Globales Schwälmer Mustertuch – Update (40)
Nun ist das Mustertuch fertig. Es hat ein Ausmaß von 3,40 m x 2,22 m erreicht!
Nicht nur durch diese Maße ist ein Tuch der Superlative entstanden, sondern auch weil 74 Stickerinnen aus 14 Nationen mit großer Kreativität und hohem Arbeitsaufwand insgesamt 92 sehr individuelle Teile dazu beigetragen haben.
Anfängerinnen waren genauso begeistert dabei wie passionierte Stickerinnen. Gelegenheitsstickerinnen hatten einen guten Grund, mal wieder zur Nadel zu greifen. Lehrerinnen haben gemeinsam mit ihren Schülerinnen an dem Projekt teilgenommen. Komplette Stickkreise haben sich tatkräftig engagiert.
So konnte sich aus einer spontanen Idee, die anfangs wenig durchdacht war, ein solch herausragendes Werk entwickeln.
Möglich wurde das auch durch die Übersetzung der Idee in viele verschiedene Sprachen. Danke allen daran Beteiligten für die wertvolle Hilfe und den selbstlosen Einsatz.
Dessen ganze Schönheit kommt leider nur in Detailfotos oder mit Hintergrundbeleuchtung beeindruckend zur Entfaltung. Das menschliche Auge nimmt in der realen Betrachtung des Gesamtensembles die Erhabenheit der feinen Stickerei viel imposanter wahr.
Von ganzem Herzen danke ich allen Mitwirkenden
- für die Annahme des Denkanstoßes
- für das Entwickeln von eigenen Ideen
- für die Umsetzung in ansprechende Entwürfe
- für die großzügige Bereitstellung der benötigten Materialien
- für die vielen Stunden feiner Stickarbeit
- für Waschen und Bügeln
- für die sichere Verpackung
- für die beigefügten persönlichen Erklärungen
- für die liebevollen Worte/Anmerkungen
- für die Verbringung zur Post
- für die freigiebige Übernahme teils nicht unerheblicher Versandkosten und nicht zuletzt
- für den Einsatz, der Welt die Schönheit, das außerordentlich Interessante und die Vielfalt der spezifischen Techniken, die Schwälmer Weißstickerei ausmacht, zu zeigen.
Ruft man sich meine Definition der Schwälmer Weißstickerei noch einmal ins Gedächtnis „Große Flächen stilisierter Motive werden mit Knötchen und Kettenstichen umgeben, in der frühen Form der Schwälmer Weißstickerei auch mit Stielstichen. Die innen liegenden Flächen werden unterschiedlich mit einfachen, Limet- und lichten Durchbruchmustern, in Kreismotiven auch mit Nadelspitzen und in der frühen Form der Schwälmer Weißstickerei mit Oberflächenmustern bestickt. Zierstiche komplettieren die Motivgestaltung. Die Räume zwischen den Motiven oder um die Motive herum werden gefüllt mit Ranken, kleinen Blättchen und Blüten.“ , könnten Kritiker bemängeln, dass es sich nicht bei allen Stickereien um die Schwälmer Technik handelt. Doch die meisten Teilnehmerinnen sind dieser Definition gefolgt, denn es wurden ca. 11129 cm Knötchenstiche und ca. 7734 cm Kettenstiche gestickt. (Ich habe entlang der jeweiligen Stiche einen Faden gelegt und am Ende die Länge des Fadens gemessen, so waren die Strecken – auch die von z. B. Spiralen – relativ einfach zu berechnen.) 19 Stickerinnen wählten auch Stielstiche zur Linienführung.
Insgesamt wurden 577 Flächen mit Mustern aller fünf Kategorien gefüllt, wobei Limetmuster am beliebtesten waren. 96 unterschiedliche Muster habe ich gezählt – dabei sind einige, die mir bis dahin unbekannt waren. Die Stickerinnen waren also nicht nur, was das Design angeht, sehr kreativ, sondern auch in der Ausführung der Stickerei.
280 Schnürlöcher und 1058 Schnürlochbögen wurden gearbeitet.
683 kleine Blätter, 123 Plattstichpunkte und 420 Spiralranken zieren die Stickereien.
Hexenstiche, Margeritenstiche, Wimpernstiche, Bouillonknoten und Bouillonstiche wurden oft verwendet. Viele weitere Zierstiche komplettierten die Palette.
Stoffe von fast 69950 cm² Größe, die mir insgesamt zugesendet wurden, habe ich auf ein Endmaß von 58520 cm² zurückgeschnitten, um alles passend zusammensetzen zu können.
