Flächenfüllmuster Nr. 580

Flächenfüllmuster Nr. 580

Kategorie: Limet-Muster
verwendetes Leinen: 13.5-fädig
verwendetes Garn: Vierfachstickgarn Nr. 20
angewandte Stiche: Wickelstiche und Limetrosenteile
Mitte: Kreuzung zweier Fadenrinnen (in anderen Konturformen: mittlere Längsachse = Fadenrinne)
Breite eines Mustersegmentes = 20 Gewebefäden

Dieses Muster für größere Motive kann sowohl in Flächen mit geradem Fadenlauf als auch in Flächen diagonal zum Fadenlauf wirkungsvoll eingesetzt werden.

Das hier zuerst gezeigte Muster ist nur eine Arbeitsprobe. Eingebettet in eine Motivfläche findet man es am Ende dieses Beitrages.

Zuerst erstellt man ein Limet-Fadengitter mit einer Kreuzung zweier Fadenrinnen im Zentrum, indem man sowohl horizontal als auch vertikal jeden vierten Faden auszieht.

Um den Mittelpunkt herum lässt man ein Quadrat aus 4 x 4 Kästchen unbestickt und arbeitet Wickelstiche um dieses Quadrat herum.

Man fährt fort, Wickelstichstangen über ein Kästchen (3 Fäden) in der Breite und über 4 Kästchen (12 Fäden) in der Höhe treppenartig zu sticken

bis die gesamt Fläche gefüllt ist.

Es haben sich frei bleibende Quadrate von 4 x 4 Kästchen gebildet. In diese werden Limetrosenteile gestickt. Man arbeitet mit 56 Stichen gegen den Uhrzeigersinn.
Man sticht von einem Eckpunkt ausgehend ein Kästchen diagonal nach innen aus

und *umwickelt dieses Eckkästchen

mit 7 Stichen, jeweils vom gleichen Ausstichpunkt ausgehend. Der Arbeitsfaden wird nach jedem Stich moderaten gespannt, sodass er glatt liegt, aber keine Gewebefäden zusammenzieht.
Nach dem siebten Stich führt man die Nadel zum Mittelpunkt des 4 x 4 Kästchen-Quadrats.

Von dort aus arbeitet man 7 Stiche zwischen Mittelpunkt und Rand, am Rand jeweils einen Gewebefaden weiter wandernd.

Nach dem siebten Stich führt man die Nadel ein Kästchen gerade nach unten*

dreht die Arbeit um 90° im Uhrzeigersinn und wiederholt die Schritte (*)

insgesamt drei mal.

Nach dem 56. und letzten Stich, führt man die Nadel zum ersten Ausstichpunkt des nächsten 4 x 4 Kästchen-Quadrates, indem man den Arbeitsfaden auf der Rückseite durch bereits vorhandene Stiche zieht,

und arbeitet dann wie vor beschrieben, bis die gesamte Fläche gefüllt ist.

Diese Anordnung von Vierteln der einfachen Limetrose und 7 Stichen der doppelten Limetrose habe ich „Lebkuchen“ genannt, weil die Formation mich an das in Deutschland beliebte weihnachtliche Gebäck erinnert.

Dieses hübsche Muster kann man auch in Motive mit diagonalem Fadenlauf sticken, wie hier bei der Tulpe zu sehen ist.

Dazu muss man allerdings das Limet-Fadengitter entsprechend vorbereiten. Einzelheiten dazu findet man in diesem Beitrag.

Dann fährt man in der gezeigten Weise fort.

Nun wünsche ich Ihnen eine genußvolle Zeit. Ich werde jetzt eine Pause einlegen und melde mich dann mit einem Newsletter wieder.

Stickerei für eine Tasche (2)

Die Stickerei ist fertig.

Ich möchte sie so auf der Tasche aufbringen, dass man sie jederzeit einfach wieder abnehmen kann – um sie zu waschen oder einem anderen Verwendungszweck zuzuführen.

