Tischdecke für alle Jahreszeiten – Oktober: Wilder Wein und Trauben

Wilder Wein klettert an vielen Mauern und Hauswänden und leuchtet in kräftigen Rottönen in der goldenen Oktobersonne.

Wein_01So wählte ich ein Blatt des wilden Weines und eine Traube als Muster für den Monat Oktober.

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Die Zeichnung des Blattes ist im Original ca. 10 Zentimeter breit und 9,5 cm hoch. Auch kleinere oder größere Konturen sind gut verwendbar.
Die Zeichnung der Weintraube ist im Original ca. 8 Zentimeter breit und 6 cm hoch. Kleine Kreise, die die Trauben darstellen, sind leicht und einfach zu sticken. Sie können mit Schlingstichen (Schnürlöchern) gearbeitet werden. Das erleichtert die Arbeit – eine zusätzliche Schlingstichkante um das gesamte Motiv herum ist nicht nötig.

Wein_04Zuerst wird die Zeichnung mittels Bügelmusterstift auf Butterbrotpapier übertragen. Es ist zu beachten, dass das Muster beim anschließenden Aufbügeln spiegelverkehrt zur ursprünglichen Zeichnung übertragen wird.

Wein_05Auf 20-fädigem Weddigen Leinen werden mit Vierfachstickgarn Nr. 25 alle Kreise mit „Schnürlöchern“ gefüllt.

Wein_06Kleine Flächen zwischen den „Trauben“ bleiben frei, Teile von „Trauben“ werden bestickt.

Wein_07Der Stiel wird mit Schlingstichen umgeben.

Wein_08Das Blatt benötigt eine Schlingstichkante, um des Gewebe vor dem Ausfransen zu sichern. So werden auf 20-fädigem Weddigen Leinen mit Vierfachstickgarn Nr. 20 zuerst Knötchenstiche über die innere Linie gestickt. Ebenfalls mit Vierfachstickgarn Nr. 20 werden Kettenstiche zwischen die beiden Linien gestickt und dann mit sehr dichten Schlingstichen überdeckt. Entlang der Knötchenstiche nach innen wird eine weitere Reihe Kettenstiche, diesmal mit Vierfachstickgarn Nr. 30, gearbeitet.

Wein_09Die Innenfläche wurde mit dem Muster „469“ gefüllt. Auch viele andere Flächenfüllmuster eignen sich für dieses Motiv. Ich wollte eine feine und unauffällige Musterung, daher habe ich sehr feines Leinen verwendet und ein ruhig wirkendes Muster gewählt.

Wein_10Nach der Fertigstellung der Stickerei wurde das Teil gewaschen, gestärkt und gebügelt. Dann wurden Blatt und Traube ausgeschnitten. Solche ausgeschnittenen Teile kann man bei Bedarf jederzeit schnell und einfach waschen und bügeln, man darf sie aber nie schleudern!

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Schwälmer Konturenmuster (3) – Bogenverzierungen (2)

Halbkreisförmige Bögen werden nicht nur als komplette Umrandung eingesetzt, wie hier bei der schmalen Knospe zu sehen,

schmale Knospe, umgeben von Schnürlochbögen

schmale Knospe, umgeben von Schnürlochbögen

sondern sie können auch zur Zierde zum Beispiel bei Körben, Knospen oder Vögeln oder oder zur markanteren Gestaltung von Stielen wirkungsvoll eingesetzt werden.
Korb, am oberen und unteren Rand verziert mit gleichgroßen Schnürlochbögen

Korb, am oberen und unteren Rand verziert mit gleichgroßen Schnürlochbögen

Knospe, verziert mit gleichgroßen Schnürlochbögen

Knospe, verziert mit gleichgroßen Schnürlochbögen

Vogel, verziert mit gleichgroßen Schnürlochbögen

Vogel, verziert mit gleichgroßen Schnürlochbögen

Stengel, verziert mit gleichgroßen Schnürlochbögen

Stengel, verziert mit gleichgroßen Schnürlochbögen

Bögen, nach Größe gestaffelt
Knospe, verziert mit in der Größe gestaffelten Schnürlochbögen

Knospe, verziert mit in der Größe gestaffelten Schnürlochbögen

oder fächerförmig angeordnet
Knospe, verziert mit fächerförmig angeordneten, nach Größe gestaffelten Bögen, die mit Blattstich gestickt wurden

Knospe, verziert mit fächerförmig angeordneten, nach Größe gestaffelten Bögen, die mit Blattstich gestickt wurden

findet man in verschiedenen Variationen oft um schmale Knospen
Knospe, verziert mit fächerförmig angeordneten, nach Größe gestaffelten Bögen, die mit Knötchenstichen und Kettenstichen gestickt wurden

