Flächenfüllmuster Nr. 479

Nr. 479
Kategorie: Einfaches Durchbruchmuster
angewandte Stiche: Wickelstiche über je 2 Fäden in der Breite und in der Höhe
mittlere Längsachse: Fadenrinne
verwendete Materialien: 13,5-fädiges Weddigen Leinen, Vierfachstickgarn Nr. 20 für das Füllmuster

Während der Versuche, die Arbeitsweise des Flächenfüllmusters 478 herauszufinden, kam ich auf die Idee, ein Flächenfüllmuster nur mit den dort verwendeten Wickelstichen – über je 2 Fäden in der Breite und in der Höhe und abwechselnd nach rechts und nach links steigend – auszuprobieren. Das Ergebnis ist ein hübsches Muster für kleine Flächen mit geradem Fadenlauf.
479_1In der Mitte beginnend, werden senkrecht immer abwechselnd 1 Faden gezogen und 2 Fäden stehen gelassen.
479_2
479_3In senkrechten Spalten, von unten nach oben und zurück, werden Wickelstiche als „Stangen“ gestickt. Die Wickelstiche werden auf der Vorderseite schräg gestickt – über je 2 Gewebefäden in der Breite und der Höhe. Man beginnt unten rechts der Mittellinie.
479_4Auch werden die Wickelstiche abwechselnd schräg nach rechts oben und schräg nach links oben gestickt. Daher wird, nachdem man den letzten Stich der ersten Stange gestickt hat, die Arbeit nicht gedreht. Vom Ende des letzten Stiches führt man die Nadel gerade nach links unter 4 Gewebefäden hindurch, sticht aus
479_5und arbeitet von dort aus schräge Wickelstiche von oben nach unten.
479_6Man setzt fort, Wickelstichstangen abwechselnd von unten nach oben und zurück zu sticken, ohne die Arbeit zu drehen
479_7bis die Hälfte der Fläche gefüllt ist.
479_8Nun wird die Arbeit um 180 ° gedreht und die Stickerei wird, ausgehend von dem bereits bestickten Teil, weitergeführt. Man beginnt dort mit einer Wickelstichstange, die von oben nach unten gearbeitet wird.
479_9Auf diese Weise füllt man die gesamte Fläche.
479_10Gewaschen, gestärkt und gebügelt entfaltet das Muster seinen ganzen Reiz.

Flächenfüllmuster Nr. 478

Nr. 478
Kategorie: Einfaches Durchbruchmuster
angewandte Stiche: 4er Blöcke von 8 Wickelstichen über je 2 Fäden in der Breite und 2 Fäden in der Höhe sowie verzogene Rosenstiche
mittlere Längsachse: Fadenrinne
verwendete Materialien: 13,5-fädiges Weddigen Leinen, Vierfachstickgarn Nr. 20 für das Flächenfüllmuster

Wie bereits im vorherigen Beitrag „Die Flächenfüllmuster des historischen Schwälmer Miederärmels A“ angekündigt, zeige ich hier das dort entdeckte, überlieferte Flächenfüllmuster der Kreisfläche 1.
Es ist einfacher, den Verlauf des Musters nachzuvollziehen, wenn man dabei nicht durch Konturenlinien gestört wird. Daher zeige ich den Stich zunächst auf einem Mustertuch.
478_1Immer abwechselnd wird 1 senkrechter Faden ausgezogen und 2 senkrechte Fäden bleiben stehen.
478_2In senkrechten Spalten, von unten nach oben und zurück, werden Wickelstiche als „Stangen“ gestickt. Die Wickelstiche werden auf der Vorderseite schräg gestickt – über je 2 Gewebefäden in der Breite und in der Höhe. Eine Stange besteht aus insgesamt 8 Wickelstichen.
478_3Auch werden die Wickelstiche abwechselnd schräg nach rechts oben und schräg nach links oben gestickt. Daher wird, nachdem man den letzten Stich der ersten Stange gestickt hat, die Arbeit nicht gedreht. Vom Ende des letzten Stiches führt man die Nadel gerade nach links unter 4 Gewebefäden hindurch, sticht aus
478_4und arbeitet von dort aus 8 schräge Wickelstiche von oben nach unten.
478_5Insgesamt arbeitet man 4 Wickelstichstangen immer abwechseln von unten nach oben und zurück, ohne die Arbeit zu drehen.

