Ein Schwälmer Konturenmuster in zwei Ausführungen (5)

Der Mittelkreis wird flankiert von weiteren Tulpen mit folgender Konturenzeichnung (hier etwas vergrößert dargestellt):
Bild_31 Die Tulpe hat ein gut füllbares Mittelteil sowie je zwei seitliche Blütenblätter, die lang, schmal und spitz zulaufend sind. Wie kann man diese besticken?

Man könnte die Linien verändern und einen Teil der schmalen Blätter dem Mittelteil zuschlagen.
Bild_32 Die äußeren Formen sind zu schmal, um sie mit Durchbruchmustern verzieren zu können. Man muss andere Wege finden.

Zum Sticken dieser Kontur des ovalen Läufers sollten ausschließlich Plattstiche verwendet werden.
Damit diese nicht zu lang geraten, müssen die Flächen geteilt werden. (Wie man solche geteilten Blätter stickt, ist detailliert beschrieben in „Grundlagen der Schwälmer Weißstickerei„, Seiten 29 und 30.)
Bild_33 Im Mittelteil der Tulpe des ovalen Läufers wurde das Limetmuster „Kleiner Reißverschluss – versetzt gearbeitet“ (Wickelstiche I, Seite 29) gestickt.

Verwendet wurde Vierfachstickgarn in folgenden Stärken: Nr. 20 für die Knötchenstiche, Nr. 25 für die Plattstiche und das Flächenfüllmuster und Nr. 30 für die Kettenstiche.

Man kann die Linien der spitzen Blätter z. B. auch mit Knötchenstichen sticken, nach innen hin Kettenstiche daneben setzen und die verbliebenen Flächen mit Plattstichen bedecken, wie im Bild unten zu sehen und auf dem rechteckigen Läufer gearbeitet.

Es gibt aber auch die Möglichkeit die Techniken zu vermischen. Bei den unteren Spitzen habe ich ein Element der frühen Schwälmer Weißstickerei verwendet und eine Variation des Weizenstiches gestickt (Frühe Schwälmer Weißstickerei, Seite 75).
Es gibt in der frühen Schwälmer Weißstickerei eine ganze Reihe von Mustern, die sich für lange, schmale Flächen gut eignen.
Bild_34 Das Mittelteil der Tulpe wurde mit eine Limetmuster gefüllt. Der Mittelstreifen besteht aus dem Muster „Krönchen“ (Limetrosen I, Seite 55).
Seitlich davon wurden Kästchenstiche gearbeitet.
Bei dem Pendant habe ich eine kleine Veränderung vorgenommen, die Plattstiche weggelassen und in die Mitte zwischen die „Krönchenstiche“ eine Reihe Wickelstiche gestickt.
Bild_35 Verwendet wurde Vierfachstickgarn in folgenden Stärken: Nr. 16 für die Knötchenstiche, Nr. 20 für die Plattstiche und den Weizenstich und Nr. 25 für die Kettenstiche und das Flächenfüllmuster.
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Ein Schwälmer Konturenmuster in zwei Ausführungen (4)

Im Zentrum des Designs findet sich folgende Konturenzeichnung:
Bild_27
Ein großer Kreis soll mit dem Muster „2 kurz – 2 lang“ umgeben werden.
Ein kleinerer innenliegender Kreis wird durch ein Kreuz unterteilt. Wie geht man an ein solchesKonturenmuster heran?

Jederzeit können einige Linien unbeachtet bleiben und überstickt werden, wenn die Konturenteile zu klein oder zu differenziert erscheinen.
Bild_28
Dies ist bei dem ovalen Tischläufer geschehen. Die gesamte Kreisfläche wurde mit den Limet-Flächenfüllmuster „Röserich“ (Nr. 452 [A 1]; Die schönsten Röserich Flächenfüllmuster, Seiten 1 – 6) bestickt.

„2 kurz – 2 lang“ wurde weitgehend den Linien folgend ausgeführt. Die Stiche wurden aber dichter nebeneinander gestickt, als die Linien es andeuteten. Dabei ist es schwierig, die Stichlänge exakt zu treffen. Und wenn man nicht weiss, dass sich das Muster „2 kurz – 2 lang“ nennt und auch als solches erscheinen sollte, erhält man eine Umrandung, wie oben zu sehen.

Verwendet wurde Vierfachstickgarn in folgenden Stärken: Nr. 20 für die Knötchenstiche, Nr. 25 für die Plattstiche und Nr. 30 für die Kettenstiche und das Flächenfüllmuster.
Bild_30
Bei dem rechteckigen Tischläufer wurde das Mittelkreuz in den Innenkreis gearbeitet, wie von der Konturenzeichnung vorgeschlagen. Allerdings wurde die Stickerei an den Gewebefäden orientiert und die gezeichneten Linien nur als ungefährer Anhaltspunkt benutzt.
Bild_29
Der Ring um den Innenkreis wurde mit dem lichten Flächenfüllmuster „Französischer Stich“ (Mustertücher ‚Lichte Muster‘, Seiten 26 – 28) gefüllt.

