Ein Deckchen mit Nadelspitzen-Rand

Während man früher Nadelspitzen als Randabschluss überwiegend bei Miederärmelbündchen, den Vorderteilen von Miederjäckchen, den Taillenbändern der weißen Schürzen und den Bündchen, Kragen und Ausschnittkanten der Herrenhemden arbeitete, so verwendet man sie heute meist zur Zierde kleiner, runder oder ovaler Deckchen oder Kissen in Herzform.

In meinem Beitrag „Ein Schwälmer Konturenmuster in zwei Ausführungen“ habe ich einen ovalen Läufer mit Nadelspitzenrand vorgestellt.

Hier zeige ich nun ein rundes Deckchen mit einem Durchmesser von 29 cm. Der Rand wurde mit einem 1 cm breiten Rollsaum befestigt. Über die Nahtstelle wurden von der Vorderseite aus Kettenstiche als zusätzliche Zierde gestickt.
D_056_1Die Nadelspitze besteht aus einer Doppelreihe von Bögen: 2 nebeneinander liegende Bögen werden mit einem dritten Bogen verbunden. Über alle drei Bögen spannt sich ein weiterer Bogen, der zusätzlich mit Pikots verziert ist.
D_056_2Das Deckchen ist reich bestickt. Herz, Nelke und eine weitere Blütenform bieten Platz für mannigfache Flächenfüllmuster. Es wurden ausschließlich Limetmuster gearbeitet. Die Herzen sind mit Schnürlochbögen umgeben. Kleine Blümchen aus Schlingstichen, Bouillonknoten und Spannstichen, Blätter aus Plattstichen und Spiralen füllen die freien Flächen zwischen den großen Motiven.

Es fällt auf, dass keine Knötchenstiche verwendet wurden. Stiele und Spiralen wurden mit Kettenstichen gestickt, die Motivflächen wurden mit jeweils 2 Reihen von Kettenstichen umgeben.
D_056_3Das Muster des ersten Herzens wird aus Limetrosen, paarweise angeordneten Wickelstichstangen und Rosenstichen gebildet. Die vier Blütenblätter der Nelke sind spiegelbildlich an der Längsachse mit zwei Mustern gefüllt. Rosenstiche bilden das erste Muster, während Quadrate aus Wickelstichstangen, gefüllt mit diagonal verlaufenden Plattstichen, das zweite Muster kreieren.
Das Mittelteil der kreisförmigen Blüte ist mit Rosenstichen bestickt. Die 6 Blütenblätter sind spiegelbildlich verziert. Kästchenstiche, Grundstiche und das 2er-Wickelstichmuster sind hier zu finden.
D_056_4Das zweite Herz ist gefüllt mit Blöcken aus Wickelstichstangen, wobei sich einfache und doppelt breite Wickelstichstangen abwechseln.
Die Blütenblätter der zugehörigen Nelke sind mit Kästchenstichen gefüllt.
D_056_5Das dritte Herz ist mit einem Muster aus Wickelstichstangen und Rosenstichen gefüllt. Für die Blütenblätter der zugehörigen Nelke wurden abwechselnd Reihen von Kästchenstichen und Wickelstichstangen gestickt.
D_056_6Das vierte Herz hat ein Muster aus einem Rosenstichraster, in das doppelt breite Wickelstichstangen gestickt wurden. Die Blütenblätter der dazugehörigen Nelke sind genauso gestaltet wie die der ersten Nelke.

Dieses Kranzmuster enthält viele kleine Flächen. Sie wurden mit verschiedenen Mustern gefüllt, die meist gelungen aussehen. So ist dieses Deckchen eine gute Vorlage, um zu sehen, wie man kleine Flächen unterschiedlich und erfolgreich besticken kann.

Historische Schwälmer Weißstickerei und Spitze

Früher wurde Schwälmer Weißstickerei oft mit Spitze kombiniert. Die gebräuchlichste Spitze war Nadelspitze, doch es gab auch andere Arten von Spitze in der Schwalm.