Nach dem letzten Wickelstich sticht man mit der Nadel in der nächsten Fadenrinne, 4 Gewebefäden vom unteren Rand aus freilassend, aus.
478_6Man arbeitet einen Rosenstitch mit dem ersten Schritt über 2 Gewebefäden nach links,
478_7mit dem zweiten Schritt über 4 Gewebefäden nach oben,
478_8mit dem dritten Schritt über 2 Gewebefäden nach rechts und
478_9mit dem vierten Schritt über 4 Gewebefäden nach unten.
478_10Man überquert den letzten Teilstich, sticht im Mittelpunkt des Rosenstiches ein und bringt die Nadel 2 Gewebefäden nach links und 4 Gewebefäden nach oben wieder hervor.
478_11Man arbeitet einen zweiten und
478_12einen dritten Rosenstich in gleicher Weise. Aus den Rosenstichen soll „ein Würfel mit 5 Punkten“ kreiert werden. So bringt man die Nadel vom letzten Rosenstichmittelpunkt ausgehend 4 Gewebefäden nach rechts wieder hervor. Geradeaus nach rechts wandernd, würde den rückwärtig verlaufenden Arbeitsfaden sichtbar machen (siehe roter Pfeil).
478_13Um dies zu verhindern und die Löcher sauber und offen zu halten, wird der Arbeitsfaden auf der Rückseite in einer Kurve unter den bereits vorhandenen Stichen hindurch geführt.
1 Rosenstich wird oben rechts und ein weiterer Rosenstich unten links gestickt (bitte betrachten sie die Bilder genau).
478_14Um den nächsten Wickelstichblock zu beginnen, wird die Nadel vom letzten Rosenstichmittelpunkt aus 4 Gewebefäden nach unten und 4 Gewebefäden nach links hervorgebracht.

In gewohnter Weise arbeitet man abwechseln 4er Blocks von Wickelstichstangen und Rosenstiche als „Würfel mit 5 Punkten“
478_15Man arbeitet die nächste Reihe versetzt.
Weil das Muster langen und schmal wirkt, suchte ich nach einer passenden Form und entschied mich für eine Glocke.
478_16Ausgehend von der mittleren Längsachse wird abwechselnd 1 Faden gezogen und 2 Fäden werden stehen gelassen.
478_17In senkrechten Spalten, von unten nach oben und zurück, werden Wickelstiche als Stangen gearbeitet. Man startet unten links der Mittellinie (siehe rote Linie) und arbeitet in der zuvor beschriebenen Weise abwechselnd Blocks aus Wickelstichen und
478_185 Rosenstiche.
478_19Die nächste Reihe wird versetzt gearbeitet.
478_20Die erste Reihe wird – ausgehend von dem bereits bestickten Teil – fertiggestellt.
478_21Das Muster wird schachbrettartig über die ganze Fläche gestickt.
478_22Gewaschen, gestärkt und gebügelt entfaltet das Muster seine endgültige Wirkung.

Die Flächenfüllmuster des historisches Schwälmer Miederärmels A

Die Stickerei des Schwälmer Miederärmels A ist sehr variantenreich. Das verwendete Leinen hat 18/20 Fäden/cm. Das Bild zeigt die Gesamtansicht der Weißstickereiborte in einer Fotomontage.
MA2_0_gesamtBitte beachten Sie, dass das gesamte Muster nur eine Höhe von knapp 14 cm aufweist. Die unten zu sehenden Fotos zeigen starke Vergrößerungen; in der Realität ist die Stickerei sehr fein.

