Fertige Bügelmuster

Meine Vorliebe gilt der Handarbeit, hier speziell der Stickerei, wobei ich Weißstickerei favorisiere. Ich habe mich auf die Schwälmer Weißstickerei konzentiert. So blieb daneben wenig Zeit, auch andere Techniken intensiv auszuüben. Dabei gestehe ich gen, dass das edle Aussehen der Richelieu-Stickerei mich schon immer fasziniert hat.

Kürzlich bekam ich Post aus Polen.

Durch Zufall hatte ich von von Joanna Jakuszewska und ihrer der Arbeit erfahren. Sie stickt exzellent. Sie hat sich auf die Richelieu-Stickerei konzentriert und entwirft sehr vielfältige schöne Muster. Zeichnungen für Projekte in allen Größen und Formen lassen das Herz höher schlagen.

Das Beste jedoch ist, dass sie einen Weg gefunden hat, diese Muster auf Leinen zu übertragen. Sie bietet sowohl Bügelmusterbögen an als

auch Packungen mit zugeschnittenem Leinen und bereits aufgebügeltem Muster.

Das feine Leinen ist nahezu gleichmäßig gewebt und 15/16-fädig,

wie man unter dem Fadenzähler klar sehen kann.

Es hat einen angenehmen Griff. Die Linien sind in grau gehalten.

Wer schon einmal ein aufgedrucktes Muster bestickt hat, weiß diesen Vorteil sehr zu schätzen – man erspart viel Zeit mit dem oft umständlichen Übertragen des Designs.

Die Packung beinhaltet zudem eine bebilderte Kurzbeschreibung in englischer Sprache.

Und wenn Joanna gerade ein Leinenstück übrig hat, legt sie gern ein kleines Muster zum Üben bei.

Für alle Freunde der Richelieu-Stickerei bietet sich hier also eine tolle Option. Joanna´s shop ist eine interessante Quelle und eine riesige Fundgrube. Schauen Sie doch einfach mal rein.

Die Bestellung ist unkompliziert, die Versandkosten sind angemessen und die Ware wird umgehend versendet.

Es wäre toll, wenn man solche Bügelmuster auch für die Schwälmer Weißstickerei zur Verfügung hätte. Natürlich habe ich gleich mit Testen und Kontaktaufnahmen begonnen. Näheres dazu erfahren Sie später.

Die mühsame Arbeit von Designerinnen

Nicht jeder hat die Begabung, sich eigene Designs auszudenken und zu zeichnen. Meist wird beim Sticken von Schwälmer Mustern auf bereits vorhandene Entwürfe zurückgegriffen. Man erspart sich dadurch viel Arbeit und kann sich aus dem inzwischen vorhandenen breiten Angebot das Passende heraussuchen.

Wie aber entstehen solche Zeichnungen?

Zuerst braucht man eine Idee. Das schwalmtypische Muster soll größere Elemente wie Flächen zum Besticken mit Füllmustern und kleine umgebende und verbindende wie Stiele und Blättchen enthalten. Das Muster soll sich natürlich auch von bereits vorhandenen Mustern unterscheiden.

Nach der Idee wird eine grobe Skizze angefertigt und diese dann nach und nach zu einem ausgewogenen Muster entwickelt. Wie groß soll das Muster werden? Welche Form soll es erhalten? In welchem Größenverhältnis und in welchem Abstand sollen die einzelnen Motive untereinander stehen?

Welche Art von Blättchen soll zugefügt werden – spitze oder runde, geteilte oder einfache? Wie viele sollten es werden? In welchem Winkel sollen Abzweige von Stielen erfolgen? Wie oft sollen sich Spiralen eindrehen? Welche Umrandungen sollen die Motive bekommen – Schnürlochbögen, Messerspitzen, 2kurz-2lang? ….. und, und und.

Ist die Skizze dann endlich ausgereift und erscheint das Muster ausgewogen, wird mit Hilfe von Bleistift und Radiergummi, Zeichenbrett, Lineal, Zirkel, Winkelmesser und diversen Zeichengeräten oder Schablonen meist per Hand eine dünnlinige Reinzeichnung erstellt. (Computer-Zeichenprogramme wurden bisher von den meist älteren Designerinnen für Schwälmer Weißstickereimuster nur äußerst selten genutzt.)

