Tulpenmotive

In vorhergehenden Beiträgen habe ich die Entwicklung von Tulpenmotiven durch die Jahrhunderte aufgezeichnet.
Nun will es der Zufall, dass in meinem Garten hunderte verschiedener Tulpen aufgeblüht sind.

In der Knopse spitz zulaufende,

sternförmig aufblühende,

große und kleine,

gefüllte


eher abgerundete oder

in den Blütenblättern spitz zulaufende

Die Pracht brachte mir die Idee, ein Tulpenmustertuch zu gestalten. Leider habe ich für Entwürfe kein Geschickt. Aber vielleicht haben Sie ja Spaß an einer solchen Aufgabe. Damit es leichter gehen kann, habe ich verschiedene Tulpenkonturen zusammengestellt. Aus der Auswahl kann man sich die passenden herauspicken und mit etwas Beiwerk wie kleinen Blättchen, Spiralen usw. ein Muster entwerfen.
Ich freue mich darauf, irgendwann einmal solche Entwürfe zu Gesicht zu bekommen.

Schwälmer Tulpenmotive im Wandel der Zeit (3)

Bisher wurde die Entwicklung der Tulpenmotive vom Ende des 18. Jahrhunderts bis in die 1920 Jahre sowie von den 1920er bis in die 1980er Jahre gezeigt.

Der in den 1980er Jahren einsetzende Boom animierte viele weitere Designerinnen – nicht alle können hier genannt werden -, immer wieder Abwandlungen hervor zu bringen. Es ist nicht immer leicht, die Entwürfe den jeweiligen Urheberinnen zuzuordnen, da oft Ideen anderer aufgegriffen, leicht abgeändert und anders kombiniert wurden.

Maria Jung, die hauptsächlich für Entwürfe mit sehr vielen Spiralen steht, zeigt Tulpen meist mit mehr als drei Spitzen – mit geteilten und ungeteilten Flächen.

Leni Klingelhöfer gestaltete die Blüten künstlerischer.

Maria Deistler, (siehe: „Schwälmer Tischdecke – rundIrmgard Mengel (siehe: „Spezielles Angebot: Aufgedruckte Konturenmuster (2)“

und Christa Waldmann (siehe: „Schwälmer Weißstickerei und Blau (2)“

brachten durch die Vielfalt ihrer Entwürfe alle möglichen Tulpenformen ins Spiel, daher ist es nicht möglich, ihnen einen speziellen Entwurf zuzuordnen.

Nicht unerwähnt bleiben darf Anna Elisabeth Grein (1936 – 2024) (siehe auch: „Eine bildhübsche Schwälmer Mitteldecke“ und „Ein Lampenschirm mit Nadelspitzen-Rand“. In der Thielmann-Schule ausgebildet besann sich auf die ursprünglichen Muster zurück. Sie bevorzugte einteilige große Formen mit geringen Ausbuchtungen – perfekt geeignet für das Sticken wirkungsvoller Flächenfüllmuster.

Ihre geteilten Tulpen-Exemplare zeigen eher Rundungen als Spitzen, was die präzise Musterausführung am Rand begünstigt.

Schwälmer Tulpenmotive im Wandel der Zeit (2)

Die im Beitrag Schwälmer Tulpenmotive im Wandel der Zeit (1) gezeigten Darstellungsweisen blieben durch das 19. Jahrhundert konstant erhalten.

Erst in den 1920er Jahren änderten sie sich stark. Alexandra Thielmann (1881 – 1966) passte die Formen dem damaligen Zeitgeschmack an und verkleinerte die auszustickenden Flächen.

Siehe auch: „Musterdecken mit Schwälmer Weißstickerei“.

Sie entwickelte mannigfache Tulpenformen und gestaltete sie angepasst an den Platz im Gesamtmuster. Sie entwarf bauchige Ausprägungen

und zeichnete Tulpen, die tiefe Einschnitte

oder extrem herausragende Blütenkelche aufwiesen.

Auch brachte sie besonders künstlerische Entwürfe ins Spiel.