Nun folgen Details der Gestaltung der einzelnen Flächen. Um die einzelnen Motive dem Gesamtbild leicht zuordnen zu können, hilft der Überblick mit der entsprechenden Nummerierung.
MA2_0_Zuordnung1.
Der Kreis hat keine Knötchenstichumrandung. Statt dessen wurden zwei Reihen Kettenstiche nebeneinander gestickt. Der Rand wurde mit 2 kurz-2 lang Stichen umgeben. Die Fläche wurde mit einem Muster gefüllt, das aus Wickestichstangen und Rosenstichen besteht. Es ist leider – auch unter der Lupe – schwer zu erkennen. Es entspricht in etwa dem Muster 450. Ich habe es ausprobiert und werde das Ergebnis im Detail als Flächenfüllmuster 478 in meinem nächsten Beitrag zeigen. Üblicherweise wird dieses Muster als Limetmuster gearbeitet (sowohl längs als auch quer immer abwechselnd 3 Fäden stehen lassen, 1 Faden ziehen). Hier ist es aber als einfaches Durchbruchmuster gestickt, d. h., nur in Längsrichtung wurden abwechseln 3 Fäden stehen gelassen und 1 Faden gezogen. So erklärt sich auch das etwas verwaschene Erscheinungsbild. Allerdings wurden die Wickelstiche wohl über 2 Fäden in der Höhe schräg gelegt und dadurch insgesamt nur 8 Stiche in einer Stange/Reihe gestickt. Auch wurden die Stiche abwechselnd einmal nach rechts und einmal nach links steigend gearbeitet.

Die freie Fläche am Übergang zum nächsten Motiv wurde mit dicht bestickten Knötchenstichspiralen und Punkten aus Bouillonknoten gefüllt.
MA2_12.
Die Tulpe wurde mit geschnürten Messerspitzen umgeben.
Die Innenfläche wurde mit einem lichten Muster (2 Fäden stehen lassen, 2 Fäden ausziehen; dann Grundstich) versehen, in das Quadrate aus 2×2 Rosenstichen schachbrettartig eingestickt wurden.
Dieses Muster trägt den Namen „Viererfensterchen Rosenstich“.
MA2_2Die Fläche rechts der Tulpe ist mit Blättern und und einem Stiel, der zur Sonnenblume führt sowie einer kleinen Tulpe aus Plattstichen und Knötchenstichen bestickt. Auch finden sich wieder ein paar kleine Punkte aus Buillonknoten.

3.
Die Sonnenblume (Kreis) ist nur teilweise mit Schnürlochbögen umgeben, denn die einzelnen Motivflächen des Gesamtmusters sind so dicht gesetzt, dass der Zwischenraum nicht immer ausreichte, um alle Motive komplett mit Randverzierungen zu umgeben.
MA2_3Man muss sich vorstellen, dass nicht alle Stickerinnen über komfortable Musterzeichnungen verfügten. Oft wurden nur die Konturen einfacher Formen auf den Stoff gezeichnet, wie in dem unten gezeigten Beispiel zu sehen. Details der Stickerei wurden erst während der Arbeit festgelegt.
Das erklärt auch, dass die Umrandungsstiche mancher Motive unterschiedlich groß sind.
MA2_4Die Kreisfläche ist gefüllt mit einem lichten Muster, bei dem aber nicht überall ein Grundstichgitter gearbeitet wurde. Von unten rechts baut sich das Muster wie folgt auf: 3 Reihen Grundstiche, 2 Reihen Rosenstiche, 4 Reihen Grundstiche und 2 Reihen Rosenstiche. In die 4 Grundstichreihen wurden dann treppenartig Stopfstiche über 3 Kästchen in der Breite und 1 Kästchen in der Höhe eingestickt.

In die Zwischenraumfläche oben rechts des Kreises wurde ein Schürloch gestickt.

4.
Das Herz hat eine Messerspitzenverzierung am Rand. Die Fläche ist gefüllt mit einem lichten Muster mit Grundstichgitter. In dieses wurde das Rosenstichmuster „8 Rosenstiche im Quadrat um ein freibleibendes Kästchen bei einem Abstand der Quadrate von einer Kästchenreihe“ gestickt (siehe Grundlagen der Schwälmer Weißstickerei, Seiten 62-65).

Es sieht so aus, als wären die Kettenstiche erst nach der Fertigstellung des Flächenfüllmusters gearbeitet worden. Das habe ich selbst auch schon ausprobiert. Durch das nachträglich Sticken erhält man zwar saubere Ränder des Flächenfüllmusters; die Kettenstiche lassen sich aber längst nicht so angenehm sticken, als wenn man es vor dem Fadenauszug tut. Es ist viel schwieriger, sie gleichmäßig lang hinzubekommen.

