Handgewebtes Leinen (F I) im Test

Zur Zeit teste ich mal wieder altes, handgewebtes Leinen auf seine Tauglichkeit für die Schwälmer Weißstickerei.

Handgewebtes Leinen ist der ideale Grundstoff für die Schwälmer Weißstickerei. Auf diesen überlieferten Geweben entfaltet die Stickerei eine plastischere Wirkung als auf industriell gewebtem Leinen, wie der Vergleich der Stickerei des gleichen Musters auf den beiden Untergründen zeigt.

Auch wenn die Fotos nicht sehr gut und klar sind, erkannt man doch den Unterschied der Entfaltung der Stickerei zwischen dem industriell

und dem handwerklich gefertigten Gewebe.

Aber es gibt riesengroße Unterschiede in der Qualität der handgewebten Leinen. Viele der heute noch zu findenden Stoffe sind völlig ungeeignet.
Daher empfiehlt es sich, vor dem Beginn eines größeren Projektes das Leinen zu testen. Wenn die anfänglichen Proben positiv verlaufen sind, sollte man die weiteren Eigenschaften durch eine kleine Probestickerei unter die Lupe nehmen.

Achten kann man dabei zum Beispiel auf folgende Punkte:
1. Erscheinungsbild allgemein – Breite; Originalzustand oder schon gewaschen?; Häufigkeit von Verdickungen und Gewebefehlern
2. Erscheinungsbild der Gewebefäden
3. Flecken
4. Fühlprobe
5. Gleichmäßigkeit des Gewebes
4. Fadenauszug
6. Gleiten der Nadel

Das Leinen befindet sich im Originalzustand des Ballens, zu dem es nach der Fertigung vernäht wurde. Es hat glatte Webkanten und zeigt an zwei Stellen die Stiche, die zum Vernähen des Ballens gesetzt wurden. Dort bleiben nach Auftrennen der Stiche ca. 2,5 cm tief zur Gewebemitte hin größere Löcher sichtbar – das sind aber nur kleine Stellen auf dem insgesamt großen Stoffstück.

Am Anfang und Ende des Ballens müssen ca. je 100 cm abgeschnitten werden, da das Leinen dort zu sehr verzogen ist.
Das Leinen ist 70 cm breit – eine für handgewebtes Leinen gewöhnliche Breite.
Es fühlt sich fest, aber nicht zu steif an. Ich würde den Griff mittel-fest nennen.

Das Leinen zeigt starken Liegeschmutz an der Falte und (meist leichtere) Flecken über die gesamte Fläche. Auch das ist üblich für Leinen, das viele Jahrzehnte gelagert wurde.

Bei einer kurzen Waschprobe verschwanden all diese Verschmutzungen.

Die folgenden Aufnahmen zeigen starke Vergrößerungen und dadurch erscheinen auch die genannten Beeinträchtigungen schlimmer, als sie in Wirklichkeit sind.

Das Gewebe ist sehr dicht, die verwendeten Fäden unterschiedlich dick. So zähle ich 15 bis 18 Kettfäden und 17 bis 20 Schussfäden pro Zentimeter.

Meist sind die Fäden klar voneinander abgegrenzt – ein Zeichen, dass sie sich gut ausziehen lassen.

Es gibt aber auch Stellen mit Verfilzungen.

Hin und Wider (vielleicht einmal pro Meter) findet man Fadenverdickungen

und auch Webfehler.

Der Kettfaden hat sich relativ gut und ohne zu reißen, ausziehen lassen. Beim Ausziehen der Schussfäden rissen diese meist nach ca. 3 bis 5 Zentimetern.

Um das Leinen beim Sticken zu testen, wird ein kleines Motiv (18 cm x 11,5 cm) aufgebügelt und bestickt.

Da das Leinen sehr dicht gewebt ist, kann die Nadel nicht ganz mühelos durch den Stoff gleiten. Doch nach wenigen Stichen hat man sich daran gewöhnt. Das Sticken auf handgewebtem Leinen ist meist etwas anstrengender als das auf industriell gefertigtem.

Der Fadenauszug in den Motivflächen gelang gut. Allerdings musste ich hierbei eine Lupe benutzen.

Das Limet-Fadengitter erscheint trotz der unterschiedlichen Gewebefadendicke relativ gleichmäßig.

Man kann in die vergleichsweise kleine Herzfläche von 4 cm Breite doch viele schöne Füllmuster sticken.

Die Dichte des Leinens erlaubt präzise Oberflächenstickerei.