Bis jetzt habe ich sechs verschiedene Arten von Spitze in der Schwalm gefunden:
1. Nadelspitze
2. Klöppelspitze
3. maschinell gefertigte Spitze
4. Sprang
5. Filet
6. Dresdner Spitze

Ärmelbündchen eines traditionellen Schwälmer Mieders, verziert mit Nadelspitze, Weißstickerei und einem Stopfhohlsaum.

Ärmelbündchen eines traditionellen Schwälmer Mieders, verziert mit Nadelspitze, Weißstickerei und einem Stopfhohlsaum.

1. Nadelspitze war die am meisten verwendete Spitze in der Schwalm. In Kombination mit Schwälmer Weißstickerei wurde sie an den Ärmelbündchen der weißen Mieder, an den Vorderteilen und den Ärmelbündchen der schwarzen Miederjäckchen, an den Oberkanten der Taillenbänder der weißen Schürzen und an den Kragen, Ärmelbündchen und Ausschnittkanten der Herrenhemden gearbeitet.

Nadelspitze wurde in einer breiten Palette verschiedener Musterungen hergestellt.

Farbige Nadelspitze findet man als Schmuck von Strumpfbändern und Kappenschnüren.

Ärmelbündchen eines traditionellen blauen Schwälmer Mieders, dekoriert mit Klöppelspitze, Weißstickerei und Kreuzstich-Initialen.

Ärmelbündchen eines traditionellen blauen Schwälmer Mieders, dekoriert mit Klöppelspitze, Weißstickerei und Kreuzstich-Initialen.

Traditionelles blaues Ziertaschentuch, dekoriert mit Klöppelspitze, Weißstickerei und einer Krone und Initialen aus Kreuzstichen.

Traditionelles blaues Ziertaschentuch, dekoriert mit Klöppelspitze, Weißstickerei und einer Krone und Initialen aus Kreuzstichen.

2. Klöppelspitze in Verbindung mit Schwälmer Weißstickerei findet man an den Ärmelbündchen der blauen Mieder und an den Kanten der blauen Ziertaschentücher.

Klöppelspitze findet man auch an Bettüberwürfen, Türhandtüchern und den Vorderkanten der blauen Abendmahlshauben. Gestrickte Schwälmer Babymützchen wurden mit Klöppelspitze umrandet.

Paradekissen, dekoriert mit maschinell gefertigter Spitze, Erbslochhohlsaum, Kästchenhohlsaum einer Schwälmer Krone und einer Jahreszahl sowie Initialen in Kreuzstich.

Paradekissen, dekoriert mit maschinell gefertigter Spitze, Erbslochhohlsaum, Kästchenhohlsaum einer Schwälmer Krone und einer Jahreszahl sowie Initialen in Kreuzstich.

3. Maschinell gefertigte Spitze findet man an Paradekissen, Bettüberwürfen und Türhandtüchern.
Meist wurde diese Spitze als zusätzliche Dekoration der Ränder von Teilen eingesetzt, die mit Schwälmer Weißstickerei bestickt waren. Manchmal wurde sie mit Stopfhohlsäumen und Schwälmer Kronen kombiniert. Es gibt aber auch Beispiele von Teilen mit sehr aufwändig gearbeiteten Weißstickereiborten, neben denen zusätzlich maschinell gefertigte Spitzen eingesetzt wurden.
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Zwei Ausschnitte eines Türhandtuches, dekoriert mit Schwälmer Weißstickereiborten, Erbslochhohlsäumen, Stopfhohlsäumen und Sprang.

Zwei Ausschnitte eines Türhandtuches, dekoriert mit Schwälmer Weißstickereiborten, Erbslochhohlsäumen, Stopfhohlsäumen und Sprang.

4. Sprang findet man an Türhandtüchern und Bettüberwürfen.
Bettüberwurf mit zwei unterschiedlichen Kronen und Initialen, Filetspitze und maschinell gefertigter Spitze.

Bettüberwurf mit zwei unterschiedlichen Kronen und Initialen, Filetspitze und maschinell gefertigter Spitze.

5. Filet findet man an Bettüberwürfen und Türhandtüchern.
Sehr altes, blau eingefärbtes Ziertaschentuch. Es ist verziert mit einer Schwälmer Krone und Initialen in Kreuzstich, Weißstickereimotiven und einem Band aus Dresdner Spitze, das sich über zwei Seiten des Tuches erstreckt. An den beiden übrigen Kanten wurde eine schmale Klöppelspitze angesetzt (auf diesem Bild nicht zu sehen).

