Schwälmer Band (1) Musterübertragung

Schwälmer Band (1) – Musterübertragung

Meinen ursprünglichen Plan, auf industriell gewebtem Streifenleinen zu sticken, habe ich aufgegeben. Statt dessen verwendete ich 17/16-15-fädiges handgewebtes Leinen

und schnitt es auf ein Maß von 200 cm x 35 cm zu. Die mittlere Längsachse wurde entlang eines Gewebefadens mittels kurzer Vorstiche mit farbigem Nähgarn markiert.

Nun gibt es verschiedene Arten der Musterübertragung – mittels Bügelmusterstift, durchpausen mittels Blaupapier, durchstechen mit Hilfe von Blaupapier, Lichtpausen mit hitze– oder wasserlöslichen Stiften (es gibt sie auch von anderen Firmen als den hier genannten). Inzwischen habe ich viel mit den letztgenannten Stiften gearbeitet und meine anfänglichen Bedenken dagegen aufgegeben.

Jede Version hat Vor- und Nachteile. Schön bei den letztgenannten Stiften ist, dass sie während der Arbeit nicht verblassen und später einfach auszuwaschen sind. Allerdings muss man direkt auf das Leinen zeichnen. Durch die Unebenheiten zwischen Fäden und Fadenzwischenräumen verspringt der Stift ein wenig.

Da aber das alte, handgewebte, sehr schwere Leinen nicht durchscheinend genug für eine Lichtpause war – die Vorlage war klar und deutlich, aber das Licht nicht hell genug –

entschied ich mich zum Aufbügeln des Musters und benutzte meinen DEKA-Stift. Schon bei früheren, kleineren Bügel-Designtransfers hatte ich festgestellt, dass sich die Farbe nur schwer vom Papier löste und daher nur schwach auf das Leinen übertragen wurde. So habe ich erst einmal Proben mit verschiedenen Papieren durchgeführt. Das billigste, dünne Butterbrotpapier funktionierte am besten,

dem Architektenpapier haftete die Farbe zu fest an. Auch ist es wichtig, ein sehr heißes Eisen zu haben. Für solche Zwecke habe ich ein altes Bügeleisen, das hoch aufheizt.

Das Butterbrotpapier habe ich in Rollenform mit 25 cm Breite gefunden – ideal für mein Vorhaben. Darauf wurde das Muster in verschiedenen, nicht zu langen Abschnitten übertragen.

Sind die Bügelmuster kurz, benötigt man keine spezielle Unterlage, die Positionierung gestaltet sich einfacher und man kann viel leichter überprüfen, ob die Muster vollständig übertragen wurden.
Um die Linien nicht zu breit werden zu lassen, musste der Bügelmusterstift oft frisch angespitzt werden. Mit dem richtigen Spitzer funktionierte das einwandfrei. Die Mine ist nicht einmal abgebrochen. Dennoch hat der neue Stift während des Zeichnens des aufwändigen Musters ca. 5 cm seiner anfänglichen Länge von 17,5 cm eingebüßt.

Um das Muster auf dem Bügelbrett übertragen zu können, habe ich immer nur den Teil des Leinens, der gerade jetzt das Design erhalten sollte, glatt gelegt. Das restliche Stück wurde aufgerollt.

Das Bügeleisen auf höchste Stufe erhitzt, das Bügelbrett damit schon mal gut vorgewärmt, das Leinen gerade ausgerichtet und auch schon mal über gebügelt zum Vorwärmen, das Muster passgerecht positioniert und mit wenigen Stecknadeln befestigt, begann der entscheidende Arbeitsschritt. Ich habe an der rechten Seite mit dem Aufbügeln begonnen. Das Eisen darf niemals während des Vorgangs hochgehoben, sondern immer nur verschoben werden. Nach einiger Zeit des Bügelns habe ich das Eisen etwas nach links verschoben, die rechten Stecknadeln entfernt und das Papier leicht und vorsichtig angehoben, um zu prüfen, ob alle Linien klar und deutlich übertragen wurden. War das nicht der Fall, wurde das Bügeleisen nochmal in seine vorherige Position zurück geschoben und das Papier mit der Farbe länger erhitzt. Manchmal hatte ich das Gefühl, das Leinen würde ansengen, aber es ist nur ganz leicht braun geworden. So arbeitete ich mich Stück für Stück nach links vor, bis der vorbereitete Abschnitt des Muster vollständig übertragen war. Das fertige Teil wurde aufgerollt, der nächste Abschnitt vorbereitet.

So wurde die gesamte Motivborte Stück für Stück aufgebügelt, bis das lange Band in seiner ganzen Schönheit vor mir lag. Die angesengten Stellen sind kaum mehr wahrzunehmen, das Muster ist deutlich, aber nicht übermäßig stark aufgetragen.