Die Stoffränder werden mit Zick-Zack-Stichen gesichert. Der 1 cm Überstand wird zur Rückseite gefaltet. Der Saum wird dicht an der Stoffkante festgenäht, sodass man eine Sicherheitsnadel durch den Tunnel führen kann.
Doppelt gelegter Gummifaden (Länge etwa das Doppelte aller vier Seiten) soll die Stickerei auf der Tasche halten.

Die Ecken des Saumes bleiben offen. So kann man den Gummifaden mit der Sicherheitsnadel einmal durch die Säume aller vier Seiten ziehen und später gleichmäßig verteilen.

Es ist ratsam, an den Ecken an Hilfsbändchen durch die Schlaufe des Gummis zu ziehen, um das Gummi später leicht vom Stoff weg ziehen zu können.

Die Gummifadenenden werden zusammengeknotet. Das Gummi wird gleichmäßig verteilt, sodass nirgendwo zu viele Falten entstehen.

Die Stickerei soll an den Ecken mit Knöpfen befestigt werden. Ich lege die Position der Knöpfe fest und ziehe eine dicken Faden durch die Rückseite eines Zwirn-Knopfes.

Das eine Fadenende wird an der festgelegten Position durch den Filz

zur Innenseite gezogen.

Das andere Fadenende wird eingefädelt und dicht neben der ersten Einstichstelle ebenfalls durch den Filz gezogen.

Beide Fadenenden werden weiter ins Innere der Tasche gezogen,

bis der Knopf dicht auf dem Filz liegt.

Im Inneren werden die Fadenenden gut zusammengeknotet und dann eingekürzt.

Die Stickerei wird probehalber an den Knöpfen befestigt.
Dazu zieht man zunächst an dem Hilfsbändchen, um das Gummi an den Ecken aus dem Leinen zu ziehen

streift die Schlaufe über den Knopf

und entfernt dann das Hilfsbändchen.

Wenn alles passt,

wird die Stickerei wieder abgenommen – daran denken, die Hilfsbändchen wieder einzuziehen -, gewaschen, gestärkt und gebügelt.

Dann wird sie wieder an der Knöpfen der Tasche befestigt und ist fertig für den Gebrauch.

Stickerei für eine Tasche (1)

Im Moment sind große Filztaschen angesagt. Man kann sie in vielen Farben und verschiedenen Formen kaufen.
Solch eine Tasche finde ich ganz praktisch, um meine Utensilien zu transportieren, wenn ich am Stickkreis teilnehmen will.

Zu meinem Bedauern haben die Behältnisse aber eine Aufschrift, die ich nicht sehr schön finde.

Daher habe ich überlegt, wie man die Tasche dem Anlass entsprechend umgestalten könnte. Mir kam die Idee mit einer die Schrift überdeckenden Stickerei.

Ich wähle handgewebtes Leinen, da es mir in Struktur und Farbton gut zu meiner anthrazitfarbenen Filztasche gefällt.

Meine Tasche ist 45 cm breit und 30 cm hoch. Die Griffe beginnen in einer Höhe von 23 cm. Der verbleibende Platz für eine Stickerei ist also mit 45 cm x 23 cm ungefähr halb so hoch wie breit. Ich will nicht den gesamten Platz ausfüllen, aber die Stickerei im Format dem Taschenformat angleichen und die kompletten aufgedruckten Zeichen verdecken.

Daher wähle ich ein Fertigmaß von 38 cm x 19 cm und gebe auf jeder Seite eine Saumzugabe von 1 cm zu. So schneide ich das Leinen zur Größe 40 cm x 21 cm zu. Ein zu diesem Format passendes Muster ist schnell aufgedruckt.

Die Stickerei kann beginnen.
(Da ich dieses Projekt gleichzeitig als Fotomaterial für eine Kurzpräsentation der Schwälmer Weißtickerei nutzen möchte, verfahre ich nicht wie üblich, sondern gehe immer nur in Teilbereichen vor. So kann man die nötigen Schritte auf einem einzigen Foto nachvollziehen.)

Das sollte Sie aber nicht stören und Sie sollten natürlich wie gewohnt vorgehen.

Das Herz erhält einen lichten Fadenauszug 2:2. Das Fadengitter wird mit Grundstichen gesichert. Flächenfüllmuster 442 wird mit Stopfstichen eingearbeitet.

