Eine bildhübsche Schwälmer Mitteldecke

Eine besonders schöne und reich bestickte runde Decke ist Gegenstand dieses Beitrages. Das Konturenmuster von Anna Elisabeth Grein mit seinen großen Motiven bietet Flächen, die sich gut für ansprechende traditionelle Füllmuster eignen. Einige davon sieht man sehr selten.
her_1Die kleine Decke hat einen Durchmesser vom 60 cm (ohne den Nadelspitzenrand). Sie wurde auf 16/18-fädigem altem, handgewebtem Leinen gearbeitet. Die Nadelspitze am Rand besteht aus vierstöckig pyramidenförmig angeordneten einfachen Nadelspitzenbögen, die mit Pikots aus Bouillonstichen eingefasst sind.
her_2Die Bilder wurden aufgenommen, bevor die Stickerei gewaschen wurde. So sind die Details der Stiche besonders gut zu sehen.
her_3In der oben gezeigten Tulpe findet sich eine Kombination aus Flächenfüllmuster Nr. 447 und Kreuznahtstichen “Falscher Röserich” (Bilder 1–12).
Auch innerhalb des Kreismotives wurde ein bereits in diesem Blog beschriebenes Flächenfüllmuster gestickt, Nr. 473.
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Es sprengt den Rahmen eines Blogbeitrages, alle Füllmuster detailliert zu erklären. So lasse ich die Bilder für sich sprechen. Genießen Sie die genaue Betrachtung!
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Ein Lavendelbeutel mit Nadelspitzenkante

Nadelspitze kann man in ihren verschiedensten Ausprägungen leicht, einfach und dennoch sinnvoll eingesetzt an kleinen Projekten üben. Hier sind zunächst einfache Nadelspitzenbögen gezeigt.

Das Leinen für einen kleinen Beutel wurde mit einem Flächenfüllmuster bestickt,
Beutel_1_1zusammengenäht, an der oberen Kante mit einem gefalteten Erbslochhohlsaum verziert,
Beutel_1_2und an der unteren Kante mit einfachen Nadelspitzenbögen versehen.
Beutel_1_3Das Säckchen wurde mit Lavendel gefüllt und mit einer Kordel verschlossen.
Beutel_1_4Solch kleine Beutelchen sehen hübsch aus, sind relativ schnell und einfach herzustellen und eigenen sich als Mitbringsel.
Die genauen Arbeitsschritte werden in den nächsten Beiträgen gezeigt.

Ein Lampenschirm mit Nadelspitzen-Rand

Wie bereits erwähnt, wurde Nadelspitze in der Schwalm früher meist zur Dekoration von Kleidungsstücken verwendet; heutzutage stickt man Nadelspitze für andere Gebräuche. In meinem vorhergehenden Beitrag habe ich ein rundes Deckchen mit Nadelspitzen-Rand gezeigt.

Hier wird nun ein kleiner, achteckiger Lampenschirm vorgestellt, dessen untere Kante mit einer Nadelspitze verziert wurde.
Lampe1_1Dazu wurden Nadelspitzenbögen pyramidenförmig (3-2-1) angeordnet. Die Nadelspitzenpyramiden wurden am Schluss mit einer Reihe von Pikot´s verbunden und eingefasst.
Lampe1_2Der Lampenschirmbezug hat 4 breite und 4 schmale Segmente. Die breiten Teile wurden mit zwei verschiedenen Konturenmustern versehen, die jeweils gegenüberliegend angeordnet wurden.
Lampe1_3Die Flächen wurden mit unterschiedlichen Mustern bestickt. Gleiche Motive erhielten ähnliche Muster. So wurden alle Herzformen mit einem lichten Muster mit Grundstichgitter gefüllt.
Stopfstiche und Rosenstiche wurden in jeweils anderer Anordnung in das Grundstichgitter gestickt.

Stopfstichquadrate mit einem Rosenstich in der Mitte.

Stopfstichquadrate mit einem Rosenstich in der Mitte.

Stopfstichtreppen und Rosenstichreihen.

Stopfstichtreppen und Rosenstichreihen.