Damit habe ich die ersten vier Stunden in das Projekt investiert – mein sorgfältiges Arbeiten hat sich gelohnt.

Gruppe Weber aus Otzberg-Lengfeld

Gruppe Weber aus Otzberg-Lengfeld

Zu meinen Unterstützerinnen und Mit-Trägern der Bewerbung zur Aufnahme der Schwälmer Weißstickerei („Hessenstickerei“) in das Bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes gehört auch Marion Weber aus Ober-Ramstadt.

Sie hat nach Wegfall der bisherigen Kursleiterin die Leitung einer Gruppe mit zur Zeit 18 Teilnehmerinnen übernommen. Zweimal im Jahr – im Frühjahr und im Herbst – werden an jeweils vier Samstagen Kurse “Hessische Weißstickerei, eine alte Kunst, neu interpretiert” unter dem Titel „Kurzes Fädchen, fleißiges Mädchen“, angeboten. Diese wenden sich sowohl an Teilnehmerinnen, die Vorkenntnisse besitzen, als auch an Anfängerinnen.

Die Kurse werden im Museum für Odenwälder Volkskultur abgehalten.
Die jeweiligen Veranstaltungen werden über das Gersprenztaler Anzeigenblatt (Seite 2) beworben. Das fördert den Zulauf weiterer interessierter Stickerinnen.

Das Alte Zollhaus, welches das Museum nutzt, bietet eine ungewöhnliche Atmosphäre, in der sich die Stickerinnen sichtlich wohl fühlen.

Auch wenn die Beleuchtung dort manchmal nicht optimal ist, helfen sich die Stickerinnen mit Stirnlampen, Lupenlampen und Ähnlichem.

Oft entstehen nicht nur kleine, sondern auch aufwändige Arbeiten, die in der kursfreien Zeit zu Hause fortgeführt werden.

Beim Wiedersehen ist die Vorfreude groß, zu erleben und zu bestaunen, was zwischenzeitlich entstanden ist. Das motiviert, beschwingt und regt zum leidenschaftlichen Schaffen an.

Früher wurde auf der Veste Otzberg im Museumscafe gestickt. Dort haben andere Museumsbesucher die Gelegenheit rege genutzt, den Stickerinnen über die Schultern zu schauen und etwas über die Technik zu erfahren. Diese Möglichkeit ist durch die Schließung der Veste weggefallen. Es ist daran gedacht, bei Dorfmärkten ähnliche Aktionen durchzuführen.

Die rege Gruppe nimmt jederzeit gern weitere Teilnehmer auf. Auch wenn jemand mal spontan schauen oder „schnuppern“ möchte, ist er gern gesehen – vielleicht schon an diesem Samstag (23. März 2024 – 10.00 – 16.00 Uhr)

Das Alte Zollhaus befindet sich in der Bismarckstrasse 4 in 64853 Otzberg-Lengfeld
Frau Weber ist telefonisch zu erreichen unter: 06154/53323

Mein herzlicher Dank geht an Frau Weber dafür, dass Sie mit dazu beigetragen hat, mich in einer schwierigen Phase vor dem Aufgeben zu bewahren und dass sie bereit war, ihre Unterschrift als Mitträgerin zu leisten. Ihre Arbeit ist ganz im Sinne des immateriellen Kulturerbes: Weitergabe und Erhaltung der Schwälmer Weißstickerei („Hessenstickerei“).

Schwälmer Band – Konturenmuster

Kürzlich habe ich ein langes Band mit traditionellen Schwälmer Motiven bestickt.

Weil ich der Meinung bin, dass solch eine Stickerei auf großes Interesse stößt, will ich Sie daran teilhaben lassen. Hier kommt zunächst das Design. In späteren Blogbeiträgen werde ich sie durch das gesamte Projekt führen.

Das verwendete Konturenmuster ist sehr flexibel nutzbar.

Es besteht eigentlich aus 5 separaten, unterschiedlich hohen Abschnitten, die man nach Bedarf aneinander setzen oder aber auch in viele kleinere Teilbereiche trennen kann – so entstehen weit mehr als 20 verschiedene Konturenmuster. Sie sind als Einzelmuster verwendbar oder auch beliebig kombinierbar.

Man kann alle Abschnitte in der Reihenfolge der bedruckten Blätter und in voller Länge aneinander setzen oder das Bandmuster Abschnitt um Abschnitt verkürzen, um die gewünschte Länge zu erzielen.
Man kann die Abschnitte auch in anderer Reihenfolge miteinander kombinieren oder kann sie spiegeln.

Die Vorlagenblätter bieten ungeahnte Möglichkeiten – probieren Sie es doch mal aus!

Der ursprüngliche Entwurf ging von einem 16 cm breiten Band aus.