Die Tulpe erhält einen Limet-Fadenauszug 3:1 und ein Röserich-Flächenfüllmuster (Die schönsten Röserich Flächenfüllmuster)

Der kleine Kreis erhält in der Breite einen Limet-Fadenauszug 4:1 und in der Höhe 3:1, um das Muster trotz des ungleichmäßigen Gewebes gleichmäßig setzen zu können. Ein Kreuz aus Wickelstichstangen wird ins Zentrum gesetzt. Die verbleibenden Flächen werden mit je einem Rosenstich verziert.

Der Vogelbauch erhält ein einfaches Durchbruchmuster 3:1 und ein Waffelstichmuster.
Der Flügel des Vogels hat eine relativ kleine Fläche. Daher wird Fadenauszug 2:1 vorgenommen und das Gitter wird mit Grundstichen gesichert.

Das große Blatt erhält einen Limet-Fadenauszug 3:1 und Marburger Grundstiche als Muster.

In der kleinen Tulpe soll die Jahreszahl versteckt werden. Daher wird der Fadenauszug 2:1 vorgenommen. Das Fadengitter wird mit sehr dünnem Garn mit rückwärtigen Grundstichen (Grundstich verkehrt) gesichert. Der erste Teil der Jahreszahl wird mit Rosenstichen eingestickt (der zweite Teil kommt in die Tulpe auf der gegenüberliegenden Seite).

Bleibt noch der zweite kleine Kreis. Da ich auf diesem Musterstück alle in der Schwälmer Weißstickerei angewendeten Techniken zeigen will, fülle ich die Fläche mit Nadelspitze.

Wie es nach Beendigung der Stickerei weitergeht, erfahren Sie im nächsten Blogbeitrag.

Herzkissen

Um ein kleines Kissen in Herzform herzustellen, benötigt man zwei Stoffstücke gleichen Leinens. Sie sollten so groß sein, dass man sie bequem in einen Stickrahmen einspannen kann. Auf eines der beiden Teile wird das beiliegende Herzmotiv aufgebracht, entweder durch aufbügeln oder durch aufzeichnen unter Verwendung es wasser- oder hitzelöslichen Stiftes.

Die äußere Herzlinie wird mittels farbigem Garn mit kurzen Vorstichen markiert. Das Herz mit Schnürlochbögen wird gestickt.

Die fertige Stickerei und das andere Leinenstück werden unter Zugabe von wenig Waschpulver

in Wasser zunächst eingeweicht und dann gekocht.

Beide Teile werden getrocknet und gut gebügelt übereinandergelegt, so dass die Rückseite der Stickerei außen platziert ist. Dicht entlang der Markierungslinie werden beide Teile nun zusammengenäht. Nur an einer – möglichst geraden – Stelle bleibt ein Stück von ca. 4 bis 5 cm offen. Dort bleibt auch die Markierung erhalten, ansonsten wird sie entfernt.

Die Stoffränder werden auseinandergefaltet und

die Naht wird sehr gut ausgestrichen.

Der Stoffüberstand wird bis dicht an die Naht heran abgeschnitten, aber Vorsicht – es müssen mindesten zwei Gewebefadenkreuze außerhalb der Naht stehen bleiben, damit das Gewebe später nicht ausfranst. Nur an der offenen Stelle bleibt ein Stoffüberstand von ca. 1 cm stehen.

Die Stickerei wird vorsichtig von Innen nach Außen gewendet. Die Nahtstellen werden durch vorsichtiges Hin- und Herschieben zwischen den Fingerspitzen am Außenrand positioniert. Jeweils kleine, aufgelockerte Portionen Füllwatte werden durch die Öffnung in den Herzbeutel gesteckt und dort mit den Fingern zuerst an die Ränder transportiert. Nach und nach wird die gesamte Fläche aufgepolstert.

Nachdem genügend Füllwatte eingebracht wurde, werden die verbliebenen Stoffüberstände auf Höhe der Markierung nach innen gefaltet. Der Markierungsfaden wird entfernt und die Naht mit kleinen überwändlichen Handstichen geschlossen.