Um von der Idee zu einem stimmigen, ausgeklügelten und exakt gezeichneten Schwälmer Konturenmuster zu gelangen stecken also viel Arbeit und Zeitaufwand in der Erstellung eines Designs.
Meist erheben die Designerinnen nur einen sehr geringen Betrag für ihre Dienste, und viele der Entwürfe werden nur in sehr geringer Stückzahl weiterverbreitet. So ist der Lohn für die stundenlange, mühevolle Arbeit eher kärglich.
Daher sollte es selbstverständlich sein, dass das Copyright der Designerinnen geachtet wird.

Die Flächenfüllmuster der Paradekissenborte (B)

Viele der in der Paradekissenborte (B) verwendeten Elemente, entstammen der frühen Schwälmer Weißstickerei. So auch einige Flächenfüllmuster, die aber oft auch mit Durchbruchmustern kombiniert wurden.

Für zwei dieser Durchbruchmuster sind gesonderte Beiträge vorgesehen.

Flächenfüllmuster Nr. 563
Flächenfüllmuster Nr. 564

Schwälmer Paradekissenborte (B)

Eins der im vorangegangenen Beitrag gezeigten Kissenmuster ist bei meinen Bloglesern auf großes Interesse gestoßen. Daher zeige ich diese Stickerei nun im Detail. Es geht um ein ganz besonderes und selten zu findendes Schwälmer Bortenmuster. Es wurde auf ein Paradekissen gestickt. Das Kissen ist ca. 200 Jahre alt. Es misst 45 cm x 82 cm. Die Borte nimmt mit 24 cm x 80 cm mehr als die Hälfte der Kissenplatte ein.

Es handelt sich im Wesentlichen um frühe Schwälmer Weißstickerei.
Knötchenstiche sind kaum zu finden. Aber neben aufliegenden Flächenfüllmustern sind auch eine ganze Reihe von Durchbruchmustern vorhanden.

Neben Herz, Tulpen und Sonnenblume finden sich viele andere Blütenformen, Granatäpfel und Blätter in verschiedensten Ausprägungen. Einige Stiele sind breit gehalten und aufwendig verziert. Schnürlöcher sind traubenförmig angeordnet. Statt Spiralen finden sich oft verschlungene Ranken.

Nicht nur die vom Grundgefäß ausgehende Lebensbaumanordnung ist interessant, sondern auch die von den Zweigen umringten Kreuz-Formationen.

Die Stickerei beinhaltet auch einige sehr interessante Flächenfüllmuster, auf die in einem eigenen Beitrag eingegangen werden soll.

Schwälmer Paradekissen-Borte (A)
Übergang von früher zu späterer Schwälmer Weißstickerei (1)
Übergang von früher zu späterer Schwälmer Weißstickerei (2)
Übergang von früher zu späterer Schwälmer Weißstickerei (3)

Verschlüsse von Kissenbezügen (2)

Eine überlieferte Methode ist das Zubinden. Diese Methode habe ich an vielen, oft mehr als 200 Jahre alten, Kissenbezügen gefunden.

Dazu werden Bänder in ausreichender Länge in gleicher Position am unteren Rand von Vorder- und Rückteil des Kissens befestigt und zu einer Schleife gebunden.

Die Bänder wurden meist aus dem gleichen Stoff wie dem des Kissenbezuges gefertigt. In einigen Beispielen wurden auch Klöppelspitzen-Bänder verwendet. Diese sind dünner, meist auch schmaler und tragen daher nicht so auf. Außerdem haben sie einen zusätzlichen Ziereffekt.

4_KS_1

Je nach Festigkeit von verwendetem Bezugsstoff und Inlett sowie nach Stabilität und Breite der verwendeten Bänder sind die Schleifen unter dem aufgesetzten Kissen mehr oder weniger sichtbar.

Verschlüsse von Kissenbezügen (1)