Das Herzmuster wurde so dicht an den Rand des Stoffzuschnittes gesetzt, dass es später teilweise in der Naht verschwand.

Um die freien Flächen unterhalb des Herzens zu füllen, wurden dichte Knötchenstichspiralen gearbeitet.
MA2_55.
Das Herz in der Mitte des Designs wurde mit einer Doppelreihe von Knötchenstichen umgeben. Es wurden keine Kettenstiche gestickt. Die Fläche wurde mit einem lichten Muster ohne Grundstichgitter gefüllt. Doppelreihige Rosenstichrhomben mit einem freien Kästchen in der Mitte wurden eingestickt. (Eine Außenkante eines Rhombus besteht aus 3 Rosenstichen.)
MA2_66.
Das obere Blatt hat sowohl eine Knötchenstich- als auch eine Kettenstichumrandung. Allerdings sind die Kettenstiche außerhalb der Knötchenlinie gestickt.

Die Innenfläche ist mit dem gleichen lichten Muster gefüllt, welches auch für die Kreisfläche 3 gewählt wurde. Es wurde nicht überall ein Grundstichgitter gearbeitet. Von unten rechts baut sich das Muster wie folgt auf: 2 Reihen Rosenstiche, 4 Reihen Grundstiche und 2 Reihen Rosenstiche; die verbleibende Fläche wurde mit Grundstichen gefüllt. In die 4 Grundstichreihen wurden dann treppenartig Stopfstiche über 3 Kästchen in der Breite und 1 Kästchen in der Höhe eingestickt.

Während dieses Muster in den Kreisflächen 3 links und rechts der Mittelachse in die gleiche Richtung steigend gestickt wurde, so erscheint es in den Blattformen links und rechts der Mittelachse spiegelbildlich, wie man der zu Beginn dieses Beitrages gezeigten Gesamtansicht entnehmen kann.
MA2_7Das gleiche Blatt des zweiten Ärmels hat das Flächenfüllmuster geschickter angeordnet, wie man beim Vergleich von oberem und unterem Bild feststellen kann.
MA2_7a7.
Das unteren Blatt hat ebenfalls sowohl eine Knötchenstich- als auch eine Kettenstichumrandung.
Allerdings sind die Kettenstiche außerhalb der Knötchenlinie gestickt.

Die Innenfläche ist mit mit einem Limetmuster bestickt. Es besteht aus dem sogenannten „Dreiermuster“ – 3er Blöcke von Wickelstichstangen, die schachbrettartig versetzt sind.