Mit nicht zu dünnem Baumwollgarn wird eine Kordel gedreht. Wenn ein Twister vorhanden ist, gelingt das spielend leicht. Aber es geht auch auf alte Art mit Stift oder Holzstäbchen.

An der oberen Mitte beginnend wird die Kordel über der Naht befestigt. Anfang und Ende werden dicht am Stoff fest zusammengenäht.

Die Überstände werden zur Aufhängeschlaufe zusammen geknotet.

Zusammen mit einem eckigen Kissen, den Zapfen, kleinen Engelchen, Glocken, den ausgeschnittenen Herzen, den Schneebällen und vielleicht auch den Pilzen, den Trauben und Blättern oder auch kleinen Beutelchen (hier findet man die Anleitung), Säckchen oder Hängern
kann daraus ein hübscher und ganz individueller Weihnachtsbaumschmuck werden.

Der Sticker Fritz Bierwirth

Auch Männer können hervorragend sticken – das war nicht neu für mich. Nun wurde dieses Wissen aber durch einen Besuch von Fritz Bierwirth untermauert. Er stickt täglich bis zu 5 Stunden. Und das vom Feinsten. Einige seiner Werke hatte er dabei. Diese durfte ich fotografieren, um sie jetzt mit Ihnen zu teilen.
Aber der Reihe nach: Geboren in 1940 entdeckte er schon in den Kinderjahren seine Leidenschaft für Handarbeiten. Mit Stricken und Häkeln verbrachte er einen Großteil seiner Freizeit. Beruflich fuhr er acht Jahre lang Busse durch viele Länder Europas, bevor er dann bis 1998 Straßenbahnen in Kassel steuerte.
Nach Feierabend griff er regelmäßig zur Sticknadel. Anfangs schämte er sich für seine Leidenschaft und ließ alle Handarbeitsutensilien verschwinden, sobald sich ein Besucher ankündigte.

Über die Gobelinstickerei kam er zur Hardanger Technik.

Doch seit er vor etwa 30 Jahren eine Ausstellung der Schwälmer Weißstickerei im Museum in Ziegenhain besucht hatte, fesselte ihn diese Technik, in die er sich selbst einarbeitete.

Vom ersten Augenblick an war er von der Schwälmer Weißstickerei fasziniert, die Begeisterung hat ihn bis zum heutigen Tag nicht losgelassen.

Oft stickt er ganz traditionell in weiß,

manchmal verwendet er dezente Farben.

Für ein paar Jahre musste er seine Tätigkeit unterbrechen. Die Sehkraft ließ nach und die Pflege seiner demenzkranken Frau forderte seine ganze Aufmerksamkeit. Nach deren Tod und einer erfolgreichen Augenoperation greift er wieder gern zur Sticknadel. Mehrere Stunden am Tag beschäftigt ihn sein Hobby. Langeweile kommt bei ihm nie auf.

Neben den traditionellen Konturen arbeitet er auch gern lichte Musterborten, in die er die Motive mit Stopfstichen einstickt.

Bereits 2002 bestickte er ein Taufkleid aus feinstem Leinen sehr aufwändig. Dieses ist im Ausstellungskatalog 2004 abgebildet.
Inzwischen kann er auf eine große Anzahl meist aufwändiger Stickereien zurückblicken.

Auf Wunsch der Tochter fertigt er auch außergewöhnliche Stücke wie den großen Hasen (Bild ganz oben) oder den dem asymmetrischen Tisch angepassten Tischläufer.

Gegenwärtig hat er ein Deckchen in Arbeit, das er passend zur Einrichtung in Grüntönen bestickt. Nachdem viele Garnstärken des Vierfachstickgarns nicht mehr zu bekommen waren, hat er für sich Sticktwist als Garn für die Schwälmer Weißstickerei entdeckt. Mit den sechs Einzelfädchen des Twists kann er sich jede gewünschte Stärke zusammenstellen. Er verwendet gern 1-fädigen Twist für die Grundstiche. So bleiben die Löcher des Gitters größer und die Muster kommen besser zur Geltung. Mehrere Einzelfädchen dreht er vor dem Sticken zusammen. So behalten alle die gleiche Spannung und es bilden sich keine Schlaufen.