Die kleine Stickerei kommt auf dem Leinen gut zur Geltung.

Alle Flecken sind restlos verschwunden. Der Webfehler fällt nicht ins Auge und die Fadenverdickungen stören das Gesamtbild nicht. Eine etwas unregelmäßige Struktur ist typisch für handgewebtes Leinen und macht den Reiz des Gewebes aus.

Siehe auch:
Verkaufe handgewebtes Leinen (1)
Eignungstest von Gewebe für Schwälmer Weißstickerei
Leinen: Gewebe aus Flachs-Fasern
Fehler im Leinen – was tun?

Herzkissen

Um ein kleines Kissen in Herzform herzustellen, benötigt man zwei Stoffstücke gleichen Leinens. Sie sollten so groß sein, dass man sie bequem in einen Stickrahmen einspannen kann. Auf eines der beiden Teile wird das beiliegende Herzmotiv aufgebracht, entweder durch aufbügeln oder durch aufzeichnen unter Verwendung es wasser- oder hitzelöslichen Stiftes.

Die äußere Herzlinie wird mittels farbigem Garn mit kurzen Vorstichen markiert. Das Herz mit Schnürlochbögen wird gestickt.

Die fertige Stickerei und das andere Leinenstück werden unter Zugabe von wenig Waschpulver

in Wasser zunächst eingeweicht und dann gekocht.

Beide Teile werden getrocknet und gut gebügelt übereinandergelegt, so dass die Rückseite der Stickerei außen platziert ist. Dicht entlang der Markierungslinie werden beide Teile nun zusammengenäht. Nur an einer – möglichst geraden – Stelle bleibt ein Stück von ca. 4 bis 5 cm offen. Dort bleibt auch die Markierung erhalten, ansonsten wird sie entfernt.

Die Stoffränder werden auseinandergefaltet und

die Naht wird sehr gut ausgestrichen.

Der Stoffüberstand wird bis dicht an die Naht heran abgeschnitten, aber Vorsicht – es müssen mindesten zwei Gewebefadenkreuze außerhalb der Naht stehen bleiben, damit das Gewebe später nicht ausfranst. Nur an der offenen Stelle bleibt ein Stoffüberstand von ca. 1 cm stehen.

Die Stickerei wird vorsichtig von Innen nach Außen gewendet. Die Nahtstellen werden durch vorsichtiges Hin- und Herschieben zwischen den Fingerspitzen am Außenrand positioniert. Jeweils kleine, aufgelockerte Portionen Füllwatte werden durch die Öffnung in den Herzbeutel gesteckt und dort mit den Fingern zuerst an die Ränder transportiert. Nach und nach wird die gesamte Fläche aufgepolstert.

Nachdem genügend Füllwatte eingebracht wurde, werden die verbliebenen Stoffüberstände auf Höhe der Markierung nach innen gefaltet. Der Markierungsfaden wird entfernt und die Naht mit kleinen überwändlichen Handstichen geschlossen.

Mit nicht zu dünnem Baumwollgarn wird eine Kordel gedreht. Wenn ein Twister vorhanden ist, gelingt das spielend leicht. Aber es geht auch auf alte Art mit Stift oder Holzstäbchen.

An der oberen Mitte beginnend wird die Kordel über der Naht befestigt. Anfang und Ende werden dicht am Stoff fest zusammengenäht.

Die Überstände werden zur Aufhängeschlaufe zusammen geknotet.

Zusammen mit einem eckigen Kissen, den Zapfen, kleinen Engelchen, Glocken, den ausgeschnittenen Herzen, den Schneebällen und vielleicht auch den Pilzen, den Trauben und Blättern oder auch kleinen Beutelchen (hier findet man die Anleitung), Säckchen oder Hängern
kann daraus ein hübscher und ganz individueller Weihnachtsbaumschmuck werden.

Schwälmer Band (1) Musterübertragung

Schwälmer Band (1) – Musterübertragung

Meinen ursprünglichen Plan, auf industriell gewebtem Streifenleinen zu sticken, habe ich aufgegeben. Statt dessen verwendete ich 17/16-15-fädiges handgewebtes Leinen

und schnitt es auf ein Maß von 200 cm x 35 cm zu. Die mittlere Längsachse wurde entlang eines Gewebefadens mittels kurzer Vorstiche mit farbigem Nähgarn markiert.