Interessant wäre auch zu wissen, wie viel Garn verbraucht wurde. Natürlich ist der Garnverbrauch von vielen Faktoren abhängig und kann nicht exakt berechnet werden. Da ich aber weiß, dass viele meiner Blogleser liebend gern mal eine Vorstellung davon bekommen würden, habe ich eine ganz grobe Berechnung vorgenommen und mich dabei auf Mittelwerte gestützt. Schon vor Jahren, als ich die Stickerei nur zu meinem eigenen Vergnügen ausübte, habe ich detaillierte Aufzeichnungen u.a. über den Garnverbrauch gemacht. So kann ich jetzt auf einen großen Erfahrungsschatz zurückgreifen.
Mit einem Meter Garn (geteilt in zwei Hälften) kann ich durchschnittlich 19 cm Knötchenstiche sticken. Das wäre ein Garnverbrauch von ca. 586 m oder ca. 20 Strängchen (11129 cm : 19 cm = 585,74 cm; 586 m : 30 m = 19,53 Strängchen à 30 m).
Mit einem Meter Garn kann ich durchschnittlich 20 cm Kettenstiche sticken. Das wäre ein Garnverbrauch von ca. 387 m oder ca. 13 Strängchen (7734 cm : 20 cm = 386,70 cm; 387 m : 30 m = 12,9 Strängchen à 30 m).
Mit einem Meter Garn kann ich ca. 5 Schnürlöcher sticken. Das wäre ein Garnverbrauch von 56 m oder 1,87 Strängchen (280 : 5 = 56 m; 56 m : 30 m = 1,87 Strängchen).
Mit einem Meter Garn kann ich ca. 8 Schnürlochbögen sticken. Das wäre ein Garnverbrauch von 132 m oder 4 Strängchen (1058 : 8 = 132,25 m; 132 : 30 m = 4,40 Strängchen).
Mit einem Meter Garn kann ich ca. 10 kleine Blättchen sticken. Das wäre ein Garnverbrauch von 30 m oder einem Strängchen (300 : 10 = 30 m; 30 m : 30 m = 1 Strängchen).
Mit einem Meter Garn kann ich ca. 5 etwas größere Blätter sticken. Das wäre ein Garnverbrauch von 77 m oder 3 Strängchen (383 : 5 = 76,6 m; 77 m : 30 m = 2,57 Strängchen).
Von den 58520 cm² Leinens des Mustertuches sind grob berechnet allein 5033 cm² (das sind etwas mehr als 70 cm x 70 cm) mit Flächenfüllmustern bestickt. Für ein Füllmuster mit wenig Fadenverbrauch (Rosenstich u.ä.) benötigt man ca. 30 cm Faden/cm², für ein dichtes Wickelstichmuster kann man aber ca. dreimal und für ein dicht besticktes Limetmuster auch leicht sechsmal soviel einrechnen. Nach Durchsicht aller verwendeten Muster unter diesem Gesichtspunkt habe ich mich entschieden, einen durchschnittlichen Garnverbrauch von 60 cm Faden/cm² anzusetzen. Das wäre bei 5033 cm² bestickter Fläche 301980 cm Faden, also rund 3020 m und somit ca. 100 Strängchen Stickgarn allein für die Flächenfüllmuster, wobei auch die Plattstichfüllungen mit eingerechnet sind.
Insgesamt wären das:
- 20 Strängchen für die Knötchenstiche
- 13 Strängchen für die Kettenstichen
- 2 Strängchen für die Schnürlöcher
- 4 Strängchen für die Schnürlochbögen
- 4 Strängchen für die Blätter
- 100 Strängchen für Flächenfüllmuster und zusätzlich noch
- 2 Strängchen für alle übrigen Stiche
Der Verbrauch summiert sich also auf ca. 145 Strängchen à 30 m Stickgarn.
Bevor das Globale Schwälmer Mustertuch in der Realität in Augenschein genommen werden kann, müssen die pandemischen Schranken beseitigt sein. Bis dahin muss mit den hier gezeigten Bildern vorlieb genommen werden. Wer all die schönen Stickereien nochmal im Detail genießen will, beginnt am besten hier (ab Update 25 und klickt sich dann bis zu den Anfängen durch. Die geballte Ladung interessanter Details ist beeindruckend.
Vorheriges Update
Eine Dokumentation über das Globale Schwälmer Mustertuch-Projekt findet man hier.