Sticken ist Utes Medizin

Ute Hogen aus Ludwigsburg ist Vielstickerin. Sie beherrscht fast alle Sticktechniken, aber die Schwälmer Weißstickerei hat sich zu ihrer Lieblingsvariante entwickelt. Immer wieder bin ich erstaunt, in welcher Geschwindigkeit sie selbst große Projekte verwirklicht.
Ute Hogen stickt nicht nur aus Freude an der Arbeit – für sie ist Sticken Therapie. Schwer an Rheuma erkrankt musste sie schon einige Operationen in Kauf nehmen. Um ihre Finger beweglich zu halten, müssen sie täglich stundenlang trainiert werden – und dabei hilft die Stickerei. Die Ärzte sind immer wieder erstaunt, wie sie es schafft, sich nach notwendigen Fixierungen von Händen und Fingern wieder zu Gelenkigkeit zu kämpfen und sie bewundern ihre filigranen Stiche.

Inzwischen habe ich einen Ordner gefüllt mit Bildern von Ute Hogens Stickereien. Ab und zu werde ich eines ihrer Projekte zeigen. Den Anfang macht ein langes, schmales Tischband.

Immer auf der Suche nach neuen Ideen und weiteren Mustern unterstützen sie meine Blogbeiträge. Mit Kreativität und einem guten Einschätzungsvermögen entwickelt sie daraus eigene Projekte. So hat sie Vorschläge aus dem Beitrag Herzband aufgenommen und mit Vorschlägen aus dem Beitrag Ein schmales Band für Übungsmuster gekonnt kombiniert.

Sie hat die Herzen so vergrößert, dass sie zur Breite des Bandes passten, um die Konturen der Muster gut platzieren zu können.

Dann hat Ute Hogen die Abzweige-Übung, die kleine-spitze-Blätter-und-Schnürlöcher-Übung, die Schnürlöcher-Übung,

die kleine-spitze-Blätter-Übungen, sowie die kleine-spitze-Blätter-und-Spiralen-Übung durchgeführt und jeden Mittelkreis mit einem anderen Füllmuster bestickt.

Den letzten Kreis füllte sie mit der Jahreszahl und ihren Initialen.
Gewaschen, gestärkt und dann präzise ausgeschnitten, ziert das hübsche Band nun ihren Tisch.

Stopfhohlsaum-Kissen D

Ähnlich wie bei Stopfhohlsaum-Kissen C verläuft der eingewebte Streifen in der Mitte zwischen Stopfhohlsäumen.

Diesmal allerdings wurden drei unterschiedlich breite Stopfhohlsäume gespiegelt zu beiden Seiten des Streifens gearbeitet. Der Abstand zwischen den einzelnen Stopfhohlsäumen beträgt ca. 2 Zentimeter.

Es handelt sich um 2-stufige, 3-stufige und 5-stufige Muster.

Der 2-stufige ist ein Stopf-Wickel-Hohlsaum mit einem Segment von fünf Bündeln.

Es folgen zweiteilige Blockmuster mit Spinnen, einmal über 3 und einmal über 5 Stufen gearbeitet.
Das 3-stufige Muster hat ein Segment von 8 Bündeln, das 5-stufige eines von 14 Bündeln.

Wie beim Stopfhohlsaum des Kissens B verlaufen die Stopfhohlsäume bei diesem Kissen nur über dessen Vorderseite. Die Enden wurden mit Schlingstichen gesichert und mit Schnürlochbögen verziert. Auf Höhe jeder anderthalbten Stufe wurde der Stopfhohlsaum an das stehengebliebene Gewebe angebunden.

Informationen zu den einzelnen Kategorien und detaillierte Beschreibungen der Arbeitsweisen findet man in Lektion #4 – Mustertuch mit Stopfhohlsäumen

In meiner Dokumentation Schwälmer Stopfhohlsäume habe ich bereits 193 (!) voneinander abweichende Muster dargestellt.

Judiths Erstlingswerk

Vor fast genau einem Jahr kontaktierte mich Judith Ebsworth aus Australien mit den Worten: „Ich habe das Design aus Ihrem Buch ‚Grundlagen der Schwälmer Weißstickerei‘ mit einem Bügelmusterstift übertragen. Das Problem ist, dass zwei Bereiche nur sehr schwach zu erkennen sind.“
Sie fragte mich um Rat, den ich gern erteilte.

Sie ließ mich wissen: „Ich habe das Buch seit ungefähr 3 Jahren und habe gerade eben angefangen, weil ich erst Mut sammeln musste!“

Dann machte sie sich ganz allein auf den langen Weg, stickte unzählige Knötchenstiche, die vielen Schnürlochbögen

all die Blätter und die Kettenstiche.

Alle paar Monate schickte sie ein Bild, um die Richtigkeit ihrer Stiche bestätigt zu bekommen.

Wenn man sich die Stickerei ansieht, kommt man nicht auf die Idee, dass sie von einem Anfänger gestickt worden sein könnte.

