Möglichkeiten des Zusammensetzens schmaler Leinenbahnen (2)

Der folgende Beitrag beschäftigt sich mit den Möglichkeiten einer flexiblen und elastischen Verbindung von Stoffbahnen. Feste Verbindungen von Stoffbahnen mit Webkanten waren Gegenstand des vorhergehenden Beitrags.

Man kann zum Zusammenfügen zweier Teile 1-Stich Kreationen verwenden, wie bei der unten zu sehenden Schürzennaht.


Durch diese Methode erhält man eine schlichte Verzierung.


Eine weitaus wirkungsvollere Verzierung wird durch den Einsatz von Gruppen jeweils dreier Stiche erzielt.


In der Schwalm war diese Methode gebräuchlich, um elastische Verbindungen herzustellen,


wobei unterschiedlich dicke Garne und geänderte Abstände das Aussehen dieses Stiches beeinflussen.


Diese Methode wurde sowohl dazu verwendet, Leinenbahnen miteinander zu verbinden als auch Klöppel- oder Sprangspitze an Leinen anzusetzen.


Die Arbeitsweise dieser Stiche werde ich in einem weiteren Beitrag erklären.

Möglichkeiten des Zusammensetzens schmaler Leinenbahnen (1)

In der Schwalm wurde Leinen handgewebt. Die vorhandenen Webstühle waren in der Regel nicht sehr groß. So war Leinen mit einer Breite von 70 – 80 cm gebräuchlich. (Nur wenige größere Webstühle ließen das Weben breiterer Stoffbahnen zu. Deshalb ist es heutzutage sehr schwierig, handgewebtes Leinen zu finden, das breiter ist als 80 cm.)

Um größere Stücke zu erhalten, mussten die schmalen Bahnen zusammengesetzt werden. Für den Erhalt einer festen Verbindung arbeitete man überwendliche Stiche. Eine elastische Verbindung erzielte man entweder mit geschlungenen Kreuznahtstichen oder kreuznahtartigen Flechtstichen.

Der folgende Beitrag beschäftigt sich mit den Möglichkeiten einer festen Verbindung von Stoffbahnen mit Webkanten.

Da es vorkommen kann, dass zwei Leinenstücke gleicher Länge und vom selben Leinenballen stammend, unterschiedlich einlaufen, muss das Leinen vor der Weiterverarbeitung zuerst gekocht werden. So kann man spätere Wellenbildung an den Nahtstellen vermeiden.

Danach muss das Leinen gebügelt werden. Hierbei sollte man Ziehen und Dehnen vermeiden.

Der einfachste Weg, zwei Stücke miteinander zu verbinden, ist das Zusammennähen mit kurzen, überwendlichen Stichen von Hand. Das erste Beispiel veranschaulicht diese Methode angewandt auf grobem Leinen – die obere Naht zeigt die Vorderseite, die untere die Rückseite.


Das zweite Beispiel wurde auf feinerem Leinen gearbeitet – die obere Naht zeigt die Vorderseite, die untere die Rückseite. Das Teil stammt aus dem Jahr 1866 – die Naht ist auch nach mehr als 150 Jahren noch intakt.


Diese Methode wurde meist angewandt, um breite Stücke für Bettüberwürfe, Bettlaken und Schürzen zu erhalten. Zur weiteren Verzierung von Schürzennähten wurden manchmal „Schlängchen“ über die Naht gestickt,


wie aus derVergrößerung deutlich ersichtlich ist.


Bei zeitgenössischen Stücken wird diese Methode nicht mehr oft angewandt. Ich habe nur ein Beispiel dafür auf einer aufwändig bestickten Tafeldecke gefunden.


Hier wurden die Naht durch einen langen, durchgehenden Knötchenstichstiel und die Webkanten mit Blättern und Spiralen überdeckt.