Stopfstichreihen und Rosenstichquadrate.

Stopfstichreihen und Rosenstichquadrate.

Rosenstiche, in geraden Reihen und zickzackförmig angeordnet.

Rosenstiche, in geraden Reihen und zickzackförmig angeordnet.

Alle anderen Motive der breiten Segmente sind mit Limetmustern bestickt. In den Knospen wechseln sich Reihen von treppenartig angeordneten Wickelstichen mit Reihen von Rosenstichen ab.
Wickelstiche, treppenartig und Rosenstiche in Reihen.

Wickelstiche, treppenartig und Rosenstiche in Reihen.

Rosenstichraster mit Wickelstichen (Flächenfüllmuster 472)

Rosenstichraster mit Wickelstichen (Flächenfüllmuster 472)

Röserich Flächenfüllmuster

Röserich Flächenfüllmuster

oben: Rosenstichquadrate und 2er Wickelstichblöckeunten: Rosenstichraster mit Wickelstichen

oben: Rosenstichquadrate und 2er Wickelstichblöcke
unten: Rosenstichraster mit Wickelstichen

oben: Rosenstichquadrate und 4er Wickelstichblöckeunten: Rosenstichrhomben

oben: Rosenstichquadrate und 4er Wickelstichblöcke
unten: Rosenstichrhomben

Die schmalen Teile wurden mit jeweils 6 in einer Reihe untereinander angeordneten Motiven bestickt.
Kreis mit Messerspitzenumrandung, gefüllt mit einem lichten Muster mit Grundstichgitter und Rosenstichmusterung

Kreis mit Messerspitzenumrandung, gefüllt mit einem lichten Muster mit Grundstichgitter und Rosenstichmusterung

Knospe mit Limetmuster Rosenstich

Knospe mit Limetmuster Rosenstich

Herz mit Limetmuster aus 2er Wickelstichblöcken und Rosenstichen

Herz mit Limetmuster aus 2er Wickelstichblöcken und Rosenstichen

Kreis mit Messerspitzenumrandung gefüllt mit einem lichten Muster mit Grundstichgitter und Rosenstichmusterung

Kreis mit Messerspitzenumrandung gefüllt mit einem lichten Muster mit Grundstichgitter und Rosenstichmusterung

Tulpe mit Limetmuster aus Rosenstichquadraten und Kästchenstichen

Tulpe mit Limetmuster aus Rosenstichquadraten und Kästchenstichen

Herz mit Limetmuster aus Wickelstichstangen und Kästchenstichreihen

Herz mit Limetmuster aus Wickelstichstangen und Kästchenstichreihen

Zur Anfertigung dieses Lampenschirmbezuges wurde nur ein relativ kleines Stückchen Stoff bestickt. Da die Motive jedoch dicht nebeneinander angeordnet wurden, konnten immerhin 17 verschiedene Flächenfüllmuster angewendet werden, die besonders prächtig erscheinen, wenn die Beleuchtung eingeschaltet wird.
Lampe1_19Durch das Leinen erhält man ein angenehm warmes und wohliges Licht. Und die Nadelspitze wirkt auch in dieser Beleuchtung schmückend und gibt dem Lampenschirm das gewisse Etwas.

Ein Deckchen mit Nadelspitzen-Rand

Während man früher Nadelspitzen als Randabschluss überwiegend bei Miederärmelbündchen, den Vorderteilen von Miederjäckchen, den Taillenbändern der weißen Schürzen und den Bündchen, Kragen und Ausschnittkanten der Herrenhemden arbeitete, so verwendet man sie heute meist zur Zierde kleiner, runder oder ovaler Deckchen oder Kissen in Herzform.

In meinem Beitrag „Ein Schwälmer Konturenmuster in zwei Ausführungen“ habe ich einen ovalen Läufer mit Nadelspitzenrand vorgestellt.