Nun gibt es verschiedene Arten der Musterübertragung – mittels Bügelmusterstift, durchpausen mittels Blaupapier, durchstechen mit Hilfe von Blaupapier, Lichtpausen mit hitze– oder wasserlöslichen Stiften (es gibt sie auch von anderen Firmen als den hier genannten). Inzwischen habe ich viel mit den letztgenannten Stiften gearbeitet und meine anfänglichen Bedenken dagegen aufgegeben.

Jede Version hat Vor- und Nachteile. Schön bei den letztgenannten Stiften ist, dass sie während der Arbeit nicht verblassen und später einfach auszuwaschen sind. Allerdings muss man direkt auf das Leinen zeichnen. Durch die Unebenheiten zwischen Fäden und Fadenzwischenräumen verspringt der Stift ein wenig.

Da aber das alte, handgewebte, sehr schwere Leinen nicht durchscheinend genug für eine Lichtpause war – die Vorlage war klar und deutlich, aber das Licht nicht hell genug –

entschied ich mich zum Aufbügeln des Musters und benutzte meinen DEKA-Stift. Schon bei früheren, kleineren Bügel-Designtransfers hatte ich festgestellt, dass sich die Farbe nur schwer vom Papier löste und daher nur schwach auf das Leinen übertragen wurde. So habe ich erst einmal Proben mit verschiedenen Papieren durchgeführt. Das billigste, dünne Butterbrotpapier funktionierte am besten,

dem Architektenpapier haftete die Farbe zu fest an. Auch ist es wichtig, ein sehr heißes Eisen zu haben. Für solche Zwecke habe ich ein altes Bügeleisen, das hoch aufheizt.

Das Butterbrotpapier habe ich in Rollenform mit 25 cm Breite gefunden – ideal für mein Vorhaben. Darauf wurde das Muster in verschiedenen, nicht zu langen Abschnitten übertragen.

Sind die Bügelmuster kurz, benötigt man keine spezielle Unterlage, die Positionierung gestaltet sich einfacher und man kann viel leichter überprüfen, ob die Muster vollständig übertragen wurden.
Um die Linien nicht zu breit werden zu lassen, musste der Bügelmusterstift oft frisch angespitzt werden. Mit dem richtigen Spitzer funktionierte das einwandfrei. Die Mine ist nicht einmal abgebrochen. Dennoch hat der neue Stift während des Zeichnens des aufwändigen Musters ca. 5 cm seiner anfänglichen Länge von 17,5 cm eingebüßt.

Um das Muster auf dem Bügelbrett übertragen zu können, habe ich immer nur den Teil des Leinens, der gerade jetzt das Design erhalten sollte, glatt gelegt. Das restliche Stück wurde aufgerollt.

Das Bügeleisen auf höchste Stufe erhitzt, das Bügelbrett damit schon mal gut vorgewärmt, das Leinen gerade ausgerichtet und auch schon mal über gebügelt zum Vorwärmen, das Muster passgerecht positioniert und mit wenigen Stecknadeln befestigt, begann der entscheidende Arbeitsschritt. Ich habe an der rechten Seite mit dem Aufbügeln begonnen. Das Eisen darf niemals während des Vorgangs hochgehoben, sondern immer nur verschoben werden. Nach einiger Zeit des Bügelns habe ich das Eisen etwas nach links verschoben, die rechten Stecknadeln entfernt und das Papier leicht und vorsichtig angehoben, um zu prüfen, ob alle Linien klar und deutlich übertragen wurden. War das nicht der Fall, wurde das Bügeleisen nochmal in seine vorherige Position zurück geschoben und das Papier mit der Farbe länger erhitzt. Manchmal hatte ich das Gefühl, das Leinen würde ansengen, aber es ist nur ganz leicht braun geworden. So arbeitete ich mich Stück für Stück nach links vor, bis der vorbereitete Abschnitt des Muster vollständig übertragen war. Das fertige Teil wurde aufgerollt, der nächste Abschnitt vorbereitet.

So wurde die gesamte Motivborte Stück für Stück aufgebügelt, bis das lange Band in seiner ganzen Schönheit vor mir lag. Die angesengten Stellen sind kaum mehr wahrzunehmen, das Muster ist deutlich, aber nicht übermäßig stark aufgetragen.

Damit habe ich die ersten vier Stunden in das Projekt investiert – mein sorgfältiges Arbeiten hat sich gelohnt.

Schwälmer Band – Konturenmuster

Fehler im Leinen – Was tun? (1)

Handgewebte Leinen weisen oft eine Reihe von kleinen Fehlern auf. Die meisten kann man unbeachtet lassen.

