer von 1993.

Christa Waldmann hat einen Stammbaum als Wandbehang gestickt und das gleiche blaue Leinengarn für die Umrandungsstiche und die Zwischenraum-Muster verwendet.

Unterschiedliche Durchbruchmuster

sowie sehr abwechslungsreiche und

phantasievolle aufliegende Muster, die der frühen Schwälmer Weißstickerei entstammen, wurden in die Motive gearbeitet.

Der Name der Stickerin findet sich in den Motiven.

Die Jahreszahl der Entstehung wurde am unteren Ende platziert – mit den einzelnen Ziffern getrennt durch typische kleine Schwälmer Kreuzstichelemente.

Ein 4-stufiger Stopfhohlsaum bildet den Randabschluss.

Schwälmer Weißstickerei und Blau (1)

In der Schwalm wurde früher neben weißem Leinen auch Leinen mit unterschiedlichen blauen Streifen von Hand gewebt. Je nach Feinheit diente es als Sackleinen oder Wagentuch. Die Restbestände des feineren Leinens werden heutzutage auch gern für Stickereien verwendet.

Diese werden dann entweder mit weißem Garn

oder mit Weiß für die Füllmuster und einem passenden Blauton – für die Umrandungsstiche und die Zwischenraum-Muster – ausgeführt.

Wenn das Leinen fein genug gewebt ist, werden Durchbruchmuster in die Motive gearbeitet.

Etwas groberes Leinen bestickt man gern mit aufliegenden Mustern, die der frühen Schwälmer Weißstickerei entstammen.

So bietet sich eine weitere, interessante Variante der Schwälmer Weißstickerei.

Flächenfüllmuster Nr. 568

Kategorie: einfaches Durchbruchmuster
verwendetes Leinen: 13.5-fädig
verwendetes Garn: Vierfachstickgarn Nr. 20
angewandte Stiche: Kästchenstiche
horizontale Mitte: Vierer-Fadenbündel

Bei Sticken von Flächenfüllmuster Nr. 567 fand ich das auf der Rückseite entstehende Muster auch sehr interessant. Daher habe ich es als Frontmuster ausprobiert. Das im Folgenden gezeigte Muster ist nur eine Arbeitsprobe. Eingebettet in eine Motivfläche findet man das Muster am Ende dieses Beitrages.

Weil es sich um das gleiche, nur umgekehrte Muster handelt, sind die Vorarbeiten gleich. Der Einfachheit halber zeige ich sie hier nochmal.
Es ist sinnvoll, mit dem Fadenauszug in der Mitte zu beginnen. Neben 4 stehen bleibenden Fäden wird auf jeder Seite ein Fadenpaar ausgezogen.

Von dort werden abwechseln jeweils 4 Fäden stehen gelassen und 2 Fäden ausgezogen.

Man dreht die Arbeit um 90°,wendet sie aber diesmal nicht zur Rückseite.
Über die vier mittleren Fäden werden von links nach rechts Kästchenstiche gestickt, die jeweils 4 Gewebefäden bündeln.

Die Kästchenstiche der benachbarten Reihen werden jeweils um 2 Gewebefäden versetzt gearbeitet.

Dadurch erhalten die verbliebenen Gewebefäden der Fadenrinnen eine zickzackförmige Ausrichtung.

Das Vernähen erfolgt entweder unter den Randstichen oder auf der Rückseite unter den Kästchenstichen.

Das Muster ist für mittelgroße Flächen geeignet.

Ich habe es in eine Tulpe gestickt (hier 16-fädiges Leinen und Vierfachstickgarn Nr. 25).

Passend finde ich dazu die Kombination mit dem Mückenstich, hier zu sehen in der Tulpenspitze.

Abwandlungen kann man erzielen, wenn man feineres Garn verwendet oder – wie hier – ein bis zwei weitere Fäden auszieht.