Allerdings wurden hier für den Limetgrund nur 2 Fäden stehen gelassen und 1 Faden wurde gezogen. Es wurden Wickelstiche gestickt, die auf der Vorderseite schräg liegen und auf der Rückseite gerade. Die Stangen wurden von unten nach oben und dann zurück von oben nach unten gearbeitet, jedoch ohne die Arbeit zu drehen. Dadurch liegen die Wickelstiche einmal nach rechts und einmal nach links steigend.
MA2_88.
Die nach unten hängende Tulpe oder Glockenblume ist mit Knötchenstichen und innenliegenden Kettenstichen umgeben. Auf drei Seiten ist sie mit geschnürten Messerspitzen verziert. Die Fläche wurde mit einem lichten Muster ohne Grundstichgitter gefüllt. Doppelreihige Rosenstichrhomben mit einem einzelnen Rosenstich in der Mitte wurden eingestickt. Im Gegensatz zu dem unter 5 gezeigten Muster besteht eine Außenkante eines Rhombus aus 4 Rosenstichen. Das Muster ist gut zu erkennen. Es ist nicht mittig angeordnet.
MA2_99.
Die Kreis ist mit einer Doppelreihe von Kettenstichen umgeben. Der äußere Rand wurde teilweise – da, wo der Platz reichte – mit Wimpernstichen verziert. Die Fläche wurde mit einem lichten Muster ohne Grundstichgitter gefüllt. Sich kreuzende Doppelreihen von Rosenstichen mit einem freien Kästchen umgeben von einem einreihigen Rhombus in der Mitte wurden eingestickt. Das Muster ist nicht mittig gesetzt. Für die kleine Fläche ist es zu groß gewählt (für große Flächen wäre es ein sehr ansprechendes Muster).
MA2_10Das gleiche Muster ist auf der gegenüberliegenden Seite der Stickerei besser zu erkennen:
MA2_10a10.
Die kleine, zur Seite liegende Tulpe wurde mit Knötchenstichen und innen liegenden Kettenstichen umgeben und am äußeren Rand – soweit der Platz dafür ausreichte – mit Messerspitzen verziert.
Die Fläche wurde mit einem lichten Muster mit Grundstichgitter bestickt. In das Grundstichgitter wurde ein Rosenstichmuster eingearbeitet. Da es ein großes Muster ist, kann man den genauen Verlauf hier nur erahnen. Es ist ähnlich Muster 4, nur wechseln sich hier „8 Rosenstiche im Quadrat um ein freibleibendes Kästchen bei einem Abstand der Quadrate von einer Kästchenreihe“ mit „Fünferwürfel“ ab – ein ansprechendes Muster, das aber eine viel größere Fläche benötigt, um wirken zu können.
MA2_1111.
Das kleine Herz wurde mit zwei Reihen von Knötchenstichen umgeben. Die Fläche wurde mit einem lichten Muster ohne Grundstichgitter gefüllt. Abwechseln wurde immer eine Reihe Rosenstiche und eine Reihe Grundstiche gestickt.
MA2_1212.
Die große Tuple ist umgeben von Knötchenstichen und außenliegenden Kettenstichen. Der Rand wurde mit dem Muster 2 kurz-2 lang verziert, wobei die Länge der Stiche an den vorhandenen Platz angepasst wurden. Die Fläche wurde mit einem in der Schwalm sehr beliebten und oft gebrauchten Muster bestickt. Es handelt sich um ein einfaches Durchbruchmuster. In diesem Beispiel wurden 2 Fäden stehen gelassen und 1 Faden gezogen. Immer abwechseln wurden 3 Reihen Wickelstiche mit 3 Reihen Mückenstichen gestickt. Allerdings wurden die Wickelstiche auf der Vorderseite schräg über 2 Fäden gestickt und auf der Rückseite gerade. Die Stangen wurden von unten nach oben und dann zurück von oben nach unten gearbeitet, jedoch ohne die Arbeit zu drehen. Dadurch liegen die Wickelstiche einmal nach rechts und einmal nach links steigend.
MA2_1313.
Der Kreis am oberen Rand zwischen Mitte und großer Tulpe ist mit 2 Reihen von Kettenstichen umgeben. Der Rand wurde überall dort, wo der Platz ausreichend war, zusätzlich mit Schürlochbögen verziert. Die Fläche wurde mit einem lichten Muster ohne Grundstichgitter gefüllt.
Abwechselnd wurden 2 Reihen Rosenstiche und 2 Reihen Grundstiche eingestickt.
MA2_1414.
Der Bogen über der Tulpe in der oberen Mitte wurde mit Knötchenstichen umgeben. Am oberen Rand wurden zusätzlich innen liegende Kettenstiche und außenliegende Schnürlochbögen gearbeitet. Die Fläche wurde mit einem lichten Muster ohne Grundstichgitter gefüllt. Ein Zick-Zack-Muster aus Rosenstichen wurde eingestickt – wobei sich einfache und doppelte Reihen abwechseln.
MA2_1515.
Die Tulpe in der Mitte wurde mit Knötchenstichen und außenliegenden Kettenstichen umgeben. An den oberen Ecken und am unteren Rand wurde die Schürlochbogenverzierung des Gesamtmotivs fortgesetzt.
Die Fläche wurde mit einem lichten Muster mit Grundstichgitter gefüllt. Reihen, bei denen sich drei Rosenstiche mit einem freien Kästchen abwechseln, wurde mit einem Abstand von drei freibleibenden Kästchen längs und quer in das Grundstichgitter gestickt.
MA2_1616.
Die Flächen zu beiden Seiten der Mitteltulpe wurden mit Knötchenstichen umgeben und an der Rundung mit innen liegenden Kettenstichen und außenliegenden Schnürlochbögen zusätzlich verziert.
Die Fläche wurde mit einem lichten Muster ohne Grundstichgitter gefüllt. Je eine Reihe Rosenstiche wechselt sich mit einer Reihe von Grundstichen ab. Wie im oberen Bild zu sehen, wurde das Muster so angeordnet, dass es spiegelbildlich einmal nach rechts und einmal nach links steigt.
MA2_1717.
Als letztes soll das kleine Herz vorgestellt werden. Es ist mit einer doppelten Reihe von Knötchenstichen umgeben. Die Fläche wurde mit einem einfachen Durchbruchmuster gefüllt, wobei 2 Fäden stehen blieben und 1 Faden gezogen wurde. Mückenstiche – ein beliebtes und für sehr kleine Flächen jeder Art gut geeignetes Muster – wurden eingestickt.
MA2_18Ich hoffe, die Analyse dieser überlieferten, ca. 170 Jahre alten Stickerei hat Ihnen gefallen. Haben Sie dazu Fragen oder Wünsche? Dann senden Sie doch einfach eine E-Mail oder wählen den Weg über den Kommentar.