Knospe, verziert mit fächerförmig angeordneten, nach Größe gestaffelten Bögen, die mit Knötchenstichen und Kettenstichen gestickt wurden

oder Granatapfeldarstellungen
Granatapfeldarstellung, verziert mit fächerförmig angeordneten, in der Größe gestaffelten Bögen, die mit Knötchenstichen und Kettenstichen gestickt wurden

Granatapfeldarstellung, verziert mit fächerförmig angeordneten, in der Größe gestaffelten Bögen, die mit Knötchenstichen und Kettenstichen gestickt wurden

Granatapfeldarstellung, verziert mit Bögen in unterschiedlichen Größen, die mit Schlingstichen gestickt wurden

Granatapfeldarstellung, verziert mit Bögen in unterschiedlichen Größen, die mit Schlingstichen gestickt wurden

Bögen in Form von Blättern zieren manchmal Herzen
Blattförmige Bögen „geschnürte Blätter“ in unterschiedlichen Größe, mit Schlingstichen gestickt

Blattförmige Bögen „geschnürte Blätter“ in unterschiedlichen Größe, mit Schlingstichen gestickt

oder Vögel
Blattförmige Bögen „geschnürte Blätter“ in gleicher Größe, mit Schlingstichen gestickt

Blattförmige Bögen „geschnürte Blätter“ in gleicher Größe, mit Schlingstichen gestickt

Schwälmer Tracht – Die Schuhschnallen

Die Schwälmer Schnallenschuhe wurden mit Schnallen geschlossen. Für unterschiedliche Anlässe gab es auch verschiedene Schnallen.
unterschiedliche Schuhschnallen
Zur täglichen Arbeit wurden von Frauen die Perlschnallen (auch Eckenschnallen genannt) getragen.
Sie hatte auf der Oberseite perlenartige Verzierungen, die durch die Gussform entstanden.
Perlschnalle
An Sonn- und Feiertagen und zu besonderen Festen wurden die „stolzen“ oder auch „bunten“ Eckenschnallen getragen. Die Form war für Frauen und Männer die gleiche; sie unterschieden sich lediglich in der Größe. Bei den „bunten“ Schnallen wurden vom Schnallenmacher Kupferblättchen (auch in Herz- oder Tulpenform) aufgelötet oder Kupfernieten eingesetzt und die freien Messingflächen wurden mit feinen Meißeln ziseliert.
bunte Eckenschnalle
Zur Trauer oder bei ernsten Anlässen hingegen trug man ovale Schnallen, auch „Trauerschnallen“, „runde“ oder „glatte“ Schnallen genannt.
Diese Schnallen haben auf jeder Schnallenseite Löcher – bei Frauen sind es 12 runde Löcher auf jeder Seite, bei den Männern sind es 8 Löcher, die auch nicht immer rund sind.
Trauerschnalle für Frauen
Das äußere Ohr des Schuhes wurde soweit wie möglich durch das Herz der Schnalle gezogen
äußeres Ohr, durchgesteckt
und dann über der Lasche des Schuhes soweit eingeschlagen, dass die Ohrspitze mit der gegenüberliegenden Seite der Lasche abschloss. Die Herzspitze krallte sich dabei in das Ohr.
äußeres Ohr, eingeschlagen
Das innere Ohr wurde durch die Schnalle gesteckt. Die Zunge bohrte sich durch das Ohr und hielt es in der gewünschten Position fest,
inneres Ohr, durchgesteckt
sodass das Ohr an der Außenseite des Schuhes voll zur Entfaltung kam.
Warum hat der Schuh zwei Ohren, wenn doch nur eins gezeigt wird? Die Schwälmer Frauenschuhe wurden abwechselnd am rechten und am linken Fuß getragen.
Die beiden Ohren ermöglichten es, dass – egal ob der Schuh links oder rechts getragen wurde – immer ein Ohr an der Außenseite des Schuhes drapiert werden konnte.
drapiertes Ohr
Bei Trauer wurde das innere Ohr nur durch die erste Hälfte der Schnalle gesteckt und dann unter die Schnalle gesteckt.
inneres Ohr, untergesteckt

Alte Handwerkskunst – Der Schnallenmacher

Die Schwälmer Schnallenschuhe wurden mit Schuhschnallen geschlossen. Diese konnte man beim Schnallenmacher kaufen.