Thekla Gombert (1899 – 1981) führte die Entwürfe wieder moderat zurück, setzte aber auf kleinere Formen

und sich nach oben hin weit öffnende Tulpen mit oft stark gerundeten Böden und weitestgehend mit drei Spitzen.

Der in den 1980er Jahren einsetzende Boom animierte viele weitere Designerinnen, immer wieder Abwandlungen hervor zu bringen. Diese kann man im nächsten Blogbeitrag betrachten.

Schwälmer Weißstickerei bei ETAK

Zuschauen und Mitmachen – unter diesem Motto finden in 24 europäischen Ländern immer Anfang April Tage des Kunsthandwerks ETAK statt. Dann öffnen Ateliers von Kreativen und Kunsthandwerkern, um Besuchern einen Einblick in ihre Tätigkeiten zu geben, zum Ausprobieren anzuregen und Begeisterung zu wecken.

Bei den diesjährigen Tagen des Kunsthandwerks vom 04. – 06. April nimmt auch Margarete Grandjot teil. Ihr Stick Atelier öffnet zu diesem Event seine Pforten. Schwälmer Weißstickerei wird der Schwerpunkt sein. Für Interessierte bietet sich eine gute Möglichkeit, erste Einblicke in die einmalige Technik zu bekommen, Fortgeschrittene können vom Wissen und Können der profitieren.

Öffnungszeiten:
Freitag 14 – 18 Uhr
Samstag 10 – 18 Uhr
Sonntag 11 – 17 Uhr

Schwälmer Tulpenmotive im Wandel der Zeit (1)

Die Tulpe ist eines der Hauptelemente in Schwälmer Weißstickerei-Entwürfen. Tulpenformen sind beliebig oft zu modifizieren. Sie waren auch in der Schwalm über die Jahrhunderte einem Wandel unterzogen.
Diesen in groben Zügen nachzuvollziehen, ist der Inhalt dieses Blogbeitrages.

Waren die Tulpengestalten in der frühen Schwälmer Weißstickerei mehr-

Ausschnitt aus einer Paradekissenborte – 18. Jh.

und oft auch kleinteilig,

Ausschnitt aus einer Türhandtuchborte – 18. Jh.

so erforderten die nun in Mode kommenden Flächenfüllmuster mehr Raum.

Ausschnitt aus einem Bettüberwurf, datiert 1793- Museum der Schwalm

Mit dem Aufkommen der Schwälmer Weißstickerei gegen Ende des 18. Jahrhunderts wurden Tulpen meist einteilig in mittleren Größen dargestellt. Zum Zwischenraumfüllen gab es auch kleinere Exemplare. Die Böden der Tulpen waren meist nur leicht gerundet, oft auch gerade. Die Oberkanten waren leicht gebogt, selten zeigten sie tiefere Einschnitte. Die Formen waren mannigfach – von lang und schmal über sich nach oben hin weit öffnende bis kurz und breit.

Ausschnitt aus einem Bettüberwurf, datiert 1793- Museum der Schwalm

Vereinzelt gab es auch schon geteilte Tulpengestalten.

Ausschnitt aus einem Bettüberwurf, datiert 1793- Museum der Schwalm

Anfangs hatten sie die Tropfenform im Blütenkelch,

Ausschnitt aus einem Bettüberwurf, datiert 1823

schon bald kamen Herz- und

Ausschnitt aus einer Paradekissenborte, datiert 1821

Tulpenkonturen als Blütenkelchgestaltung dazu.

Ausschnitt aus einer Paradekissenborte, datiert 1821

Waren die Tulpen anfangs meist von mittlerer Größe, kamen in den nächsten Jahrzehnten sehr große Motive hinzu.

Ausschnitt aus einer Paradekissenborte, datiert 1804

Ausschnitt aus einer Paradekissenborte, datiert 1842

Oft waren sie in den Proportionen nicht an die übrigen Motive angepasst.

Ausschnitt aus einer Paradekissenborte – 19. Jh.

Ausschnitt aus einer Paradekissenborte – 19. Jh.

All diese Darstellungsweisen blieben durch das 19. Jahrhundert konstant erhalten.
Erst in den 1920er Jahren änderten sie sich stark. Beispiele kann man im nächsten Blogbeitrag sehen.