Herzkissen

Um ein kleines Kissen in Herzform herzustellen, benötigt man zwei Stoffstücke gleichen Leinens. Sie sollten so groß sein, dass man sie bequem in einen Stickrahmen einspannen kann. Auf eines der beiden Teile wird das beiliegende Herzmotiv aufgebracht, entweder durch aufbügeln oder durch aufzeichnen unter Verwendung es wasser- oder hitzelöslichen Stiftes.

Die äußere Herzlinie wird mittels farbigem Garn mit kurzen Vorstichen markiert. Das Herz mit Schnürlochbögen wird gestickt.

Die fertige Stickerei und das andere Leinenstück werden unter Zugabe von wenig Waschpulver

in Wasser zunächst eingeweicht und dann gekocht.

Beide Teile werden getrocknet und gut gebügelt übereinandergelegt, so dass die Rückseite der Stickerei außen platziert ist. Dicht entlang der Markierungslinie werden beide Teile nun zusammengenäht. Nur an einer – möglichst geraden – Stelle bleibt ein Stück von ca. 4 bis 5 cm offen. Dort bleibt auch die Markierung erhalten, ansonsten wird sie entfernt.

Die Stoffränder werden auseinandergefaltet und

die Naht wird sehr gut ausgestrichen.

Der Stoffüberstand wird bis dicht an die Naht heran abgeschnitten, aber Vorsicht – es müssen mindesten zwei Gewebefadenkreuze außerhalb der Naht stehen bleiben, damit das Gewebe später nicht ausfranst. Nur an der offenen Stelle bleibt ein Stoffüberstand von ca. 1 cm stehen.

Die Stickerei wird vorsichtig von Innen nach Außen gewendet. Die Nahtstellen werden durch vorsichtiges Hin- und Herschieben zwischen den Fingerspitzen am Außenrand positioniert. Jeweils kleine, aufgelockerte Portionen Füllwatte werden durch die Öffnung in den Herzbeutel gesteckt und dort mit den Fingern zuerst an die Ränder transportiert. Nach und nach wird die gesamte Fläche aufgepolstert.

Nachdem genügend Füllwatte eingebracht wurde, werden die verbliebenen Stoffüberstände auf Höhe der Markierung nach innen gefaltet. Der Markierungsfaden wird entfernt und die Naht mit kleinen überwändlichen Handstichen geschlossen.

Mit nicht zu dünnem Baumwollgarn wird eine Kordel gedreht. Wenn ein Twister vorhanden ist, gelingt das spielend leicht. Aber es geht auch auf alte Art mit Stift oder Holzstäbchen.

An der oberen Mitte beginnend wird die Kordel über der Naht befestigt. Anfang und Ende werden dicht am Stoff fest zusammengenäht.

Die Überstände werden zur Aufhängeschlaufe zusammen geknotet.

Zusammen mit einem eckigen Kissen, den Zapfen, kleinen Engelchen, Glocken, den ausgeschnittenen Herzen, den Schneebällen und vielleicht auch den Pilzen, den Trauben und Blättern oder auch kleinen Beutelchen (hier findet man die Anleitung), Säckchen oder Hängern
kann daraus ein hübscher und ganz individueller Weihnachtsbaumschmuck werden.

Der Sticker Fritz Bierwirth

Auch Männer können hervorragend sticken – das war nicht neu für mich. Nun wurde dieses Wissen aber durch einen Besuch von Fritz Bierwirth untermauert. Er stickt täglich bis zu 5 Stunden. Und das vom Feinsten. Einige seiner Werke hatte er dabei. Diese durfte ich fotografieren, um sie jetzt mit Ihnen zu teilen.
Aber der Reihe nach: Geboren in 1940 entdeckte er schon in den Kinderjahren seine Leidenschaft für Handarbeiten. Mit Stricken und Häkeln verbrachte er einen Großteil seiner Freizeit. Beruflich fuhr er acht Jahre lang Busse durch viele Länder Europas, bevor er dann bis 1998 Straßenbahnen in Kassel steuerte.
Nach Feierabend griff er regelmäßig zur Sticknadel. Anfangs schämte er sich für seine Leidenschaft und ließ alle Handarbeitsutensilien verschwinden, sobald sich ein Besucher ankündigte.

Über die Gobelinstickerei kam er zur Hardanger Technik.

Doch seit er vor etwa 30 Jahren eine Ausstellung der Schwälmer Weißstickerei im Museum in Ziegenhain besucht hatte, fesselte ihn diese Technik, in die er sich selbst einarbeitete.

Vom ersten Augenblick an war er von der Schwälmer Weißstickerei fasziniert, die Begeisterung hat ihn bis zum heutigen Tag nicht losgelassen.

Oft stickt er ganz traditionell in weiß,

manchmal verwendet er dezente Farben.