Um die Kreisfläche wurde „2 kurz – 2 lang“ gearbeitet, wobei die Stiche sehr dicht platziert wurden. Die kurzen Stiche wurden etwas mehr als halb so lang wie die langen Stiche gestickt.

Verwendet wurde Vierfachstickgarn in folgenden Stärken: Nr. 16 für die Knötchenstiche, Nr. 20 für die Plattstiche und Wickelstiche, und Nr. 25 für die Kettenstiche und das Flächenfüllmuster.

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Ein Schwälmer Konturenmuster in zwei Ausführungen (3)

Im Anschluss an die Tulpe findet sich auf der Längsachse eine zwiebelähnliche Kontur (hier etwas vergrößert dargestellt):
Bild_20
Bei dem ovalen Läufer wurden die Linien der inneren Form unbeachtet gelassen, um mehr Raum für das Flächenfüllmuster zu gewinnen. Alle anderen Linien wurden mit Knötchenstichen gestickt.
Dicht innerhalb der inneren Knötchenlinie wurden Kettenstiche gestickt und die Innenfläche mit dem einfachen Durchbruchmuster „Waffelstich“ (Grundlagen der Schwälmer Weißstickerei, Seiten 37 und 38) verziert.

Verwendet wurde Vierfachstickgarn in folgenden Stärken: Nr. 20 für die Knötchenstiche und Nr. 30 für die Kettenstiche und das Flächenfüllmuster.
Bild_21
Bei dem rechteckigen Läufer wurden alle Linien der Kontur mit Knötchenstichen bestickt Dicht innerhalb der inneren Knötchenlinie wurden Kettenstiche gestickt und die Innenfläche mit dem lichten Muster „Französischer Stich – halb“ (Mustertücher `Lichte Muster´, Seiten 32 und 33) verziert.

Verwendet wurde Vierfachstickgarn in folgenden Stärken: Nr. 16 für die Knötchenstiche und Nr. 25 für die Kettenstiche und das Flächenfüllmuster.
Bild_22
Auf der Längsachse nach innen weitergehend findet sich ein Herz mit folgender Konturenzeichnung (hier etwas vergrößert dargestellt):
Bild_23
Wieder könnte man die innere Linie entfernen, um mehr Raum für das Flächenfüllmuster zu schaffen, wie unten dargestellt.
Bild_24
Auch könnte man zwischen die innere und die danebenliegende Herzlinie ein Ziermuster sticken – „Schlängchen“ (umschlungener Hexenstich), eine in der Mitte verlaufende Reihe von Kettenstichen oder das Füllen der Fläche mit Plattstichen bieten sich – neben vielen anderen Möglichkeiten – besonders an.

In meinen beiden Beispielen wurde davon kein Gebrauch gemacht. Diese Flächen wurden freigelassen. Die vorgegebenen Bögen wurden in beiden Beispielen als Schnürlochbögen gestickt.
Bild_25
Das Herz des ovalen Läufers bekam das Limetflächenfüllmuster „Marburger Grundstich“ (Grundlagen der Schwälmer Weißstickerei, Seiten 39 und 40).

Verwendet wurde Vierfachstickgarn in folgenden Stärken: Nr. 20 für die Knötchenstiche, Nr. 25 für die Schlingstiche und das Flächenfüllmuster und Nr. 30 für die Kettenstiche.
Bild_26
Das Herz des rechteckigen Läufers wurde mit dem lichten Flächenfüllmuster Nr. 84 (Lichte Muster `Stopfstiche´, Seite 45) verziert.

Verwendet wurde Vierfachstickgarn in folgenden Stärken: Nr. 16 für die Knötchenstiche, Nr. 20 für die Schlingstiche und das Stopfmuster, Nr. 25 für die Kettenstiche und Nr. 30 für den Grundstich.

Fortsetzung folgt!

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Ein Schwälmer Konturenmuster in zwei Ausführungen (2)

An den schmalen Seiten des Musters findet sich eine Tulpe mit folgender Konturenzeichnung (hier etwas verkleinert dargestellt):
Bild_16
Das Mittelteil der Tuple ist gut geeignet, um mit einem Durchbruch-Flächenfüllmuster bestickt zu werden. An den Seiten befinden sich je drei Blütenblätter, die lang, schmal und spitz zulaufend sind und noch zusätzliche Unterteilungen aufweisen. Wie kann man diese besticken?

