Eine alte traditionelle Methode zum Übertragen von Mustern auf Leinen

Eine alte traditionelle Methode zum Übertragen von Mustern auf Leinen

Vor einiger Zeit berichtete mir eine Stickerin begeistert davon, dass sie durch Zufall ein Waschmittel entdeckt hat, das Bleistiftstriche leicht und rückstandslos aus weißem, besticktem Leinen entfernt.

Sie nutzt eine sehr alte tradierte Methode zum Übertragen der Konturen für ihre Stickereien: Papier wird auf der Rückseite im Bereich der Konturlinien mit HB-Bleistift geschwärzt. Mit der geschwärzten Seite auf dem Leinen positioniert, werden die Konturen mittels eines Stiftes mit starker Spitze (ausgedienter Kuli oder Prägestift) nachgezeichnet und auf diese Weise auf den Stoff übertragen.

Diese Methode ist mehr und mehr in Vergessenheit geraten, weil die Bleistiftlinien nur sehr schwer zu entfernen waren. Sollte es nun Abhilfe durch ein besonderes Waschmittel geben?

Da man zu dieser Methode nur Dinge benötigt, die man normalerweise sowieso in der Nähe hat, fand ich diese Art der Übertragung interessant.
Daher habe ich sie getestet.

Dabei bin ich zuerst etwas zaghaft zur Sache gegangen. Auf der Rückseite von Transparentpapier, auf dem das Muster aufgedruckt ist, habe ich die Linienbereiche mittels eines HB-Bleistiftes leicht geschwärzt.

Mit der geschwärzten Seite nach unten wird das Muster in der gewünschten Position mit wieder ablösbaren Klebestreifen befestigt. Die Konturlinien werden – fest aufdrückend – nachgezeichnet.

Nach Abnahme der Vorlage sieht man, dass die Konturlinien zwar erkennbar, aber doch sehr schwach sind.

Man kann sie aber jetzt leicht mit einem HB-Bleistift nachziehen.

Sollten fehlerhafte Stellen vorhanden sein, kann man diese Linien mit einem weichen Radiergummi einfach löschen.

Anfallende Krümel kann man mit einer Zahnbürste entfernen.

Ich habe das Muster gestickt und sogar zuerst auch noch das Füllmuster gearbeitet, um zu sehen, wie lange die Konturen halten. Sie waren bis zum Schluss gut erkennbar.

Dennoch habe ich die verbliebenen Linien nochmal nachgezogen, um besser sehen zu können, ob sie bei der Wäsche tatsächlich auch entfernt werden. Deutlich zu sehen ist auch, dass die Knötchenstiche die Bleistiftspuren satt aufgenommen haben.

Wie sich die Bleistiftspuren entfernen lassen, berichte ich im nächsten Beitrag.

Da nicht jeder die gewünschten Konturmuster auf Transparentpapier hat, habe ich noch einen weiteren Test unternommen. Diesmal waren die sie auf normalem Papier gedruckt. Auf weißem Untergrund liegend, kann man die Linien auf der Rückseite erkennen.

Man kann das Papier aber auch gegen ein Fenster halten. Dann sind die Linien noch viel besser zu sehen.

Das Papier wird auf der Rückseite im Bereich der Kontur geschwärzt. Diesmal war ich nicht so zaghaft.

Das Papier mit der geschwärzten Seite zum Leinen hin richtig positioniert, beginnt mit einem Stift – hier mit einem ausgedienten Kugelschreiber – die Übertragung. Die linke Seite des Halbkreises habe ich auf einer harten Unterlage übertragen, das übrige Muster auf einer etwas weicheren Unterlage. Auf letzterer war die Arbeit angenehmer.

Nach dem Abnehmen der Vorlage sieht man, dass es dadurch kaum Unterschiede in der Intensität der Linien gegeben hat – alle sind klar zu erkennen. Die auf der weichen Unterlage übertragenen Linien sind allerdings runder gelungen.

Die Linien müssen – zumindest vorerst – nicht nachgezogen werden. Man kann sofort mit dem Sticken beginnen. Diesmal mussten allerdings während der Arbeit einige Linien nachgezeichnet werden, da sie zu sehr zu verblassen drohten.

Dennoch sind – besonders unter den Knötchenstichen – satte Bleistiftrückstände vorhanden, wie auf dem Bild der im Waschwasser liegenden Stickerei klar zu erkennen ist.

Danach habe ich verschiedene Leinen – ungewaschenes Industrieleinen und gewaschenes altes Leinen – mit Bleistiftlinien versehen

und einen Teil der Linien mit Knötchenstichen bestickt.

Ob sie wohl einfach zu entfernen sein werden?

Vom Ergebnis berichte ich im nächsten Beitrag.

Große Blätter

Nach dem Betrachten von Möglichkeiten der Gestaltung von Körben und Blumentöpfen, Zwischenraumfüllungen, Vogel- und Granatapfelmotiven soll nun das Augenmerk einmal auf die großen Blätter gelegt werden.

In den Konturenmustern der Schwälmer Weißstickerei findet man sehr oft große Blätter. Deren Formenvielfalt ist unerschöpflich. Daher kann man sie gut einsetzen um Lücken zwischen anderen Motiven zu füllen oder um Motive damit einzurahmen.