Heutzutage verwendet man meist Doppelnähte, um größere Leinenstücke zu erhalten. Dazu wird jeweils ein Faden entlang der Webkanten ausgezogen. Die Webkanten werden übereinander gelegt und mit Hohlsaumstichen auf beiden Seiten befestigt. Solch eine Naht kann bleiben, wie sie ist – ohne weitere Dekoration.


Sie kann mit Hexenstichen überdeckt


und mit zusätzlichen Kästchenstichen verziert werden.


Auch kann ein Stopfhohlsaum auf einer Seite gestickt werden.


Es ist möglich, Stopfholsäume auf beiden Seiten der Naht zu arbeiten,


aber es ist schwierig, die Fäden auf beiden Seiten in gleich breite Bündel zu teilen. Allerdings nur so kann man die Muster auf beiden Seiten übereinstimmend sticken.


Wenn man jedoch aufwändige und sehr sorgfältige Arbeit nicht scheut, kann man wunderschöne Verzierungen entlang der Nahtstellen erzielen.


In diesem Beispiel wurde die Webkanten-Fläche zusätzlich mit Hexenstichen überdeckt.


Schmale Leinenbahnen mittels dieser Methode zusammenzufügen, gestattet große Stücke mit prächtiger Wirkung erzielen.


In diesem Beispiel wurden nur drei einzelne Stücke miteinander verbunden. Die zusätzliche Dekoration durch Stopfhohlsäume wurde so angelegt, dass sie sich den Nahtstellen anpasst, ohne aber eine Naht zu haben.

Spiel mit einem Muster

Wie schon öfter erwähnt, versuche ich immer, Muster abzuändern, während ich sticke. Ich bringe meine Ideen skizzenhaft zu kariertem Papier, um zu sehen, ob die gedanklich entstandenen Muster auch realisiert werden können. So erging es mir auch, als ich das Flächenfüllmuster Nr. 481 gestickt habe.

Zuerst habe ich eine Variation dieses Musters erzielt, indem ich für das Limetgitter einen anderen Fadenauszug – nämlich 1 Faden ziehen, 2 Fäden stehen lassen – gewählt habe. Dadurch werden die einzelnen Musterelemente kleiner und das Muster insgesamt niedlicher


Aber auch der Abstand zwischen den einzelnen Musterelementen kann verändert


oder Herzen verschiedener Größen können miteinander kombiniert werden.


Gestreifte


oder karierte Muster können durch die Kombination von Herzelementen mit anderen Stichen kreiert werden, wie hier mit Wickelstichstangen.


Die einzelnen Musterelemente können gedreht werden – nach links oder nach rechts (hier fehlen die Stiche für die freibleibenden Flächen noch, vielleicht wäre der diagonal gearbeitete Röserich [siehe Sterne] eine passende Füllung).


Sie können auch „auf den Kopf“ gestellt werden.


Vier Herzen können zu einer Blüte zusammengefügt werden.


Das Mittelteil kann auf verschiedene Arten gefüllt werden:
a. mit einem Rosenstich


b. mit einer Variation von vier Rosenstichen


c. oder mit vier Rosenstichen


Solche Blüten dicht nebeneinander angeordnet, ergeben ein hübsches Muster.


Die gleichen Blüten können auch in ein Rosenstich-Raster gearbeitet werden.


Ferner können die einzelnen Herzelemente mit den Spitzen zueinander angeordnet


und mit Rosenstichen umgeben werden.


Wie gezeigt, kann man mit ein wenig Fantasie und etwas Zeit zum Ausprobieren auf einfache Weise neue Muster entstehen lassen.

Wie arbeitet man ein Schnürloch?