Alle ihre Stiche sind sehr ordentlich gearbeitet – die Knötchenstiche, die Kettenstiche, die Schnürlochbögen. Obwohl es nicht einfach ist, die Plattstiche auf einem nicht so dicht gewebten Leinen zu arbeiten, sind sie gut gelungen. (Dicht gewebtes Leinen ist besser für die Oberflächenstickerei, locker gewebtes Leinen ist besser zum Fadenausziehen. Daher empfehle ich, für den Einstieg in die Schwälmer Stickerei eher locker gewebtes Leinen zu verwenden.)

Erstaunt von der Schnelligkeit ihres Fortschrittes fragte ich, ob dies nicht ein zu großes Projekt für einen Anfänger sei. Sie antwortete: „Die Wiederholung der Stiche auf vier Seiten des Stoffes ist eine so gute Möglichkeit, das Gelernte zu üben und zu festigen. Manchmal hatte ich das Gefühl, nie fertig zu werden!

In Zukunft will ich weitere Schwälmer Weißstickereien arbeiten, da ich den fertigen Effekt liebe und das Sticken genieße – dann allerdings erst einmal kleinere Projekte.“

Auch der Erbslochhohlsaum ist exzellent gearbeitet.

Mitte Februar – nur etwa 10 Monate nach dem Start – lag die fertige Decke gewaschen und perfekt gebügelt auf ihrem Tisch.

Sieht sie nicht wunderschön aus?

Stopfhohlsaum-Kissen C

Bei diesem Kissen verläuft der eingewebte Streifen in der Mitte zwischen zwei Stopfhohlsäumen.

Es handelt sich um 9-stufige, gespiegelte Stopfhohlsäume

mit einem Mustersegment von 18 Bündeln.

Die Mittelpunkte der Segmente sind durch zwei umwickelte und in der Mitte zusammengefasste Bündel gebildet.

Die beiden Stopfhohlsäume wurden auf beiden Seiten von Erbslochhohlsäumen begrenzt, was sie luftiger erscheinen lässt. Auch passen die „X“ des Erbslöcher sehr gut zu den x-förmig gewickelten Bündeln in den Mittelpunkten der Segmente.

Wie beim Stopfhohlsaum des Kissens B verlaufen die Stopfhohlsäume bei diesem Kissen nur über dessen Vorderseite. Die Enden wurden mit Schlingstichen gesichert und mit Schnürlochbögen verziert. Auf Höhe jeder anderthalbten Stufe wurde der Stopfhohlsaum an das stehengebliebene Gewebe angebunden.

Informationen zu den einzelnen Kategorien und detaillierte Beschreibungen der Arbeitsweisen findet man in Lektion #4 – Mustertuch mit Stopfhohlsäumen

In meiner Dokumentation Schwälmer Stopfhohlsäume habe ich bereits 193 (!) voneinander abweichende Muster dargestellt.

Carols Schwälmer Meisterwerk

Carol Stacey aus Australien hat als Teil ihres Beitrages zu einem selbstgesteuerten Lernkurs ihrer Gilde einen mit blauem Garn bestickten Tischläufer in Schwälmer Weißstickerei-Technik gearbeitet. Insgesamt hat sie drei Werke eingereicht, zwei davon in weiß gestickt. Um etwas Abwechslung zu erreichen, hat sie sich für das dritte Projekt zu blauem Stickgarn entschieden.

Der Läufer sieht besonders prächtig aus. Die verwendeten Blautöne sind dezent, aber dennoch sehr wirkungsvoll. Die Anordnung von dunkel- und hellblauen Motiven ist hervorragend gelungen – die dunklen Flächen bilden den Schwerpunkt, die hellen leiten geschickt auf die Randverzierung über. Das führt zu einem harmonischen Gesamteindruck.

Die Verteilung von sehr hellblauen (fast weißen) und blauen Füllmustern ist sehr ausgewogen.

Die Ovale in den Mittelteilen der Tulpen wiederholen sich in ähnlicher Weise in den Knospen.
Die ausgewählten Füllmuster passen optimal zu den jeweiligen Flächen. Die verwendeten Zierstiche unterstützen den brillanten Gesamteindruck.

Der 9-stufige Stopfhohlsaum mit dem zweiteiligen Blockmuster ist großartig gelungen – er wurde perfekt gearbeitet. Ich musste lange suchen, um die Stellen zu entdecken, die sie regulierend genutzt hat, um die dichten Blöcke sowohl mittig in den Seiten als auch passend zu den Ecken setzen zu können. Ein Meisterwerk!

Carol schrieb: Auf halbem Weg hatte ich meine Zweifel und wünschte, es wäre weiß, aber
jetzt denke ich, dass die Farben Aspekte des Designs betonen. Ich konnte kaum glauben , wie lange es dauert, den Stopfhohlsaum fertig zu stellen!!
Aber meine Geduld hat sich definitiv gelohnt.

Herzlichen Glückwunsch, Carol, zu dieser rundum gelungenen Arbeit.