Hier zeige ich nun ein rundes Deckchen mit einem Durchmesser von 29 cm. Der Rand wurde mit einem 1 cm breiten Rollsaum befestigt. Über die Nahtstelle wurden von der Vorderseite aus Kettenstiche als zusätzliche Zierde gestickt.
D_056_1Die Nadelspitze besteht aus einer Doppelreihe von Bögen: 2 nebeneinander liegende Bögen werden mit einem dritten Bogen verbunden. Über alle drei Bögen spannt sich ein weiterer Bogen, der zusätzlich mit Pikots verziert ist.
D_056_2Das Deckchen ist reich bestickt. Herz, Nelke und eine weitere Blütenform bieten Platz für mannigfache Flächenfüllmuster. Es wurden ausschließlich Limetmuster gearbeitet. Die Herzen sind mit Schnürlochbögen umgeben. Kleine Blümchen aus Schlingstichen, Bouillonknoten und Spannstichen, Blätter aus Plattstichen und Spiralen füllen die freien Flächen zwischen den großen Motiven.

Es fällt auf, dass keine Knötchenstiche verwendet wurden. Stiele und Spiralen wurden mit Kettenstichen gestickt, die Motivflächen wurden mit jeweils 2 Reihen von Kettenstichen umgeben.
D_056_3Das Muster des ersten Herzens wird aus Limetrosen, paarweise angeordneten Wickelstichstangen und Rosenstichen gebildet. Die vier Blütenblätter der Nelke sind spiegelbildlich an der Längsachse mit zwei Mustern gefüllt. Rosenstiche bilden das erste Muster, während Quadrate aus Wickelstichstangen, gefüllt mit diagonal verlaufenden Plattstichen, das zweite Muster kreieren.
Das Mittelteil der kreisförmigen Blüte ist mit Rosenstichen bestickt. Die 6 Blütenblätter sind spiegelbildlich verziert. Kästchenstiche, Grundstiche und das 2er-Wickelstichmuster sind hier zu finden.
D_056_4Das zweite Herz ist gefüllt mit Blöcken aus Wickelstichstangen, wobei sich einfache und doppelt breite Wickelstichstangen abwechseln.
Die Blütenblätter der zugehörigen Nelke sind mit Kästchenstichen gefüllt.
D_056_5Das dritte Herz ist mit einem Muster aus Wickelstichstangen und Rosenstichen gefüllt. Für die Blütenblätter der zugehörigen Nelke wurden abwechselnd Reihen von Kästchenstichen und Wickelstichstangen gestickt.
D_056_6Das vierte Herz hat ein Muster aus einem Rosenstichraster, in das doppelt breite Wickelstichstangen gestickt wurden. Die Blütenblätter der dazugehörigen Nelke sind genauso gestaltet wie die der ersten Nelke.

Dieses Kranzmuster enthält viele kleine Flächen. Sie wurden mit verschiedenen Mustern gefüllt, die meist gelungen aussehen. So ist dieses Deckchen eine gute Vorlage, um zu sehen, wie man kleine Flächen unterschiedlich und erfolgreich besticken kann.

Historische Schwälmer Weißstickerei und Spitze

Früher wurde Schwälmer Weißstickerei oft mit Spitze kombiniert. Die gebräuchlichste Spitze war Nadelspitze, doch es gab auch andere Arten von Spitze in der Schwalm.

Bis jetzt habe ich sechs verschiedene Arten von Spitze in der Schwalm gefunden:
1. Nadelspitze
2. Klöppelspitze
3. maschinell gefertigte Spitze
4. Sprang
5. Filet
6. Dresdner Spitze

Ärmelbündchen eines traditionellen Schwälmer Mieders, verziert mit Nadelspitze, Weißstickerei und einem Stopfhohlsaum.

Ärmelbündchen eines traditionellen Schwälmer Mieders, verziert mit Nadelspitze, Weißstickerei und einem Stopfhohlsaum.

1. Nadelspitze war die am meisten verwendete Spitze in der Schwalm. In Kombination mit Schwälmer Weißstickerei wurde sie an den Ärmelbündchen der weißen Mieder, an den Vorderteilen und den Ärmelbündchen der schwarzen Miederjäckchen, an den Oberkanten der Taillenbänder der weißen Schürzen und an den Kragen, Ärmelbündchen und Ausschnittkanten der Herrenhemden gearbeitet.