Der Rosenstich

Der Rosenstich ist in der Schwälmer Weißstickerei einer der wichtigsten Stiche. Er wird sowohl als Limetmuster als auch als lichtes Muster gestickt. Man kann sehr hübsche, unterschiedliche Musterungen unter alleiniger Verwendung von Rosenstichen erzielen. In Kombination mit anderen Stichen wird die Mustervielfalt fast grenzenlos.

Viele Stick-Anfängerinnen haben Schwierigkeiten, den Verlauf des Stiches richtig nachzuvollziehen. Daher erkläre ich den Stich in diesem Beitrag noch einmal ganz genau und mit einer vorangestellten Einführung.

Ein Rosenstich wird aus 4 Schlingstichen gebildet, deren Schlingen sich in einem Punkt treffen und deren „Beinchen“ sich in alle vier Richtungen strecken (wie bei einem Kreuz).

Um Grundlagen für den Rosenstich zu legen, ist es gut, zunächst einmal den Schlingstich zu üben.
Dazu sollte man auf grobem Stoff zunächst ein Limetgitter herstellen, indem man immer abwechselnd 3 Fäden stehen lässt und einen Faden auszieht – sowohl längs als auch quer. In dieses Gitter sollte man mit farbigem Garn zuerst einmal einige Schlingstiche sticken:Roenstich_1Man sticht an einer Stelle im linken Gitterbereich aus, an der sich zwei Fadenrinnen kreuzen.
Rosenstich_2Sodann legt man eine Schlaufe nach unten und rechts,
Rosenstich_3sticht einen Gewebefaden rechts des Ausstiches wieder ein und senkrecht nach unten – 3 Gewebefäden unterquerend – wieder aus. Dabei liegt der Arbeitsfaden, der nach unten und rechts zur Schlaufe gelegt wurde, nun unter der Spitze der Nadel.
Rosenstich_4Man zieht die Nadel durch und den Faden in Stichrichtung an.
Rosenstich_5In gleicher Weise stickt man einen weiteren Stich mit einem Gewebefaden Abstand rechts daneben
Rosenstich_6und lässt einige weitere Stiche folgen, bis man mit dem Verlauf des Stiches vertraut ist. Man endet an einer Stelle, an der ein senkrechter Gewebefaden ausgezogen wurde.
Rosenstich_7Man dreht die Arbeit um 90° gegen den Uhrzeigersinn und stickt einen weiteren Stich in gewohnter Weise mit dem Arbeitsfaden unter der Nadelspitze.
Rosenstich_8Nach der Fertigstellung sieht der Stich so aus wie oben zu sehen.
Rosenstich_9Erneut dreht man die Arbeit um 90° gegen den Uhrzeigersinn und stickt einen dritten Stich in gleicher Weise.
Rosenstich_10Die Schlingen der drei letzten Stiche treffen sich in einem Punkt. Den vierten Stich kann ich in diesem Beispiel nicht zeigen. Ich hoffe aber, dass diese vorgestellten Erläuterungen helfen, den Stich besser zu begreifen.