Sehr altes, blau eingefärbtes Ziertaschentuch. Es ist verziert mit einer Schwälmer Krone und Initialen in Kreuzstich, Weißstickereimotiven und einem Band aus Dresdner Spitze, das sich über zwei Seiten des Tuches erstreckt. An den beiden übrigen Kanten wurde eine schmale Klöppelspitze angesetzt (auf diesem Bild nicht zu sehen).

6. Dresdner Spitze habe ich an einem Ziertaschentuch gefunden.

All diese Spitzenarten werden Bestandteil zukünftiger Beiträge sein und dort detailliert abgehandelt werden.

Die Flächenfüllmuster des historisches Schwälmer Miederärmels A

Die Stickerei des Schwälmer Miederärmels A ist sehr variantenreich. Das verwendete Leinen hat 18/20 Fäden/cm. Das Bild zeigt die Gesamtansicht der Weißstickereiborte in einer Fotomontage.
MA2_0_gesamtBitte beachten Sie, dass das gesamte Muster nur eine Höhe von knapp 14 cm aufweist. Die unten zu sehenden Fotos zeigen starke Vergrößerungen; in der Realität ist die Stickerei sehr fein.

Nun folgen Details der Gestaltung der einzelnen Flächen. Um die einzelnen Motive dem Gesamtbild leicht zuordnen zu können, hilft der Überblick mit der entsprechenden Nummerierung.
MA2_0_Zuordnung1.
Der Kreis hat keine Knötchenstichumrandung. Statt dessen wurden zwei Reihen Kettenstiche nebeneinander gestickt. Der Rand wurde mit 2 kurz-2 lang Stichen umgeben. Die Fläche wurde mit einem Muster gefüllt, das aus Wickestichstangen und Rosenstichen besteht. Es ist leider – auch unter der Lupe – schwer zu erkennen. Es entspricht in etwa dem Muster 450. Ich habe es ausprobiert und werde das Ergebnis im Detail als Flächenfüllmuster 478 in meinem nächsten Beitrag zeigen. Üblicherweise wird dieses Muster als Limetmuster gearbeitet (sowohl längs als auch quer immer abwechselnd 3 Fäden stehen lassen, 1 Faden ziehen). Hier ist es aber als einfaches Durchbruchmuster gestickt, d. h., nur in Längsrichtung wurden abwechseln 3 Fäden stehen gelassen und 1 Faden gezogen. So erklärt sich auch das etwas verwaschene Erscheinungsbild. Allerdings wurden die Wickelstiche wohl über 2 Fäden in der Höhe schräg gelegt und dadurch insgesamt nur 8 Stiche in einer Stange/Reihe gestickt. Auch wurden die Stiche abwechselnd einmal nach rechts und einmal nach links steigend gearbeitet.

Die freie Fläche am Übergang zum nächsten Motiv wurde mit dicht bestickten Knötchenstichspiralen und Punkten aus Bouillonknoten gefüllt.
MA2_12.
Die Tulpe wurde mit geschnürten Messerspitzen umgeben.
Die Innenfläche wurde mit einem lichten Muster (2 Fäden stehen lassen, 2 Fäden ausziehen; dann Grundstich) versehen, in das Quadrate aus 2×2 Rosenstichen schachbrettartig eingestickt wurden.
Dieses Muster trägt den Namen „Viererfensterchen Rosenstich“.
MA2_2Die Fläche rechts der Tulpe ist mit Blättern und und einem Stiel, der zur Sonnenblume führt sowie einer kleinen Tulpe aus Plattstichen und Knötchenstichen bestickt. Auch finden sich wieder ein paar kleine Punkte aus Buillonknoten.