Ein Schnürloch (auch Schlingstich-Rad genannt) ist ein kleiner Kreis, der dicht mit Schlingstichen überdeckt wird. Die Stiche gehen von einem Mittelpunkt aus. Sie werden gegen den Uhrzeigersinn einmal um den Mittelpunkt herum gearbeitet. Die Schlingen bilden die Außenkante.
1_21-2017Es ist schwierig, Kreise per Hand wirklich rund zu zeichnen. Aber nur mit einer guten Zeichnung kann man beim Sticken beste Ergebnisse erzielen. So ist es angebracht, beim Zeichnen von Kreisen auf Hilfsmittel zurückzugreifen.
2_21-2017Die Arbeit fest in einen Rahmen gespannt, sticht man auf der Konturenlinie aus
3_21-2017und zieht den Faden zur Vorderseite, legt ihn nach unten und rechts, sucht den Mittelpunkt, sticht dort ein und auf der Konturenlinie, ein kleines Stückchen unterhalb des ersten Ausstichpunktes wieder aus.
4_21-2017Der Faden wird unter die Nadelspitze gelegt.
5_21-2017Man zieht den Faden durch und in Stichrichtung an, so, dass sich im Mittelpunkt ein kleines Loch bildet (aber nicht so fest, dass sich der Stoff wellt).
6_21-2017Man hält den Faden in Stickrichtung, sticht erneut im Mittelpunkt ein und auf der Konturenlinie, ein kleines Stückchen unterhalb des vorhergehenden Ausstichpunktes wieder aus.
7_21-2017Wieder legt man den Faden unter die Nadelspitze
8_21-2017und bildet einen Schlingstich in der vorher beschriebenen Art.
9_21-2017Immer vom Mittelpunkt ausgehend, legt man einen Schlingstich dicht neben den anderen. Dabei dreht man die Arbeit Stück für Stück weiter. Die Stiche sollten gleichmäßigen Abstand erhalten und auch in der Nähe des Mittelpunktes nebeneinander – und nicht übereinander – liegen. Notfalls muss man mit Hilfe der Nadelspitze das Mittelpunktsloch etwas erweitern.
10_21-2017Ist der Kreis vollständig gefüllt, schließt man das Schnürloch, indem man auf der Konturenlinie direkt unter der ersten Schlinge einsticht und den Faden zur Rückseite führt.
11_21-2017Auf diese Weise erhält man ein wunderbar rundes Schnürloch.
12_21-2017Noch stört das Blau der Linie, aber gekocht, gestärkt und gebügelt sieht das Schnürloch hervorragend aus (bitte bedenken Sie, dass das Bild eine starke Vergrößerung zeigt).
13_21-2017Deutlich gezeichnet habe ich den Stich in einem dänischen Heft von Esther Fangel gefunden. Das Fremme Handbuch

Haandarbejdets Fremmes Haandbøger
5
Ester Fangel
Gammel Dansk
Hvidsøm
14_21-2017Ester Fangel: Gammel Dansk Hvidsøm

beschäftigt sich mit überlieferter dänischer Weißstickerei, die in Teilen Ähnlichkeit mit der Schwälmer Weißstickerei aufweist.

Wie stickt man kleine, spitze Blätter?