Damit es nicht zu verwirrend wird, zeige ich den eigentlichen Rosenstich jetzt ohne Drehung des Stoffes während der Arbeit.
Rosenstich_11Der Arbeitsfaden kommt aus dem unteren Teil des Bildes. Man sticht aus (Ausstichpunkt = Mittelpunkt des Stiches), legt eine Schlaufe nach oben und links, sticht 3 Gewebefäden links des Ausstichpunktes ein und kommt im Mittelpunkt wieder hervor.
Man zieht den Faden an.
Rosenstich_12Man legt eine Schlaufe nach rechts und oben, sticht 3 Gewebefäden oberhalb des Mittelpunktes ein und im Mittelpunkt wieder aus, mit dem Arbeitsfaden unter der Nadelspitze.
Man zieht den Faden an.
Rosenstich_13Man legt eine Schlaufe nach unten und rechts, sticht 3 Gewebefäden rechts des Mittelpunktes ein und im Mittelpunkt wieder aus, mit dem Arbeitsfaden unter der Nadelspitze.
Man zieht den Faden an.
Rosenstich_14Man legt eine Schlaufe nach links und unten, sticht 3 Gewebefäden unterhalb des Mittelpunktes ein und im Mittelpunkt wieder aus, mit dem Arbeitsfaden unter der Nadelspitze.
Man zieht den Faden an.
Rosenstich_15Der Arbeitsfaden kommt also im Mittelpunkt rechts des letzten Stiches hervor. Man überquert diesen letzten Stich nach links und sticht direkt dahinter im unteren Bereich des Mittelpunktes ein.
Rosenstich_16Von dort aus führt man den Arbeitsfaden unterhalb des Stoffes zum Mittelpunkt des nächsten Rosenstiches – 1 Kästchen diagonal links oberhalb des ersten Mittelpunktes.
Rosenstich_17Hier beginnt die Arbeit wieder mit dem ersten Teil des Stiches.
Rosenstich_18Die Reihe kann man beliebig lang forstsetzen.

Flächenfüllmuster Nr. 477

Nr. 477
Kategorie: Limet-Muster; bitte beachten Sie, dass dieses Muster in ein Fadengitter gearbeitet wird, bei dem 4 Fäden stehen bleiben und 1 Faden ausgezogen wird.
angewandte Stiche: 4 x 9 Stiche der einfachen Limetrose und Rosenstiche
Mitte: Kreuzung zweier Fadenrinnen (in anderen Konturformen: mittlere Längsachse = Fadenrinne)

Dies Muster ist Muster 476 ähnlich.
476_477_1Zuerst werden sowohl der vertikale als auch der horizontale mittlere Gewebefaden ausgezogen.
476_477_2Von dort aus wird ein Limet-Fadengitter über die ganze Fläche gelegt, indem man immer 4 Fäden stehen lässt und einen Faden auszieht.
476_477_3In das vorbereitete Limet-Fadengitter wird zunächst ein Raster aus Limetrosenteilen gearbeitet. Da in diesem Beispiel ein Quadrat aus 4 x 3 Wickelstichen liegen soll, beginnt man ein Kästchen diagonal links oberhalb des Mittelpunktes. Gegen den Uhrzeigersinn arbeitet man 9 Stiche der einfachen Limetrose um den Startpunkt herum.
476_477_4Wiederholt arbeitet man solche Limetrosenteile aus 9 Stichen, entgegen dem Uhrzeigersinn um den Mittelpunkt herum weiterwandernd, in diagonalen Reihen, wie im Bild oben zu sehen,
476_477_5längs
476_477_6und quer, um das Raster zu bilden.
477_7In die freien Quadrate werden Rosenstiche gestickt.
477_8Gewaschen, gestärkt und gebügelt ist ein weiteres schönes Flächenfüllmuster fertiggestellt. Die Limetrosenteile wirken erhabener, die Rosenstichflächen eben. Dadurch entsteht ein reizvoller Kontrast.