Für ein paar Jahre musste er seine Tätigkeit unterbrechen. Die Sehkraft ließ nach und die Pflege seiner demenzkranken Frau forderte seine ganze Aufmerksamkeit. Nach deren Tod und einer erfolgreichen Augenoperation greift er wieder gern zur Sticknadel. Mehrere Stunden am Tag beschäftigt ihn sein Hobby. Langeweile kommt bei ihm nie auf.

Neben den traditionellen Konturen arbeitet er auch gern lichte Musterborten, in die er die Motive mit Stopfstichen einstickt.

Bereits 2002 bestickte er ein Taufkleid aus feinstem Leinen sehr aufwändig. Dieses ist im Ausstellungskatalog 2004 abgebildet.
Inzwischen kann er auf eine große Anzahl meist aufwändiger Stickereien zurückblicken.

Auf Wunsch der Tochter fertigt er auch außergewöhnliche Stücke wie den großen Hasen (Bild ganz oben) oder den dem asymmetrischen Tisch angepassten Tischläufer.

Gegenwärtig hat er ein Deckchen in Arbeit, das er passend zur Einrichtung in Grüntönen bestickt. Nachdem viele Garnstärken des Vierfachstickgarns nicht mehr zu bekommen waren, hat er für sich Sticktwist als Garn für die Schwälmer Weißstickerei entdeckt. Mit den sechs Einzelfädchen des Twists kann er sich jede gewünschte Stärke zusammenstellen. Er verwendet gern 1-fädigen Twist für die Grundstiche. So bleiben die Löcher des Gitters größer und die Muster kommen besser zur Geltung. Mehrere Einzelfädchen dreht er vor dem Sticken zusammen. So behalten alle die gleiche Spannung und es bilden sich keine Schlaufen.

Schwälmer Herz (1)

Vor vielen Jahren konnte ich während einer Ausstellung ein paar Leinenreste samt dazugehörigen Konturenmustern für kleines Geld erwerben.
Inzwischen habe ich die Rechte an diesen Mustern erworben.
Die hübschen Einzelmotive sind schnell gestickt. Sie bieten sich auch an, um Stoffreste aufzuarbeiten.
Kleinigkeiten wie Bildchen, Beutelchen oder Kisschen sind in kurzer Zeit entstanden. Sie eignen sich daher gut als Mitbringsel und vielleicht auch zum Verkauf als Andenken für Ausstellungen.

Ein solches Motiv habe ich auf 16-fädiges Leinen aufgebügelt. Um die Bügelmusterfarbe deutlich auf den Stoff zu übertragen, habe ich sehr heiß gebügelt. Die leichten Sengspuren, die dabei entstanden, sind deutlich zu sehen. Sie werden später durch die Wäsche verschwinden.

Die Knötchenstiche wurden mit Vierfachstickgarn Nr. 16, Schnürlöcher und Kettenstiche mit Vierfachstickgarn Nr. 30 gestickt. Die gerundeten Blätter wurden mit Plattstichen verziert. Hier wurden 2 Fäden des 6-fädigen Sticktwists verwendet.

Der Limetfadenauszug 3:1 hat eine Fadenrinne in der mittleren Längsachse.

Dort beginnend, wird ein Muster ähnlich dem Flächenfüllmuster 578, jedoch ohne die zwischengesetzten Kästchenstichreihen, mit Vierfachstickgarn Nr. 20 gestickt.

Nach Fertigstellung der Stickerei wird das Teil einige Stunden in Seifenlauge eingeweicht und dann gekocht. Die Farbe hat sich nach zwei Wiederholungen des jeweils kurzen Kochvorgangs vollständig gelöst.

Auch die Sengspuren sind vollständig verschwunden.

Das relativ ruhig wirkende Muster gefällt mir gut im Kontrast zu dem markanten Rand mit den vielen Blättern

und Schürlöchern.

Je nachdem, aus welchem Winkel man es betrachtet, wirkt das Muster unterschiedlich.

Wenn auch Sie dieses kleine Motiv sticken wollen, können Sie sich das handgezeichnete Konturenmuster kostenlos herunterladen.

Flächenfüllmuster Nr. 579

Kategorie: Limet-Muster
verwendetes Leinen: 13.5-fädig
verwendetes Garn: Vierfachstickgarn Nr. 20
angewandte Stiche: Stepp- und Spannstiche
Mitte: Kreuzung zweier Fadenrinnen (in anderen Konturformen: mittlere Längsachse = Fadenrinne)
Breite eines Mustersegmentes = 8 Gewebefäden

Das hier gezeigte Muster ist nur eine Arbeitsprobe. Eingebettet in eine Motivfläche findet man es am Ende dieses Beitrages.

Zuerst erstellt man ein Limet-Fadengitter mit einer Kreuzung zweier Fadenrinnen im Zentrum, indem man sowohl horizontal als auch vertikal jeden vierten Faden auszieht.