3.
Die Sonnenblume (Kreis) ist nur teilweise mit Schnürlochbögen umgeben, denn die einzelnen Motivflächen des Gesamtmusters sind so dicht gesetzt, dass der Zwischenraum nicht immer ausreichte, um alle Motive komplett mit Randverzierungen zu umgeben.
MA2_3Man muss sich vorstellen, dass nicht alle Stickerinnen über komfortable Musterzeichnungen verfügten. Oft wurden nur die Konturen einfacher Formen auf den Stoff gezeichnet, wie in dem unten gezeigten Beispiel zu sehen. Details der Stickerei wurden erst während der Arbeit festgelegt.
Das erklärt auch, dass die Umrandungsstiche mancher Motive unterschiedlich groß sind.
MA2_4Die Kreisfläche ist gefüllt mit einem lichten Muster, bei dem aber nicht überall ein Grundstichgitter gearbeitet wurde. Von unten rechts baut sich das Muster wie folgt auf: 3 Reihen Grundstiche, 2 Reihen Rosenstiche, 4 Reihen Grundstiche und 2 Reihen Rosenstiche. In die 4 Grundstichreihen wurden dann treppenartig Stopfstiche über 3 Kästchen in der Breite und 1 Kästchen in der Höhe eingestickt.

In die Zwischenraumfläche oben rechts des Kreises wurde ein Schürloch gestickt.

4.
Das Herz hat eine Messerspitzenverzierung am Rand. Die Fläche ist gefüllt mit einem lichten Muster mit Grundstichgitter. In dieses wurde das Rosenstichmuster „8 Rosenstiche im Quadrat um ein freibleibendes Kästchen bei einem Abstand der Quadrate von einer Kästchenreihe“ gestickt (siehe Grundlagen der Schwälmer Weißstickerei, Seiten 62-65).

Es sieht so aus, als wären die Kettenstiche erst nach der Fertigstellung des Flächenfüllmusters gearbeitet worden. Das habe ich selbst auch schon ausprobiert. Durch das nachträglich Sticken erhält man zwar saubere Ränder des Flächenfüllmusters; die Kettenstiche lassen sich aber längst nicht so angenehm sticken, als wenn man es vor dem Fadenauszug tut. Es ist viel schwieriger, sie gleichmäßig lang hinzubekommen.

Das Herzmuster wurde so dicht an den Rand des Stoffzuschnittes gesetzt, dass es später teilweise in der Naht verschwand.

Um die freien Flächen unterhalb des Herzens zu füllen, wurden dichte Knötchenstichspiralen gearbeitet.
MA2_55.
Das Herz in der Mitte des Designs wurde mit einer Doppelreihe von Knötchenstichen umgeben. Es wurden keine Kettenstiche gestickt. Die Fläche wurde mit einem lichten Muster ohne Grundstichgitter gefüllt. Doppelreihige Rosenstichrhomben mit einem freien Kästchen in der Mitte wurden eingestickt. (Eine Außenkante eines Rhombus besteht aus 3 Rosenstichen.)
MA2_66.
Das obere Blatt hat sowohl eine Knötchenstich- als auch eine Kettenstichumrandung. Allerdings sind die Kettenstiche außerhalb der Knötchenlinie gestickt.

Die Innenfläche ist mit dem gleichen lichten Muster gefüllt, welches auch für die Kreisfläche 3 gewählt wurde. Es wurde nicht überall ein Grundstichgitter gearbeitet. Von unten rechts baut sich das Muster wie folgt auf: 2 Reihen Rosenstiche, 4 Reihen Grundstiche und 2 Reihen Rosenstiche; die verbleibende Fläche wurde mit Grundstichen gefüllt. In die 4 Grundstichreihen wurden dann treppenartig Stopfstiche über 3 Kästchen in der Breite und 1 Kästchen in der Höhe eingestickt.

Während dieses Muster in den Kreisflächen 3 links und rechts der Mittelachse in die gleiche Richtung steigend gestickt wurde, so erscheint es in den Blattformen links und rechts der Mittelachse spiegelbildlich, wie man der zu Beginn dieses Beitrages gezeigten Gesamtansicht entnehmen kann.
MA2_7Das gleiche Blatt des zweiten Ärmels hat das Flächenfüllmuster geschickter angeordnet, wie man beim Vergleich von oberem und unterem Bild feststellen kann.
MA2_7a7.
Das unteren Blatt hat ebenfalls sowohl eine Knötchenstich- als auch eine Kettenstichumrandung.
Allerdings sind die Kettenstiche außerhalb der Knötchenlinie gestickt.