Kleine Blätter, an beiden Enden spitz zulaufend und ungefähr ellipsenförmig, sind beliebte und oft gebrauchte Elemente der Schwälmer Weißstickerei. Solche Blättchen werden mit Plattstichen gestickt. Manche Stickerinnen berichteten mir von Schwierigkeiten in der ordentlichen Ausführung der Stiche in diesen kleinen Formen. Daher kommt nun eine detaillierte Arbeitsanleitung.
Die hier gezeigten Beispiele sind mit 25er Garn auf 16-fädigem Leinen gestickt. Die Vorlage zum Üben umfasst 2 Größen. Bevor Sie die kleine Blättchen-Vorlage (ca. 4,5 cm x 3 cm) nutzen, sollten Sie zuerst die etwas größeren Blättchen-Vorlage (ca. 5,9 cm x 3,9 cm) ausprobieren. Damit Sie die richtigen Designgrößen erhalten, können Sie meinen neuen Service nutzen und ein pdf-Dokument mit den Mustervorlagen kostenlos herunterladen.
2016-11-19_pdf
Das Design wird auf das Leinen übertragen – wenn man es aufbügelt, erscheint das Muster spiegelbildlich.
blaetter1_3Die Arbeit sollte fest in einen Rahmen gespannt sein.
blaetter1_4Zuerst zeichnet man mit HB-Bleistift eine dünne Mittellinie in jedes Blatt, die in etwa im gleichen Abstand zur Spitze endet, wie der Abstand zu den Seiten ist.
blaetter1_5Man vernäht den Faden (am besten unter den Knötchenstichen), kommt auf der Konturenlinie dicht neben den Knötchenstichen heraus und legt einen ersten Plattstich ein Stückchen auf der Konturenlinie entlang.
blaetter1_6Die weiteren Stiche erstrecken sich dann zwischen der Konturenlinie und der Mittellinie. Die Mittellinie sollte dabei frei bleiben.
blaetter1_7Man legt die Stiche dicht nebeneinander
blaetter1_8und folgt der Form der Kontur, d.h. die Stiche liegen nicht ganz parallel, sondern in der Mitte geringfügig dichter zusammen als an der Außenkante. Dabei dreht man die Arbeit immer so, dass die Nadel horizontal von rechts nach links geführt werden kann.
blaetter1_9Der Spitzenstich sollte gerade von der Mittellinie zur Spitze verlaufen. Damit das Blatt am Ende auch wirklich spitz aussieht, wird dieser Stich ca. 1 – 2 mm über die Konturenlinie hinaus gestochen.
blaetter1_10Die zweite Seite stickt man dann von der Spitze zurück zum Blattansatz zwischen Konturenlinie (Einstich) und Mittellinie (Ausstich).
blaetter1_11Auch hier sollte die Arbeit so gedreht werden, dass die Stiche horizontal von rechts nach links ausgeführt werden.
blaetter1_13Das gegenüberliegende Blatt wird in der selben Art gestickt. Der erste Stich liegt vom Blattansatz kommend ein Stück weit auf der Konturenlinie.
blaetter1_14Der Stich zur Spitze wird wieder etwas über die Kontur hinaus gezogen, bevor die Stiche der zweiten Blatthälfte wieder zwischen Konturenlinie und Mittellinie verlaufen.
blaetter1_15Auch hier werden die Stiche der Form des Blattes angepasst und liegen innen etwas dichter als außen.
blaetter1_16Bitte bedenken sie, dass die hier gezeigten Blätter nicht in einem Zug gestickt werden konnten, weil immer Unterbrechungen zum Fotografieren erfolgen mussten. Und bedenken sie, dass die Bilder starke Vergrößerungen zeigen, bei denen kleine Unebenheiten wie grobe Fehler aussehen. Bei den Blättchen in der realen Größe fallen sie dagegen nicht auf. Nachdem die blauen Linien verschwunden sind und nach dem Schrumpfen in der Kochwäsche, gestärkt und gebügelt sehen diese Blättchen perfekt aus.
blaetter1_17Probieren sie es doch mal aus.

Wenn Sie Freude am Sticken solch kleiner Blättchen gefunden haben und nach aufwändigeren Vorlagen suchen, kann ich weiterhelfen. Frau Irmgard Mengel druckt die hier zu sehenden Motive auf 16-fädigem Weddigen Leinen auf.
blaetter1_18Der Blätterherzen-Kranz misst 60 cm im Durchmesser und wird auf einen Leinenzuschnitt von 90 cm x 90 cm aufgedruckt. Er kostet 29,00 € zuzüglich Versandkosten.
blaetter1_19Das Sternen-Quadrat wird auf einen Leinenzuschnitt von 65 cm x 65 cm aufgedruckt. Es kostet 22,00 € zuzüglich Versandkosten.

Rufen Sie bei Interesse doch einfach mal bei Frau Mengel an: 05651 40684.