Man dreht das Motiv 90° gegen den Uhrzeigersinn und stickt über die mittlere Längsachse Steppstiche über jeweils 3 Gewebefäden.

Am Ende der Reihe sticht man nach Fertigstellung des letzten Steppstiches ein Kästchen diagonal nach oben links aus.

Man unterquert den Arbeitsfaden des ersten Steppstiches

sticht 2 Kästchen unterhalb des Ausstichpunktes ein und führt die Nadel zwei Kästchen nach oben und ein Kästchen nach rechts und sticht aus.

*Man unterquert den Arbeitsfaden des nächsten freien Steppstiches,

sticht 2 Kästchen unterhalb des Ausstichpunktes ein und führt die Nadel zwei Kästchen nach oben und ein Kästchen nach rechts und sticht aus.*

Man wiederholt diese drei Schritte (*), bis die Reihe beendet ist.
*Dann lässt man zwischen einer fertigen Reihe und der nächsten Steppstichreihe einen Abstand von einem Kästchen

und stickt die Musterreihe aus Steppstichen und Spannstichen in der vorher beschriebenen Art.*

Man wiederholt diese beiden Schritte (*),

bis die Fläche vollständig gefüllt ist.

Zurückgedreht in die ursprüngliche Position sieht das Muster so aus:

Dieses Muster kann sowohl als horizontales als auch als vertikales Streifenmuster Verwendung finden. Interessant wikrt es auch, wenn man es von oben nach unten in die Fläche setzt.

Schwälmer Band (18)

Das lange Band ist fertig. An der Wand hängend sieht es schön aus, aber auch auf meinem großen Tisch liegend gefällt es mir gut. Leider lässt es sich in voller Länge nur sehr schwer fotografieren.

Daher folgen hier noch einmal alle Abschnitte von oben nach unten.

In der Wäsche sind Garn und Leinen geschrumpft. Erst dadurch erhielten die Flächenfüllmuster ihr endgültiges Aussehen und ihren speziellen Effekt.

Durch das Bügeln von der linken Stoffseite aus und auf einer dicken, weichen Unterlage platziert konnten sich Stiele, Spiralen, Blättchen usw. in die Unterlage drücken. So hebt sich jetzt sich die komplette Oberflächenstickerei plastisch vom Leinen ab.

Dadurch wird der für die Schwälmer Weißstickerei so typische und charakteristische Gegensatz von Durchbruchstickerei und Oberflächenstickerei erzielt.

Denn die erhabenen kleinen Elemente kontrastieren zu den eher flach wirkenden Flächen der großen Motive.

Viele Bestandteile der Schwälmer Weißstickerei wurden in diesem Projekt angewendet:
Stiele mit Abzweigen
Spiralen
gerundete und spitze, geteilte und ungeteilte Blättchen
Schnürlöcher
kleine Blümchen und andere vegetabile Elemente sowie kleine Herzen
Wimpernstiche
Schnürlochbögen und geschnürte Bögen
2kurz-2lang
Messerspitzen und Schlingstiche
einfache Durchbruchmuster
Limet-Durchbruchmuster
lichte Durchbruchmuster
einige Füllungen ohne Fadenauszug aus dem Bereich der frühen Schwälmer Weißstickerei und
eine Nadelspitzenfüllung.

Natürlich kann man die Stickerei besonders im Bereich der Flächenfüllmuster ganz anders gestalten. Mein Anliegen war es jedoch, möglichst viele verschiedene Muster zur Anwendung zu bringen.

Schwälmer Band – Konturenmuster
Schwälmer Band (1) Musterübertragung
Schwälmer Band (2) Vorbereitende Arbeiten von Abschnitt 5
Schwälmer Band (3) Vorbereitende Arbeiten von Abschnitt 4
Schwälmer Band (4) Vorbereitende Arbeiten von den Abschnitten 3 – 1
Schwälmer Band (5) – Füllungen von Abschnitt 5 II
Schwälmer Band (6) – Füllungen von Abschnitt 5 I
Schwälmer Band (7) – Füllungen von Abschnitt 4 b II
Schwälmer Band (8) – Füllungen von Abschnitt 4 b I
Schwälmer Band (9) – Füllungen von Abschnitt 4 a II
Schwälmer Band (10) – Füllungen von Abschnitt 4 a I
Schwälmer Band (11) – Füllungen von Abschnitt 3 II
Schwälmer Band (12) – Füllungen von Abschnitt 3 I
Schwälmer Band (13) – Füllungen von Abschnitt 2 II
Schwälmer Band (14) – Füllungen von Abschnitt 2 I
Schwälmer Band (15) – Füllungen von Abschnitt 1 II
Schwälmer Band (16) – Füllungen von Abschnitt 1 I
Schwälmer Band (17) – Fertigstellung