Die Innenfläche ist mit mit einem Limetmuster bestickt. Es besteht aus dem sogenannten „Dreiermuster“ – 3er Blöcke von Wickelstichstangen, die schachbrettartig versetzt sind.

Allerdings wurden hier für den Limetgrund nur 2 Fäden stehen gelassen und 1 Faden wurde gezogen. Es wurden Wickelstiche gestickt, die auf der Vorderseite schräg liegen und auf der Rückseite gerade. Die Stangen wurden von unten nach oben und dann zurück von oben nach unten gearbeitet, jedoch ohne die Arbeit zu drehen. Dadurch liegen die Wickelstiche einmal nach rechts und einmal nach links steigend.
MA2_88.
Die nach unten hängende Tulpe oder Glockenblume ist mit Knötchenstichen und innenliegenden Kettenstichen umgeben. Auf drei Seiten ist sie mit geschnürten Messerspitzen verziert. Die Fläche wurde mit einem lichten Muster ohne Grundstichgitter gefüllt. Doppelreihige Rosenstichrhomben mit einem einzelnen Rosenstich in der Mitte wurden eingestickt. Im Gegensatz zu dem unter 5 gezeigten Muster besteht eine Außenkante eines Rhombus aus 4 Rosenstichen. Das Muster ist gut zu erkennen. Es ist nicht mittig angeordnet.
MA2_99.
Die Kreis ist mit einer Doppelreihe von Kettenstichen umgeben. Der äußere Rand wurde teilweise – da, wo der Platz reichte – mit Wimpernstichen verziert. Die Fläche wurde mit einem lichten Muster ohne Grundstichgitter gefüllt. Sich kreuzende Doppelreihen von Rosenstichen mit einem freien Kästchen umgeben von einem einreihigen Rhombus in der Mitte wurden eingestickt. Das Muster ist nicht mittig gesetzt. Für die kleine Fläche ist es zu groß gewählt (für große Flächen wäre es ein sehr ansprechendes Muster).
MA2_10Das gleiche Muster ist auf der gegenüberliegenden Seite der Stickerei besser zu erkennen:
MA2_10a10.
Die kleine, zur Seite liegende Tulpe wurde mit Knötchenstichen und innen liegenden Kettenstichen umgeben und am äußeren Rand – soweit der Platz dafür ausreichte – mit Messerspitzen verziert.
Die Fläche wurde mit einem lichten Muster mit Grundstichgitter bestickt. In das Grundstichgitter wurde ein Rosenstichmuster eingearbeitet. Da es ein großes Muster ist, kann man den genauen Verlauf hier nur erahnen. Es ist ähnlich Muster 4, nur wechseln sich hier „8 Rosenstiche im Quadrat um ein freibleibendes Kästchen bei einem Abstand der Quadrate von einer Kästchenreihe“ mit „Fünferwürfel“ ab – ein ansprechendes Muster, das aber eine viel größere Fläche benötigt, um wirken zu können.
MA2_1111.
Das kleine Herz wurde mit zwei Reihen von Knötchenstichen umgeben. Die Fläche wurde mit einem lichten Muster ohne Grundstichgitter gefüllt. Abwechseln wurde immer eine Reihe Rosenstiche und eine Reihe Grundstiche gestickt.
MA2_1212.
Die große Tuple ist umgeben von Knötchenstichen und außenliegenden Kettenstichen. Der Rand wurde mit dem Muster 2 kurz-2 lang verziert, wobei die Länge der Stiche an den vorhandenen Platz angepasst wurden. Die Fläche wurde mit einem in der Schwalm sehr beliebten und oft gebrauchten Muster bestickt. Es handelt sich um ein einfaches Durchbruchmuster. In diesem Beispiel wurden 2 Fäden stehen gelassen und 1 Faden gezogen. Immer abwechseln wurden 3 Reihen Wickelstiche mit 3 Reihen Mückenstichen gestickt. Allerdings wurden die Wickelstiche auf der Vorderseite schräg über 2 Fäden gestickt und auf der Rückseite gerade. Die Stangen wurden von unten nach oben und dann zurück von oben nach unten gearbeitet, jedoch ohne die Arbeit zu drehen. Dadurch liegen die Wickelstiche einmal nach rechts und einmal nach links steigend.
MA2_1313.
Der Kreis am oberen Rand zwischen Mitte und großer Tulpe ist mit 2 Reihen von Kettenstichen umgeben. Der Rand wurde überall dort, wo der Platz ausreichend war, zusätzlich mit Schürlochbögen verziert. Die Fläche wurde mit einem lichten Muster ohne Grundstichgitter gefüllt.
Abwechselnd wurden 2 Reihen Rosenstiche und 2 Reihen Grundstiche eingestickt.
MA2_1414.
Der Bogen über der Tulpe in der oberen Mitte wurde mit Knötchenstichen umgeben. Am oberen Rand wurden zusätzlich innen liegende Kettenstiche und außenliegende Schnürlochbögen gearbeitet. Die Fläche wurde mit einem lichten Muster ohne Grundstichgitter gefüllt. Ein Zick-Zack-Muster aus Rosenstichen wurde eingestickt – wobei sich einfache und doppelte Reihen abwechseln.
MA2_1515.
Die Tulpe in der Mitte wurde mit Knötchenstichen und außenliegenden Kettenstichen umgeben. An den oberen Ecken und am unteren Rand wurde die Schürlochbogenverzierung des Gesamtmotivs fortgesetzt.
Die Fläche wurde mit einem lichten Muster mit Grundstichgitter gefüllt. Reihen, bei denen sich drei Rosenstiche mit einem freien Kästchen abwechseln, wurde mit einem Abstand von drei freibleibenden Kästchen längs und quer in das Grundstichgitter gestickt.
MA2_1616.
Die Flächen zu beiden Seiten der Mitteltulpe wurden mit Knötchenstichen umgeben und an der Rundung mit innen liegenden Kettenstichen und außenliegenden Schnürlochbögen zusätzlich verziert.
Die Fläche wurde mit einem lichten Muster ohne Grundstichgitter gefüllt. Je eine Reihe Rosenstiche wechselt sich mit einer Reihe von Grundstichen ab. Wie im oberen Bild zu sehen, wurde das Muster so angeordnet, dass es spiegelbildlich einmal nach rechts und einmal nach links steigt.
MA2_1717.
Als letztes soll das kleine Herz vorgestellt werden. Es ist mit einer doppelten Reihe von Knötchenstichen umgeben. Die Fläche wurde mit einem einfachen Durchbruchmuster gefüllt, wobei 2 Fäden stehen blieben und 1 Faden gezogen wurde. Mückenstiche – ein beliebtes und für sehr kleine Flächen jeder Art gut geeignetes Muster – wurden eingestickt.
MA2_18Ich hoffe, die Analyse dieser überlieferten, ca. 170 Jahre alten Stickerei hat Ihnen gefallen. Haben Sie dazu Fragen oder Wünsche? Dann senden Sie doch einfach eine E-Mail oder wählen den Weg über den Kommentar.