Nadelspitze wurde in einer breiten Palette verschiedener Musterungen hergestellt.

Farbige Nadelspitze findet man als Schmuck von Strumpfbändern und Kappenschnüren.

Ärmelbündchen eines traditionellen blauen Schwälmer Mieders, dekoriert mit Klöppelspitze, Weißstickerei und Kreuzstich-Initialen.

Ärmelbündchen eines traditionellen blauen Schwälmer Mieders, dekoriert mit Klöppelspitze, Weißstickerei und Kreuzstich-Initialen.

Traditionelles blaues Ziertaschentuch, dekoriert mit Klöppelspitze, Weißstickerei und einer Krone und Initialen aus Kreuzstichen.

Traditionelles blaues Ziertaschentuch, dekoriert mit Klöppelspitze, Weißstickerei und einer Krone und Initialen aus Kreuzstichen.

2. Klöppelspitze in Verbindung mit Schwälmer Weißstickerei findet man an den Ärmelbündchen der blauen Mieder und an den Kanten der blauen Ziertaschentücher.

Klöppelspitze findet man auch an Bettüberwürfen, Türhandtüchern und den Vorderkanten der blauen Abendmahlshauben. Gestrickte Schwälmer Babymützchen wurden mit Klöppelspitze umrandet.

Paradekissen, dekoriert mit maschinell gefertigter Spitze, Erbslochhohlsaum, Kästchenhohlsaum einer Schwälmer Krone und einer Jahreszahl sowie Initialen in Kreuzstich.

Paradekissen, dekoriert mit maschinell gefertigter Spitze, Erbslochhohlsaum, Kästchenhohlsaum einer Schwälmer Krone und einer Jahreszahl sowie Initialen in Kreuzstich.

3. Maschinell gefertigte Spitze findet man an Paradekissen, Bettüberwürfen und Türhandtüchern.
Meist wurde diese Spitze als zusätzliche Dekoration der Ränder von Teilen eingesetzt, die mit Schwälmer Weißstickerei bestickt waren. Manchmal wurde sie mit Stopfhohlsäumen und Schwälmer Kronen kombiniert. Es gibt aber auch Beispiele von Teilen mit sehr aufwändig gearbeiteten Weißstickereiborten, neben denen zusätzlich maschinell gefertigte Spitzen eingesetzt wurden.
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Zwei Ausschnitte eines Türhandtuches, dekoriert mit Schwälmer Weißstickereiborten, Erbslochhohlsäumen, Stopfhohlsäumen und Sprang.

Zwei Ausschnitte eines Türhandtuches, dekoriert mit Schwälmer Weißstickereiborten, Erbslochhohlsäumen, Stopfhohlsäumen und Sprang.

4. Sprang findet man an Türhandtüchern und Bettüberwürfen.
Bettüberwurf mit zwei unterschiedlichen Kronen und Initialen, Filetspitze und maschinell gefertigter Spitze.

Bettüberwurf mit zwei unterschiedlichen Kronen und Initialen, Filetspitze und maschinell gefertigter Spitze.

5. Filet findet man an Bettüberwürfen und Türhandtüchern.
Sehr altes, blau eingefärbtes Ziertaschentuch. Es ist verziert mit einer Schwälmer Krone und Initialen in Kreuzstich, Weißstickereimotiven und einem Band aus Dresdner Spitze, das sich über zwei Seiten des Tuches erstreckt. An den beiden übrigen Kanten wurde eine schmale Klöppelspitze angesetzt (auf diesem Bild nicht zu sehen).

Sehr altes, blau eingefärbtes Ziertaschentuch. Es ist verziert mit einer Schwälmer Krone und Initialen in Kreuzstich, Weißstickereimotiven und einem Band aus Dresdner Spitze, das sich über zwei Seiten des Tuches erstreckt. An den beiden übrigen Kanten wurde eine schmale Klöppelspitze angesetzt (auf diesem Bild nicht zu sehen).

6. Dresdner Spitze habe ich an einem Ziertaschentuch gefunden.

All diese Spitzenarten werden Bestandteil zukünftiger Beiträge sein und dort detailliert abgehandelt werden.