Man könnte die zusätzlichen Unterteilungslinien weglassen, so dass die Flächen etwas größer werden.
Bild_17
Dennoch sind die Formen der äußeren Blütenblätter zu schmal, um sie mit Durchbruchmustern verzieren zu können. Man muss andere Wege finden.
Bild_18
Beim ovalen Läufer wurden die äußeren Linien der Blütenblätter mit Knötchenstichen überstickt.
Innen entlang mancher – nicht aller – dieser Linien wurden Kettenstiche gearbeitet. Die schmalen Flächen der zusätzlichen Unterteilung wurde mit Plattstichen aufgefüllt.

Im Mittelteil der Tulpe wurde das Limetmuster „Hasenohren“ (Limetrosen I, Seite 44) gearbeitet.

Die schmalen, spitzen Blätter unterhalb der Tulpe wurden mit Knötchenstichen umgeben und mit Plattstichen gefüllt.

Verwendet wurde Vierfachstickgarn in folgenden Stärken: Nr. 20 für die Knötchenstiche, Nr. 25 für die Plattstiche und Nr. 30 für die Kettenstiche und das Flächenfüllmuster.
Bild_19
Beim rechteckigen Läufer wurden alle Linien der äußeren Blütenblätter mit Knötchenstichen überstickt. Die schmalen Flächen der zusätzlichen Unterteilung wurden mit Plattstichen aufgefüllt.
Innen entlang der verbliebenen Fläche der oberen Spitze wurden Kettenstiche gearbeitet. Der übrige Raum blieb frei.

Es gibt in der fühen Schwälmer Weißstickerei eine ganze Reihe von Mustern, die sich für lange, schmale Flächen gut eignen. Daher habe ich hier die Möglichkeit genutzt, beide Techniken zu vermischen. Bei den beiden unteren Spitzen habe ich Elemente der frühen Schwälmer Weißstickerei verwendet. Die mittleren der seitlichen Blütenblätter wurden mit „umschlungenem Webstich“ verziert (Frühe Schwälmer Weißstickerei, Seite 59), die unteren seitlichen Blütenblätter wurden mit dem „Flügelstich“ (Frühe Schwälmer Weißstickerei, Seite 47) bestickt.

Im Mittelteil der Tulpe wurde das Limetmuster „Jugendstilstreifen – ohne Lücke“ (Limetrosen I, Seite 39) eingearbeitet. Denn meiner Meinung nach passt dieses Muster besonders gut in diese Konturform.

Die schmalen, spitzen Blätter unterhalb der Tulpe wurden als geteilte Blätter mit Plattstichen gearbeitet. (Wie man solche geteilten Blätter stickt, ist detailliert beschrieben in „Grundlagen der Schwälmer Weißstickerei„, Seiten 29 und 30.)

Verwendet wurde Vierfachstickgarn in folgenden Stärken: Nr. 16 für die Knötchenstiche, Nr. 20 für die Plattstiche, die Webstiche und die Flügelstiche und Nr. 25 für die Kettenstiche und das Flächenfüllmuster.

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Ein Schwälmer Konturenmuster in zwei Ausführungen (1)

In meiner Sammlung finden sich zwei Tischläufer (einen davon habe ich gestickt), die mit dem gleichen Design verziert wurden, aber dennoch sehr unterschiedlich ausfallen. Hier und in später folgenden Beiträgen werde ich beide vergleichen.

Für den einen Tischläufer wurde eine rechteckige Form gewählt,
Bild_01
der andere ist oval.
Bild_02
Das Design ist 60 cm lang und 24 cm breit und hat folgende Grundform:
Bild_03 Designform
Der rechteckige Läufer wurde auf 16-fädigem Weddigen Leinen gearbeitet.
Bild_04 Weddigen Leinen 16-fädig
Für den ovalen Läufer wurde 17/19-fädiges handgewebtes Leinen verwendet.
Bild_05 Altes Leinen 17 - 19fädig
Das Fertigmaß des rechteckigen Läufers beträgt 95 cm x 44 cm bei einem 3 cm breiten Saum mit einem 1 cm breiten Einschlag. Als Randverzierung wurde halber Erbslochhohlsaum gestickt.
Bild_06
Dazu werden auf einer Seite Fäden mittels Kästchenstichen gebündelt. Auf der gegenüberliegenden Seite werden immer zwei dieser Bündel mit einem Hohlsaumstich zusammengefasst.
Bild_07
Der ovale Läufer misst 78 cm x 31 cm inklusive der 2,2 cm breiten Nadelspitze. Er erhielt einen 0,5 cm schmalen Rollsaum,
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an dem die zackenförmige Nadelspitze befestigt wurde.
Bild_09