Hannie´s prächtiger Ofenschirm

Eigentlich…. ja, eigentlich wollte ich mit dem Baumschmuck-Beitrag meine Blog-Aktivität für dieses Jahr beenden. Doch dann sah ich Hannie´s hinreißend schönen Ofenschirm – ideal für eine Weihnachtspost!
HFS_1Erwärmt er nicht auch Ihr Herz?

Hannie lebt in Johannesburg/Südafrika. Sie lehrt Sticken und ist begeistert von Schwälmer Weißstickerei. Kürzlich schickte sie mir Bilder von ihrem gerade fertiggestellten Projekt „Schwälmer Vogelbaum“. Davon war ich sofort so fasziniert, dass ich sie um Erlaubnis bat, die Bilder auch Ihnen zeigen zu dürfen. Sie willigte ein (und wird sich sicherlich freuen, wenn Sie hier einen Kommentar für sie abgeben). Hannie schrieb (frei übersetzt):

Danke für die Ehre, meinen Ofenschirm auf Ihrer Website zu zeigen – nicht zuletzt ist es Ihr großartiges Design, das wirkt! Als ich dieses Muster zum ersten Mal sah, war ich sofort darin verliebt. Ich erwarb es, nicht wissend, wofür ich es verwenden würde. Bis ich meinen antiken, aus Teakholz gefertigten Rahmen für einen Ofenschirm fand. Das Muster des Schwälmer Vogelbaumes war wie geschaffen dafür.
Passend zu der warmen Farbe des Holzes wählte ich ecrufarbenes 16-fädiges Weddigen Leinen und verwendete ecrufarbenes Vierfachstickgarn Nr. 30.