Der Schnallenmacher bezog die Messing-Rohlinge von Gießereien in Kassel und Berlin. Der sogenannte Gelbguss ist eine Legierung aus Kupfer und Zink.
Schnallen Rohling
Der Schnallenmacher hatte zwei Aufgaben. Erst einmal musste er diese Rohlinge gebrauchstauglich machen, indem er ihnen „Herz“
Herz der Schuhschnalle
und „Zunge“ aus Schwarzblech zufügte.
Zunge der Schuhschnalle
Diese Teile wurden beweglich um einen Stift, der durch die beim Guss freigelassenen Löcher gesteckt und oben und unten vernietet wurde, herum befestigt – „scharniert“.
festgenieteter Stift zur Befestigung_von Herz und Zunge
Der Schnallenmacher fügte manchmal die Jahreszahl oder ein Werkstattzeichen hinzu.
Jahreszahl
Die Schnallen für Fest- und Feiertage wurden zusätzlich verziert. Der Schnallenmacher lötete Kupferblättchen auf oder setzte in mit dem „Fidelbohrer“ gebohrte Löcher Kupfernieten mit runden Köpfen ein.
Kupferblättchen und Kupfernieten
Oftmals wurde die Oberfläche der Kupferblättchen noch fein ziseliert
ziselierte Kupferblättchen
oder die Umgebung der Nieten sternförmig beschlagen.
Ziselierung um die Nieten
Am Ende wurden die Schnallen mittels Spiritus und Kreide auf „spiegelbildlichen Hochglanz“ gebracht und zum Verkauf angeboten.
polierte Schnalle

Tischdecke für alle Jahreszeiten – September: Pilze

Zur Zeit stehen unsere Wälder voller herrlicher – essbarer , aber auch ungenießbarer – Pilze. Die Natur bringt auch hier einen großen Formenreichtum hervor. Daraus möchte ich schöpfen.
Pilz | mushroom 1
So sollen Pilze als Muster für den Monat September dienen.
2014-09-20_pdf

Pilz | mushroom 7Zuerst werden die Zeichnungen mittels Bügelmusterstift auf Butterbrotpapier übertragen und anschließend auf das Leinen aufgebügelt. Da die Teile später ausgeschnitten werden sollen, kann man sie dicht und durcheinander platzieren, um nicht zu viel Leinen zu verbrauchen. Abhängig von den Flächenfüllmustern, die später verwendet werden, kann für manche Formen gerader Fadenlauf, für andere diagonaler Fadenlauf gewählt werden.

Pilz | mushroom 8Auf dem 13,5-fädigen Weddigen Leinen werden mit Vierfachstickgarn Nr. 16 zuerst Knötchenstiche über manche Linien gestickt. Alle Flächen, die später mit Mustern gefüllt werden sollen, erhalten eine Knötchenstichumrandung,

Pilz | mushroom 9nach außen hin werden Kettenstiche mit Vierfachstickgarn Nr. 20 gestickt, und – ebenfalls mit Vierfachstickgarn Nr. 20 – werden die Kettenstiche mit sehr dichten Schlingstichen überdeckt. Da die Stiele der Pilze oftmals sehr schmal sind, sollen sie nicht mit Muster gefüllt werden. Hier ist es ausreichend, die Konturenlinie mit Kettenstichen zu markieren und mit Schlingstichen zu überdecken. Diese Schlingstiche sollten nach innen unterschiedlich lang sein.

Pilz | mushroom 10Entlang der Knötchenstiche nach innen wird eine weitere Reihe Kettenstiche, diesmal mit Vierfachstickgarn Nr. 30, gearbeitet.
Die Innenflächen werden mit passenden Mustern gefüllt – siehe Limetrosen 1 , Grundlagen der Schwälmer Weißstickerei, Wickelstiche.

Pilz | mushroom 11Spezielle Formteile, wie der ausgefranste Rand, werden mit Plattstichen gebildet.

Nach der Fertigstellung der Stickerei wurde das bestickte Leinen gewaschen, gestärkt und gebügelt.
Dann wurden die Pilze ausgeschnitten.

Solche ausgeschnittenen Teile kann man bei Bedarf jederzeit schnell und einfach waschen und bügeln, man darf sie aber nie schleudern!

Pilz | mushroom 12Die Pilze kann man einzeln oder in Gruppen hübsch arrangieren.

Wie schon früher erwähnt, sind alle diese kleinen Projekte nur Übungen für die Schwälmer Weißstickerei.

Pilz | mushroom 13Sie können als Band

Pilz | mushroom 14oder als Einzelbilder die Wohnung herbstlich schmücken.

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Pilz | mushroom 16

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