Meinen anfänglichen Plan, auf industriell gewebtem Streifenleinen zu sticken, habe ich aufgegeben. Daher war es auch möglich, das Band breiter als 16 cm zu gestalten. So wurden die Muster auf 18 cm Breite erweitert. Dadurch wurde meine Stickerei 165 cm lang.

Damit auch Sie ein Projekt mit diesen Konturenmustern sticken können, biete ich sie zum Kauf an. Das Dokument enthält auf drei Seiten 35 verkleinerte Designvorschläge, und dann die 5 Musterabschnitte in Originalgröße –sowohl in 16 cm als auch in 18 cm Breite.

Dieses Dokument können Sie entweder herunterladen

Schwälmer Band
mit traditionellen Motiven
Konturenmuster
22 Seiten DIN A 4
Text: deutsch
7.51 MB Dateigröße
19,00 €
zum Shop

oder als Printversion bestellen.

In der Printversion sind die Muster auf hochwertigem Transparentpapier gedruckt. Dadurch wird das Zusammensetzen oder Kombinieren der Motivgruppen spielend leicht.

Schwälmer Band
mit traditionellen Motiven
Konturenmuster
22 Seiten DIN A 4
Text: deutsch
25,00 €
zum Shop

Eintrag im Bundesweiten Kulturerbe-Verzeichnis

Freudig kann ich Ihnen verkünden, dass die Schwälmer Weißstickerei gestern in das Bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes aufgenommen wurde.

Die Kulturform „Schwälmer Weißstickerei („Hessenstickerei“)“ trägt mit dieser Auszeichnung den Titel “Immaterielles Kulturerbe“ – nicht zu verwechseln mit „Welt(kultur)erbe“.

All meinen Unterstützerinnen und Mitträgern danke ich ganz herzlich.
In loser Reihenfolge werde ich die Bemühungen von Gruppen, Einzelpersonen und des Schwälmer Heimatbundes e.V. vorstellen und ihre Aktionen zu den Erhaltungsmaßnahmen aufzeigen.

Die Eintragung ist ein großartiger Erfolg und leistet einen wertvollen Beitrag dazu, neues Interesse zu wecken und die Weitergabe und Erhaltung des Kulturgutes zu unterstützen.

Bereits kurz nach Bekanntgabe wurde ich vom Hessischen Rundfunk zu dem Thema befragt. Das Interview wurde noch am gleichen Tag über den Hörfunksender HR1 ausgestrahlt. Die Hessenschau des HR Fernsehens brachte einen kurzen Bericht aus dem Museum der Schwalm und und auch auf der Website der Hessenschau kann man eine Veröffentlichung finden.

Die Hessische Allgemeine hat in mehreren Regionalteilen heute morgen informative Artikel publiziert. Weitere werden folgen.

Nun beginnt ein neues Kapitel an Arbeit, denn mit dem Erhalt des Titels soll man sich nicht auf seinen Lorbeeren ausruhen – er verpflichtet zu geeigneten Maßnahmen der Weitergabe und Erhaltung. Meine Mitstreiter und ich stellen sich dieser Herausforderung voller Elan und Begeisterung.

Hasen zwischen Gänseblümchen

Bald ist Ostern – Zeit, mal wieder an eine neue Osterdecke zu denken.

Dazu habe ich eine Schablone herausgesucht, um Aufdrucke zu fertigen. Meine Wahl ist auf „Hasen zwischen Gänseblümchen“ gefallen.

Die Motive sind relativ einfach zu sticken

und die Flächen der Hasen kann man vielfältig füllen.

Solche Decken biete ich nun zum Kauf an.
Verwendet wird dazu 16-fädiges Leinen (Weddigen #925) in gebrochenem Weiß, zugeschnitten zur Größe von 70 cm x 70 cm. Das Musterquadrat hat eine Größe von 48 cm x 48 cm.

Zuerst müssen die Webkanten abgeschnitten, dann die Decken auf Maß gebracht werden.
Damit die Aufdrucke mittig gesetzt werden können und fadengerade erscheinen, müssen insgesamt 6 Hilfsfäden eingezogen werden.

Daran orientiert werden die vier Aufdrucke sorgfältig ausgeführt.

Decken mit diesem aufgedruckten Muster können für 34,55 € (inklusive 19 % Mehrwertsteuer, zuzüglich Versandkosten) erworben werden.

Da dieser Artikel nicht in meinem Shop gelistet ist, können Sie über meine E-Mail-Adresse info@luzine-happel.de bestellen.

Wollen Sie lieber selbst ein Muster auf Leinen übertragen, kann ich den „Hasenreigen“ empfehlen. – ein ganz schlichtes und doch sehr wirkungsvolles österliches Konturenmuster.