HFS_2Um die Linien erhabener zu gestalten, stickte ich anstelle der Knötchenstiche Palestrinastiche mit einem Doppelfaden, Die größeren Blätter und die großen Blüten bestickte ich mit Lang-und-Kurz- Plattstichen.
Alles andere habe ich genau nach Ihrer Anweisung gearbeitet. Ich fand die Instruktionen so gut geplant und durchdacht, dass danach zu Sticken ein einziger Spaß war.

HFS_3Nach zweimaligen Waschen und Bügeln war das Teil fertig zum Spannen.
Das habe ich selbst erledigt. Mein Mann passte es in den Rahmen und v o i l a !

HFS_4
Herzlichen Glückwunsch zu diesem Meisterwerk!

Frohe Weihnachten!
und
Alles Gute für das Neue Jahr!

Ein Deckchen mit Messerspitzenverzierung

Ein Deckchen mit einer extravaganten Messerspitzenverzierung entsteht.
Dazu wird ein Kreismotiv mit Messerspitzenrand auf 16-fädiges Leinen (30 cm x 30 cm) aufgebügelt. Das Design hat eine Originalgröße von 12 cm im Durchmesser.
2015-12-12_pdf
Mit Vierfachstickgarn Nr. 16 werden Knötchenstiche entlang der Kreislinie gearbeitet. Die Messerspitzen werden mit Plattstichen bestickt, dazu wird Vierfachstickgarn Nr. 20 verwendet. Eine genaue Arbeitsanleitung hierzu findet man unter Schwälmer Konturenmuster – Messerspitzen (3).
MSpD_2Innerhalb der Knötchenstiche werden mit Vierfachstickgarn Nr. 25 Kettenstiche gestickt. Die Fläche wird mit dem Muster 475 gefüllt.
MSpD_3Um die Randverzierung dem Mittelmotiv anzupassen, werden auch dort Messerspitzen in der gleichen Größe gestickt.

Das Deckchen soll einen etwa 2 cm breiten Saum mit einem 1 cm breiten Einschlag erhalten. So ist von dem 30 cm x 30 cm großen Leinenquadrat innerhalb des Saumes ein Quadrat von 20 cm x 20 cm übrig. Eine Messerspitze misst an der breitesten Stelle 1,2 cm.
20 cm : 1,2 cm = 16,67
Es können also 16 Messerspitzen entlang einer Seite gearbeitet werden.
16 x 1,2 cm = 19,2 cm
Mit den restlichen 0,8 cm wird der Saum auf beiden Seiten um 0,4 cm breiter gearbeitet. Die Grundlinie des Saumes ist also 5,4 cm vom Rand entfernt. Dort wird ein Faden gezogen.

Ein Muster mit 16 Messerspitzen mit einer Breite von 1,2 cm und einer Höhe von 2 cm wird auf Papier gezeichnet.
MSpD_4An einer Schmalseite wird ein Eckmuster dazugesetzt. Die Messerspitzendekoration soll außerhalb der Grundlinie des Saumes gestickt werden.
MSpD_5Das Muster wird entlang der Grundlinie jeder Seite auf das Leinen gebügelt. Dabei muss man sehr darauf achten, dass die Fadenrinne exakt genauso lang ist wie das Papiermuster (Bügeln in die eine oder die andere Richtung hilft, die exakte Länge zu erhalten).
MSpD_6Nachdem die Messerspitzen gestickt sind, wird 1 cm vom Rand entfernt ein Faden gezogen.
MSpD_7Der Saum wird an der Grundlinie befestigt.
MSpD_8Gewaschen, gestärkt und gebügelt ist ein Deckchen mit einer extravaganten Messerspitzenverzierung fertiggestellt.
MSpD_9