Schwälmer Vogelhochzeitsmuster

Schwälmer Vogelhochzeitsmuster

Vogelmotive finde ich in der Schwälmer Weißstickerei besonders reizvoll und höchst interessant. Daher habe ich die Designerin Christa Waldmann gebeten, mir einen Entwurf zu fertigen, in dem Vogeldarstellungen eine Hauptrolle spielen. Sie hat eine wahre Meisterleistung vollbracht und insgesamt 14 unterschiedliche Vogelpaare – immer in Verbindung mit anderen passenden schwalmtypischen Motiven – entworfen. Da die Vögel stets paarweise angeordnet sind, habe ich die Zeichnungen „Vogelhochzeitsmuster“ genannt. Wie in der Natur gibt es kleine und große, eher unscheinbare aber auch auffällige Exemplare. Man kann die Motivgruppen einzeln verwenden – z. B. für Tischläufer oder Kissen -, man kann sie aber auch wunderbar kombinieren.

Weil ich soviel Spaß an der Stickerei dieser Motive hatte, habe ich sie gleich zweimal gestickt – einmal als „Vogelhochzeitsmustertuch“ und dann als umlaufende Borte einer quadratischen Decke. Besucher meiner Ausstellung werden sich an beide Stücke sicher gut und gern erinnern können.

Nun biete ich die außergewöhnlichen Zeichnungen in meinem Shop zum Herunterladen an. Neben den Motivgruppen in Originalgröße sind dort die Aufteilung und die Abmessungen für ein Mustertuch und Beispiele für die Anordnung zu einer quadratischen und einer achteckigen Decke zu finden. Daneben werden 34 Fotos der gestickten Motivgruppen zur Verfügung gestellt.

Schwälmer
Vogelhochzeitsmuster

Konturenmuster
• 19 Seiten
• 7,48 MB Dateigröße
• zusätzlich 34 Bilder mit Beispielen unterschiedlich gestickter Exemplare
• Text: deutsch
• 25,00 EUR

zum Shop

Hasen

Ostern rückt näher – ein Fest, das wohl in diesem Jahr für die meisten von uns anders sein wird als gewöhnlich.

Osterbräuche sind weltweit unterschiedlich. In Deutschland bringt der Osterhase die Ostereier und versteckt sie in den Nestern aus Moos.

Hasen gehören in vielen Ländern der Erde zu den einheimischen Lebewesen. Sie waren auch in der Schwalm weit verbreitet. Warum sollte man also nicht einmal ein Hasenmotiv in eine Schwälmer Stickerei integrieren?

Christa Waldmann hat ein Muster entworfen:

Hier können Sie das Muster herunterladen:

Ein etwas anderes, kleineres Hasenmotiv findet man in dem Beitrag Hasen-Reigen.

Leicht abgewandelt habe ich das Motiv zweimal gestickt.

Ein Hasenkörper bekam ein Limetmuster –

das 2-er Muster,

das gespiegelte Gegenstück wurde mit einem lichten Muster verziert.

Hier wurde Französischer Stich – halb (Mustertücher `Lichte Muster´) gewählt.

Da die Ohren sehr schmal sind, wurden sie zunächst nur mit Knötchenstichen umrandet. Dann wurde der Fadenauszug für ein einfaches Durchbruchmuster vorgenommen.

Mückenstiche wurden als Muster gestickt.

Danach wurden Kettenstiche als Umrandung und umwickelte Kettenstiche zur Unterteilung gearbeitet.

Heute grüßt das Hasenpaar.

Wie wäre es, eine komplette Hasenfamilie zu gestalten?

Aufgereiht (2)

Im vorhergehenden Beitrag habe ich die Spiralidee von Herta Schneider vorgestellt. Man könnte den Entwurf umgestalten oder um zusätzliche Elemente erweitern. Schnürlochbögen, 2-kurz – 2-lang Stiche und Wimpernstiche wären hier nur ein paar Anregungen.

Aufgereihte Elemente waren auch früher schon Bestandteil vieler Schwälmer Stickereien, wie die Bilder überlieferter Stücke zeigen.

In einer Stickerei von 1804 ist eine Reihe von Hexenstichen, eingerahmt mit Stielstichen, zu sehen.

Eine Arbeit von 1827 enthält versetzt und spiegelbildlich angeordnete Schnürlochbögen entlang einer Reihe von Kettenstichen.

Aufgereihte ungeteilte Blätter links und rechts einer Knötchenstichreihe,

aufgereihte gerundete Blätter (Federn darstellend) und

Reihen von Spiralen und gerundeten Blättern im Wechsel bietet die Borte eines Kopfkissenbezuges von 1842.

Blätter – tulpenartig angeordnet –

und auch im Wechsel mit Spiralen sind in einer Arbeit von 1866 zu finden.

Blätter – herzförmig angeordnet – sind im Wechsel mit Spiralen in der Stickerei eines Miederärmels von 1895 zu finden.

Die gleiche Miederärmelstickerei enthält auch eine Reihe von Köntchenstichelementen.

Einen sehr alten Bettüberwurf mit früher Schwälmer Weißstickerei ziert eine Reihe von Spiralen entlang von Schlängchen.

Es ließen sich sicherlich noch sehr viel mehr Beispiele finden.

Mit diesen Anregungen und ein wenig Fantasie kann man eigene Kreationen entwickeln. Zwei Grundgerüste in Spiralform stelle ich Ihnen gern zur Verfügung –

lassen Sie Ihre Kreativität walten!

Auf Ihre Entwürfe bin ich gespannt!