Handelt es sich aber um einen Fehler, der den Gesamteindruck stören würde, sollte man einen Weg finden, ihn zu vertuschen.

Ein deutlicher Fehler in Form einer starken Fadenverdickung – allerdings ohne Knoten – fand ich im unteren Bereich des Korbmotivs von Kissen 3.

Zunächst einmal habe ich versucht, einen Teil der Fasern mit Hilfe einer Nadelspitze zur Rückseite zu ziehen und von dort aus abzuzupfen.

Das gelang aber nur bedingt, die Fadenverdickung war immer noch so stark, dass sie sich störend auf die Gleichmäßigkeit vieler Füllmuster ausgewirkt hätte. Also musste ein Füllmuster gefunden werden, dass den Mangel überdeckt.

Ich entschied für breite Wickelstichstangen, zählte die senkrechten Gewebefäden von der mittleren Längsachse ausgehend (24 Fäden bis zum Fehler) und legte dann die Breite der Wickelstiche auf 5 Gewebefäden fest. Vorsichtshalber begann ich nicht in der Mitte des Motivs mit dem Fadenauszug, sondern links und rechts neben der Fehlerstelle.

Von dort aus wurde der weitere Fadenauszug für ein einfaches Durchbruchmuster 5:1 vorgenommen. Der Fadenauszug wurde oberhalb der Schlängchenreihe weitergeführt.

Die schadhafte Stelle wurde überstickt

und ist nach der Wäsche nur für diejenigen noch sichtbar, die wissen, wo der Fehler war.

Adventskalender 2023 – Tag 23

Adventskalender 2023 – Krippenszene
Gewand des dritten weisen Mannes

Das Gewand von dem dritten weisen Mann besteht aus sehr vielen kleinen Flächen. Daher muss die Musterung entsprechend werden – klein und ruhig.

Der Fadenauszug wird 2:1 vorgenommen und

einfache Marburger Grundstiche werden in die Mantelteile gestickt.

Die Teilungslinien für die Ärmel werden erst nach Fertigstellung des Flächenfüllmusters gestickt.

Die wellenförmigen Verzierungen werden mit umwickelten Kettenstichen (Vierfachstickgarn Nr. 25) gestickt.

Im Gegensatz zu dem luftigen Mantelmuster soll der Schal ein dichtes Muster erhalten. Ich entscheide mich für das Wickelstichmuster „Kleines Perlmuster“ (Wickelstiche Seite 43) (Vierfachstickgarn Nr. 20).

Auf dem Foto ist der Unterschied beider Muster eher gering. Nach dem Waschen wird es anders aussehen.

Am Ende wurde die freie Gefäßfläche noch – ohne Fadenauszug – mit winzigen Mückenstichen (Vierfachstickgarn Nr.25) gefüllt.

Mit dem dritten weisen Mann ist auch die letzte Figur gestickt. Jetzt muss das Projekt noch gesäumt, gewaschen, gestärkt und gebügelt werden.

Bilder vom Endergebnis werden folgen.

Adventskalender 2016
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Adventskalender 2023 – Konturenmuster
Adventskalender 2023 – Vorbereitende Arbeiten
Adventskalender 2023 – Frisuren und Gesichtszüge der weisen Männer
Adventskalender 2023 – Hände
Adventskalender 2023 – Gefäße für die Gaben
Adventskalender 2023 – Kopfbedeckungen
Adventskalender 2023 – Schafe
Adventskalender 2023 – Fußbekleidung
Adventskalender 2023 – Gewand des ersten Hirten
Adventskalender 2023 – Stock des ersten Hirten
Adventskalender 2023 – Gewand des zweiten Hirten (A)
Adventskalender 2023 – Gewand des zweiten Hirten (B)
Adventskalender 2023 – Gewand des zweiten Hirten (C)
Adventskalender 2023 – Schafwolle
Adventskalender 2023 – Stock des dritten Hirten
Adventskalender 2023 – Gewand des dritten Hirten
Adventskalender 2023 – Marias Gewand (A)
Adventskalender 2023 – Marias Gewand (B)
Adventskalender 2023 – Jesus in der Krippe
Adventskalender 2023 – Der Stern von Bethlehem
Adventskalender 2023 – Josefs Gewand
Adventskalender 2023 – Gewand des ersten weisen Mannes
Adventskalender 2023 – Gewand des zweiten weisen Mannes